Einleitung: „In den Gottesdiensten dieses Monats wird die Liebe Gottes zum Menschen in unterschiedlichen Facetten beleuchtet, die schließlich Erwiderung durch den Menschen dem Nächsten gegenüber zur Folge hat: Der erste Gottesdienst im November ist der Erlösung der Entschlafenen gewidmet. So leitet der Monat in das zentrale Thema ‚Gottes Liebe‘ ein. Diese Liebe ist universell: Sie umfasst die Sünder aller Zeiten, aller Völker und Nationen, sie wirkt im Diesseits und im Jenseits.“
An diesem Sonntag feiern die neuapostolischen Christen einen sogen. Gottesdienst für die Entschlafenen (zur Sonderlehre des sogen. "Entschlafenenwesen" siehe Post vom 26.10.2014 in diesem Blog und Funkschmidt, 2014, Neuapostolische Forschung zum Entschlafenenwesen und Müller-Bahr, 2014, Sakramentale Handlungen an Toten in der NAK. Beide in: Materialdienst der EZW, 11/2014, 414-416 und 416-427). Als liturgischer Höhepunkt werden in diesen Gottesdiensten in Anwesenheit eines Apostels an lebenden Menschen, in der Regel (höhere) Amtsträger der NAK, sakramentale Handlungen stellvertretend für die bereits Verstorbenen vollzogen. Es "empfangen zwei Amtsträger für die Verstorbenen die Heilige Wassertaufe, die Heilige Versiegelung und das Heilige Abendmahl" (zitiert aus: Katechsimus der Neuapostolischen Kirche, 2012, 423). Als biblische Grundlage hierfür gibt die NAK 1. Kor 15, 29 an: "Was soll es sonst, dass sich einige für die Toten taufen lassen? Wenn die Toten gar nicht auferstehen, was lassen sie sich dann für sie taufen" (LUT)?
Mit Bezug auf die o. g. Bibelstelle attestiert Klauck den Korinthern ein "verzerrtes Taufverständnis: Manche Gemeindemitglieder (...) lassen sich ein zweites Mal taufen, stellvertretend für einen heidnischen Verwandten oder Freund, der ungetauft verstorben ist. Ihm sollen die Wirkungen der Taufe, Geistverleihung, ewige Rettung, Unsterblichkeit nachträglich noch zugute kommen" (Klauck, 1 Kor. In: Die neue Echter Bibel. Kommentar zum Neuen Testament mit der Einheitsübersetzung, 115f).
Die Taufe für die Toten "lässt auf ein magisches Verständnis der Taufe schließen, das Paulus nicht teilt (vergl. 1 Kor 10, 1-5)." Paulus greift an dieser Stelle offenbar nicht strenger ein, um die noch junge "Auferstehungshoffnung" (der Korinther) nicht zu verunsichern, die die Totenauferstehung eigentlich ablehnten (ELB, 1524). Vergl. dazu auch: Wischmeyer, Paulus, 2006, 157f).
Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Heil aus dem Glauben an Jesus Christus.“
Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Apg 10, 42-43: Er hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, dass er von Gott bestimmt ist zum Richter der Lebenden und der Toten. Von diesem bezeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen.“
Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Die Apostel bezeugen Christus als Herrn über die Lebenden und die Toten.“
Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Kornelius beachtete die Gebote des jüdischen Gesetzes, was die Gebete und die Almosen betraf. Jedoch war er kein Jude geworden. Um seinen Willen, den Heiden das Heil zugänglich zu machen, umzusetzen, spendete Gott selbst Kornelius und seinem Haus den Heiligen Geist. Dies geschah in Gegenwart des Apostels, ein Hinweis darauf, dass Geistmitteilung und Apostelamt in enger Verbindung stehen.“
Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
- „Die Apostel predigen Christus, um Lebende wie Tote zum Glauben an den Herrn zu führen.
- Mit der Annahme oder der Ablehnung Jesu Christi ist für den Menschen Heil oder Unheil verbunden, daher ist Christus Richter über Tote und Lebende“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Kommentar: In dem Abschnitt Apg 10, 23b-48, der mit „Die Taufe des Kornelius“ (EU) überschrieben ist, geht es um den sogen. „Heilsuniversalismus: Kein Mensch ist unheilig oder unrein! (…) Er will das Heil aller. (…) Zwar hat Gott das Wort (der Heilsverkündigung) den Israeliten gesandt, nämlich durch den Messias Jesus; aber dieser ist der Herr aller, nicht bloß der Juden, sondern auch der Heiden. Das Verbindungsglied stellt dar: Der Frieden, den Gott durch Jesus verkünden lässt, bringt die Versöhnung der beiden. (…) Der universelle Heilswille Gottes manifestiert sich schließlich durch das Herabkommen des Heiligen Geistes auf alle“ (Mußner, 1985, 65-67).
