Den Menschen ausgeliefert (Streit um Jesus)
Das Lied zum Sonntag Reminiszere (siehe https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php?day=717) „Herr Jesu, deine Angst und Pein“ ist die Nr. 89 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 45 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).
Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie z. B. „Erneure mich, o ewigs Licht (EKG 390) oder „Nun freut Euch, liebe Christen g’mein“ (EKG 341) befinden sich nicht im NGB.
„Herr Jesu, deine Angst und Pein“ ist ein Lied von Tobias Clausnitzer (* 5. Februar 1619 in Thum; † 7. Mai 1684 in Weiden in der Oberpfalz). Er war ein deutscher lutherischer Geistlicher und Kirchenliederdichter.
Das Lied umfasst 6 Strophen, von denen 3 in das NGB übernommen wurden. In der Version des NGB wir der Ausdruck "dieweil" durch "so lang" ersetzt.
"So lang" ist sicher leichter verständlich aber eine entbehrliche Ersetzung. "Dieweil" betont stärker die Endlichkeit des diesseitigen Lebens, was dem barocken Text angemessener ist. Gleichzeitig assoziiere ich mit diesem Ausdruck stärker eine Verankerung im Diesseits. Mit "so lang" assoziiere ich die Bezeichnung "aber nur so lange", was das Gedenken eintrübt.
Herr Jesu, deine Angst und Pein
1. Herr Jesu, deine Angst und Pein
Und dein betrübtes Leiden
Laß mir vor Augen allzeit sein,
Die Sünde zu vermeiden.
Laß mich an deine große Not
Und deinen herben bittern Tod,
Dieweil ich lebe, denken. [so lang]
2. Laß, deiner Seelen Höllenqual,
Dein blutgeronnen Schwitzen
Und übrig Elend allzumal,
Darin du mußtest sitzen,
Mir oftermalen fallen ein
Und eine starke Warnung sein
Vor mehrern Missethaten.
3. Die Wunden alle, die du hast,
Hab ich dir helfen schlagen,
Auch meine große Sündenlast
Dir aufgelegt zu tragen.
Ach liebster Heiland, schone mein,
Laß diese Schuld vergessen sein,
Laß Gnade vor Recht gehen.
4. Du hast verlassen deinen Thron,
Bist in das Elend gangen,
Vertrugest Schläge, Spott und Hohn,
Mußtest am Kreuze hangen,
Auf daß du für uns schafftest Rat
Und unsre schwere Missethat
Bei Gott versöhnen möchtest.
5. Drum will ich jetzt zur Dankbarkeit
Von Herzen dir lobsingen,
Und wenn du zu der Seligkeit
Mich wirst hinkünftig bringen,
So will ich daselbst noch vielmehr
Zusamt dem ganzen Himmelsheer
Dich ewig dafür loben.
6. Herr Jesu, deine Angst und Pein
Und dein betrübtes Leiden
Laß meine letzte Zuflucht sein,
Wenn ich von hier soll scheiden.
Ach hilf, daß ich durch deinen Tod
Fein sanft beschließe meine Not
Und selig sterbe. Amen.
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