Samstag, 12. Juli 2014

4. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 13.07.2014

Einleitung: "Im Monat Juli steht die Kirche Jesu Christi im Mittelpunkt der Predigtreihe. Die Kirche Christi ist ein zentrales Motiv unseres Glaubens, weil wir sie als Heilseinrichtung verstehen. Deshalb sind für sie die Ämter und die Sakramente von herausragender Bedeutung. Wo das Apostelamt wirkt, ist das geistliche Amt vorhanden und die Sakramente werden in vollumfänglicher Weise gespendet – dort wird die Kirche Christi am deutlichsten sichtbar. Das Bekenntnis von Nizäa-Konstantinopel besagt, dass die Kirche Christi die eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche ist. Diese Kennzeichen der Kirche nennt man „notae ecclesiae“. Die Wesensmerkmale der Kirche Christi werden in der Predigtreihe im Juli aufgezeigt und vertieft: (...) Die Kirche ist „eine“. Die Kirche Christi gibt Zeugnis von der Einheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Im Gottesdienst am zweiten Sonntag wird Jesus Christus als der Grund und das Haupt der Kirche vorgestellt. Er ist vom Vater gesandt und durch den Heiligen Geist mit der Gemeinde verbunden. Jesus Christus ist Maßstab für unser Leben als Christ. Die Kirche Christi wird also auch offenbar im Glauben an und im Bekenntnis des Gläubigen zu Jesus Christus." 

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Jesus Christus – in allem der Erste." 

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Kol 1, 18: "Er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei." 

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: "Jesus Christus, Haupt der Kirche, ist Maßstab für unser Leben als Christ." 

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Kol 1, 15–20 ist ein Lied der urchristlichen Gemeinde, in dem Jesus Christus verherrlicht wird: Er ist Ebenbild Gottes, Erstgeborener und auch Schöpfer. Wenn Jesus Christus als „das Haupt der Gemeinde“ bezeichnet wird, dann bezeugt dies seine Herrschaft: Er regiert die eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche. In ihr zeigt sich am unmittelbarsten seine Herrschaft. Sie ist seine Schöpfung und sie lebt von und aus ihm." 

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: "Wir wollen uns zu der von Jesus Christus gegründeten Kirche bekennen, indem wir
  • uns zu ihm, dem Grund und Haupt der Kirche, bekennen. 
  • die Gemeinde des Herrn nicht auf eine menschliche Organisation reduzieren. 
  • in der Auferstehung Jesu die Grundlage wahren Lebens sehen. 
  • dem Evangelium in unserem Alltag stets Vorrang einräumen“ (alle Zitate aus den o. g. LG). 

Kommentar: Zum Kirchenverständnis der NAKI vergleiche KNK, "Die Kirche Jesu Christi", 257ff. Zum Kirchenverständnis der Katholischen Kirche und der EKD verweise ich an dieser Stelle auf Ratzinger 1968/2000 (vor allem "Der Geist und die Kirche", 313ff); Küng, 1992; Barth, 1998; Handbuch der Dogmatik, 2002 (vor allem "G: Ekklesiologie", 47ff); Hauschild & Pohl-Patalong, 2013.
Bei Kol handelt es sich um eine sogen. Deuteropauline. 
Zwei wesentliche theologische Argumente werden in Kol ausgebreitet: 
Mit Hilfe des aus aus der Tradition aufgenommenen Christus-Enkomions (Kol 1, 15-20) macht er zunächst einmal deutlich, wer 'Herr im Haus', will sagen: im Kosmos ist: niemand anderes als Jesus Christus! Die im Enkomion genannten 'Throne, Herrschaften, Mächte und Gewalten', hinter denen wir mit gutem Grund Engelmächte vermuten dürfen, verdanken ihre Existenz ihm (Schöpfungsmittlerschaft), und er ist es auch, der das All mit sich versöhnt“ (Heininger, 2006, 315f. In: Wischmeyer: Paulus). 
Zweitens ist Christus nicht nur der Herr des Kosmos, sondern auch das Haupt eines jeden getauften und somit der Herr im Leben jedes Einzelnen. Somit ist "der Auferstandene und Erhöhte der 'Ort', wo die ganze Fülle Gottes wohnt und für den Menschen erfahrbar wird (Pfammatter, 1987, 64). 
Wirkliches ("Ewiges"; MS) Leben besteht in der Erkenntnis des einen Gottes, des Schöpfers und Herrn von allem." Das Leben kann also nicht in unterschiedliche Lebensbereiche mit jeweils eigenen Gesetzen aufgeteilt werden. "Wird Gott als 'der allein wahre Gott' erkannt und anerkannt, sind alle Lebensbereiche auf ihn bezogen und kommt das Leben als zu jeder Zeit und an jedem Ort in Verantwortung vor ihm gelebtes zur Einheit. (...) Gott ist schon vor Jesus in der 'Gestalt Israels' erkennbar gewesen und ist es für uns heute auch in Jesus Christus (Wengst, Das Johannesevangelium II, 2001, 178f).


Am 13.07.2014 "feiern wir den 4. Sonntag nach Trinitatis - Die Gemeinde der Sünder - und werden daran erinnert, dass wir der Vergebung bedürfen und somit kein Recht haben, unseren Nächsten zu richten. Wir wissen aber auch um die große Gnade, dass Gott gerade denen nachgeht, die in Schuld gefangen sind“ (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 71). 

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 42:
"Verlangen nach Gott aus fremdem Land
Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.  Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue? Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott? Daran will ich denken und ausschütten mein Herz bei mir selbst: wie ich einherzog in großer Schar, mit ihnen zu wallen zum Hause Gottes mit Frohlocken und Danken in der Schar derer, die da feiern. Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir, / darum gedenke ich an dich aus dem Land am Jordan und Hermon, vom Berge Misar. Deine Fluten rauschen daher, / und eine Tiefe ruft die andere; alle deine Wasserwogen und Wellen gehen über mich. Am Tage sendet der HERR seine Güte, und des Nachts singe ich ihm und bete zu dem Gott meines Lebens. Ich sage zu Gott, meinem Fels: Warum hast du mich vergessen? Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich dränget? Es ist wie Mord in meinen Gebeinen, / wenn mich meine Feinde schmähen und täglich zu mir sagen: Wo ist nun dein Gott? Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist" (LUT). 

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 6, 36-42:
"Von der Stellung zum Nächsten
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen. Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis: Kann auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? Der Jünger steht nicht über dem Meister; wenn er vollkommen ist, so ist er wie sein Meister. Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr? Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge und sieh dann zu, dass du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst" (LUT)!

Statt eines Kommentars:



Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847): Psalm 42, Op. 42

Coro: Wie der Hirsch schreit; Aria: Meine Seele dürstet; Coro: Was betrübst du dich; Quintetto: Der Herr hat des Tages verheißen; Schlußchor: Was betrübst du dich

La Chapelle Royale; Collegium Vocale; Ensemble Orchestral de Paris; Sopran: Eiddwen Harhhy;
Leitung: Philippe Herreweghe.

Hochgeladen am 10.06.2011

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