Samstag, 28. September 2013

Musik in der NAK


Am 16.4.2013 schrieb ich folgenden Leserbrief an die Redaktion www.religionsreport.de zu einem Artikel mit dem Titel "Nach dem Katechismus ist vor dem Katechismus" von Steffen Liebendörfer vom 10.04.2013.
Zu dem Katechismus der Neuapostolischen Kirche (KNK) wird ja immer wieder auch an prominenter Stelle ausführlich geschrieben. Zuletzt beschrieb Funkschmidt im Januar und im Februar 2013 seine Haltung zum KNK und zu der Sonderlehre des Entschlafenenwesens in der NAK im "Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen."
Ich möchte zunächst einige Vorschläge, die die Form des KNK betrifft, machen:
Beim Lesen fehlten mir beispielsweise ein Literaturverzeichnis, ein Namensregister und Quellenangaben, die sich nicht ausschließlich auf die Bibel beziehen. Auch wäre es hilfreich, die benutzte Bibel-Übersetzung noch einmal explizit zu benennen.
Diese Angaben würden einer größeren Transparenz und Überprüfbarkeit dienen und den Dialog innerhalb der NAK, mit den Kirchen und anderen religiösen Sondergemeinschaften erleichtern.
Inhaltlich möchte ich folgende Anmerkungen machen:
Zum Umgang mit der Bibel resp. der genutzten Bibel-Übersetzung: Das Stichwort "Bibel" kommt im KNK lediglich dreimal vor. Der Bibelkanon mit der genutzten Reihenfolge steht in der Tradition Luthers. Dennoch wird die Übersetzung nach Luther nirgendwo explizit als verbindlich genannt. Oder soll die fehlende Festlegung andeuten, dass alle Bibelübertragungen als gleichwertig angesehen werden? Auch wird kein Wort über die Entstehung des Kanons verloren, über die unterschiedliche Güte der Bücher oder über die Entstehungsgeschichte der Evangelien (zur Zweiquellentheorie: Zimmermann, Ruben (2007, Hg): Kompendium der Gleichnisse Jesu). Dies gilt es m. E. nachzuholen.
Stattdessen werden kurzerhand sämtliche Schriften als für "den Glauben und die Lehre verbindlich" bezeichnet (S 42), ohne weiter, als ein Beispiel, auf die Kontroverse über die paulinischen Briefe einzugehen (u. a. Berger, Klaus und Nord, Christiane (2001): Das Neue Testament und frühchristliche Schriften).
Als Sänger und Chorleiter habe ich natürlich prägnantere Aussagen über die Stellung der Musik in den Gottesdiensten und im Rahmen der Liturgie vermisst. "Die Musik im Gottesdienst hat die Aufgabe, Gott zu loben und zu ehren (Ps 150). Sie hat dienende Funktion und kann vielfältige Aufgaben erfüllen: Sie kann im Innersten bewegen, stimmt die Gemeinde auf die Wortverkündigung ein und unterstreicht das Wort Gottes." (KNK, 2012 S 424). Die Musik kann Mut, Kraft, Zuversicht und Trost vermitteln, dient der inneren Sammlung und fördert den Gemeinschaftssinn (vergl. ebd.).
Demgegenüber wird im "Kleiner Evangelischer Erwachsenen Katechismus" (2004) die Musik  deutlich prägnante rals "bevorzugte Ausdrucksform des Glaubens" (S 270) bezeichnet.
Setzt man sich etwas intensiver z. B. mit dem kirchenmusikalischen Wirken J. S. Bachs auseinander, so findet man Formulierungen von der "'Gnaden-Gegenwart' Gottes bei einer andächtigen misique: Das Erklingen der prachtvollen Vokal- und Instrumentalmusik im Haus des Herrn begünstigt, (...), unmittelbar das Herabkommen der Gnade Gottes" (Wersin, M, 2011, Bach hören, S 78). Als biblische Referenz wird dazu 2. Chr, 5, 12-14 angegeben.
In einer Predigt für den 19. Oktober 2003 in der Stadtkirchengemeinde Offenburg wurden 4 "Wirkkräfte" beschrieben, die die Musik entfaltet (Fund bei Daniel Ahrnke (DANEWS) vom 28.09.2013): 

Menschliche Klage wird durch Musik ausgedrückt und so vor Gott getragen. 
Wie David in seinen Psalmen dürfen wir unsere Klagen vor Gott tragen. Genauso wie in zwischenmenschlichen Beziehungen ist es auch in der Beziehung zu Gott falsch, Trauer, Ängste, Frustration und Wut immer in sich hineinzufressen bis man platzt. Nein, Gott hat ein offenes Ohr, wenn wir ihm unser Leid klagen, all das, was uns gerade zu schaffen macht. Wir können dies mit fremden Worten oder mit eigenen Worten tun. Wir können selbst Musik machen oder wir können Musik hören. Wir können alleine oder gemeinsam klagen. Jedenfalls dürfen wir wie David loslegen, um uns mit Gott ein Stück von unserer Last zu befreien. 

Musik drückt Dank, Lob und Freude über Gottes Handeln aus. 
Durch die Musik können wir ausdrücken, wer der Herr unseres Lebens ist. Ihm können wir durch die Musik wieder etwas davon zurückgeben, was er uns geschenkt hat. 

Durch die Musik erfahren wir Menschen immer wieder etwas von Gottes großen Taten.
Gott weiß, wie gut wir Menschen durch Musik angesprochen werden können. Und so gibt es für jeden die Möglichkeit, andere Menschen durch Musik zu erreichen, ihnen so Gott näherzubringen und sie für ihn zu begeistern. 

Durch Musik bekommen wir Menschen Kraft, indem wir erfahren, was Gott uns schenkt. 
Verkündigung ist das eine – das Auftanken der Christen das andere. Nicht umsonst haben die Psalmen in großer Zahl und Intensität Eingang in die Kirche und in das Glaubensleben sehr vieler Christen gefunden. Denn durch Musik und ihre Texte erfahren sie neuen Mut, neue Kraft und neue Hoffnung. Wir können sowohl rational wie auch emotional die heilende Kraft Gottes in uns auftanken. Da gibt es zum Beispiel die ganzen Choräle: Sie klagen, sie jubeln, sie verkündigen und sie geben neue Kraft. Denn sie bringen zur Sprache, was Gott in unserem Leben alles bewirken kann. Sie erzählen von Erfahrungen, die Menschen mit Gott in schwierigen wie in fröhlichen Situationen gemacht haben.
Klage, Jubel und Verkündigung in der Musik dienen letztlich alle dem Auftanken unseres Glaubens. Die Musik, die wir hören oder selber machen, erinnert uns immer wieder daran, wo wir stehen, was Gott uns bedeutet, wie die Kommunikation mit Gott aussieht und ob wir mit Gott in unserem Leben rechnen.

Musik ist also ewas ganz eigenes und sollte nicht zur Dienerin reduziert werden. Und doch gilt gleichzeitig immer wieder: Soli Deo Gloria.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen