Donnerstag, 8. September 2016

16. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar über die Leitgedanken der NAK zum 11. September 2016


Der starke Trost (Auferstehung vor dem Tod)


„Der 16. Sonntag nach Trinitatis ist geprägt vom Evangelium von der Auferweckung des Lazarus. In dieser Geschichte sowie in den Epistellesungen wird deutlich, dass mit Jesus weit mehr gekommen ist als nur ein großer Prediger. Er hat das Leben in diese Welt gebracht und den Tod besiegt. Dieser Sieg wird schon durch sein Handeln auf Erden sichtbar.
Am 16. Sonntag nach Trinitatis hören wir das Evangelium von der Auferweckung des Lazarus und wir staunen über die Worte Jesu. Diese Worte sprechen in keine alltägliche Situation, sondern sind Trauernden und Bedrückten zugesprochen. Wir können getrost sein darüber, dass Gott alles Geschehen in unserem Leben kennt und weiß, wann wir seiner besonderen tröstenden Hilfe bedürfen. Es ist gut zu wissen, dass nichts ohne seinen Willen geschieht“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 140:
Ein Gebet um Schutz vor hinterhältigen Menschen
Rette mich, Herr, vor boshaften Menschen, beschütze mich vor gewalttätigen Leuten, die tief in ihrem Herzen Böses ersinnen und Tag für Tag Streit anzetteln! Sie machen ihre Zunge scharf und spitz wie die einer Schlange, hinter ihren Lippen verbirgt sich Gift wie bei einer Natter.  Bewahre mich davor, Herr, in die Hände der Gottlosen zu fallen, vor gewalttätigen Leuten beschütze mich, die beschlossen haben, mich zu Fall zu bringen! Überhebliche Menschen haben mir heimlich Schlingen und Fallstricke gelegt, ein Fangnetz haben sie am Wegesrand ausgespannt und mir lauter Fallen gestellt.  Ich aber sage zum Herrn: Du bist mein Gott! Höre, o Herr, mein lautes Flehen! Herr, mein Gott, du bist eine starke Festung, wo ich Rettung finde! Du beschützt mich wie ein Helm an dem Tag, wenn die Waffen sprechen. Gewähre dem Gottlosen nicht, Herr, wonach er begehrt! Lass seinen bösen Plan nicht gelingen! Wenn meine Feinde mich einkreisen und siegessicher ihr Haupt erheben, dann komme über sie selbst das Unheil, das sie mit ihren Worten heraufbeschwören wollten! Mögen glühende Kohlen auf sie fallen, möge Gott sie ins Feuer stürzen, in Abgründe, aus denen sie nicht mehr hochkommen. Ein Mensch mit ´böser` Zunge soll in diesem Land nicht verwurzelt sein, und für jeden Gewalttäter gelte: Das Unheil soll ihn in Windeseile davonjagen! Ich weiß, dass der Herr sich für die Belange der Unterdrückten einsetzt und den Armen Recht verschafft. Ja, alle, die deinen Willen tun, werden dankbar deinen Namen bekennen, die Aufrichtigen werden in deiner Nähe leben. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Joh 11, 1-45
Jesus ist das Leben. Lazarus wird vom Tod auferweckt
Als Jesus nach Betanien kam, lag Lazarus schon vier Tage im Grab. Das Dorf war keine drei Kilometer von Jerusalem entfernt, und viele Leute aus der Stadt hatten Marta und Maria aufgesucht, um sie zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus kam, ging sie ihm entgegen vor das Dorf, aber Maria blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: »Herr, wenn du hier gewesen wärst, hätte mein Bruder nicht sterben müssen. Aber ich weiß, dass Gott dir auch jetzt keine Bitte abschlägt.« »Dein Bruder wird auferstehen«, sagte Jesus zu Marta. »Ich weiß«, erwiderte sie, »er wird auferstehen, wenn alle Toten lebendig werden, am letzten Tag.« Jesus sagte zu ihr: »Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer mich annimmt, wird leben, auch wenn er stirbt, und wer lebt und sich auf mich verlässt, wird niemals sterben, in Ewigkeit nicht. Glaubst du mir das?« Sie antwortete: »Ja, Herr, ich glaube, dass du der versprochene Retter8 bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.« Nach diesen Worten ging Marta zu ihrer Schwester zurück, nahm sie beiseite und sagte zu ihr: »Unser Lehrer ist hier und will dich sehen!« Als Maria das hörte, stand sie schnell auf und lief zu ihm hinaus. Jesus selbst war noch nicht in das Dorf hineingegangen. Er war immer noch an der Stelle, wo Marta ihn getroffen hatte. Die Leute aus Jerusalem, die bei Maria im Haus waren, um sie zu trösten, sahen, wie sie aufsprang und hinauseilte. Sie meinten, Maria wolle zum Grab gehen, um dort zu weinen, und folgten ihr. Als Maria zu Jesus kam und ihn sah, warf sie sich vor ihm nieder. »Herr, wenn du hier gewesen wärst, hätte mein Bruder nicht sterben müssen«, sagte sie zu ihm. Jesus sah sie weinen; auch die Leute, die mit ihr gekommen waren, weinten. Da wurde er zornig und war sehr erregt. »Wo habt ihr ihn hingelegt?«, fragte er. »Komm und sieh es selbst, Herr!«, sagten sie. Jesus fing an zu weinen. Da sagten die Leute: »Er muss ihn sehr geliebt haben!« Aber einige meinten: »Den Blinden hat er sehend gemacht. Hätte er nicht verhindern können, dass Lazarus stirbt?« Aufs Neue wurde Jesus zornig. Er ging zum Grab. Es bestand aus einer Höhle, deren Zugang mit einem Stein verschlossen war. »Nehmt den Stein weg!«, befahl er. Marta, die Schwester des Toten, wandte ein: »Herr, der Geruch! Er liegt doch schon vier Tage im Grab.« Jesus sagte zu ihr: »Ich habe dir doch gesagt, dass du die Herrlichkeit Gottes sehen wirst, wenn du nur Glauben hast.« Da nahmen sie den Stein weg. Jesus blickte zum Himmel auf und sagte: »Vater, ich danke dir, dass du meine Bitte erfüllst. Ich weiß, dass du mich immer erhörst. Aber wegen der Menschenmenge, die hier steht, spreche ich es aus – damit sie glauben, dass du mich gesandt hast.« Nach diesen Worten rief er laut: »Lazarus, komm heraus!« Der Tote kam heraus; seine Hände und Füße waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Tuch verhüllt. Jesus sagte: »Nehmt ihm das alles ab und lasst ihn nach Hause gehen!« Viele Leute aus der Stadt, die zu Maria gekommen waren und alles miterlebt hatten, kamen zum Glauben an Jesus. (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 16. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Segen für den Nächsten sein“ 

