Samstag, 7. Oktober 2017

18. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 15.10.2017


Das vornehmste Gebot (Das wichtigste Gebot)


Tagesspruch: 1 Joh 4, 21
„Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.“ (LUT
„Und dieses Gebot haben wir von ihm: Wer Gott liebt, soll auch seinen Bruder lieben.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 1
Der Weg des Frommen, der Weg des Frevlers
Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen / noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, / der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl. Aber so sind die Gottlosen nicht, sondern wie Spreu, die der Wind verstreut. Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten. Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 15.10.2017 ist aus „1. Timotheus 6, 17: Den Reichen in dieser Welt gebiete, dass sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf den unsicheren Reichtum, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darbietet, es zu genießen.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage steht in dieser Wortumgebung (1 Tim 6, 17-19):
Mahnung an die Reichen
Den Reichen in dieser Welt gebiete, dass sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf den unsicheren Reichtum, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darbietet, es zu genießen; dass sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gerne geben, zum Teilen bereit sind und sich selbst einen Schatz sammeln als guten Grund für die Zukunft, damit sie das wahre Leben ergreifen. (LUT)

Kommentar:
Im Mittelpunkt der Verkündigung am 18. Sonntags nach Trinitatis steht das Doppelgebot der Liebe aus Mk 12, 28-34:



Die Frage nach dem höchsten Gebot
Und es trat zu ihm einer der Schriftgelehrten, der ihnen zugehört hatte, wie sie miteinander stritten. Als er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das höchste Gebot von allen? Jesus antwortete: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft« (5. Mose 6,4-5). Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese. Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Ja, Meister, du hast recht geredet! Er ist einer, und ist kein anderer außer ihm; und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt und mit aller Kraft, und seinen Nächsten lieben wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer. Da Jesus sah, dass er verständig antwortete, sprach er zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und niemand wagte mehr, ihn zu fragen.

Die Auswahl des Predigttextes in den Gottesdiensten der NAK für den heutigen Sonntag wird so begründet: „'Geben ist seliger als nehmen' - so lautet das Thema für den dritten Sonntag im Oktober und es beleuchtet zunächst den Unterschied zwischen irdischem und geistlichem Reichtum. Wir werden aufgerufen, andere auch an unserem geistlichen Reichtum teilhaben zu lassen“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 10/17, 3). Weiter heißt es: „Der Abschluss des 1 Tim richtet sich an die Reichen. Timotheus wird ermuntert, die Reichen zur Bescheidenheit aufzurufen und dazu, sich nicht auf ihren Reichtum, sondern auf Gott zu verlassen. Gott ist die Quelle des Reichtums. Die Reichen werden aufgefordert, nicht in erster Linie nach irdischem Besitz, sondern nach Reichtum vor Gott zu streben. Dieser Reichtum zeigt sich in den guten Werken, die jemand vollbringt und die Ausdruck des Glaubens an Jesus Christus sind. Der 'Schatz', von dem in 1 Tim 6, 19 die Rede ist, ist die Erkenntnis des Evangeliums, die Erkenntnis, dass das Heil allein aus Jesus Christus kommt (Mt 6, 20.21)“ (ebenda, 13). 

  • An dieser Stelle wäre ein Brückenschlag zum Evangeliumstext und zum Psalm 1 des heutigen Sonntags möglich, der jedoch unterbleibt. Denn Reichtum bedeutet die Erfüllung des Doppelgebotes der Liebe als Kern des Evangeliums. Kein Amt, keine Bischoff, kein Apostel, keine Kirche, kein Opfer weit und breit. Allein Gott und Mensch (hebräisch אָדָם, ādām, „Mensch“): „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau“ (Gen, 1, 27)! Zum Weiterlesen und vertiefen empfehle ich: Marlene Crüsemann (2014): Gott ist Beziehung. Beiträge zur biblischen Rede von Gott. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus und Martin Buber (1923/1995): Ich und Du. Stuttgart: Reclam.
  • Auch eine theologische Auseinandersetzung mit dem Reichtum und dem Geld als widergöttliche Macht unterbleibt. MAMMON (Matthäus 6,24!) sieht E. Drewermann darin, „dass das Geld die Macht besitzt, unsere wichtigsten Daseinsängste scheinbar zu beruhigen, Ängste, die nur wir Menschen haben und die uns deshalb immer wieder dazu zwingen, nach maßlosen und illusionären Antworten zu suchen“ (Eugen Drewermann, Das Markusevangelium, 1988, 119).
  • Es böte sich auch eine sozialkritische Predigt zum Thema "Verteilungsgerechtigekit" an. Dies ist in den LG lediglich andeutungsweise zu finden. Dazu Erich Fromm: „Egoismus ist nicht bloß ein Aspekt meines Verhaltens, sondern meines Charakters. Er bedeutet, dass ich alles für mich haben möchte; dass nicht Teilen, sondern Besitzen mir Vergnügen bereitet; dass ich immer habgieriger werden muss, denn wenn Haben mein Ziel ist, bin ich um so mehr, je mehr ich habe; dass ich allen anderen gegenüber feindselig bin – meinen Kunden gegenüber, die ich betrügen, meinen Konkurrenten, die ich ruinieren, meinen Arbeitern, die ich ausbeuten möchte. Ich kann nie zufrieden sein, denn meine Wünsche sind endlos; ich muss jene beneiden, die mehr haben als ich, und mich vor jenen fürchten, die weniger haben. Aber alle diese Gefühle muss ich verdrängen, um (vor anderen und vor mir selbst) der lächelnde, rationale, ehrliche, freundliche Mensch zu sein, als der sich jedermann ausgibt“ (Erich Fromm, Haben oder Sein, 1976, 16).

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