Freitag, 13. November 2015

Buß- und Bettag - Kommentar zu den LG zum Buß- und Bettag



Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Keine Selbsttäuschung!“

Lesung und gleichzeitig Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Offb 3, 19: Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße!“ (LUT)

Eine Kernbotschaft wird nicht formuliert.

Die Bibelstelle wird in keinen historischen oder theologischen Kontext eingebettet.

Eine Zusammenfassung wird nicht vorgenommen.

Ich möchte aus den sogen. „Ausführungen“ formulieren: „... und züchtige ich: Züchtigung kann in der Weise erlebt werden, dass der Herr Kummer, Leid und Sorgen zulässt, damit unser Glaubensleben an Tiefe gewinnt. Wir sollen lernen, dem Herrn noch mehr zu vertrauen. Unsere Hoffnung auf den Tag des Herrn soll noch intensiver werden. Wir sollen ferner in der Geduld wachsen. Züchtigung in diesem Sinn ist keine Bestrafung - vielmehr soll sie uns dem Herrn näher bringen (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Auffällig sind 2 Aspekte: zum einen war Laodizea, an diese ist das Sendschreiben gerichtet, eine Stadt mit selbstbewussten Bewohnern - und mit einer vermutlich ebenso selbstbewussten Gemeinde. Dieses Selbstbewusstsein gründete sich auf den Reichtum der Stadt und ihrer Bewohner und dem medizinischen Fortschritt; zum anderen fällt auf, „dass in ihm [dem Sendschreiben] die Gemeinde überhaupt nicht mehr, auch nicht in einem Rest, gelobt wird. Die Gemeinde als Ganze wird verklagt“ (Lichtenberger, 2014, Die Apokalypse, 112).

Die NGÜ gibt Off. 19, 3 so wieder: „So mache ich es mit allen, die ich liebe: Ich decke auf, was bei ihnen verkehrt ist, und weise sie zurecht. Darum mach Schluss mit deiner Gleichgültigkeit und kehre um!“
Die BNÜ überträgt diese Stelle so: „Wen ich liebe, den sage ich, was er für Fehler hat und versuche, ihn zu bessern. Nimm es an und kehre um!“

Diese beiden Übersetzungen sind näher am Kern des Evangeliums, denn in Hinblick auf die Frohe Botschaft wird deutlich, dass Gott-Ferne immer durch Krankheiten, „Kummer, Leid und Sorgen“ symbolisiert und ausgedrückt wird. Auch eine soziale Ausgrenzung findet durch Krankheitsbilder seinen Ausdruck. Weiter wird beschrieben, dass Jesus sich diesem Leid, also der Gott- und Menschen-Ferne, annimmt und diese heilt also überwindet. Nicht „Kummer, Leid und Sorgen“ führen also zu einem tieferen Glauben, sondern die Heilung. Gott geht immer in Vorleistung und bietet sein Vorbild zur Nachahmung an. Buße führt also zu einer Nachahmung des göttlichen Handelns und zu einer Rückkehr zum menschlichen Tun - Buße ist eine zutiefst humanistischer Akt.


Heute ist Buß- und Bettag - Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig werden.

