Donnerstag, 12. Juni 2014

Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 15.06.2014

Einleitung: "Im ersten Sonntagsgottesdienst nach dem Pfingstfest vertiefen wir den Gedanken, dass Gott sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart. Der Gedanke der Dreieinigkeit er- schließt sich in diesem Gottesdienst schon von dem zugrunde liegenden Bibelwort her: Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus und der Geist der Weisheit und der Offenbarung wer- den in einem einzigen Satz zusammen genannt. Anhand der ersten drei Glaubensartikel kann die Erkenntnis über den drei- einigen Gott vertieft und gefestigt werden. Die Gabe des Heiligen Geistes, die 'Kraft aus der Höhe', soll und will nun auch tätig werden: Sie drängt uns beispielsweise, innige Verbindung mit dem Herrn zu suchen, auch wenn das nicht immer leicht, bisweilen sogar mit Mühe verbunden ist."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Gott als den Dreieinigen erkennen.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Epheser 1, 16b-17: "[Ich] gedenke euer in meinem Gebet, dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen.“

Die Kernbotschaft lautet: "Die Erkenntnis des dreieinigen Gottes hat konkrete Auswirkungen auf unser Glaubensleben.“

Das Bibelwort wird in den folgenden Kontext gestellt: „V 17 deutet eine trinitarische Struktur an: 'Gott, der Vater', 'unser Herr Jesus Christus' und der 'Geist der Weisheit und der Offenbarung.' In den V 16 und 17 wird Gott darum gebeten, dass die Gemeinde durch den Heiligen Geist Gott erkenne. Gotteserkenntnis ist also weder Vermögen noch Leistung des Menschen, sondern Geschenk Gottes. Der Heilige Geist ist Ursprung der Weisheit und der Erkenntnis Gottes. Darüber hinaus wird durch den Heiligen Geist Gottes wahres Wesen enthüllt. Siehe auch KNK 1."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:

„Gott, der unsichtbar ist, zeigt sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Dazu bekennen wir uns in den ersten drei Glaubensartikeln. 

  • Die Erkenntnis des Vaters gibt uns Sicherheit.
  • Die Erkenntnis des Sohnes zeigt, dass nach unserem Leiden die Herrlichkeit folgt.
  • Die Erkenntnis des Heiligen Geistes lässt uns die Predigt im Glauben aufnehmen und dient der Bereitung der Braut Christi“ (alle Zitate aus den o. g. LG).


Kommentar: An dieser Stelle möchte ich die ersten drei Glaubensartikel der NAK (siehe dazu ausführlich „Das neuapostolische Glaubensbekenntnis“, KNK, 2014) dem Apostolischen Glaubensbekenntnis (siehe dazu z. B. Hans Küng: Credo, 2000 oder Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum, 2000) gegenüber stellen. Das Apostolische Glaubensbekenntnis hat fast wortgleich als Glaubensartikel 1-3 Eingang in den KNK gefunden. Die Unterschiede zum Apostolischen Glaubensbekenntnis habe ich farblich kenntlich gemacht. Es hat allerdings durch die Ergänzung durch die Glaubensartikeln 4-10 erheblich an Prägnanz eingebüßt. Hier wurde eine große Chance in Hinblick auf ein Fortkommen im Dialog mit den anderen christlichen Kirchen in Deutschland vertan.

Die ersten drei Glaubensartikel der NAK

(1) Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

(2) Ich glaube an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben, begraben, eingegangen in das Reich des Todes, am dritten Tag auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dort wird er wiederkommen.

(3) Ich glaube an den Heiligen Geist, die eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.


Das apostolische Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche (katholische) Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.

Amen.


„Am heutigen Sonntag feiern wir das Fest der Heiligen Dreifaltigkeit - Trinitatis. Es ist das Fest des Glaubensbekenntnisses. Mit dem Trinitatisfest erreicht das Kirchenjahr gewissermaßen seinen ersten Abschluss. Es ist das Fest, an dem es um das Geheimnis der göttlichen Dreieinigkeit selbst geht. In der dem Fest folgenden Zeit denken wir darüber nach, wie die christliche Gemeinde den Glauben an diesen Gott in ihrem Leben umsetzt. Am Trinitatsifest denken wir darüber nach, wie sich Gott uns in verschiedenen Gestalten, als Schöpfer im Vater, als Versöhner im Sohn und als Mittler im Geist, offenbart“ (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 68).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 145:

