Einleitung: „Die Ausführungen der Leitgedanken zum dritten Sonntag machen deutlich, dass Jesus dem Menschen entgegenkommt und ihm sein Heil schenkt. Zugleich wird gezeigt, dass die Schwierigkeiten, die unseren Glauben bedrohen, die uns vielleicht in den Zweifel führen, mit Jesus bewältigt werden können. Insofern sollte man Zweifel auch nicht totschweigen, bagatellisieren oder gar dämonisieren, sondern deutlich machen, dass sie durch die Besinnung auf die Macht und Gnade des Herrn überwunden werden können.“
Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Fürchtet Euch nicht!“
Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Mt 14,27–29: Aber sogleich redete Jesus mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht! Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser. Und er sprach: Komm her! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu“ (LUT).
Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir erkennen den Herrn und vertrauen ihm.“
Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Nach der Speisung der Fünftausend gehen die Jünger abends hinunter zum See Genezareth, besteigen ein Boot und fahren nach Kapernaum. Als der See von einem starken Wind aufgewühlt wird, tritt Jesus zu ihnen und nimmt ihnen die Furcht.“
Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
- „Wer sein Leben nach dem Evangelium ausrichtet, bekommt oft ‚Gegenwind’ zu spüren.
- Wir wollen das Gesetz Christi erfüllen, nämlich das der Gottes- und Nächstenliebe.
- Wenn plötzliches Unglück oder Unbekanntes auf uns zukommt, vertrauen wir dem Beistand des Herrn.
- Auch wenn wir zweifeln, kommt uns Jesus Christus entgegen und reicht uns seine helfenden Hände. Ergreifen wir sie“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Kommentar: Die Predigtgrundlage für die neuapostolischen Gottesdienste ist der Wundererzählung „Jesus und der sinkende Petrus auf dem See“ entnommen. Diese Erzählung bildet die Mitte zwischen zwei weiteren Wundererzählungen im Evangelium nach Matthäus: „Die Speisung der 5000“ und „Krankenheilungen in Genezareth“ (LUT).
C. G. Jung und in der Folge Eugen Drewermann verstehen Wundererzählungen als bildhafte Geschichten, „die auf etwas anderes hindeuten als sie selbst, sie spielt auf zwei Ebenen: die vordergründige Handlung ist ‚nur‘ Vehikel einer grundlegenden (theologischen) Aussage, die es letztlich zu erkennen gilt“ (Zimmermann, 2013, 10).
Demgegenüber versucht Zimmermann in seinem Kompendium von 2013 einen literaturwissenschaftlichen Ansatz der Auslegung. Demnach wird in einer erzählten Wundergeschichte „eine Handlung bzw. ein Ereignis als sinnlich wahrnehmbar und konkret dargestellt und dabei das Durchbrechen der Normalität und des Erfahrbaren betont. Das Wunder soll gerade den Leser bzw. Rezipienten des Textes erreichen und erfassen. Ziel dieser Textes ist es, dass sich die Rezipienten gleichsam mit dem Augenzeugen und Handlungsfiguren auf der Erzählebene wundern“ (ebd., 12f).
Die Wundergeschichte lässt sich aus unterschiedlichen Perspektiven deuten:
die christologische Perspektive: „Mit seinem Gehen auf dem Wasser zeigt Jesus eine göttliche Fähigkeit und Macht, die am Ende sinnvoll in seiner Bezeichnung als Sohn Gottes zusammengefasst wird. (…) Betont werden (aber) nicht unzweifelhafte Eigenschaften und Fähigkeiten, sondern dass er auf die Jüngergruppe zukommt und dass er ihnen eigene Vollmacht gibt und rettend eingreift“ (Judith Hartenstein: Jenseits der Komfortzone - Jesu Erscheinen auf dem See. In: Zimmermann, 2013, 454-464);
die sakramentale Perspektive: Jesus wandelt auf dem Wasser, das das Sakrament der Heiligen Wassertaufe symbolisiert. Die Taufe ist demnach ein Grund auf dem wir durch den Glauben an Jesus Christus stehen und gehen können. In der Taufe gibt Gott dem Gläubigen seine unverbrüchliche Zusage (JHWH = ich werde da sein), schließt so einen Bund mit ihm und nimmt ihn in die Gemeinde Jesu Christi auf;
die ekklesiologische Perspektive: hier geht es dann nicht um eine erste Entscheidung für oder gegen Jesus, sondern um die Bewährung des schon vorhandenen Glaubens. Die Erzählung passt in die nachösterliche Zeit, da das Zentrum der Erzählung die Trennung Jesu von der Jüngergruppe darstellt. In dieser Zeit ist die Gemeinde/Kirche auf sich allein gestellt und muss ohne die direkte Anwesenheit Jesu auskommen. Sie darf trotz allem auf die Unterstützung vertrauen (siehe dazu ausführlich: Hartenstein, 2013, 462);
die politische Perspektive: die Lebenszeit Jesu ist durch Verfolgung, Bedrohung, Rebellion und politische Willkür gekennzeichnet. Das Bekenntnis zum „Nazarener“ bedeutete ein Wagnis: „Das Wagnis des Glaubens oder besser das Wagnis des Lebens in Jesu Gemeinde, ist nicht nur eine innerliche Sache, sondern bedeutet, sich ganz praktischen Gefahren auszusetzen und politisch Position zu beziehen. Die Erzählung wird so zu einer Ermutigungsgeschichte und sich der rettenden Zuwendung Jesu versichert und außerdem ungeahnte Fähigkeiten freisetzt. An Petrus zeigt sich, dass auf Jesu Befehl hin und mit seiner Unterstützung alles möglich ist - aber auch, dass das Leben in der Nachfolge alles andere als komfortabel ist“ (ebd., 463).
