Sonntag, 28. August 2016

„Wie ökumenefähig ist die NAK?“



Nach der Veröffentlichung des „Katechismus der Neuapostolischen Kirche“ im Jahre 2012 wird die Frage "Wie ökumenefähig ist die NAK?“ innerhalb der christlichen Kirchen in Deutschland kontrovers diskutiert. Neben durchaus wohlwollenden und optimistischen  Einschätzungen finden sich auch sehr kritische Analysen, die sich einerseits auf den Klärungsbedarf bei den Themen Pneumatologie, Ekklesiologie und Eschatologie beziehen und andererseits eine gewisse Doppelgesichtigkeit und -züngigkeit in der Kommunikation der Kirchenleitungen der NAK kritisieren. Hierzu gibt der Band 228 der EZW Texte mit dem Titel „Bewahrung und Erneuerung“ herausgegeben von Kai Funkschmidt im Oktober 2013 einen guten Überblick,  der auf dem IKT 2014 in München durch den Bischoff Verlag großzügig und kostenfrei unter den neuapostolischen Christen verteilt wurde. Nach außen zeigt die Kirche gern ihr tolerantes, liberales und buntes Gesicht - der bereits erwähnte Kirchentag suggerierte eine fast verspielte Welt- und Kirchenoffenheit. 

Dieses spiegelt sich auch in der 2015 veröffentlichten Orientierungshilfe der ACK „Schritte aufeinander zu“ wider. Sie ist auch auf www.naki.org verlinkt: Angestoßen durch die Öffnung der NAK kam es seit Anfang 2001 zu intensiven Gesprächen und Kontakten zwischen ACK und NAK auf regionaler Ebene und auf Bundesebene. Auf dieser Basis ist gegenseitiges Vertrauen gewachsen (…) auf dem Weg hin „zu einer vertieften ökumenischen Zusammenarbeit.“ 

Jüngst wurde nun die NAK-MV erstmals als Gastmitglied in einer regionalen ACK aufgenommen.

Diese Entwicklungen sind zu begrüßen.

Nach innen jedoch verhält sich die NAK ihren Mitgliedern gegenüber immer wieder intolerant, illiberal, engstirnig, fordert unbedingten Gehorsam ein und pflegt ihren Exklusivitätsanspruch ("Apostelamt und Kirche gehören zusammen. Es macht Kirche erst zur Kirche im Sinne Christi.“ Zitat des Kirchenpräsidents der NAK Nord-Ost Rüdiger Krause vom 21.7.2016. Quelle: http://neuapostolisch.de/db/199/Apostelamt-und-Kirche-gehoeren-zusammen.-Es-macht-Kirche-erst-zur-Kirche-im-Sinne-Christi).

Als Beispiel für eine eher intolerante, illiberale, engstirnige und unbedingten Gehorsam einfordernde Haltung Kirchenmitgliedern gegenüber, kann der bereits in diesem Blog beschriebene Fall aus der Gemeinde Holstein-Eutin gelten (siehe dazu "Vorwurf Illoyalität" in glaubenskultur.de). Derzeit fordert die Kirchenleitung der NAK offenbar recht offensiv, neben dem Bekenntnis zum Apostolischen Glaubensbekenntnis, das Bekenntnis zu ihren Sonderlehren (Propria) ein. Es entsteht nach innen der Eindruck, als würden diese derzeit geschärft wieder in den Vordergrund gerückt und so der Annäherungsprozess an die großen deutschen christlichen Kirchen zumindest verlangsamt, wenn nicht gar unterbunden werden soll. Siehe dazu die Posts in diesem Blog "In eigener Sache I und II."

"Unter diesen Propria sind einige in der ökumenischen Diskussion umstritten:
das gegenwärtige Apostelamt, insbesondere der Stammapostel und die gegenwärtigen Offenbarungen des Heiligen Geistes,
die Sakramentstheologie,
die die trinitarische Taufe - übrigens auch die Taufe der NAK selbst - abwertet, indem sie auf der Heilsnotwendigkeit der Versiegelung besteht,
das „Entschlafenenwesen“, bei dem abgeleitet aus 1. Kor 15, 29 Verstorbene getauft werden und sogar mit ihnen Abendmahl gefeiert wird,
die exklusivistische Eschatologie und Ekklesiologie, in der anderen Christen nur sekundäre Heilsmöglichkeiten zugestanden werden.
(...) Aus evangelischer Sicht wird das gegenwärtige Apostelamt überbetont, da die Rechtfertigung des Sünders durch den Glauben keiner heilsvermittelnden Institution bedarf. Der exklusive Heilsanspruch der NAK ist abgeschwächt, aber nicht aufgegeben worden. Wenn erst Taufe und Versiegelung die Gotteskindschaft vermitteln, so spricht man indirekt allen anderen Christen die volle Gotteskindschaft ab, was unverbunden neben der Betonung von Gottes universalem Heilswillen steht. (...) Es gibt keine verbindliche Bibelhermeneutik oder geregelten Abläufe, um problematische 'Einsichten' künftiger Stammapostel auszuschließen. Der NAK fehlt oft der vertiefte Umgang mit biblischen Texten, und manche Auslegungen muten willkürlich an" (Quelle: http://ezw-berlin.de/downloads/Flyer_Kompakt-Information_NAK.pdf).

