Am 16.4.2013 schrieb ich folgenden Leserbrief an die Redaktion www.religionsreport.de zu einem Artikel mit dem Titel "Nach dem Katechismus ist
vor dem Katechismus" von Steffen Liebendörfer vom 10.04.2013.
Zu dem Katechismus der Neuapostolischen
Kirche (KNK) wird ja immer wieder auch an prominenter Stelle ausführlich
geschrieben. Zuletzt beschrieb Funkschmidt im Januar und im Februar 2013 seine
Haltung zum KNK und zu der Sonderlehre des Entschlafenenwesens in der NAK im
"Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für
Weltanschauungsfragen."
Ich möchte zunächst einige Vorschläge, die
die Form des KNK betrifft, machen:
Beim Lesen fehlten mir beispielsweise ein
Literaturverzeichnis, ein Namensregister und Quellenangaben, die sich nicht
ausschließlich auf die Bibel beziehen. Auch wäre es hilfreich, die benutzte
Bibel-Übersetzung noch einmal explizit zu benennen.
Diese Angaben würden einer größeren
Transparenz und Überprüfbarkeit dienen und den Dialog innerhalb der NAK, mit
den Kirchen und anderen religiösen Sondergemeinschaften erleichtern.
Inhaltlich möchte ich folgende Anmerkungen
machen:
Zum Umgang mit der Bibel resp. der genutzten
Bibel-Übersetzung: Das Stichwort "Bibel" kommt im KNK lediglich
dreimal vor. Der Bibelkanon mit der genutzten Reihenfolge steht in der
Tradition Luthers. Dennoch wird die Übersetzung nach Luther nirgendwo explizit
als verbindlich genannt. Oder soll die fehlende Festlegung andeuten, dass alle
Bibelübertragungen als gleichwertig angesehen werden? Auch wird kein Wort über
die Entstehung des Kanons verloren, über die unterschiedliche Güte der Bücher
oder über die Entstehungsgeschichte der Evangelien (zur Zweiquellentheorie: Zimmermann, Ruben
(2007, Hg): Kompendium der Gleichnisse Jesu). Dies gilt es m. E. nachzuholen.
Stattdessen werden kurzerhand sämtliche
Schriften als für "den Glauben und die Lehre verbindlich" bezeichnet
(S 42), ohne weiter, als ein Beispiel, auf die Kontroverse über die
paulinischen Briefe einzugehen (u. a. Berger, Klaus und Nord,
Christiane (2001): Das Neue Testament und frühchristliche Schriften).
Als Sänger und Chorleiter habe ich natürlich
prägnantere Aussagen über die Stellung der Musik in den Gottesdiensten und im Rahmen der
Liturgie vermisst. "Die Musik im Gottesdienst hat die Aufgabe, Gott zu loben und zu ehren (Ps 150). Sie hat dienende Funktion und kann vielfältige Aufgaben erfüllen: Sie kann im Innersten bewegen, stimmt die Gemeinde auf die Wortverkündigung ein und unterstreicht das Wort Gottes." (KNK, 2012 S 424). Die Musik kann Mut, Kraft, Zuversicht und Trost vermitteln, dient der inneren Sammlung und fördert den Gemeinschaftssinn (vergl. ebd.).
Demgegenüber wird im "Kleiner Evangelischer
Erwachsenen Katechismus" (2004) die Musik deutlich prägnante rals "bevorzugte Ausdrucksform des Glaubens"
(S 270) bezeichnet.
Setzt man sich etwas intensiver z. B. mit dem kirchenmusikalischen Wirken J. S. Bachs auseinander, so findet man Formulierungen von der "'Gnaden-Gegenwart' Gottes bei einer andächtigen misique: Das Erklingen der prachtvollen Vokal- und Instrumentalmusik im Haus des Herrn begünstigt, (...), unmittelbar das Herabkommen der Gnade Gottes" (Wersin, M, 2011, Bach hören, S 78). Als biblische Referenz wird dazu 2. Chr, 5, 12-14 angegeben.
In einer Predigt für den 19.
Oktober 2003 in der Stadtkirchengemeinde Offenburg wurden 4 "Wirkkräfte" beschrieben, die die Musik entfaltet (Fund bei Daniel Ahrnke (DANEWS) vom 28.09.2013):
Menschliche
Klage wird durch Musik ausgedrückt und so vor Gott getragen.
Wie David in seinen Psalmen dürfen wir unsere Klagen vor Gott tragen. Genauso wie in zwischenmenschlichen
Beziehungen ist es auch in der Beziehung zu Gott falsch, Trauer, Ängste,
Frustration und Wut immer in sich hineinzufressen bis man platzt. Nein, Gott
hat ein offenes Ohr, wenn wir ihm unser Leid klagen, all das, was uns gerade zu
schaffen macht. Wir können dies mit fremden Worten oder mit eigenen Worten tun.
Wir können selbst Musik machen oder wir können Musik hören. Wir können alleine
oder gemeinsam klagen. Jedenfalls dürfen wir wie David loslegen, um uns mit
Gott ein Stück von unserer Last zu befreien.
Musik drückt
Dank, Lob und Freude über Gottes Handeln aus.
Durch die
Musik können wir ausdrücken, wer der Herr unseres Lebens ist. Ihm können wir
durch die Musik wieder etwas davon zurückgeben, was er uns geschenkt hat.
Durch die Musik
erfahren wir Menschen immer wieder etwas von Gottes großen Taten.
Gott weiß, wie gut wir Menschen durch Musik
angesprochen werden können. Und so gibt es für jeden die Möglichkeit, andere
Menschen durch Musik zu erreichen, ihnen so Gott näherzubringen und sie für ihn
zu begeistern.
Durch Musik
bekommen wir Menschen Kraft, indem wir erfahren, was Gott uns schenkt.
Verkündigung ist
das eine – das Auftanken der Christen das andere. Nicht umsonst haben die
Psalmen in großer Zahl und Intensität Eingang in die Kirche und in das
Glaubensleben sehr vieler Christen gefunden. Denn durch Musik und ihre Texte
erfahren sie neuen Mut, neue Kraft und neue Hoffnung. Wir können sowohl
rational wie auch emotional die heilende Kraft Gottes in uns auftanken. Da gibt
es zum Beispiel die ganzen Choräle: Sie klagen, sie jubeln, sie verkündigen und
sie geben neue Kraft. Denn sie bringen zur Sprache, was Gott in unserem Leben
alles bewirken kann. Sie erzählen von Erfahrungen, die Menschen mit Gott in
schwierigen wie in fröhlichen Situationen gemacht haben.
Klage, Jubel und
Verkündigung in der Musik dienen letztlich alle dem Auftanken unseres Glaubens.
Die Musik, die wir hören oder selber machen, erinnert uns immer wieder daran,
wo wir stehen, was Gott uns bedeutet, wie die Kommunikation mit Gott aussieht
und ob wir mit Gott in unserem Leben rechnen.
Musik ist also ewas ganz eigenes und sollte nicht zur Dienerin reduziert werden. Und doch gilt gleichzeitig immer wieder: Soli Deo Gloria.
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