Mittwoch, 2. Juli 2014

3. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 06.07.2014

Einleitung: "Im Monat Juli steht die Kirche Jesu Christi im Mittelpunkt der Predigtreihe. Die Kirche Christi ist ein zentrales Motiv unseres Glaubens, weil wir sie als Heilseinrichtung verstehen. Deshalb sind für sie die Ämter und die Sakramente von herausragender Bedeutung. Wo das Apostelamt wirkt, ist das geistliche Amt vorhanden und die Sakramente werden in vollumfänglicher Weise gespendet – dort wird die Kirche Christi am deutlichsten sichtbar. Das Bekenntnis von Nizäa-Konstantinopel besagt, dass die Kirche Christi die eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche ist. Diese Kennzeichen der Kirche nennt man „notae ecclesiae“. Die Wesensmerkmale der Kirche Christi werden in der Predigtreihe im Juli aufgezeigt und vertieft: Die Kirche ist „allgemein“. Dies bedeutet auch, dass es für die Verkündigung des Evangeliums keine Grenzen gibt. Jesus Christus und seine Kirche sind für die Menschen aller Völker gegeben, sowohl für die Lebenden als auch für die Toten. Den Gottesdienst am ersten Sonntag im Monat Juli feiern wir traditionell als den Gottesdienst für Entschlafene. Den Auftrag Jesu, das Evangelium und die Sündenvergebung zu verkündigen sowie die Sakramente zu spenden, erfüllen die Apostel hierbei auch an den Entschlafenen. Die Sakramentsspendung für die Toten geschieht, indem die jeweilige sichtbare Handlung stellvertretend an Lebenden vorgenommen wird. Die als Stellvertreter vorgesehenen Amtsträger empfangen dabei nicht erneut die Sakramente, sondern die Heilswirkung kommt dabei einzig den Entschlafenen zugute."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Ewiges Leben bei Gott."

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Joh 17, 3: "Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen."

Die Kernbotschaft lautet: "Wer Gott als Vater und Jesus Christus als den Erlöser erkennt, hat das ewige Leben."

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Der Höhepunkt in Jesu Abschiedsreden (Joh 13–17), in denen er der Gemeinde den Geist verheißt und Ausblick auf sein Wiederkommen gibt, ist das hohe priesterliche Gebet (Joh 17). Hier fasst Christus sein Wesen und Wirken zusammen. Nach dem Gebet geht Jesus hinaus, um sein Leiden und Sterben auf sich zu nehmen."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: "Gott schuf den Menschen, damit er ewige Gemeinschaft mit ihm haben sollte. Die Unsterblichkeit der Seele ist noch nicht das ewige Leben. Ewiges Leben erlangt man durch den Glauben
  • an Gott und seine Liebe,
  • daran, dass Gott sich in seinem Wort offenbart,
  • an Jesus Christus als Gottes Sohn und sein Evangelium,
  • an die Gnade Jesu Christi und die Heilswirkung der Sakramente.
Durch unsere Fürbitte helfen wir den Entschlafenen, den Weg zum ewigen Leben betreten zu können“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Zum Kirchenverständnis der NAKI vergleiche KNK, "Die Kirche Jesu Christi", 257ff. Zum Kirchenverständnis der Katholischen Kirche und der EKD verweise ich an dieser Stelle auf Ratzinger 1968/2000 (vor allem "Der Geist und die Kirche", 313ff); Küng, 1992; Barth, 1998; Handbuch der Dogmatik, 2002 (vor allem "G: Ekklesiologie", 47ff).
"Wirkliches ("Ewiges"; MS) Leben besteht in der Erkenntnis des einen Gottes, des Schöpfers und Herrn von allem." Das Leben kann also nicht in unterschiedliche Lebensbereiche mit jeweils eigenen Gesetzen aufgeteilt werden. "Wird Gott als 'der allein wahre Gott' erkannt und anerkannt, sind alle Lebensbereiche auf ihn bezogen und kommt das Leben als zu jeder Zeit und an jedem Ort in Verantwortung vor ihm gelebtes zur Einheit. (...) Gott ist schon vor Jesus in der "Gestalt Israels" erkennbar gewesen und ist es für uns heute auch in Jesus Christus (Wengst, Das Johannesevangelium II, 2001, 176f).


