„Im Weihnachtsgottesdienst feiern wir freudig und dankbar die Ankunft des
Erlösers. Mit der Geburt Jesu ist die Gnade Gottes allen Menschen zum Heil erschienen.
Die heilsame Gnade Gottes erscheint heute überall, wo Christus als Erlöser gepredigt
wird, in seinem Namen Sünden vergeben und die Sakramente gespendet werden.“
Anlässlich hoher Feiertage finden auch in den Gottesdiensten der NAK Lesungen
statt. Die Lesung für heute steht bei Lk 2, 1-14: „Jesu Geburt.“
Predigtgrundlage für diesen Gottesdienst ist: Titus 2, 11: „Es ist
erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.“
Die Leitgedanken für die Predigt haben die Überschrift: "Das Heil
unter den Menschen.“
Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: "Mit der Geburt Jesu ist
die Gnade Gottes allen Menschen zum Heil erschienen.“
Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: "Der Schreiber
des Titusbriefes gibt dem Adressaten Anleitungen für die Gemeinde zu rechtem
Verhalten und zu einer Lebensführung, die sich bewusst von der nichtchristlichen
Umwelt abhebt."
Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Die Gnade als Quelle des Heils ist in Jesus Christus allen Menschen erschienen.
Zeichen dafür sind:
- die Botschaft des Engels an die Hirten – sie gilt allen Menschen;
- der Name Immanuel für Jesus, der „Gott mit uns“ bedeutet;
- die Weisen aus dem Morgenland, die nicht zum Volk Israel gehörten, aber trotzdem das Neugeborene anbeteten.
Die heilsame Gnade Gottes erscheint überall, wo Christus als Erlöser gepredigt wird, in seinem Namen Sünden vergeben und die Sakramente gespendet werden“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Der Brief des Titus setzt sich vor allem mit den judenchristlichen
Glaubenslehren auseinander und setzt dieser die Epiphanie-Theologie entgegen. Jesus
Christus ist allen Menschen erschienen und die Gnade Gottes bringt allen
Menschen Heil und nicht lediglich einer auserwählten Gruppe (siehe: Elberfelder
Bibel mit Erklärungen, 2010).1
Am 25.12.13 feiern wir den Tag der Geburt des Herrn, „an dem die
Christenheit Gott dafür dankt, dass er durch das Opfer seines geliebten Sohnes,
der ganz Mensch wurde, uns als seine Kinder angenommen hat, damit wir durch ihn
frei werden, und nicht mehr Knechte der Sünde sind“ (aus: Senftleben, Mit dem
Kirchenjahr leben, 1988, 20).
Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres für diesen Sonntag ist
der Ps 96: „Preist die Herrlichkeit und Macht des Herrn!
Singt
dem Herrn ein neues Lied! Alle Länder der Erde, singt zur Ehre des Herrn! Singt für den Herrn und preist seinen Namen,
verkündet Tag für Tag, dass er uns Rettung schenkt! Erzählt unter den Nationen
von seiner Herrlichkeit, unter allen Völkern von seinen Wundern! Denn groß ist
der Herr, und ihm gebührt das höchste Lob. Ehrfurchtgebietend steht er über allen
Göttern. Alle Götter der Völker sind schließlich nur Götzen, aber der Herr ist
es, der den Himmel erschaffen hat. Majestät und Pracht umgeben ihn, Macht und Herrlichkeit
erfüllen sein Heiligtum. Erweist dem Herrn Ehre, ihr Völkerstämme! Preist die
Herrlichkeit und Macht des Herrn! Ja, erweist dem Herrn die Ehre, die seinem
Namen gebührt. Bringt Opfergaben und kommt in die Vorhöfe seines Heiligtums! Betet
den Herrn an in heiligem Festschmuck! Alle Welt soll vor ihm in Ehrfurcht
erbeben. Verkündet es den anderen Völkern: »Der Herr ist König!« Fest gegründet
ist die Erde, sie wird nicht wanken. Und
der Herr wird für alle Völker ein gerechter Richter sein. Der Himmel soll sich
freuen, und die Erde soll jubeln, rauschen soll das Meer mit allem, was in ihm
lebt. Die Felder sollen in Jubel ausbrechen mit allem, was auf ihnen wächst!
