Samstag, 18. Juli 2015

8. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den Leitgedanken vom 26. Juli 2015

Einleitung: „Am letzten Juli-Sonntag sollen wir auf unser Verhalten dem Nächsten gegenüber aufmerksam gemacht werden: Wir wollen versuchen, Bösem mit Gutem zu begegnen. Unser Vorbild hierfür ist Jesus Christus, der sich durch das Böse, das ihm widerfuhr, nicht davon abhalten ließ, Gutes zu tun und den Menschen das Heil zu bringen. Wir wollen von dem Guten auch zu anderen sprechen, denn nur, wer das Gute kennt, wird es auch anstreben. Wer die Liebe und Gnade Gottes an sich erlebt hat, wünscht seinem Gegenüber auch solch ein Erleben, selbst wenn dieser zunächst nur Böses im Sinn hätte. Der Glaubende wird sich daher bemühen, auch diesen auf den guten Weg in Christus hinzuweisen.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Gutes über Böses stellen“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Röm 12, 17a: Vergeltet niemandem Böses mit Bösem.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Nach Jesu Vorbild und mit Gottes Hilfe wollen wir versuchen, Böses mit Gutem zu vergelten.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Röm 12 beginnt mit der Aussage, dass das ganze Leben des Christen ein Gottesdienst ist (Vers 1). Das Verhalten in und außerhalb der Gemeinde steht also gleichsam unter diesem Vorzeichen. Röm 12,14 ff. gibt eine Reihe von Anweisungen, die für das rechte Verhalten des Christen von Wichtigkeit sind. Der Katalog der Anweisungen schließt mit einer Aussage zum Verhalten gegenüber solchen, die einem Böses zufügen.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Nach dem jüdischen Gesetz war es rechtens, Böses mit Bösem zu vergelten. Die Liebe, mit der Jesus wirkt, lässt uns
  • andere Meinungen akzeptieren;
  • nachdenken, wie wir uns verhalten sollen;
  • über unsere eigenen Fehler nachdenken.
Wir wollen versuchen, Böses mit Gutem zu vergelten, dann wird der Herr sein Teil dazu beitragen“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Bis heute finden sich in den Leitgedanken antijüdische Reflexe, denen es gilt energisch entgegenzutreten. Auch in der jüdischen Tradition war es nicht erlaubt, "Böses mit Bösem" zu vergelten. Der Grundsatz "Auge um Auge" war eine Forderung Gottes nach Verhältnismäßigkeit und nicht nach Rache (Lev 24, 10-23). Bis heute findet sich dieser Rechtsgrundsatz in unseren Gesetzen. Paulus formuliert in seinem Schreiben an die in Rom lebenden Christen die Grundlage allgemeiner christlicher Ethik: Heiligkeit, Distanz zur 'Welt' und die Erfüllung von Gottes Willen, d. h. das Tun des Guten, des Wohlfälligen, des Vollkommenen. Der Wille Gottes soll als Richtschnur der christlichen Ethik gelten, die den Hauptströmungen der Welt distanziert gegenübersteht und die ganz grundsätzlich dem Guten verpflichtet ist" (Wischmeyer, Oda, Römerbrief, 269. In: Wischmeyer, 2006, 241-274). Der Wille Gottes gilt bis heute allen gläubigen Menschen in allen drei monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) als Richtschnur ihres Denkens, Fühlens und Handelns.




An diesem Sonntag feiern wir den 8. Sonntag nach Trinitatis - „Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz.“

„Der 8. Sonntag nach Trinitatis fragt nach der Antwort des Menschen auf das Handeln Gottes in seinem Leben. Diese Antwort erfordert nicht viel; es ist eigentlich ein schlichtes "Nichtverbergen" dessen, was man bekommen hat. Schwerpunkt der Texte ist aber auch das Licht, das von denen, die dem Volk Gottes angehören, ausgeht, oder an dem sie teilhaben.
Die Zusage Jesu - Ihr seid das Licht der Welt - lässt uns fragen, wodurch diese Zusage gerechtfertigt ist. Wir erkennen, dass es nicht unser Handeln ist, sondern der Glaube an den, der selber das Licht dieser Welt ist. Dieser Glaube lässt uns teilhaben an der Liebe Gottes, die sich uns in Jesus Christus erwiesen hat, und indem wir von dieser Liebe durch unser Leben zeugen, tragen wir das Licht in diese Welt“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist (BWV 45)
Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz (BWV 136)
Wo Gott der Herr nicht bei uns hält (BWV 178)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 119, 17-24:
Das große Loblied auf Gottes Wort
Erweise mir, deinem Diener, deine Güte, damit ich neue Lebenskraft bekomme und dein Wort befolgen kann. Öffne mir die Augen, damit ich die Wunder erkenne, die dein Gesetz enthält! Nur ein Gast bin ich auf dieser Erde, enthalte mir deine Gebote nicht vor. Zu jeder Zeit verzehre ich mich vor Sehnsucht nach deinen Rechtsbestimmungen. Überhebliche Menschen hast du zurechtgewiesen, verflucht sind alle, die deine Gebote außer Acht lassen. Befreie mich doch von Hohn und Verachtung, denn ich gebe Acht auf das, was du in deinem Wort bezeugst. Ganz gleich, ob Mächtige beieinander sitzen und sich gegen mich beraten - ich, dein Diener, sinne nach über deine Bestimmungen. An dem, was du bezeugst, habe ich große Freude, es ist der Ratgeber für mein Leben. (NGÜ)

Die Epistel steht in Eph 5, 8b-14.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 5, 13-16:
Die Aufgabe der Jünger
»Ihr seid das Salz für die Welt. Wenn aber das Salz seine Kraft verliert, wodurch kann es sie wiederbekommen? Es ist zu nichts mehr zu gebrauchen. Es wird weggeworfen und die Menschen zertreten es. Ihr seid das Licht für die Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Auch zündet niemand eine Lampe an, um sie dann unter einen Topf zu stellen. Im Gegenteil, man stellt sie auf den Lampenständer, damit sie allen im Haus Licht gibt. Genauso muss auch euer Licht vor den Menschen leuchten: Sie sollen eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.« (GNB)

Kommentar: "Die Schülerinnen und Schüler Jesu Christi lassen den Menschen ihr Licht dadurch leuchten, dass sie 'gute Werke' tun. Dieser Ausdruck bezeichnet die sogen. 'Liebeswerke' durch die sich ein Mensch als 'Gerechter' zu erkennen gibt. (...) Die biblische Vorlage für die 'guten Werke' bietet Jes 58, 6-10. (...) Die Ausführung dieses Auftrages zielt letztlich auf die Verherrlichung Gottes und letztlich auf die Anerkennung und Verehrung des Gottes Israels.
Mit dieser Zielangabe gibt Mt zu erkennen, dass sich seine Vorstellung der 'guten Werke' nicht unter die Rubrik 'Leistungsfrömmigkeit' oder 'Werkgerechtigkeit' einordnen lässt. Denn zur Verherrlichung Gottes kann es nur kommen, wenn 'gute Werke' nicht zur Befriedigung des eigenen Ehrgeizes vollbracht werden, sondern wenn der Mensch sich dabei auf Gott bezieht. Da das Licht, das die Menschen in die Welt bringen, von Gott entzündet wurde, tragen die Glaubenden durch ihr Tun somit nicht nur Verantwortung für ihre Mitmenschen, sondern auch für Gott. Das 'Motiv der Nachahmung' wird dann in Mt 5, 45-48 offen angesprochen" (Fiedler, 2006, 120f).

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