Selbst der neuapostolische Stammapostel Schneider konstatierte in den Leitgedanken 2/15, der Predigtanleitung für die neuapostolischen Laienprediger, ein mangelndes Bibelwissen der Gläubigen und der Amtsträger. Er betonte, dass eine Wortauslegung aus primär eschatologischer Perspektive nicht (mehr) ausreicht (vergleiche hierzu die Einleitung dieses Blogs). Zum anderen stellt Schneider fest, dass sich Predigten offenbar (zu) häufig in „Nebenthemen“ verlieren und nicht den eigentlichen Kern des zu verkündigenden Wortes treffen. Dafür wurden sogen. „bibelkundliche“ GD eingeführt.

Exkurs: Neue Themenreihe „Bibelkunde“
„Im Monat Februar 2015 beginnt eine neue Themenreihe mit dem Titel „Bibelkunde“, die in der Regel einmal im Monat angeboten werden soll, wenn nicht zum Beispiel Hochfeste die Themen des Monats bestimmen.
Die Bibel ist für den christlichen Glauben und für die Predigt des Evangeliums von herausragender Bedeutung. Ohne das Zeugnis der Heiligen Schrift wäre die Predigt des Evangeliums nicht möglich. Insofern ist die Kenntnis der Bibel, nicht nur bei den Amtsträgern, sondern auch bei den Geschwistern, von Wichtigkeit. Vieles in der Predigt bleibt unverständlich, wenn man die Bibel nicht kennt. Es ist festzustellen, dass die Kenntnis der biblischen Berichte, das Wissen um Situationen und Personen, immer seltener anzutreffen ist. Insofern ist es eine Notwendigkeit, die Bibelkenntnis der Gemeinde zu fördern und zu vertiefen. Zu diesem Zweck sollen ein Gleichnis Jesu, eine biblische Person oder ein Sachverhalt - auch beispielsweise hinsichtlich ihres geschichtlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Hintergrundes - in der Predigt beleuchtet werden. In diesen Gottesdiensten ist es dann notwendig, bei der einen Sache und ihrer Auslegung zu bleiben und auf die Entfaltung von „Nebenthemen“ zu verzichten.“ Zitat aus den LG von 2/15

Neben den oben angesprochenen Themen steht die NAK aber derzeit auch vor der Frage, wieviel (Eigen-) Verantwortung wird nicht-Amtsträgern, also im weiteren Sinne den Laien, zugebilligt? Also: Welche Stellung haben Laien in der NAK? Sind sie nur Ausführende der Weisungen von oben oder tragen sie eigene Verantwortung für die Sendung der Kirche? Fordern Laien derzeit jedoch die Erfüllung der Ansprüche, die die NAK an sich selber stellt, z. B. hinsichtlich des Amts(selbst)verständnisses oder auch hinsichtlich einer genügend-verbindlichen Bibelhermeneutik ein, sehen sie sich mit dem Vorwurf der Illoyalität konfrontiert. Modelle für ein verändertes, zeitgemäßeres Amtsverständnis, was ja in der NAK eng mit dem Kirchenverständnis verknüpft ist, liegen z. B. mit dem sogen. „Communiomodell" vor (vergl. Sabine Demel: Zur Verantwortung berufen. Nagelproben des Laienapostolats. Freiburg: Herder, 2009).

So ist m. E. zu konstatieren, dass die derzeitige Kirchenleitung im Apostelbezirk Nord-Ost auf die Zusammenarbeit im Rahmen der ACK unzureichend vorbereitet ist, in diesem Sinne also nicht ökumenefähig ist und so im Kreis der ACK nichts verloren hat. Geht es um die Ökumene, muss die NAK Norddeutschland leider als Wolf im Schafspelz angesehen werden, der lediglich für Verlautbarungen nach außen Kreide gefressen hat.

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