„Am 02.11.2014 feiern wir den 20. Sonntag nach Trinitatis – Die Ordnungen Gottes – und hören die Rede Jesu über die Ehe und die Ehescheidung“ (Senftleben, 1988, 82).
Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist der Ps 119 („Das güldene ABC“; LUT), 101-108:
„Von jedem bösen Pfad habe ich meine Füße zurückgehalten, damit ich dein Wort bewahre. Von deinen Bestimmungen gewichen bin ich nicht, denn du, du hast mich unterwiesen. Wie süß sind meinem Gaumen deine Worte, mehr als Honig meinem Mund! Aus deinen Vorschriften empfange ich Einsicht. Darum hasse ich jeden Lügenpfad! Eine Leuchte für meinen Fuß ist dein Wort, ein Licht für meinen Pfad. Ich habe geschworen und halte es aufrecht, die Bestimmungen deiner Gerechtigkeit zu bewahren. Ich bin über die Maßen gebeugt. HERR, belebe mich nach deinem Wort! Die Gaben meines Mundes lass dir doch wohlgefallen, HERR! Lehre mich deine Bestimmungen“ (ELB)!
Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mk 10, 2-12:
"Über Ehe und Ehescheidung
Jesus brach von dort auf und ging in das Gebiet von Judäa und auf die andere Seite des Jordans. Wieder kamen die Menschen in Scharen zu ihm, und wieder lehrte er sie, wie es seine Gewohnheit war. Einige Pharisäer kamen zu Jesus und fragten ihn: 'Ist es einem Mann erlaubt, sich von seiner Frau zu scheiden?' Sie wollten ihm damit eine Falle stellen. 'Was für eine Vorschrift hat euch Mose gegeben?', fragte Jesus zurück. Sie erwiderten: 'Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau dann fortzuschicken.' Da sagte Jesus zu ihnen: 'Nur wegen eurer Uneinsichtigkeit hat Mose euch diese Vorschrift gegeben. Am Anfang jedoch, bei der Schöpfung, hat Gott die Menschen als Mann und Frau erschaffen. 'Deshalb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Leib sein.' Sie sind also nicht mehr zwei, sondern sie sind ein Leib. Darum: Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen.' Zu Hause wollten die Jünger noch mehr darüber wissen. Jesus sagte zu ihnen: 'Wer sich von seiner Frau scheidet und eine andere heiratet, begeht Ehebruch gegenüber seiner ersten Frau. Und auch umgekehrt: Wenn eine Frau sich von ihrem Mann scheidet und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch'" (NGÜ).
Kommentar: "Die Ehe ist in den antiken mediterranen Kulturen eine Verbindung zwischen zwei Familien. (...) Die eheliche Verbindung hat ökonomische, politische und verwandtschaftliche Aspekte. Vor allem aber geht es um die Verbindung der Ehre zweier Familien. War die Frau zuvor in die Ehre ihrer Herkunftsfamilie (repräsentiert durch den Patriarchen) eingebettet, so ist sie mit der Heirat in die Ehre der Familie des Ehemannes eingebettet. Nach gemeinsamer Auffassung der mediterranen Gesellschaften kann eine Ehefrau die Ehre ihres Ehemannes verletzen, dass heißt über ihn Schande bringen. Diese Entehrung geschieht in der Regel dann, wenn eine Ehefrau eine sexuelle Beziehung zu einem anderen Mann hat oder sich unzüchtig benimmt (Haare offen und aufgelöst tragen, nicht korrekt gekleidet sein). Die Auflösung einer Ehe wird so betrachtet zu einem hochkomplizierten sozialen Akt, die den zentralen Werte-Code 'Ehre und Schande' paradigmatisch berührt.
Jesus hat die Ehe als eine auf Lebensdauer angelegte neue Verwandtschaftsbindung verstanden, die im Schöpfungswillen Gottes intendiert ist: Die Schöpfung getrennter Geschlechter ist Basis eines in der Ehe neu entstandenen 'Körpers', nämlich einer neuen Familie. Wiederheirat nach Auflösung der Ehe ist Ehebruch, die größtmögliche Form der Ehrverletzung für einen Mann in der antiken mediterranen Kultur" (Stegemann, 2010, 286-288).
Offenbar sieht Jesus die Trennung des Menschen und ein "irgendwie wieder zusammenführen" des Menschen als Ehrverletzung dem Vater, dem Schöpfer gegenüber, an. Hier ist Jesus ganz dem antiken mediterranen Denken verhaftet und tief in dieser Kultur verwurzelt. Dem westlich aufgeklärten Denken ist diese Anschauung heute sehr fremd.
Offenbar sieht Jesus die Trennung des Menschen und ein "irgendwie wieder zusammenführen" des Menschen als Ehrverletzung dem Vater, dem Schöpfer gegenüber, an. Hier ist Jesus ganz dem antiken mediterranen Denken verhaftet und tief in dieser Kultur verwurzelt. Dem westlich aufgeklärten Denken ist diese Anschauung heute sehr fremd.
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