Montag, 25. Januar 2016

Sexagesimae; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 31. Januar 2016

Gemälde Kristina Dittert © 2011


Viererlei Ackerfeld (Wort Gottes - Antwort des Menschen)


Heute ist der 2. Sonntag vor der Passionszeit - Sexagesimae. Der Sonntag weist darauf hin, dass es noch 60 Tage bis Ostern sind.

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 128:
Gottes Segen für die Familie
Ein Wallfahrtslied, gesungen auf dem Weg hinauf nach Jerusalem. Glücklich zu preisen ist, wer dem Herrn in Ehrfurcht begegnet, wer auf den von Gott gezeigten Wegen geht. So wirst du genießen dürfen, was du mit eigenen Händen erarbeitet hast. Zu beglückwünschen bist du – gut steht es um dich! Deine Frau gleicht einem fruchtbaren Weinstock, dort im Schutz deines Hauses; deine Kinder sind wie junge Olivenbaumpflanzen, wenn sie um deinen Tisch versammelt sitzen. Ja, so wird der Mensch gesegnet, der dem Herrn in Ehrfurcht begegnet. Es segne dich der Herr vom Berg Zion aus! Mögest du sehen, wie gut es Jerusalem geht, alle Tage deines Lebens! Mögest du so lange leben, dass du noch die Kinder deiner Kinder sehen kannst! Friede ´komme` über Israel! (NGÜ)

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Lk 8, 4-15:
Das Gleichnis von der Aussaat
Eine große Menschenmenge sammelte sich um Jesus, aus allen Orten strömten die Leute zu ihm. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis: »Ein Bauer ging aufs Feld, um seinen Samen zu säen. Als er die Körner ausstreute, fiel ein Teil von ihnen auf den Weg. Dort wurden sie zertreten und von den Vögeln aufgepickt. Andere Körner fielen auf felsigen Boden. Sie gingen auf, vertrockneten dann aber, weil sie nicht genug Feuchtigkeit hatten. Wieder andere Körner fielen mitten in Dornengestrüpp, das wuchs mit auf und erstickte das Korn. Andere Körner schließlich fielen auf guten Boden, gingen auf und brachten hundertfache Frucht.« Darauf rief Jesus: »Wer Ohren hat, soll gut zuhören!«
Jesus erklärt das Gleichnis von der Aussaat
Die Jünger fragten Jesus, was dieses Gleichnis bedeute. Jesus antwortete: »Euch hat Gott die Geheimnisse seines Planes erkennen lassen, nach dem er schon begonnen hat, seine Herrschaft in der Welt aufzurichten; die anderen bekommen davon nur in Gleichnissen zu hören. Sie sollen sehen und doch nichts erkennen, sie sollen hören und doch nichts verstehen. Das Gleichnis will Folgendes sagen: Der Samen ist die Botschaft Gottes. Bei manchen, die sie hören, geht es wie bei dem Samen, der auf den Weg fällt. Der Teufel kommt und nimmt weg, was in ihr Herz gesät worden ist. Er will nicht, dass sie die Botschaft annehmen und gerettet werden. Bei anderen ist es wie bei dem Samen, der auf felsigen Boden fällt. Sie hören die Botschaft und nehmen sie mit Freuden an. Aber sie sind Menschen ohne Wurzel: Eine Zeit lang halten sie sich an die Botschaft; aber wenn sie auf die Probe gestellt werden, fallen sie ab. Wieder bei anderen ist es wie bei dem Samen, der in das Dornengestrüpp fällt. Sie hören zwar die Botschaft, aber dann gehen sie davon und ersticken in ihren Alltagssorgen, in Reichtum und Vergnügungen und bringen keine Frucht. Bei anderen schließlich ist es wie bei dem Samen, der auf guten Boden fällt. Sie nehmen die Botschaft mit gutem und willigem Herzen an, bewahren sie und bringen durch Standhaftigkeit Frucht.« (GNB)

Meine Bachkantate (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Tag ist J. S. Bach:
Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort (BWV 126). Kantate für den Sonntag Sexagesimae 1725.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet:
Tut mir auf die schöne Pforte (Text: Benjamin Schmolck 1734; Melodie: Joachim Neander 1680).