Am 06.07.2014 "feiern wir den 3. Sonntag nach Trinitatis - Das Wort der Versöhnung - und wir hören das Gleichnis vom verlorenen Schaf" (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 70).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 103:
"Ein Loblied auf den gütigen und verzeihenden Gott
Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt, der dein Leben vor dem Untergang rettet und dich mit Huld und Erbarmen krönt, der dich dein Leben lang mit seinen Gaben sättigt; wie dem Adler wird dir die Jugend erneuert. Der Herr vollbringt Taten des Heiles, Recht verschafft er allen Bedrängten. Er hat Mose seine Wege kundgetan, den Kindern Israels seine Werke. Der Herr ist barmherzig und gnädig, langmütig und reich an Güte. Er wird nicht immer zürnen, nicht ewig im Groll verharren. Er handelt an uns nicht nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Schuld. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch ist seine Huld über denen, die ihn fürchten. So weit der Aufgang entfernt ist vom Untergang, so weit entfernt er die Schuld von uns. Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über alle, die ihn fürchten. Denn er weiß, was wir für Gebilde sind; er denkt daran: Wir sind nur Staub. Des Menschen Tage sind wie Gras, er blüht wie die Blume des Feldes. Fährt der Wind darüber, ist sie dahin; der Ort, wo sie stand, weiß von ihr nichts mehr. Doch die Huld des Herrn währt immer und ewig für alle, die ihn fürchten und ehren; sein Heil erfahren noch Kinder und Enkel; alle, die seinen Bund bewahren, an seine Gebote denken und danach handeln. Der Herr hat seinen Thron errichtet im Himmel, seine königliche Macht beherrscht das All. Lobt den Herrn, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die seine Befehle vollstrecken, seinen Worten gehorsam! Lobt den Herrn, all seine Scharen, seine Diener, die seinen Willen vollziehen! Lobt den Herrn, all seine Werke, an jedem Ort seiner Herrschaft! Lobe den Herrn, meine Seele" (EU)!

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 15, 1-7:
"Das verlorene Schaf
Eines Tages waren wieder einmal alle Zolleinnehmer und all die anderen, die einen ebenso schlechten Ruf hatten, bei Jesus versammelt und wollten ihn hören. Die Pharisäer und die Gesetzeslehrer murrten und sagten: 'Er lässt das Gesindel zu sich! Er isst sogar mit ihnen!' Da erzählte ihnen Jesus folgendes Gleichnis: 'Stellt euch vor, einer von euch hat hundert Schafe und eines davon verläuft sich. Lässt er dann nicht die neunundneunzig allein in der Steppe weitergrasen und sucht das verlorene so lange, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, dann freut er sich, nimmt es auf die Schultern und trägt es nach Hause. Dort ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: 'Freut euch mit mir, ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!' Ich sage euch: Genauso ist bei Gott im Himmel mehr Freude über einen Sünder, der ein neues Leben anfängt, als über neunundneunzig andere, die das nicht nötig haben'" (GNB).

Kommentar: Diesem Gleichnis folgt das Gleichnis von der verlorenen Münze und das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Es bieten sich nach Oveja (2007) drei Deutungsebenen an: die (klassische) theologische Deutung, die in dem suchenden Hirten Gottes bedingungslose Zuwendung zu den Verlorenen erkennt, die gruppendynamische Deutung, die den Einzelnen zu eigenen Wegen ermutigt, ohne von der Gruppe, im Falle eines Scheiterns ("verirrens"), ausgeschlossen zu werden und die appellative Deutung. Der Sinn der Parabel könnte gerade darin liegen, "die Adressaten zu ermutigen, wie der Mensch auf der Bildebene, das Verlorene zu suchen, sich den Sündern und Außenseitern zuzuwenden und entsprechend zu handeln" (Animosa Oveja, Neunundneunzig sind nicht genug! In: Zimmermann, 2007, 205ff).

"In allen drei Gleichnissen liegt die Pointe darin, dass man sich mitfreuen soll und darf, wenn Gott das Verlorene wiedergefunden hat" (Berger, 2006, C, 251).

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