Mittwoch, 18. Juni 2014

1. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 22.06.2014

Einleitung: Der dritte Sonntagsgottesdienst im Juni veranschaulicht dies am Beispiel der kranken Frau, die allen Mut zusammenfasst und jede Mühe auf sich nimmt, um den Herrn – im Glauben an seine Hilfe – zu berühren. Anregungen für unser tägliches Glaubensleben überträgt dieses biblische Geschehen praxisnah."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Den Herrn berühren!“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Lk 8, 46: "Jesus aber sprach: Es hat mich jemand berührt; denn ich habe gespürt, dass eine Kraft von mir ausgegangen ist.“

Die Kernbotschaft lautet: "Göttliche Kraft kann dann wirksam werden, wenn man Jesu Nähe sucht.“

Das Bibelwort wird in den folgenden Kontext gestellt: „Jesus war auf dem Weg zum Haus des JaÏrus. Er wurde vom Volk umringt. Eine Frau, die seit vielen Jahren den Blutfluss hatte und von keinem Arzt geheilt werden konnte, suchte Hilfe beim Herrn.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:

  • „Wer den Herrn im Glauben berührt, empfängt göttliche Kräfte. 
  • Die Berührung mit dem Herrn vollzieht sich im Gebet, in der Aufnahme des Wortes, im Heiligen Abendmahl und durch unser gläubiges Opfer. 
  • Die göttlichen Kräfte helfen uns, im Vertrauen fest zu bleiben, mit Frieden und Freude erfüllt zu bleiben und ungute Dinge zu überwinden“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Zunächst einmal ist erwähnenswert, dass die namenlose Frau unter einer mit dem damaligen medizinischen Wissen nicht heilbaren Krankheit litt und zwar seit 12 Jahren, so alt ist auch die Tochter des Jairus, zu der Jesu auf den Weg war. Auf diese Weise sind die beiden Heilungswunder miteinander verknüpft. Die Frau erfährt Heilung von ihrer Krankheit (zunächst) allein dadurch, dass sie Jesus berührt. Es findet hierbei sowohl eine aktive Zuwendung der Frau zu Jesus statt (Berührung „des Saumes des Gewandes“; V 44) als auch eine aktive Zuwendung Jesu zu der Frau („eine von mir ausgehende Kraft“; V 46) - eine gegenseitige heilende Beziehung wurde aufgebaut.

Ab V 47 folgt dann der öffentliche Teil des Wunders - quasi als Interpretation Jesu resp. des Evangelisten:
„Jesus spricht die Frau vor dem ganzen Volk als 'Tochter' an. Dadurch integriert er sie wieder in die Gesellschaft. Jesus würdigt sie und nennt ihren 'Glauben' - und nicht seine eigene Kraft - als entscheidenden Grund ihrer Rettung. Nicht das Berühren allein löst die Heilung aus, sondern der Glaube der Frau. Ihr Vertrauen auf Jesus, von dem ihre Berührung getragen ist, hat sie gerettet. Es fällt auf, dass Jesus von 'Rettung' der Frau und nicht von ihrer Heilung spricht.“ Er entlässt die Frau, seine Tochter, mit dem Friedenswunsch im Sinne vom hebräischen Wort 'Frieden' (Schalom [שלום]) und verweist so auf eine ganzheitliche Heilung, auch von der sozialen und religiösen Ausgrenzung. Durch die Einbettung dieser Geschichte in das Auferweckungswunder, ist auch die eschatologische Dimension mitzudenken (Stare, Im Stress Wunder wirken, 586. In: Zimmermann, 2013, 583ff).


