Samstag, 14. März 2015

Judika - Kommentar zu den LG vom 22. März 2015

Einleitung: „Jesus wird zwar trotz seiner Liebe und Selbstlosigkeit von vielen Menschen verachtet und abgelehnt. Dennoch lässt sich der Gottessohn nicht aufhalten, die Fundamente für seine Kirche zu errichten. Unter anderem sendet er dazu seine Apostel in alle Welt. Wir sind aufgerufen, die Gesandten Gottes anzunehmen und ihnen im Glauben zu folgen.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Wort und Licht annehmen."

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Joh 1,11: Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (LUT).

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir wollen die gegenwärtige göttliche Sendung annehmen.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Das Bibelwort gehört zum sogenannten Prolog des Johannesevangeliums, in dem vom 'Wort‘ als Ursprung allen Seins (V1) und dessen Eintritt in die Menschenwelt durch Jesus Christus gesprochen wird (Verse 11.14 ff./KNK 3.4.2).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Wort und Licht haben durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus Gestalt angenommen.
  • Wir nehmen Jesus Christus auf, indem wir das Wort seiner Gesandten annehmen.
  • Wir verkündigen das Licht Christi unter den Menschen, indem wir unseren Glauben mutig bekennen und das Wesen Christi im Dienst am Nächsten unter Beweis stellen“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Kommentar: Der Prolog zum Johannesevangelium soll unmissverständlich und unzweideutig klar machen, „dass es im Evangelium bei der Darstellung der Geschichte Jesu um nichts weniger als um Gott selbst geht, dass Er in dieser Geschichte vernehmbar wird. (…) In dem erniedrigten und getöteten Jesus kommt Gott selbst zum Zuge, als der Ort der Präsenz Gottes in der Geschichte“ (Wengst, 2004, 48).
Nach Wengst gibt es für V10 und V11 zwei Verstehensmöglichkeiten, die sich nicht entscheiden lassen: „Einmal kann die überschießende Aussage von V10, dass die Welt durch ihn ward, als Vorbereitung für V11 gelesen werden, so dass dieser inhaltlich nichts anderes sagt als V10, sondern nur die Welt und alle Menschen in ihr betont als sein Eigentum, als ‚das Seine‘ und ‚die Seinen‘, herausstellt. Er kommt nicht in die Fremde, sondern in das ihm sozusagen von Haus aus Eigene, aber er wird nicht akzeptiert, wie ein Fremder behandelt, weil die Welt sich ihrem Schöpfer entfremdet hat, der in ihm präsent ist.
Zum anderen kann aber das Verhältnis von V10 und V11 auch als das zweier konzentrischer Kreise gelesen werden. Nach der ganzen Welt käme dann ein engerer Kreis gelesen werden. Nach der ganzen Welt käme dann ein engerer Kreis ins Blickfeld; und damit kann nur Israel gemeint sein, so dass ‚das Seine‘ und ‚die Seinen‘ das eigene Land und die Landsleute Jesu bezeichneten. In solcher Weise wird schonen Ex 19,5 Israel als ‚Eigentum‘ Gottes ‚vor allen Völkern‘ bezeichnet, dem doch, wie gleich anschließend festgestellt wird, ‚die ganze Erde‘ gehört. Liest man so, formuliert der Evangelist in V11b die Ablehnung, die Jesus in Israel erfahren hat“ (ebd., 64).

An diesem Sonntag, dem 22. März 2015, feiern wird den Sonntag Judika - „Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.“

Der Name des Sonntags Judika leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: "Judica me, Deus, et discerne causam meam de gente non sancta" („Gott, schaffe mir Recht und führe meine Sache wider das unheilige Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten (Ps 43, 1)!
Nach dem Sonntag Laetare, an dem die Hingabe Jesu bedacht wurde, betont nun der Sonntag Judika den Gehorsam Christi genauso wie unseren Gehorsam. Es geht also um unsere Antwort auf Gottes Handeln und Gebot, die unaufgebbare Dualistik der Gnade Gottes: wenn sie nicht angenommen wird, kann sie auch nicht wirken. Es ist die Freiheit der Selbstentscheidung, von Gott geschenkt, die uns auch das Verderben bringen kann. Die Texte zeigen uns in teilweise grausamer Härte, wie Gehorsam immer auch zum Segen führt (aus: www.daskirchenjahr.de).

Kantaten von Johann Sebastian Bach (1685-1790) zum Kirchensonntag: Keine.

Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 69, 1-16:
"In schwerer Not
Rette mich, Gott, denn das Wasser steht mir bis zum Hals! Ich versinke in tiefem Schlamm und finde keinen Halt. Das Wasser reißt mich in die Tiefe, die Flut überschwemmt mich. Erschöpft bin ich durch mein ständiges Rufen, meine Kehle brennt, meine Augen erlöschen – ich aber warte weiter sehnsüchtig auf meinen Gott. So viele Menschen hassen mich ohne Grund, sie sind zahlreicher als die Haare auf meinem Kopf. Ihre Macht ist groß, und sie wollen mich zum Schweigen bringen, verlogene Feinde sind sie allesamt. Ich soll ihnen ersetzen, was ich gar nicht gestohlen habe. Du allein, mein Gott, weißt, wo ich unverständig bin; meine Schuld ist dir nicht verborgen. Lass es mit mir nicht so weit kommen, allmächtiger Herr, du Herr über alles, dass sich nun alle, die auf dich hoffen, meinetwegen schämen müssen! Lass nicht zu, dass durch mich Schimpf und Schande die trifft, die deine Nähe suchen, du Gott Israels! Denn weil ich zu dir gehöre, werde ich mit Hohn und Spott überschüttet, die Scham ist mir ins Gesicht geschrieben. Selbst meinen Brüdern bin ich fremd geworden, meine eigenen Geschwister begegnen mir, als gehörte ich nicht zum selben Volk wie sie. Denn die Leidenschaft für dein Haus hat meine ganze Kraft verzehrt, gegen mich richten sich die Beschimpfungen derer, die sonst dich beschimpfen. Als ich weinte und fastete, selbst dann haben sie mich noch verhöhnt. Legte ich in Trauer ein Gewand aus Sackleinen an, so dichteten sie Spottverse auf mich. Beim Stadttor, ´wo die Leute sich treffen`, ziehen sie über mich her, und die Betrunkenen verhöhnen mich in ihren Saufliedern. Ich aber bete zu dir, Herr, jetzt zur gelegenen Zeit. Gott, antworte mir doch in deiner großen Gnade, rette mich, so wie du es in deiner Treue schon immer getan hast! Zieh mich heraus aus dem Schlamm, damit ich nicht versinke! Rette mich vor dem Zugriff meiner Feinde, die mich hassen, lass mich dem tiefen Wasser entkommen! Sorge dafür, dass die Flut mich nicht überschwemmt und die tiefen Strudel mich nicht verschlingen, möge der Brunnen mich nicht für immer in seinem Schlund begraben" (NGÜ)!

Die Epistel steht im Hebr 5,7-9.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mk 10,35-45:
"Die Bitte von Jakobus und Johannes
Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, traten an Jesus heran und sagten: »Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst.« – »Was wollt ihr?«, fragte er. »Was soll ich für euch tun?« Sie antworteten: »Wir möchten, dass du uns in deiner Herrlichkeit neben dir sitzen lässt, den einen an deiner rechten Seite und den anderen an deiner linken Seite.« – »Ihr wisst nicht, um was ihr da bittet«, entgegnete Jesus. »Könnt ihr den bitteren Kelch trinken, den ich trinken werde, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werden muss?« – »Das können wir!«, erklärten sie. Da sagte Jesus zu ihnen: »Den Kelch, den ich trinke, werdet ihr zwar auch trinken, und die Taufe, mit der ich getauft werde, werdet auch ihr empfangen. Aber darüber zu verfügen, wer an meiner rechten und an meiner linken Seite sitzen wird, das steht nicht mir zu. Wer dort sitzen wird, das ist ´von Gott` bestimmt.«
Herrschen oder dienen?
Die übrigen zehn Jünger hatten dem Gespräch zugehört und ärgerten sich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie alle zusammen und sagte: »Ihr wisst, dass die, die als Herrscher über die Völker betrachtet werden, sich als ihre Herren aufführen und dass die Völker die Macht der Großen zu spüren bekommen. Bei euch ist es nicht so. Im Gegenteil: Wer unter euch groß werden will, soll den anderen dienen; wer unter euch der Erste sein will, soll zum Dienst an allen bereit sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben" (GNB).

Kommentar: Jesus versammelte nach dem Neuen Testament zwölf Jünger um sich, die er als Apostel einsetzte. Die zwölf Jünger werden symbolisch auch mit den zwölf Stämmen Israels in Verbindung gebracht.

Auf die Zahl 12 wird in der Bibel immer wieder zurückgegriffen.

AT: Nach den Söhnen Jakobs wird das Volk Israel im Alten Testament in zwölf Stämme gegliedert.
Zwölf Edelsteine sind auf dem Brustschild des Hohenpriesters.

NT: In der Apokalypse (Apk 21,14) findet sich ein weiterer Bezug auf diese Zahl, wo beschrieben wird, dass die Mauern des Neuen Jerusalems auf zwölf Grundsteinen mit den zwölf Namen der Apostel errichtet werden.
Die himmlische Stadt Jerusalem (Offb. Joh. 21) hat 12 Tore, auf denen 12 Engel stehen. Die Maße der Stadt basieren alle auf der Zahl Zwölf.

Das Christentum deutet die Zwölf (drei mal vier, neben der Sieben, also drei plus vier) als Heilige Zahl der Begegnung Gottes (Drei: Trinität = Dreieinigkeit) mit der Welt (Vier: vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten, vier Elemente).

Heute symbolisiert die Zahl 12 die Verbindung zwischen dem Christentum und dem Judentum einerseits und zwischen Gott und der Welt andererseits.

Mit den Namen der Apostel stellt Gott sich uns vor:
Jakobus: Die Namenstradition weist auf den biblischen Patriarchen Jakob (Gen 25,23–27 EU). Nachwissenschaftlicher Auffassung geht der Personenname Jaʿakow auf einen Satznamen zurück, der lautete: „(Gott) beschützt / beschütze“

Johannes: Der latinisierte Name Johannes geht auf die griechische Form Ἰωάννης (Iōannēs) des hebräischen יוחנן (Jochanan) zurück und bedeutet „Gott (JHWH) ist gnädig“ / „Gott hat Gnade erwiesen“. Somit kann der Name als Ausdruck einer als Geschenk aufgefassten Geburt verstanden werden.

Jesus deutet in seinen Antworten an, was eine Begegnung mit Gott und eine Bevorzugung durch Gott immer auch bedeutet: es bedeutet gnädige und (be-) schützende Zuwendung und Teilen der Lebens- und Schicksalsgemeinschaft mit ihm.
Beide Aspekte sind die 2 Seiten der Medaille "Nachfolge"!

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