Sonntag, 7. August 2016

12. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK zum 14. August 2016


Die große Krankenheilung (Heilsame Umkehr)


„Am 12. Sonntag nach Trinitatis denken wir nach über die Veränderungen,die mit Jesus in diese Welt gekommen sind. Es wird uns deutlich, dass eine neue Zeit angebrochen ist, die aber noch nicht ihre Erfüllung gefunden hat. Darum leben wir in einer Spannung, die uns antreibt, alles zu tun, was dem Kommen des Reiches Gottes dient. Am 12. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Geschichten von der Heilung eines Taubstummen und von der Bekehrung des Paulus. Beides macht uns deutlich, dass mit dem Kommen Jesu eine grundlegende Verwandlung geschehen ist, deren Früchte wir aber nur begrenzt erfahren; denn der Tag, an dem der Herr kommen und alles ans Licht bringen wird, ist noch nicht angebrochen. Solange wir auf diesen Tag warten, bauen wir aber mit am Reich Gottes mit den Gaben, die Gott uns gegeben hat“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 147:
Ein Lob auf den Herrn, der Jerusalem neu erbaut
Halleluja! Gut ist es, für unseren Gott zu singen, ja, schön ist solch ein Lobgesang, ihm allein gebührt er! Der Herr selbst baut Jerusalem wieder auf; er sammelt die ´unter die Völker` zerstreuten Israeliten wieder ´in ihrem Land`. Er schenkt denen Heilung, die ein gebrochenes Herz haben und verbindet ihre schmerzenden Wunden. Er bestimmt die Anzahl der Sterne, sie alle spricht er mit Namen an. Groß ist unser Herr und reich an Kraft, seine Weisheit ist unermesslich. Der Herr hilft den Unterdrückten auf; die sich gegen ihn auflehnen aber erniedrigt er, bis sie am Boden liegen. Stimmt für den Herrn ein Danklied an, spielt für unseren Gott auf der Zither! Er überzieht den Himmel mit Wolken und sorgt für Regen auf der Erde. Auf den Bergen lässt er das Gras sprossen; dem Vieh gibt er sein Futter,´auch` den jungen Raben, die danach rufen. Ihn beeindruckt nicht die Stärke des Pferdes, er freut sich auch nicht über die Muskeln des Kämpfers. Gefallen hat der Herr an denen, die ihm mit Ehrfurcht begegnen und voller Zuversicht darauf warten, dass er seine Güte zeigt. Rühme den Herrn, Jerusalem! Lobe deinen Gott, Zion! Denn er hat die Riegel deiner Tore gut befestigt, hat die Kinder in deiner Mitte gesegnet. Er ist es, der innerhalb deiner Grenzen Frieden schenkt und dich mit dem besten Weizen sättigt. Er sendet seinen Befehl zur Erde, aufs schnellste läuft sein Wort, ´um auszurichten, was er befahl`. Er lässt den Schnee fallen wie Wollflocken, den Reif streut er aus wie weiße Asche. Den Hagel wirft er als eisige Brocken herab – wer kann der Kälte, die er kommen lässt, standhalten? Dann wieder gibt er einen Befehl und bringt alles zum Schmelzen, er lässt seinen Tauwind wehen, und sofort rinnt überall das Wasser. Sein Wort hat er den Nachkommen Jakobs verkündet, seine Ordnungen und Rechtsbestimmungen gab er dem Volk Israel. Das hat er in dieser Weise für kein anderes Volk getan; nein, seine Rechtsbestimmungen kennen die anderen Völker nicht. Halleluja! (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Mk 7, 31-37:
Jesus heilt einen Taubstummen
Jesus verließ wieder das Gebiet von Tyrus und zog über Sidon zum See von Galiläa, mitten ins Gebiet der Zehn Städte. Dort brachten sie einen Taubstummen zu ihm mit der Bitte, ihm die Hände aufzulegen. Jesus führte ihn ein Stück von der Menge fort und legte seine Finger in die Ohren des Kranken; dann berührte er dessen Zunge mit Speichel. Er blickte zum Himmel empor, stöhnte und sagte zu dem Mann: »Effata!« Das heißt: »Öffne dich!« Im selben Augenblick konnte der Mann hören; auch seine Zunge löste sich und er konnte richtig sprechen. Jesus verbot den Anwesenden, es irgendjemand weiterzusagen; aber je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt. Die Leute waren ganz außer sich und sagten: »Wie gut ist alles, was er gemacht hat: Den Gehörlosen gibt er das Gehör und den Stummen die Sprache!« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 12. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Glaube und Bekenntnis“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Lk 8, 25: Er sprach aber zu ihnen: Wo ist euer Glaube?“ (LUT)

Begründet wird diese Auswahl so: „Im zweiten Sonntagsgottesdienst stellt sich anhand von Bedrängnissen und Nöten die Frage nach der Glaubensfestigkeit. Die Antwort darauf finden wir in den Grundlagen unseres Glaubens zu, wie sie in unserem Glaubensbekenntnis zum Ausdruck kommen. Diejenigen, die im Glauben beständig bleiben, dürfen die Hilfe Gottes und letztendlich Errettung zum ewigen Heil erleben“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren (BWV 137) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte die Choralkantate 1725 in Leipzig für den 12. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 19. August 1725 erstmals auf.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser“ (T: Dieter Trautwein, 1983; M: Volker Ochs, 1984)