Die Predigtgrundlage findet sich in „Rö 12, 13: Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft.“ (LUT)

Begründet wird diese Auswahl so: „Der Sonntagsgottesdienst am 11. September fordert uns dazu auf, dass wir an den Sorgen und Nöten unserer Geschwister Anteil nehmen. Die gottesdienstliche Gemeinschaft ist einge­bettet in eine Gemeinschaft, in der Menschen gemeinsam ihren Glaubens­ und zum Teil auch Lebensweg gehen wollen. Zugleich wird dazu aufgerufen, gastfreundlich und tolerant gegenüber Lebensentwürfen und Ansichten zu sein, die nicht die unseren sind“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate: „Komm, du süße Todesstunde (BWV 161) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Sie wurde in Weimar vermutlich für den 6. Oktober 1715 (16. Sonntag nach Trinitatis) sowie für Mariä Lichtmess komponiert. Eine erneute Aufführung fand vermutlich am 16. September 1725 in Leipzig statt.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Mitten wir im Leben sind“ (T: Str. 1 Salzburg 1456 nach der Antiphon „Media Vita in morte samus" 11. Jh.; Str. 2-3 Martin Luther 1524; M: Salzburg 1456; Johann Walter 1524).

Kommentar: "Der Römerbrief ist diejenige Schrift des Paulus, die da theologische Denken des Christentums begründet und eröffnet. Dieses Denken bezieht sich auf das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen (...). Die Gott geschuldete 'Gerechtigkeit' , die weder Juden nich Heiden aufbringen, ist von Jesus Christus stellvertretend erfüllt. Im Glauben an ihn haben Juden wie Heiden Zugang zu einem neuen, endzeitlichen Leben in Gerechtigkeit vor Gott. Diese Sachverhalte nennt er Evangelium. (...)
(1) Alle Menschen, die sich in das Christentum hineinstellen - diese Haltung nennt er Glaube - leben in endzeitlichem Frieden mit Gott im Status der Gerechtigkeit. (2) Ganz Israel wird ebenfalls diesen Status erlangen." Gottes Gnade und Barmherzigkeit ist universal und nach Paulus in Jesus Christus endgültig offenbar (Oda Wischmeyer, 2006, Römerbrief, 272. In: Dies. (Hg.), 241-273).

Auch in dieser Wundererzählung (Ruben Zimmermann (2013): Vorbild im Sterben und Leben (Die Auferweckung des Lazarus; Joh 11, 1-12, 11). In: Ders.: Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen, 742-763) geht es um das Bekenntnis.

So bekennt Marta im Verlauf der Erzählung dreimal ihren Glauben:
  • Jesus wird alles von Gott empfangen, worum er bittet;
  • die Toten werden auferstehen am letzten Tag;
  • Jesus ist der Christus der Sohn Gottes, der in die Welt Kommende.

Die hermeneutische Schlüsselfrage für Joh 11 lautet insofern: Wie erschließen sich im Glauben an Jesus die Grundfragen des menschlichen Lebens und Sterbens, von Tod und Auferstehung?

Die Lazarus-Geschichte sagt uns, dass sich Auferstehung jetzt ereignet. Sie ist das in Jesus gegenwärtige und geschenkte Leben. So fügt sich die Rede von dem durch Christus geschenkten Leben in das übergeordnete Metaphernnetz des Lebens ein, das in dem großen Ich-bin-Bekenntnisworten des Johannes besonders zu Tage tritt.
  • Auferstehung ereignet sich im Heute im persönlichen Glauben.
  • Auferstehung ereignet sich im Jetzt in einer authentischen und konsistenten Lebensgestaltung.
  • Auferstehung ereignet sich im Hier in der Liebe zu Gott und dem Nächsten.

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