Die neue Geburt (Der Osterzweifel)
Wochenspruch: 1 Petr. 1, 3:
„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (LUT)
„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu gezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (EU)
Wochenpsalm: Psalm 116:
Dank für Rettung aus Todesgefahr
Das ist mir lieb, dass der HERR meine Stimme und mein Flehen hört. Denn er neigte sein Ohr zu mir; darum will ich mein Leben lang ihn anrufen. Stricke des Todes hatten mich umfangen, / des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen; ich kam in Jammer und Not. Aber ich rief an den Namen des HERRN: Ach, HERR, errette mich! Der HERR ist gnädig und gerecht, und unser Gott ist barmherzig. Der HERR behütet die Unmündigen; wenn ich schwach bin, so hilft er mir. Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der HERR tut dir Gutes. Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten. Ich werde wandeln vor dem HERRN im Lande der Lebendigen. Ich glaube, auch wenn ich sage: Ich werde sehr geplagt. Ich sprach in meinem Zagen: Alle Menschen sind Lügner. Wie soll ich dem HERRN vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut? Ich will den Kelch des Heils erheben und des HERRN Namen anrufen. Ich will meine Gelübde dem HERRN erfüllen vor all seinem Volk. Der Tod seiner Heiligen wiegt schwer vor dem HERRN. Ach, HERR, ich bin ja dein Knecht, / ich bin dein Knecht, der Sohn deiner Magd; du hast meine Bande zerrissen. Dir will ich Dankopfer bringen und des HERRN Namen anrufen. Ich will meine Gelübde dem HERRN erfüllen vor all seinem Volk in den Vorhöfen am Hause des HERRN, in deiner Mitte, Jerusalem. Halleluja! (LUT)
Die Predigtgrundlage der NAK vom 23.04.2017 ist aus „Kolosser 3, 1: Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“ (LUT1984) Die Predigtgrundlage der NAK ist in den folgenden Kontext eingebettet: Kol 3, 1-17:
Der alte und der neue Mensch
Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, offenbar wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit. So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist. Um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. In dem allen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr noch darin lebtet. Nun aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde; belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat. Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus. So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar. Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. (LUT)
Kommentar:
- „Nach der katholischen Zählung gilt der Weiße Sonntag (Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit) als Zweiter Sonntag der Osterzeit.
- Die evangelische Bezeichnung Quasimodogeniti für den 1. Sonntag nach Ostern stellt den Bezug zur österlichen Taufe und zur Bedeutung dieses Tages für die Neugetauften her“ (Bieritz, 2014, 236). Der Name des Sonntags Quasimodogeniti leitet sich vom Beginn der früheren lateinischen Antiphon ab: Quasi modo geniti infantes, Halleluja, rationabile, sine dolo lac concupiscite. (1. Petr 2, 2; deutsch: „Und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, auf dass ihr durch sie wachset zum Heil).
- Die Auswahl der Predigtgrundlage in der NAK für diesen Sonntag wird so begründet: „Im vierten Sonntagsgottesdienst des Monats ergeht der Aufruf, das was ‚droben ist‘ zu suchen, nämlich das Göttliche und Bleibende – also das ‚neue Leben‘“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 3/17, 4).
Auch in der NAK steht demnach die Taufe und das Abendmahl im Mittelpunkt der Verkündigung. Durch die Sakramente ist es möglich in Christus und mit Christus zu sterben und mit Christus auferweckt zu werden und sogar heute schon auferweckt zu sein. Deutlicher wird das Gesagte, wenn man eine andere Übertragung hört: "Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, dann lebt und strebt nach dem, was Gott im Himmel will. Dort sitzt Christus zu seiner Rechten." (BNÜ) Als Getaufte sind die Gläubigen aber nicht mehr den Zwängen des irdischen Daseins unterworfen, sondern bereits heute zu Angehörigen der himmlischen Welt geworden. Der hier zu Tage tretende stark präsentische Zug der der Eschatologie hat seinen Sitz im Leben und führt dann zu einer Auseinandersetzung mit der Häresie. So kennt der Verfasser des Kol auch keine apokalyptische Eschatologie, keinen Weltuntergang, keinen neuen Himmel und keine neue Erde. Alles ist durch das Leben, Kreuzestod und Auferstehung Jesu da und in der Taufe und im Abendmahl lebendig: "Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch" (Lk 17, 20-21: Vom Kommen des Gottesreiches). Vergl. ausführlich: Heininger (2006): Die Rezeption des Paulus im 1. Jahrhundert: Deutero- und Tritopaulinen sowie das Paulusbild der Apostelgeschichte. In: Wischmeyer: Paulus, 310-340.
Barmherziger Gott,
die Botschaft von deiner alles erneuernden Kraft
trifft bei manchen von uns eine große Sehnsucht:
die Sehnsucht, endlich ausbrechen zu können
aus allen festgefahrenen Lebensmustern,
anders reagieren zu können
auf Herausforderungen und Krisen
und sich endlich mehr am Leben zu freuen.
Andere möchten dagegen gar nichts verändern,
sind glücklich mit dem,
was sie haben, und wie sie sind,
oder sie fürchten alles Neue mehr
als das vertraute Leiden.
Du, Gott, weißt, was wir brauchen,
damit unser Leben nicht erstarrt.
Öffne uns für dein gutes Wort
und bewege uns
im Einklang mit deinem Willen.
Sylvia Bukowski, Pfarrerin in Wuppertal
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