„Am heutigen Sonntag feiern wir den 1. Sonntag nach Trinitatis - Apostel und Propheten - und hören im Gleichnis vom armen Lazarus den Hinweis auf die Propheten, die die Lebenden zu hören nicht bereit waren und auch heute oft nicht bereit sind. Auch wir verschließen oft unsere Ohren vor den wahren Propheten und neigen uns gerne falschen Propheten zu. Aber das Wort Gottes lässt nicht zu, dass wir gänzlich abirren, sondern holt uns zurück und stellt uns in seinen Dienst. So sind auch wir Gesandte ( = Apostel) des Herrn“ (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 69).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 34:
„Den HERRN will ich preisen allezeit, beständig soll sein Lob in meinem Munde sein. In dem HERRN soll sich rühmen meine Seele; hören werden es die Sanftmütigen und sich freuen. Erhebt den HERRN mit mir, lasst uns miteinander erhöhen seinen Namen! Ich suchte den HERRN, und er antwortete mir; und aus allen meinen Ängsten rettete er mich. Sie blickten auf ihn und strahlten, und ihr Angesicht wird nicht beschämt. Dieser Elende rief, und der HERR hörte, und aus allen seinen Bedrängnissen rettete er ihn. Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und er befreit sie. Schmecket und sehet, dass der HERR gütig ist! Glücklich der Mann, der sich bei ihm birgt! Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! Denn keinen Mangel haben die, die ihn fürchten. Junglöwen darben und hungern, aber die den HERRN suchen, entbehren kein Gut. Kommt, ihr Söhne, hört mir zu: die Furcht des HERRN will ich euch lehren. Wer ist der Mann, der Lust zum Leben hat, der seine Tage liebt, um Gutes zu sehen? Bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor betrügerischer Rede; lass ab vom Bösen und tue Gutes, suche Frieden und jage ihm nach! Die Augen des HERRN sind gerichtet auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien. Denen, die Böses tun, steht das Angesicht des HERRN entgegen, um ihre Erwähnung von der Erde zu tilgen. Sie schreien, und der HERR hört, aus allen ihren Bedrängnissen rettet er sie. Nahe ist der HERR denen, die zerbrochenen Herzens sind, und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er. Vielfältig ist das Unglück des Gerechten, aber aus dem allen rettet ihn der HERR. Er bewahrt alle seine Gebeine, nicht eines von ihnen wird zerbrochen. Den Gottlosen wird die Bosheit töten; und die den Gerechten hassen, werden es büßen. Der HERR erlöst die Seele seiner Knechte; und alle, die sich bei ihm bergen, müssen nicht büßen“ (ELB). 

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 16, 19-31: 
Das Beispiel vom reichen Mann und vom armen Lazarus 
„Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: 'Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.' Abraham erwiderte: 'Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.' Da sagte der Reiche: 'Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.' Abraham aber sagte: 'Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören.' Er erwiderte: 'Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren.' Darauf sagte Abraham: 'Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht'“ (EU). 

Kommentar: Heutige LeserInnen finden in der Parabel eine bleibende Mahnung, dass das Leben einmalig und unumkehrbar ist. Eine Vertröstung auf ein Leben nach dem Tod lässt dieses Gleichnis nicht zu. Sie ist aber auch eine Aufforderung an die Reichen, ihre Privilegien im Dienst der Armen einzusetzen und nicht unbedacht auf ihren Reichtum zu vertrauen. Den Reichen, heute würde man von „Leistungsträgern“ oder „Leistungselite“ sprechen, bleiben mit dem Lukasevangelium zwei Möglichkeiten, mit ihrem Reichtum umzugehen, um nicht in der „Unterwelt Qualen zu leiden“ (V 23): „Entweder sie geben ihren Reichtum ab oder sie verwenden ihn, der Mahnung von Thora und Propheten entsprechend, sozial verantwortlich“ (Leonhardt-Balzer, Wie kommt ein Reicher in Abrahams Schoß? 658. In: Zimmermann, 2007, 647ff).




Johann Sebastian Bach (1685-1759): O Ewigkeit, du Donnerwort. Athesinus Consort, Berlin. Leitung: Klaus-Martin Bresgott. Veröffentlicht am 19.06.2012.

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