Auch alle Bäume im Wald sollen jauchzen, wenn der Herr kommt! Ja, er kommt, um
auf der Erde Gericht zu halten. Er wird die Welt gerecht richten und über alle
Völker ein Urteil sprechen, durch das sich seine Wahrhaftigkeit zeigt“ (aus: Neue
Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen, 2011).
Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 2, 1-20: „Jesu
Geburt.“
Was lässt sich Neues aus der alten Geschichte, aus der wohl bekanntesten
und vertrautesten Begebenheit der Bibel ziehen?
Verschränken wir einmal die Geschichte von der Geburt Jesu, „die Geschichte
vom ‚gewonnenen‘ und geschenkten Sohn“ mit der, des „verlorenen Sohnes“ (Lk 15,
11-32).
Und nehmen wir dazu die Anregung Eugen Drewermanns auf, dass, „alle äußeren
Gegebenheiten und Inhalte (der Bibel; MS) so zu interpretieren sind, dass sie
als symbolische Darstellung innerer Zustände, Kräfte, und Zusammenhänge
verstanden werden können“ (aus: Drewermann, Tiefenpsychologie und Exegese, I,
1992, 376). Letztlich schaut also der Mensch in den (biblischen) Geschichten sich selber an, betrachtet sein inneres Erleben, seine innerpsychischen Vorgänge.
So gesehen, würde Jesus nicht von drei Personen sprechen, sondern von drei
innerseelischen Zuständen eines Menschen – und vielleicht sogar von seinen
eigenen.
Ich selber wäre dann der „Verlorene Sohn,“ der in die Welt zöge, um das Leben
zu erfahren und sich angstfrei diese Freiheit erlaubte in all seinen Facetten.
Der hungrig, durstig, nackt, krank und im Straflager wäre (vergl. Matt 25,
31-46) und der gedemütigt zum Vater zurückkehrte.
Ich selber wäre dann der „Vater“, der seinen „Verlorenen Sohn“ triumphal und
mit Wohlgefallen empfangen würde (vergl. Lk 3, 22).
Ich wäre auch der „Bruder“, der sich immer an alle Gebote gehalten hätte,
der korrekt, fehlerfrei, ordentlich, pflichtgetreu und zuverlässig wäre.
Wir hätten also zwei in uns wohnende, widerstreitende Prinzipien. Eine
Seite, die die Pflicht erfüllen will und sich Sicherheit wünscht und eine
andere, die angstfrei in die Freiheit drängt.
Drittens gäbe es eine Instanz, in dem Gleichnis der „Vater“, der versuchte,
beide Prinzipen miteinander zu versöhnen.
Der Preis der Freiheit ist die Gefahr, des Nichtglückens, die einen Neuanfang
erfordert.
„Der Preis des Pflichtgetreuen ist die Selbstbeherrschung, die
Disziplinierung, der Kampf gegen sich selber“, das ängstliche Bleiben im
Bewährten (vergl. Drewermann, Wenn der Himmel die Erde berührt, 2004).
Wenn dieses Prinzip immer wieder die Oberhand gewinnt, dann wären wir
engherzig statt barmherzig, abweisend statt entgegenkommend, unfreundlich statt
gütig.
Was wäre also, wenn Jesus in diesem Gleichnis von sich selber
spräche?
Dann riefe er uns zu: „Fürchtet Euch nicht“ (Lk, 2, 10).
Aber dies wäre wieder nichts Neues – oder doch?
Hochgeladen am 21.06.2007
John Eliot Gardiner leads the Monteverdi Choir and the English Baroque Soloists in "Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage," the opening chorus of the first cantata in Bach's Christmas Oratorio (BWV 248).
1 Zum besseren Verständnis der heutigen LG
verweise ich auf:
Obst, H, 1996, Neuapostolische Kirche – die exklusive Endzeitkirche?
Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
(zuletzt 1/13 zum Katechismus und 2/13 zum Entschlafenenwesen der NAK)
NAKI, 2012, Katechismus der Neuapostolischen Kirche (insb. Kapitel 8 „Die
Sakramente“).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen