Donnerstag, 22. September 2016

18. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar über die Leitgedanken der NAK zum 25. September 2016


Das vornehmste Gebot (Das wichtigste Gebot)


„Der 18. Sonntag nach Trinitatis ist bestimmt vom Evangelium über das "höchste Gebot", das sowohl von der Gottesliebe als auch der Nächstenliebe redet. Dies gibt uns erneut Gelegenheit, über das Verhältnis der Christen zum jüdischen Volk nachzudenken, denn dieses höchste Gebot stammt in seiner zweifachen Ausrichtung vollständig aus der jüdischen Tradition. Allerdings haben die anderen Texte nicht immer das "höchste Gebot" im Sinn, sondern reden auch von der Nachfolge im Allgemeinen. Der alttestamentliche Text ist die Perikope mit den "10 Geboten“. Am 18. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Antwort Jesu auf die Frage, was das höchste Gebot sei, als das Gebot, nach dem wir unser Leben ausrichten sollen. Es ist nicht leicht, diesem Gebot in jeder Situation zu folgen, und wir erfahren oft, dass wir an Gott und unserem Nächsten schuldig werden. Um so wichtiger ist für uns, dass einer dieses Gebot vollständig erfüllt hat: Jesus Christus.“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 14:
Törichte Spötter reden sich ein: »Es gibt keinen Gott!« Sie richten Unheil an, ihr ganzes Verhalten ist abscheulich. Keiner handelt so, wie es gut wäre. Der Herr schaut vom Himmel herab auf die Menschen. Er möchte sehen, ob es einen unter ihnen gibt, der verständig ist, einen, der nach Gott fragt. Doch alle sind ´vom richtigen Weg` abgewichen, sie sind durch und durch verdorben. Keiner handelt so, wie es gut wäre, nicht ein Einziger. Haben denn alle, die Unrecht tun, keine Einsicht mehr? Sie fressen mein Volk auf, so als wäre es ein Stück Brot, und zum Herrn rufen sie überhaupt nicht. Doch der Tag wird kommen, an dem sie von Schrecken gepackt werden, denn Gott ist mit denen, die nach seinem Willen leben. Ihr wollt die Pläne des Armen vereiteln, doch der Herr selbst ist seine Zuflucht. Käme doch endlich vom Berg Zion die Rettung für ganz Israel! Wenn der Herr das Geschick seines Volkes zum Guten wendet, dann wird ganz Israel in Jubel ausbrechen, überall im Land wird Freude herrschen. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Mk 12, 28-34:
Das wichtigste Gebot
Ein Gesetzeslehrer hatte dieser Auseinandersetzung zugehört. Er war davon beeindruckt, wie Jesus den Sadduzäern geantwortet hatte, und so fragte er ihn: »Welches ist das wichtigste von allen Geboten des Gesetzes?« Jesus sagte: »Das wichtigste Gebot ist dieses: ›Höre, Israel! Der Herr ist unser Gott, der Herr und sonst keiner. Darum liebt ihn von ganzem Herzen und mit ganzem Willen, mit ganzem Verstand und mit aller Kraft.‹ Das zweite ist: ›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!‹ Es gibt kein Gebot, das wichtiger ist als diese beiden.« Da sagte der Gesetzeslehrer zu Jesus: »Du hast vollkommen Recht, Lehrer! Es ist so, wie du sagst: Nur einer ist Gott, und es gibt keinen Gott außer ihm. Ihn zu lieben von ganzem Herzen, mit ganzem Verstand und mit aller Kraft und unsere Mitmenschen zu lieben wie uns selbst, das ist viel wichtiger als alle die Brandopfer und anderen Opfer, die wir ihm darbringen.« Jesus fand, dass der Gesetzeslehrer vernünftig geantwortet hatte, und sagte zu ihm: »Du bist nicht weit weg von der neuen Welt Gottes.« Von da an wagte es niemand mehr, ihn noch etwas zu fragen. (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 18. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Dienst für Gott bedeutet Opfer“

Die Predigtgrundlage findet sich in „1. Petrus 2, 5: Auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.“ (LUT)

Begründet wird diese Auswahl so: „Der letzte Sonntagsgottesdienst im September nimmt das Thema 'Dienen' auf und zeigt, wie eng es mit 'Opfer' verbunden ist. Dabei wird deutlich gemacht, dass wir alle - Amtsträger oder nicht - zur Priesterschaft berufen sind. Diese Priesterschaft bringt Gott 'Opfer' dar, das heißt, wir wollen Gott loben, ihm danken und vor ihm für unseren Nächsten eintreten. Unser Glaube soll nicht nur um uns kreisen, nicht nur das eigene Heil, sondern immer auch das Heil der anderen im Blick haben“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate: „Gott soll allein mein Herze haben“ (BWV 169) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte sie 1726 in Leipzig für den 18. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 20. Oktober 1726 erstmals auf.

Mein Lied für den heutigen Sonntag ist: „Sollt’ ich meinem Gott nicht singen“ (T: Paul Gerhardt 1666; M: Johann Schop 1641).

Kommentar: Der Name und der Inhalt des heutigen Sonntags steht im einem Kontrast zu den Leitgedanken der NAK. Der Dienst am Nächsten wir in den Leitgedanken als "Opfer" bezeichnet. Jesus selbst stellt jedoch die "Liebe" dem "Opfer" gegenüber. In dem Bibelabschnitt, der als Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK dient, ist es auch zu einer Verwechselung von "Opfer" und "Gabe"gekommen. So weisen Schaper u. a. darauf hin, dass "in vielen Bibelübersetzungen (so auch bei LUT) das griechische Wort 'thysia' mit 'Opfer' wiedergegeben wird, wodurch der Charakter der Gabe, der im Hintergrund steht, undeutlich wird. In Rö 12, 1 bezeichnet dieses Wort die gesamte Existenz als Gabe für Gott, als Handeln in Gerechtigkeit und solidarischer Gemeinschaft und meint anders als in der Wirkungsgeschichte oft gedeutet keine selbsterniedrigende Opferhaltung. Der Alltag und der eigene Körper werden durchlässig für Gottes heilige Gegenwart. (...) In Hebr 10, 4-10 wird Jesus als Hohepriester vorgestellt, der den Bund (mit Bezug auf Jer 31) mit Gott erneuert und durch sein ganzes Leben (thysia) Heiligkeit für alle Menschen ermöglicht (vergl. auch Eph 5,2)." Aus: Schaper et al. (2009), 432f. In: Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel. Stichwort: Opfer, 428-433.
Auch argumentiert der neuapostolische Stammapostel mit dem Begriff der "Priestertums aller Gläubigen", wobei er sich hierbei eher an der katholischen Tradition und Ausdeutung dieses Begriffs orientiert (Laienapostolat vs. durch Weihe verliehenes (Priester-) Amt) als an der evangelischen (grundsätzliche Berufung aller Getauften zum priesterlichen Dienst).

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