Kommentar: Neben dem Bekenntnis zum Apostolischen Glaubensbekenntnis fordert die NAK, derzeit recht offensiv, das Bekenntnis zu ihren Sonderlehren (Propria) ein. Es entsteht nach innen der Eindruck, als würden diese derzeit geschärft wieder in den Vordergrund gerückt und so der Annäherungsprozess an die großen deutschen christlichen Kirchen zumindest verlangsamt, wenn nicht gar unterbrochen werden soll. Siehe dazu die Posts in diesem Blog "In eigener Sache I und II."
"Unter diesen Propria sind einige in der ökumenischen Diskussion umstritten: 

  • das gegenwärtige Apostelamt, insbesondere der Stammapostel und die gegenwärtigen Offenbarungen des Heiligen Geistes, 
  • die Sakramentstheologie,
  • die die trinitarische Taufe – übrigens auch die Taufe der NAK selbst – abwertet, indem sie auf der Heilsnotwendigkeit der Versiegelung besteht,
  • das „Entschlafenenwesen“, bei dem abgeleitet aus 1. Kor 15, 29 Verstorbene getauft werden und sogar mit ihnen Abendmahl gefeiert wird,
  • die exklusivistische Eschatologie und Ekklesiologie, in der anderen Christen nur sekundäre Heilsmöglichkeiten zugestanden werden.

(...)  Aus evangelischer Sicht wird das gegenwärtige Apostelamt überbetont, da die Rechtfertigung des Sünders durch den Glauben keiner heilsvermittelnden Institution bedarf. Der exklusive Heilsanspruch der NAK ist abgeschwächt, aber nicht aufgegeben worden. Wenn erst Taufe und Versiegelung die Gotteskindschaft vermitteln, so spricht man indirekt allen anderen Christen die volle Gotteskindschaft ab, was unverbunden neben der Betonung von Gottes universalem Heilswillen steht. (...) Es gibt keine verbindliche Bibelhermeneutik oder geregelten Abläufe, um problematische 'Einsichten' künftiger Stammapostel auszuschließen. Der NAK fehlt oft der vertiefte Umgang mit biblischen Texten, und manche Auslegungen muten willkürlich an" (Quelle: http://ezw-berlin.de/downloads/Flyer_Kompakt-Information_NAK.pdf).

"Mk 7, 31-37, 'Mit allen Sinnen leben! - Die Heilung eines Taubstummen', ist eine klassische Wundererzählung. Sie gehört zu der Gattung der Therapien. Sie thematisiert die Heilung eines Einzelnen, um exemplarisch das heilende Handeln Jesu darzustellen. (...) 

  • Die kontextuelle Interpretation verortet also die Heilung des Taubstummen im Gesamtaufbau des Evangeliums. (...) Das gesamte Markusevangelium verfolgt die Absicht, Jesus als den Sohn Gottes darzustellen. Es versteht sich selbst als Evangelium von Sohn Gottes (Mk 1, 1) und findet seinen Höhepunkt im Bekenntnis des römischen Hauptmanns unter dem Kreuz: 'Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn' (Mk, 15, 39). 
  • Aus sozialgeschichtlicher Perspektive kann die Lokalisierung der Erzählung im heidnischen Gebiet als Hinweis darauf verstanden werden, dass Gottes Zuwendung in Christus allen Menschen gilt, unabhängig ihrer ethnischen Herkunft und ihrer sozioökonomischen Situation. (...) Die Wundererzählung lädt dazu ein, aus der Begegnung mit Jesus Heil und Heilung zu empfangen und Teil der Gemeinschaft derer zu werden, die auf ihn vertrauen. (...)
  • Die tiefenpsychologischen Deutung rückt der Taubstumme in den Fokus. Seine Sprachlosigkeit wird vor dem Hintergrund gemachter Erfahrungen wie Ablehnung und Zurechtweisung gedeutet. Der taubstumme Junge wird zum Anwalt all derer, die 'mundtot' gemacht werden, weil sie unbequeme Wahrheiten sagen. Er vertritt jenen Menschen, deren Nöten niemand zuhören will und die als Last empfunden werden. Die Folgen sind Einsamkeit und Isolation, wie es das Schweigen des Taubstummen symbolisiert. Die Wundererzählung zeichnet Jesus als denjenigen, der sich dem Kranken zuwendet" (Ueberschaer, Mit allen Sinnen leben! 328f. In: Zimmermann, 2013, 323-331.
Nach Grün wird der Prozess der Heilung in 5 Schritten beschrieben, weil die Zahl 5 das "Überschreiten ins Göttliche" symbolisiert. So "können wir sagen: Jesus macht den Taubstummen offen für die Begegnung mit anderen Menschen und offen für die Begegnung mit Gott" (Grün, 2013, 121ff, insb. 122).

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