Einleitung: „Im Monat April setzen sich die Beiträge zur Passionszeit fort. Die kommenden Gottesdienste beziehen sich auf zentrale Ereignisse der Heilsgeschichte, die für alle Menschen Gültigkeit haben. Gottes Heilshandeln wird allen Menschen angeboten. (…) Im dritten Gottesdienst nach Ostern wird der Blick in die Zukunft gerichtet. Der von Christus errungene Sieg über Sünde und Tod begründet die Zusage des ewigen Lebens. Die Gewissheit ewigen Lebens bewirkt Freude im Herzen, denn sie zeigt, der Tod ist nicht das Ende unseres Seins. So kann dieser Gedanke auch in schwierigen Lebenslagen ein Trost sein, wenn beispielsweise Menschen Angst vor dem Sterben haben und der Tod ihnen unmittelbar bevorsteht. Die Freude wird vollkommen sein, wenn Jesus Christus wiederkommt und Gott schließlich einen neuen Himmel und eine neue Erde bereitet.“
Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Kommende Freude.“
Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Joh 16,22: Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.“ (LUT)
Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Die von Christus verheißene Freude bei seiner Wiederkunft ist Trost und freudige Hoffnung.“
Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Die nachösterliche Gemeinde lebt nicht mehr in der Zeit des Leidens und Sterbens Jesu, sondern blickt dankbar auf sie zurück, denn in ihr geschah die Erlösung aus der Gottferne. Sie hat Grund zur Freude, da sich Gott zum Gekreuzigten bekannt hat. Obwohl die Gläubigen traurig sind, dass Jesus nicht sichtbar bei ihnen ist, wird ihnen Freude verheißen, denn Jesus wird wiederkommen.“
Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Der von Christus errungene Sieg über Sünde und Tod und die darin begründete Zusage zum ewigen Leben bewirken Freude im Herzen.
Glaubensgewissheit schenkt auch in schwierigen Lebensphasen Freude im Herzen. Ewige Freude wird sein, wenn
- Jesus Christus wiederkommt.
- Gott die neue Schöpfung bereitet“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Kommentar: Die Predigtgrundlage ist der zweiten Abschiedsrede Jesu entnommen (Joh 15,1-16,33). Den vierten Abschnitt dieser Abschiedsrede überschreibt Wengst mit „Ermutigung in der Bedrängnis“ (Joh 16,16-33).
Die Auferstehung lässt sich als ein Wunder oder als eine frühchristliche Wundergeschichte in dem folgenden Sinne verstehen:
„Eine frühchristliche Wundergeschichte ist eine faktuale mehrgliedrige Erzählung, von der Handlung Jesu oder eines Jesusanhängers an Menschen, Sachen oder Natur, die eine sinnlich wahrnehmbare, zunächst unerklärbare Veränderung auslöst textimmanent und/oder kontextuell auf das Einwirken göttliche Kraft zurückgeführt wird und die Absicht verfolgt, den/die RezipientIn in Staunen und Irritation zu versetzen, um ihn/sie damit zu einer Erkenntnis über Gottes Wirklichkeit zu führen und/oder zum Glauben bzw. zu einer Verhaltensänderung zu bewegen“ (Zimmermann, 2013, 32).
In welcher Form lässt sich von einem Wunder erzählen resp. predigen?
- Wundergeschichten sind Ausdruck der Hoffnung auf das Reich Gottes.
- Wundergeschichten können als bildhafte „Dein-Reich-komme“-Bitte verstanden werden und von dort aus interpretiert werden.
- In Wundergeschichten sind Metaphern versteckt, die der heutigen Wirklichkeit entsprechen. Im diesem Sinne bedeutet von Wundern zu predigen einen aktiven Übertragungsprozess vorzunehmen.
- „Wird das Handeln Jesu bruchlos auf unser Handeln übertragen, nivelliert man das Einzigartige der Taten Gottes. (…) Die Spannung zwischen Gottes Wirken und unserem Tun wird gehalten, wenn die Predigten versuchen, nicht einfach ethische Handlungsanweisungen zu Intention ihrer Predigten zu machen, sondern verantwortungsvolles Handeln durch ihre Predigt möglich werden zu lassen“ (ebenda, 161).
An diesem Tag, dem 26. April 2015, feiern wir den Sonntag Jubilate - „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“
Der Name des Sonntags Jubilate leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: Jubilate Deo, omnis terra (Ps 66,1: Halleluja! Jauchzet Gott, alle Lande, Halleluja! Lobsinget zur Ehre seines Namens! Halleluja!)!
