Freitag, 27. Juni 2014

2. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 29.06.2014

Einleitung: „Im letzten Sonntag des Junis bereiten wir uns erneut auf einen Gottesdienst für Entschlafene vor. Die universale Kraft des Heiligen Geistes soll uns helfen, mehr und mehr einen 'heiligen Wandel' zu führen, wozu auch die herzliche Fürbitte für Hilfsbedürftige im Jenseits zählt. So schließt sich dann der Kreis zum ersten Gottesdienst des Monats, der zum Wachstum in Jesus Christus aufruft.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Heilig wandeln und helfen.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist 1 Petr 1, 15: "Wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel.“

Die Kernbotschaft lautet: "Wir wollen uns nach Gott ausrichten und für die Entschlafenen im Gebet eintreten.“

Das Bibelwort wird in den folgenden Kontext gestellt: „Der 1 Petr weist in seinem Briefeingang (1 Petr 1, 1–12) auf den hohen Stellenwert der Wiedergeburt hin. Dann folgt das Hauptthema des Briefes: Es wird zu einem neuen Leben aufgefordert, das der Heiligkeit Gottes entsprechen soll (1 Petr 1, 13–2, 10), wobei stets auf das Alte Testament verwiesen wird. Dann folgen bis zum Briefschluss Mahnungen und Trostworte (1 Petr 2, 11–4, 19).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Wir wollen heilig wandeln im Sinne von: 
  • uns von Gott leiten lassen. 
  • gegen die Sünde ankämpfen. 
  • ein williges Werkzeug sein in Gottes Hand. 
Wenn wir so wandeln, kann unsere Fürbitte für die Hilfsbedürftigen in den jenseitigen Bereichen würdig und wahrhaftig sein“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Die NAK kennt im Gegensatz zu den beiden großen deutschen christlichen Kirchen 3 Ewigkeitssonntage, die als „Gottesdienste für Entschlafene“ bezeichnet werden (siehe dazu ausführlich KNK, Kap. 9).

Theologisch breitet 1 Petr 2 Themen aus: die Leidenstheologie und die Darstellung der Gemeinde als Tempel. „Mit der Leidenstheologie kann der Verfasser die Situation der Christen, die sich in der Minderheit befanden und Diskriminierung, Hass und Feindseligkeiten ausgesetzt waren (etwa 50-55 nach Chr.), theologisch mit Jesus und seinem Leiden verbinden. Dadurch wird der Begriff der „Gnade“ konkret mit dieser sozialen Wirklichkeit verbunden.
Durch die Tempeltheologie kann er der Gemeinde ein kräftiges Bewusstsein theologischer Identität vermitteln. In den ausführlich referierten Haustafeln entwirft der Verfasser ein moralisches Ordnungsschema für antike Heidenchristen. Dieses Schema ist nicht am jüdischen Gesetz orientiert, sondern am Pflichtkatalog des 'Hauses' in der hellenistischen Welt“ (GNÜ, 53f).

Die EU übersetzt „heilig werden“: „Christliche Heiligkeit ist, wie das Futur in V 15 zeigt, kein Besitz, sondern ständig Schritte darauf hin und damit je neu zu konkretisierende Nachfolge (Frankemölle, 1987, 37). Zum Begriff der Nachfolge siehe auch Christian Rose, 2007, 168ff in: Hübener & Orth: Wörter des Lebens und Dietrich Bonhoeffer, 1937/2002.


„Am heutigen Sonntag feiern wir den 2. Sonntag nach Trinitatis – Die Einladung - und hören die Einladung zum großen Abendmahl und danken Gott, dass er uns durch Jesus Christus teilhaben lässt an seinem Reich. Die Freude über die Einladung macht uns selbst zu Einladenden“ (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 70).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 36, 6-11:
"Der Reichtum der Güte Gottes
Von David, dem Knecht des HERRN, vorzusingen. Es sinnen die Übertreter auf gottloses Treiben / im Grund ihres Herzens. Es ist keine Gottesfurcht bei ihnen. Und doch hat Gott den Weg vor ihnen geebnet, um ihre Schuld aufzufinden und zu hassen. Alle ihre Worte sind falsch und erlogen, verständig und gut handeln sie nicht mehr. Sie trachten auf ihrem Lager nach Schaden und stehen fest auf dem bösen Weg und scheuen kein Arges. HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes / und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht. Breite deine Güte über die, die dich kennen, und deine Gerechtigkeit über die Frommen. Lass mich nicht kommen unter den Fuß der Stolzen, und die Hand der Gottlosen vertreibe mich nicht! Sieh da, sie sind gefallen, die Übeltäter, sind gestürzt und können nicht wieder aufstehen“ (LUT).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 14, (15) 16-24: 
"Gleichnis vom großen Gastmahl 
Als aber einer von denen, die mit zu Tisch lagen, dies hörte, sprach er zu ihm: Glückselig, wer essen wird im Reich Gottes! Er aber sprach zu ihm: Ein Mensch machte ein großes Gastmahl und lud viele ein. Und er sandte seinen Knecht zur Stunde des Gastmahls, um den Eingeladenen zu sagen: Kommt! Denn schon ist alles bereit. Und sie fingen alle ohne Ausnahme an, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muss unbedingt hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt. Und ein anderer sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft, und ich gehe hin, sie zu erproben; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt. Und ein anderer sprach: Ich habe eine Frau geheiratet, und darum kann ich nicht kommen. Und der Knecht kam herbei und berichtete dies seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und bringe die Armen und Krüppel und Blinden und Lahmen hier herein! Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, wie du befohlen hast, und es ist noch Raum. Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Wege und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde! Denn ich sage euch, dass nicht einer jener Männer, die eingeladen waren, mein Gastmahl schmecken wird" (ELB).

Kommentar: Louise Schottroff bietet folgende drei Ebenen als Interpretationsfolie für Gleichnisse an: „Sie erzählen eine Geschichte aus dem Leben, sie geben eine Anleitung zum Vergleichen mit dem Reich Gottes und enthalten eine Aufforderung zur Antwort, einen ungeschriebenen dritten Teil, der eine hörende Auslegungsgemeinschaft voraussetzt. Diese sollen mit ihren Gebeten und ihrem Leben antworten. (…) Diese Antwort soll ihre Auslegung der Tora sein, die ihr Leben fortan gestaltet (Louise Schottroff: „Von der Schwierigkeit zu teilen.“ In: Zimmermann, 2007, 593ff vor allem 600f).

Für die o. g. Parabel bietet sie eine rein sozialgeschichtliche Deutung an:
„Ich verstehe die Erzählung als die Geschichte eines beleidigten Gastgebers, der sich Ersatzgäste einlädt, um die Erstgeladenen zu ärgern und öffentlich zu diskriminieren. Er will mit der Einladung der Armen gar kein gutes Werk tun. Diese Parabel soll von den Zuhörenden vielmehr mit der Armenpraxis, wie sie Jesus lehrt (Lk 14, 12-14) verglichen werden. Es kommt bei diesem Vergleich darauf an, den Unterschied zwischen diesem Festmahl und der Einladung Gottes zum messianischen Mahl zu erkennen. Der Gastgeber ist nicht als Abbild Gottes gemeint“ (ebenda).

Demgegenüber deutet Jeremias diese Parabel eher ekklesiologisch (Die Gleichnisse Jesu, 1962/1996) und Drewermann wie auch Grün aus einer (tiefen-) psychologischen Perspektive (Drewermann, Wenn der Himmel die Erde berührt, 1992 und Grün, Jesus als Therapeut, 2013).

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