"Seit Beginn der Kirche gibt es Buß- und Bettage, die mit Fasten und Gebet begangen wurden. In der römischen Kirche hat sich mancherorts der Mittwoch und Freitag (wenigstens in den Bußzeiten) als Fastentag erhalten (der Mittwoch gilt als Tag des Verrats, der Freitag als Tag der Kreuzigung Jesu). Aus diesen Tagen entstanden Fastenzeiten vor den großen Festen, von denen uns die Adventszeit und die Fastenzeit vor Ostern erhalten sind.
Die protestantische Kirche hat die Praxis der Bußtage übernommen, indem sie wöchentliche Buß- und Bettage am Dienstag einführte. Beliebt waren solche Tage (mit ganztägigem Gottesdienst) nicht, so dass die Aufklärung im 18. Jahrhundert leichtes Spiel hatte, die Praxis unter den Protestanten drastisch einzuschränken. Heute ist uns nur der Tag in der Mitte der vorletzten Woche des Kirchenjahres als kirchlicher Buß- und Bettag erhalten.
Am Buß- und Bettag werden wir zur Umkehr aufgerufen. Dabei geht es nicht nur um innere Umkehr, auch unser Tun soll sich zum Guten hinwenden. So hören wir immer wieder neu das Wort Gottes, um zu erkennen, wo wir ihm untreu geworden sind, damit wir lernen, Gutes zu tun. Denn das ist das rechte Opfer, das wir unserem Gott schuldig sind. Aber den rechten Weg dazu kann uns nur Gott selbst weisen, und so ist das Gebet wesentlicher Bestandteil unseres alltäglichen Lebens“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Mt 24, 1-14:
Die Ankündigung der Zerstörung des Tempels
Als Jesus den Tempel verlassen hatte, wandten sich seine Jünger an ihn und wiesen ihn auf die gewaltigen Bauten des Tempels hin. Er sagte zu ihnen: Seht ihr das alles? Amen, das sage ich euch: Kein Stein wird hier auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen werden.
Vom Anfang der Not
Als er auf dem Ölberg saß, wandten sich die Jünger, die mit ihm allein waren, an ihn und fragten: Sag uns, wann wird das geschehen, und was ist das Zeichen für deine Ankunft und das Ende der Welt? Jesus antwortete: Gebt Acht, dass euch niemand irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin der Messias!, und sie werden viele irreführen. Ihr werdet von Kriegen hören und Nachrichten über Kriege werden euch beunruhigen. Gebt Acht, lasst euch nicht erschrecken! Das muss geschehen. Es ist aber noch nicht das Ende. Denn ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere und an vielen Orten wird es Hungersnöte und Erdbeben geben. Doch das alles ist erst der Anfang der Wehen. Dann wird man euch in große Not bringen und euch töten und ihr werdet von allen Völkern um meines Namens willen gehasst. Dann werden viele zu Fall kommen und einander hassen und verraten. Viele falsche Propheten werden auftreten und sie werden viele irreführen. Und weil die Missachtung von Gottes Gesetz überhandnimmt, wird die Liebe bei vielen erkalten. Wer jedoch bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet. Aber dieses Evangelium vom Reich wird auf der ganzen Welt verkündet werden, damit alle Völker es hören; dann erst kommt das Ende.
Vom Höhepunkt der Not
Wenn ihr dann am heiligen Ort den unheilvollen Gräuel stehen seht, der durch den Propheten Daniel vorhergesagt worden ist - der Leser begreife -, dann sollen die Bewohner von Judäa in die Berge fliehen; wer gerade auf dem Dach ist, soll nicht mehr ins Haus gehen, um seine Sachen mitzunehmen; wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren, um seinen Mantel zu holen. Weh aber den Frauen, die in jenen Tagen schwanger sind oder ein Kind stillen. Betet darum, dass ihr nicht im Winter oder an einem Sabbat fliehen müsst. Denn es wird eine so große Not kommen, wie es noch nie eine gegeben hat, seit die Welt besteht, und wie es auch keine mehr geben wird. Und wenn jene Zeit nicht verkürzt würde, dann würde kein Mensch gerettet; doch um der Auserwählten willen wird jene Zeit verkürzt werden. Wenn dann jemand zu euch sagt: Seht, hier ist der Messias!, oder: Da ist er!, so glaubt es nicht! Denn es wird mancher falsche Messias und mancher falsche Prophet auftreten und sie werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten irrezuführen. (EU)

Die Epistel steht in Rö 2, 1-11.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Lk 13, 1-9:
Wenn ihr euch nicht ändert ...
Um diese Zeit kamen einige Leute zu Jesus und erzählten ihm von den Männern aus Galiläa, die Pilatus töten ließ, als sie gerade im Tempel Opfer darbrachten; ihr Blut vermischte sich mit dem Blut ihrer Opfertiere. Jesus sagte zu ihnen: »Meint ihr etwa, dass sie einen so schrecklichen Tod fanden, weil sie schlimmere Sünder waren als die anderen Leute in Galiläa? Nein, ich sage euch: Wenn ihr euch nicht ändert, werdet ihr alle genauso umkommen! Oder denkt an die achtzehn, die der Turm am Teich Schiloach unter sich begrub! Meint ihr, dass sie schlechter waren als die übrigen Einwohner Jerusalems? Nein, ich sage euch: Ihr werdet alle genauso umkommen, wenn ihr euch nicht ändert!«
Eine letzte Gnadenfrist
Dann erzählte ihnen Jesus folgendes Gleichnis: »Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt. Er kam und suchte Früchte an ihm und fand keine. Da sagte er zu seinem Weingärtner: ›Hör zu: Drei Jahre sind es nun schon, dass ich herkomme und an diesem Feigenbaum nach Früchten suche und keine finde. Also hau ihn um, was soll er für nichts und wieder nichts den Boden aussaugen!‹ Aber der Weingärtner sagte: ›Herr, lass ihn doch dieses Jahr noch stehen! Ich will den Boden rundherum gut auflockern und düngen. Vielleicht trägt der Baum dann im nächsten Jahr Früchte. Wenn nicht, dann lass ihn umhauen!‹« (GNB)

Kommentar: In dem Gleichnis wird der "verschwenderische Umgang" (583) Gottes mit seiner Barmherzigkeit verdeutlicht. Offenbar kann Gott gut warten und ist geduldig, selbst dann wenn die Forderung nach Umkehr und Buße nachvollziehbar gerechtfertigt ist (siehe dazu ausführlich: M. Gruber: Gerichtskonsequenz oder Gnadenchance? (Der unfruchtbare Feigenbaum). In: Zimmermann, 2007, 579ff).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen