Samstag, 13. Februar 2016

Aschermittwoch - Kommentar zu einem Gottesdienst der NAK am 10.02.2016


Der Weg zum Kreuz


Einleitung: "Der Name dieses Tages ("Aschermittwoch") entstand dadurch, dass sich die Menschen zum Zeichen der Buße Asche auf ihre Häupter streuten. In der römischen Kirche werden die Gemeindeglieder auch heute noch mit dem Aschekreuz gezeichnet. Asche erinnert an die Vergänglichkeit alles Irdischen. Öffentliche Büßer wurden früher in der gallischen Kirche am Aschermittwoch aus der Kirche vertrieben (Vertreibung aus dem Paradies) und wurden durch ein Büßergewand und Asche deutlich kenntlich gemacht.In der protestantischen Kirche wird Asche nicht verwendet, weil zu dem Zeitpunkt der Reformation alle Handlungen zum Aschermittwoch und in der Fastenzeit derart materialisiert worden waren, dass darin kein geistlicher Gehalt mehr zu erkennen war. Darum wandte sich die Reformation zunächst ganz von der gottesdienstlichen und rituellen Begehung des Aschermittwoch ab. Inzwischen hat man erkannt, dass eine Fastenzeit durchaus auch evangelisch sein kann. Gott ermahnt uns zu einem Fasten, das die Not der Armen und Unterdrückten lindert und das Gerechtigkeit und Frieden hervorbringt bzw. fördert. Es ist also durchaus nicht das leibliche Fasten damit gemeint. Auf dieser Ebene ist es aber möglich, den Aschermittwoch wieder ernster zu nehmen und diesen Feiertag auch in protestantischen Kirchen gottesdienstlich zu begehen. Welche Riten dabei wieder aufgenommen werden können, ergibt sich aus dem Schwerpunkt des Gottesdienstes. Der Aschermittwoch führt das Thema des Sonntags Estomihi fort. Allerdings wird hier jetzt zu Beginn der Fastenzeit das Evangelium aus der Bergpredigt zum Fasten gewählt, d.h. also der Einstieg in die Fastenzeit wird hiermit vollzogen. Der Schwerpunkt liegt auf der "rechten Frömmigkeit", d.h. auf dem, was Gott von uns will.

Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, eine Zeit, in der wir zur Buße gerufen werden. Wir sollen umkehren, und dies geschieht nicht nur äußerlich; auch unser Herz bewegt und verändert sich. Die Hinwendung zu Gott macht uns zu einer echten Liebe zu unseren Mitmenschen fähig" (www.daskirchenjahr.de).

Am Aschermittwoch besuchte ich einen Gottesdienst der Neuapostolischen Kirche (Gemeinde Holstein Eutin; Unterbezirk Kiel, Apostelbereich Falk). Die Predigt wurde von Apostel Uli Falk gehalten. Die Predigtgrundlage war der Ps 9, 11: "Darum hoffen auf dich, die deinen Namen kennen; denn du verlässest nicht, die dich, HERR, suchen."

Der gesamte Psalm 9 lautet:
Der Herr spricht ein gerechtes Urteil
Dich, Herr, will ich loben von ganzem Herzen, von all deinen Wundern will ich erzählen. Über dich will ich mich freuen und jubeln, zur Ehre deines Namens ein Lied singen, du Höchster! Denn jetzt treten meine Feinde den Rückzug an, dein zorniger Blick wirft sie zu Boden und lässt sie umkommen. Du hast für meine Gerechtigkeit gesorgt und mir zu meinem Recht verholfen. Du hast dich auf den Richterstuhl gesetzt und gerecht geurteilt. Du hast ganze Völker in ihre Schranken verwiesen, die Gottlosen hast du umkommen lassen und ihre Namen für immer und ewig ausgelöscht. Der Feind ist völlig vernichtet, seine Macht für immer zerschlagen. Du hast seine Städte dem Erdboden gleichgemacht; nichts erinnert mehr an sie. Der Herr aber regiert für immer und ewig, er hat seinen Thron zum Gericht aufgestellt. Er selbst wird die Welt in Gerechtigkeit richten, wird den Völkern ein aufrichtiges und gerechtes Urteil sprechen. Den Unterdrückten gewährt der Herr seinen Schutz, in Zeiten der Not ist er für sie eine Burg in sicherer Höhe.  Auf dich, Herr, werden alle vertrauen, die dich und deinen Namen kennen, denn wer deine Nähe sucht, den lässt du nie allein. Singt dem Herrn, der auf dem Berg Zion wohnt, eure Lieder, verkündet unter allen Völkern seine großen Taten! Denn er zieht all die zur Rechenschaft, die Blut vergießen, er kümmert sich um die Verfolgten und überhört nicht die Schreie der Unterdrückten. Sei mir gnädig, Herr, sieh auch meine Not, in die mich der Hass meiner Feinde bringt, hol mich herauf aus dem Totenreich. Dann will ich deinen Ruhm verbreiten in den Toren der Stadt Zion, jubeln will ich über deine Rettung. Da sind Völker in die Gruben gestürzt, die sie für andere gegraben hatten, sie sind mit ihren Füßen im eigenen Fangnetz hängen geblieben. Der Herr hat sich zu erkennen gegeben, indem er Gericht übte: Wer Gott ablehnt, der verstrickt sich in seinen eigenen Machenschaften. Mögen alle Gottlosen im Totenreich enden, alle die Völker, denen Gott gleichgültig ist! Der Unterdrückte aber ist nicht für immer vergessen, und die vom Leid gebeugt sind, müssen ihre Hoffnung nicht aufgeben. Erhebe dich, Herr, lass nicht zu, dass Menschen sich dir widersetzen! Lass alle Völker vor dich treten und zieh sie zur Rechenschaft Versetze sie in Schrecken, Herr, lass alle Völker begreifen, dass sie nur Menschen sind! (NGÜ)