An diesem Sonntag, dem 15. Februar 2015, feiern wird den Sonntag Estomihi - „Mit Gott wollen wir Taten tun.“
Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 60:
„Gebet nach einer schweren Niederlage
Für den Dirigenten. Nach derselben Melodie zu begleiten wie das Lied ‚Lilie des Zeugnisses.‘ Ein Lehrpsalm Davids für den Unterricht. David schrieb ihn zur Erinnerung an den Krieg gegen die Aramäer von Mesopotamien und gegen die Aramäer von Zoba. Sein Feldherr Joab musste umkehren, um gegen die Edomiter zu kämpfen. Im Salztal schlug er 12.000 von ihnen. Gott, du hast uns verstoßen und unsere Truppen in alle Richtungen zerstreut, zornig bist du auf uns gewesen, richte uns nun wieder auf! Du hast unser Land erbeben lassen und ihm tiefe Wunden geschlagen, heile seine Risse, denn es bricht auseinander! Du hast dein Volk Schweres erleben lassen. Wein gabst du uns zu trinken, der uns betäubte und uns taumeln ließ. Doch denen, die Ehrfurcht vor dir haben, hast du ein Signal gegeben, dass sie fliehen können vor den Bogenschützen des Feindes. Damit alle gerettet werden, die du liebst, hilf uns mit deinem starken Arm und erhöre mein Gebet! Darauf hat Gott in seinem Heiligtum geantwortet: ‚Als Sieger will ich triumphieren, die Stadt Sichem werde ich meinem Volk zurückgeben und das Tal von Sukkot als mein Eigentum vermessen. Mir gehört das Gebiet von Gilead und von Manasse, Efraïm ist mein starker, schützender Helm, und Juda ist mein Herrscherstab. Moab aber ist mein Waschbecken, von Edom ergreife ich Besitz, indem ich meinen Schuh darauf werfe. Und auch du, Land der Philister, musst mir zujubeln!’ Aber wer bringt mich in jene Stadt, die gut befestigt ist? Ja, wer geleitet mich nach Edom? Hast nicht du, o Gott, uns verstoßen? Weigerst du dich nicht bis jetzt, mit unseren Heeren in den Kampf zu ziehen? Hilf uns doch gegen unsere Feinde! Was können Menschen alleine schon ausrichten? Aber mit Gott werden wir den Sieg erringen, er wird alle, die uns jetzt bedrängen, schließlich zertreten“ (NGÜ)!
Die Epistel steht im 1 Kor 13,1-13.
Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mk 8,31-38:
Jesus kündigt zum ersten Mal sein Leiden und Sterben und seine Auferstehung an
Jesus sprach mit seinen Jüngern zum ersten Mal darüber, dass der Menschensohn vieles erleiden müsse und von den Ältesten, den führenden Priestern und den Schriftgelehrten verworfen werde; er werde getötet werden und drei Tage danach auferstehen. Klar und offen redete er darüber. Da nahm Petrus ihn beiseite und versuchte mit aller Macht, ihn davon abzubringen. Aber Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies ihn scharf zurecht: ‚Geh weg von mir, Satan! Denn was du denkst, kommt nicht von Gott, sondern ist menschlich.‘
Anforderungen der Nachfolge
Dann rief Jesus die Volksmenge samt seinen Jüngern zu sich und sagte: ‚Wenn jemand mein Jünger sein will, muss er sich selbst verleugnen, sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten. Was nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, wenn er selbst dabei unheilbar Schaden nimmt? Denn was könnte ein Mensch als Gegenwert für sein Leben geben Wer in dieser von Gott abgefallenen und sündigen Zeit nicht zu mir und meinen Worten steht, zu dem wird auch der Menschensohn nicht stehen, wenn er mit den heiligen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommt‘“ (NGÜ).
Kommentar: „Der Name des Sonntags leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: esto mihi in lapidem fortissimum et in domum munitam ut salves me - ‚Sei mir ein Fels der Zuflucht, ein unzugängliches Haus, mich zu retten‘ (Ps 31,3b; ELB).
Der Sonntag Estomihi oder Quinquagesimae (der Fünfzigste) beginnt nun, die Spannung wieder zu steigern, indem er auf das Leiden als einen wichtigen Bestandteil der Erlösung und der Nachfolge betont. Das Evangelium des Sonntags enthält zwei wichtige Aussagen: die Leidensankündigung Jesu und der Aufruf zur Nachfolge unter dem Kreuz: "Wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird's erhalten." (Mk 8, 35b). Wichtig in dieser Woche ist, dass die Fastenzeit am Aschermittwoch beginnt. In manchen Gegenden ist der Karneval jetzt im vollen Schwung, was sicher auch im kirchlichen Geschehen ein Echo finden kann“ (www.daskirchenjahr.de).
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