Demgegenüber ist die Lesung und die Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK an diesem Sonntag aus „Kol 3, 13: Ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!“ (LUT)

Die Predigtgrundlage ist in den folgenden Kontext eingebettet:

Ein neues Leben durch Christus
Wenn ihr nun mit Christus auferweckt seid, dann orientiert euch nach oben, wo Christus ist! Gott hat ihm den Ehrenplatz an seiner rechten Seite gegeben. Richtet also eure Gedanken nach oben und nicht auf die irdischen Dinge! Ihr seid doch gestorben, und euer Leben ist mit Christus bei Gott verborgen. Wenn einmal Christus, euer Leben, allen sichtbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm zusammen in der ganzen Herrlichkeit sichtbar werden, die euch jetzt schon geschenkt ist. Darum tötet alles, was an euch noch irdisch ist: Unzucht, Ausschweifung, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht. Habsucht ist so viel wie Götzendienst. Wegen dieser Dinge kommt das Gericht Gottes. Auch ihr habt früher entsprechend gelebt, als ihr noch ganz dem Irdischen verhaftet wart. Aber jetzt müsst ihr das alles ablegen, auch Zorn und Aufbrausen, Boshaftigkeit, Beleidigung und Verleumdung. Belügt einander nicht mehr! Ihr habt doch den alten Menschen mit seinen Gewohnheiten ausgezogen und habt den neuen Menschen angezogen: den Menschen, der in der Weise erneuert ist, dass er nun Gott erkennt und weiß, was Gott will – der erneuert ist nach dem Bild dessen, der ihn am Anfang nach seinem Bild geschaffen hat! Wo diese Erneuerung geschehen ist, da zählt es nicht mehr, ob jemand zu den Griechen gehört oder zu den Juden, ob jemand beschnitten ist oder unbeschnitten, ob jemand zu einem unzivilisierten Volk gehört oder gar zu einem Stamm von Wilden, ob jemand im Sklavenstand ist oder frei. Was einzig noch zählt, ist Christus, der in allen lebt und der alles wirkt.
Anweisungen für alle
Ihr seid von Gott erwählt, der euch liebt und zu seinem heiligen Volk gemacht hat. Darum zieht nun wie eine neue Bekleidung alles an, was den neuen Menschen ausmacht: herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Bescheidenheit, Milde, Geduld. Ertragt einander! Seid nicht nachtragend, wenn euch jemand Unrecht getan hat, sondern vergebt einander, so wie der Herr euch vergeben hat. Und über das alles zieht die Liebe an, die alles andere in sich umfasst. Sie ist das Band, das euch zu vollkommener Einheit zusammenschließt. Der Frieden, den Christus schenkt, muss euer ganzes Denken und Tun bestimmen. In diesen Frieden hat Gott euch alle miteinander gerufen; ihr seid ja durch Christus ein Leib. Werdet dankbar! Gebt dem Wort Raum, in dem Christus bei euch gegenwärtig ist. Lasst es seinen ganzen Reichtum unter euch entfalten. Unterweist und ermahnt einander mit aller Weisheit. Singt Gott von ganzem Herzen Psalmen, Hymnen, Loblieder, wie seine Gnade sie schenkt und sein Geist sie euch eingibt. Alles, was ihr tut und was ihr sagt, soll zu erkennen geben, dass ihr Jesus, dem Herrn, gehört. Euer ganzes Leben soll ein einziger Dank sein, den ihr Gott, dem Vater, durch Jesus Christus darbringt. (GNB)

Begründung: Begründet wird die Auswahl, die mit „Einander ertragen“ überschrieben ist, so: „Der fünfte Sonntagsgottesdienst gibt uns Anleitung, wie wir dem Nächsten trotz aller Unterschiedlichkeit und Fremdheit wohlwollend zugewandt bleiben können. Hierin werden wir oft vom Bösen versucht, Ablehnung, Hass und Verurteilung an den Tag zu legen. Dem wollen wir nach dem Vorbild Jesu siegreich begegnen“ (zitiert aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Kommentar: Bei dem Kolosserbrief handelt es sich um eine sogen. Deuteropauline. Durchgängig tritt in diesen Schriften die paulinische Rechtfertigungslehre in den Hintergrund, während kirchenrechtliche und ethische Probleme in den Vordergrund rücken. Die ethischen Ermahnungen, denen die Textgrundlage entnommen worden ist (Kol 3, 1-17) haben Abkehr vom "alten Menschen" und Hinwendung zum "neuen Menschen" zum Thema und steht so in der Tradition der sogen. Bergpredigt (Mt. 5-7) und gleichnishafter Reden (s. o.). Vergleiche dazu ausführlich Bernhard Heininger: Die Rezeption des Paulus im ersten Jahrhundert. In: Wischmeyer, 2006, 309-340, inbs. 310-316).

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