Eine (angedeutete) Evangeliumslesung war die Parabel von der Frau aus Syrophönizien aus Mk 7, 24-29: Und er stand auf und ging von dort in das Gebiet von Tyrus. Und er ging in ein Haus und wollte es niemanden wissen lassen und konnte doch nicht verborgen bleiben, sondern alsbald hörte eine Frau von ihm, deren Töchterlein einen unreinen Geist hatte. Und sie kam und fiel nieder zu seinen Füßen - die Frau war aber eine Griechin aus Syrophönizien - und bat ihn, dass er den bösen Geist von ihrer Tochter austreibe. Jesus aber sprach zu ihr: Lass zuvor die Kinder satt werden; es ist nicht recht, dass man den Kindern das Brot wegnehme und werfe es vor die Hunde. Sie antwortete aber und sprach zu ihm: Ja, Herr; aber doch fressen die Hunde unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder. Und er sprach zu ihr: Um dieses Wortes willen geh hin, der böse Geist ist von deiner Tochter ausgefahren. Und sie ging hin in ihr Haus und fand das Kind auf dem Bett liegen, und der böse Geist war ausgefahren. (GNB)

Kommentar: "Die Parabel ist heilsuniversalistisch auszulegen. Sie bestimmt als 'Sitz im Leben' die urchristliche Debatte, ob Nichtjuden am Heil Israels beteiligt werden können. Diese Normenwundergeschichte zählt zu den frühen Versuchen, den auf Israel konzentrierten urchristlichen Heilspartikularismus durch einen den Rang Israels nicht betreitenden, aber im Blick auf Gottes freie Gnade und Barmherzigkeit relativierenden Heilsuniversalismus zu verändern" (Ulrich Mell: Das Brot der Hunde (Von Kindern und Hunden), 351. In: Zimmermann (2006), 347-351).

Es gilt nach wie vor, dass Gott sein Volk (die Juden) nicht verstoßen hat, sie wird vielmehr von Paulus als "heilige Erstlingsgabe" und "heilige Wurzel" (des Christentums) bezeichnet (Rö 11, 1-16). Darum ist es absurd, dass die christlichen Kirchen heute im Streit darüber sind, wer "das auserwählte Volk" oder "das Volk Gottes" oder "die Braut Christi" oder die "allein seligmachende Kirche" sei. Die Antwort hat Paulus bereits gegeben: die Juden; denn die Zweige können nicht zur Wurzel werden.

"Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, eine Zeit, in der wir zur Buße gerufen werden. Wir sollen umkehren, und dies geschieht nicht nur äußerlich; auch unser Herz bewegt und verändert sich. Die Hinwendung zu Gott macht uns zu einer echten Liebe zu unseren Mitmenschen fähig" (www.daskirchenjahr.de). Die Hinwendung zu Gott lässt uns bescheiden, dankbar und demütig werden, dass uns die "Brosamen" selig machen. Ein sich-erheben über andere Christen oder andere Religionen ist in diesem Sinne "Völlerei" - eine der sieben Todsünden.

Auffällig war jedoch, dass weder der Beginn der Fastenzeit Erwähnung fand noch eine Würdigung Israels als "Volk Gottes" vorgenommen wurde.

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