„Ein Lobgesang. Von David. Ich will dich erheben, mein Gott, du König, und deinen Namen preisen immer und ewig. Täglich will ich dich preisen, deinen Namen will ich loben immer und ewig. Groß ist der HERR und sehr zu loben. Seine Größe ist unerforschlich. Eine Generation wird der andern rühmen deine Werke, deine Machttaten werden sie verkünden. Reden sollen sie von der herrlichen Pracht deiner Majestät, und deine Wunder will ich bedenken. Sie sollen sprechen von der Kraft deiner furchtbaren Taten, und deine Großtaten will ich erzählen. Das Lob deiner großen Güte werden sie hervorströmen lassen, deine Gerechtigkeit werden sie jubelnd preisen. Gnädig und barmherzig ist der HERR, langsam zum Zorn und groß an Gnade. Der HERR ist gut gegen alle, sein Erbarmen ist über alle seine Werke. Es werden dich loben, HERR, alle deine Werke und deine Frommen dich preisen. Sie werden sprechen von der Herrlichkeit deines Reiches, sie werden reden von deiner Kraft, um den Menschenkindern kundzutun deine Machttaten und die prachtvolle Herrlichkeit deines Reiches. Dein Reich ist ein Reich aller Zeiten, deine Herrschaft dauert durch alle Generationen hindurch. Der HERR stützt alle Fallenden, er richtet auf alle Niedergebeugten. Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigst alles Lebendige nach Wohlgefallen. Der HERR ist gerecht in allen seinen Wegen und treu in allen seinen Werken. Nahe ist der HERR allen, die ihn anrufen, allen, die ihn in Wahrheit anrufen. Er erfüllt das Verlangen derer, die ihn fürchten. Ihr Schreien hört er, und er hilft ihnen. Der HERR bewahrt alle, die ihn lieben, aber alle Gottlosen vertilgt er. Mein Mund soll das Lob des HERRN aussprechen, und alles Fleisch preise seinen heiligen Namen immer und ewig“ (ELB).


Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 3, 1-8 (9-15): 
Gespräch mit Nikodemus 
Es war aber ein Mensch aus den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster der Juden. Dieser kam zu ihm bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen, denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm. Jesus antwortete und sprach zu ihm: 'Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird (oder: von oben her neu; MS), kann er das Reich Gottes nicht sehen.' Nikodemus spricht zu ihm: 'Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum zweiten Mal in den Leib seiner Mutter hineingehen und geboren werden?' Jesus antwortete: 'Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen. Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen (oder: seine Stimme; MS), aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht; so ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.' Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: 'Wie kann dies geschehen?' Jesus antwortete und sprach zu ihm: 'Du bist der Lehrer Israels und weißt das nicht? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben, und unser Zeugnis nehmt ihr nicht an. Wenn ich euch das Irdische gesagt habe, und ihr glaubt nicht, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage? Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel als nur der, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen. Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben habe'“ (ELB). 

Kommentar: Auf der Gesamtebene des Evangeliums ist Nikodemus Kontrastfigur zur samaritischen Frau im nächsten Kapitel.
Nikodemus hat begriffen, dass Jesu Aussage aus V.3 einen in seiner Radikalität nicht mehr zu überbietenden Neuanfang meint. Aber er schiebt solchen Neuanfang ins Illusionäre, in den Bereich der religiösen Träumerei. Die Annahme einer Art „reboot“ der bisherigen Lebensgeschichte ist eben nicht realistisch. Dem setzt Jesus die Wirklichkeit Gottes entgegen.
Der Schwerpunkt der Antwort Jesu im Joh liegt auf dem Wort „Geist.“ „Geist“ bezeichnet im Joh die Wirklichkeit Gottes im Gegensatz zum „Fleisch“ als die Wirklichkeit der Welt.
Es geht also um die Wirklichkeit Gottes, der (Gott) sich in der Fleischwerdung des Wortes, im Auftreten Jesu, gerade irdisch manifestiert hat. Wenn aber Gottes andere Wirklichkeit irdisch auf den Plan tritt, dann kann das nur so geschehen, dass sich die irdische Wirklichkeit ändert.
Das benutzte griechische Wort „ánothen“ beinhaltet die Aspekte: „von neuem“ und „von oben“ („vom Himmel her“). 
Im weiteren Verlauf des Evangeliums (V.8) spielt Johannes mit der Doppelbedeutung des Wortes „Wind“, um den Geist weiter zu charakterisieren. Das griechische Wort „pneúma“ und das hebräische Wort „rúach“ bedeuten „Wind“ und „Geist.“
Nicht nur der Wind weht, wo er will, sondern auch der Geist. Er, Gottes Geist, ist souverän. Sein Wirken kann von Menschen nicht festgelegt werden – auch nicht durch die Taufe oder die sogen. „Versiegelung“ (vergl. im Gegensatz dazu: KNK,  311ff).
Mit der Erwähnung des Wassers, und damit der Taufe, bringt Johannes schließlich auch den konkreten irdischen Ort, an dem die Geburt aus dem Geist geschieht, ins Spiel. Dieser Ort ist die Gemeinde (vergl. Wengst, 2004, Das Johannes Evangelium I, 123-136; siehe dazu weiter: Zimmermann, 2007, 719-730).





W. A. Mozart - KV 167 - Missa in honorem Sanctissimae Trinitatis in C major
Nicolaus Harnoncourt mit dem Arnold Schönberg Chor und dem Concentus Musicus, Wien
Veröffentlicht am 25.07.2013

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