Am Sonntag Jubilate wird das Evangelium von Jesus als dem Weinstock gelesen. Das Thema "Die neue Schöpfung" wird jedoch nicht ohne weiteres in diesem Evangelium deutlich, sondern in den anderen Lesungen, worin auf die Veränderungen hingewiesen wird, die durch Jesu Auferstehung bewirkt wurden und werden. Interessant ist die Wahl der priesterlichen Schöpfungsgeschichte als alttestamentlicher Lesung: hier wird das, was das Volk Israel schon lange erkannt hat, aufgegriffen: Gott hat die Schöpfung gut geschaffen, ohne Fehl und Tadel. Das zahreiche Elend ist auf das Versagen des Menschen zurückzuführen, den Willen Gottes auszuführen. Durch Christus sind wir nun dazu befähigt (www.daskirchenjahr.de).
Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
- „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ (BWV 12; siehe CD-Tipp)
- „Ihr werdet weinen und heulen“ (BWV 103)
- „Wir müssen durch viel Trübsal“ (BWV (146)
Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 103:
Barmherzig und gnädig ist der Herr
Preise den Herrn, meine Seele, ja, alles in mir ´lobe` seinen heiligen Namen! Preise den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!
Er vergibt dir all deine Schuld und heilt alle deine Krankheiten. Er rettet dich mitten aus Todesgefahr, krönt dich mit Güte und Erbarmen. Er gibt dir in deinem Leben viel Gutes – überreich bist du beschenkt! Wie sich bei einem Adler das Gefieder erneuert, so bekommst du immer wieder jugendliche Kraft. Der Herr vollbringt große Rettungstaten, allen Unterdrückten verhilft er zu ihrem Recht.
Er gab Mose zu erkennen, wie er handelt, und den Israeliten zeigte er seine mächtigen Taten. Barmherzig und gnädig ist der Herr, er gerät nicht schnell in Zorn, sondern ist reich an Gnade. Nicht für immer wird er uns anklagen, noch wird er ewig zornig auf uns sein.
Er handelt an uns nicht so, wie wir es wegen unserer Sünden verdient hätten, er vergilt uns nicht nach unseren Vergehen. Denn so hoch, wie der Himmel über der Erde ist, so überragend groß ist seine Gnade gegenüber denen, die ihm in Ehrfurcht begegnen. So fern, wie der Osten vom Westen ist, so weit schafft er unsere Vergehen von uns fort. Wie ein Vater seinen Kindern voller Güte begegnet, so begegnet der Herr denen, die ihm in Ehrfurcht dienen. Denn er weiß ja, was für Geschöpfe wir sind, er denkt daran, dass wir nur aus Staub gebildet wurden. Der Mensch – seine Lebenstage sind so vergänglich wie das Gras. Er gleicht einer Blume auf dem Feld, die aufblüht, wenn aber ein starker Wind über sie hinwegfegt, dann ist sie nicht mehr da. Dort, wo sie einmal blühte, gibt es keine Spur mehr von ihr. Doch die Gnade des Herrn ist immer und ewig über denen, die ihm in Ehrfurcht dienen. Und noch an ihren Kindern und Enkeln erweist er seine Treue. So handelt er an denen, die sich an seinen Bund halten, die an seine Weisungen denken und danach leben. Der Herr hat im Himmel seinen Thron errichtet, und seine Königsherrschaft umschließt das All. Preist den Herrn, ihr seine starken und gewaltigen Engel, die ihr sein Wort ausführt und seiner Stimme gehorcht, sobald er spricht. Preist den Herrn, ihr alle, die ihr zu seinem himmlischen Heer gehört, ihr seine Diener, die ihr ausführt, woran er Freude hat. Preist den Herrn, ihr alle seine Werke, an allen Orten, über die sich seine Herrschaft erstreckt! Ja, preise den Herrn, meine Seele! (NGÜ)
Die Epistel steht im 1 Joh 5,1-4.
Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 15,1-8:
Die Bildrede vom Fruchtbringen
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet. (EU)
Kommentar: Poplutz zufolge, lässt sich das Gleichnis in den literarischen Kontext der Abschiedsreden Jesu einordnen. Betrachtet man dieses letzte „Ich-bin-Wort“ so fällt vor allem eine Neuerung ins Auge: „Zum ersten Mal wird mit dem ‚Ich-bin-Wort‘ keine selbständige christologische Aussage formuliert, sondern eine Form gewählt, in der es auf engste mit anderen Figuren verknüpft ist (Winzer, Reben). Die neue Akzentsetzung kann man als ekklesiologische Umgestaltung deuten, die der Passage eine neue Sinnrichtung verleiht. Die Konzentration auf den Winzer, den Weinstock und die Reben ermöglicht eine Gemeinschaftsaussage zwischen dem Sohn und den Glaubenden, deren einzige Lebensader die Verbindung mit dem Sohn ist, ohne die sie nichts tun können“ (Poplutz, Uta: Eine fruchtbare Allianz (Weinstock, Winzer, Reben). In: Zimmermann, 2007, 828-839).
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