Sonntag, 15. Oktober 2017

19. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 22.10.2017


Heilung an Leib und Seele


Wochenspruch: Jer 17, 14
„Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm.“ (LUT)
„Heile mich, Herr, so bin ich heil, hilf mir, so ist mir geholfen; ja, mein Lobpreis bist du.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 32
Die Freude der Buße (Der zweite Bußpsalm)
Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist! Wohl dem Menschen, dem der HERR die Schuld nicht zurechnet, in dessen Geist kein Falsch ist! Denn da ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Klagen. Denn deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir, dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird. Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde. Deshalb werden alle Heiligen zu dir beten zur Zeit der Angst; darum, wenn große Wasserfluten kommen, werden sie nicht an sie gelangen. Du bist mein Schirm, du wirst mich vor Angst behüten, dass ich errettet gar fröhlich rühmen kann. Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, / den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten. Seid nicht wie Rosse und Maultiere, die ohne Verstand sind, denen man Zaum und Gebiss anlegen muss; sie werden sonst nicht zu dir kommen. Der Gottlose hat viel Plage; wer aber auf den HERRN hofft, den wird die Güte umfangen. Freuet euch des HERRN und seid fröhlich, ihr Gerechten, und jauchzet, alle ihr Frommen. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 22.10.2017 ist aus „Matthäus 6, 33: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage ist Teil der sogen. Bergpredigt und steht in dieser Wortumgebung (Mt 6, 19-34):
Vom Schätzesammeln und Sorgen
Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein! Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: Sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat. (LUT)

Kommentar:
Die Bibelauslegung in den Leitgedanken erscheint etwas willkürlich, zumindest aber verkürzt. Eine deutlich stimmigere Interpretation bietet Fiedler an.



Im Mittelpunkt der Verkündigung am 19. Sonntags nach Trinitatis steht die Heilung des Gelähmten nach Mk 2, 1-12. "Die Krankheit des Gelähmten impliziert von der Wortbedeutung her den Gedanken der Auflösung (paralysis). Dieser Art der Krankheit rührt nach antiker Vorstellung an die Spähre des Todes. Die Bewegungsunfähigkeit aufgrund von Lähmung steht im Altertum für den Verlust von Kraft und Empfindungen. (...) Sie resultiert in diesem Kontext aus Sünde, d. h. einer spirituellen Verfehlung, und verweist auf die Schuld vor Gott. Als Strafe begriffen macht sie die Notwendigkeit der Vergebung sichtbar. Gesundung setzt die Wiederherstellung einer heilen Gottesbeziehung voraus bzw. geht mit ihr einher." Die Heilung nach der Sündenvergebung dient dem Gelähmten und der Umgebung dazu, die Rückkehr in die bleibende Gottesgemeinschaft zu verdeutlichen. Die Wunderheilung macht also "nur" das Wunder der Sündenvergebung sichtbar“ (Klumbies, 2013, 244). Zur ausführlichen Auslegung und Interpretation dieses Heilungswunders verweise ich auf Paul-Gerhard Klumbies (2013): Die Heilung eines Gelähmten und vieler Erstarrter (Die Heilung eines Gelähmten). In: Zimmermann: Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen. 235-247.

Die Auswahl des Predigttextes in den Gottesdiensten der NAK für den heutigen Sonntag wird so begründet: „Am (heutigen) Sonntag wollen wir uns damit beschäftigen, wie wir bei unseren Opfern die Prioritäten setzen. Das Unterordnen unter den göttlichen Willen bedeutet nicht die Aufgabe unserer Persönlichkeit. Es soll vielmehr zu unserem Heil und zur tätigen Unterstützung der sichtbaren Kirche dienen“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 10/17, 3). Weiter heißt es: „Das Bibelwort ist Teil der Berg­predigt. Unmittelbar voraus gehen die Worte Jesu vom Schätzesammeln und Sorgen (siehe oben): Das Sorgen um irdische Schätze ist nichtig, Vorrang hat das Sorgen um das Heil der Seele. Der nachfolgende Vers fasst das Gesagte zusammen (Vers 34)“ (ebenda, 17).

Die Auslegung erscheint etwas willkürlich, zumindest aber verkürzt. Eine deutlich stimmigere Interpretation bietet Fiedler an.

Sich und sein Leben auf Gott auszurichten, verwirklicht sich dadurch, dass seine Weisungen eingehalten werden, dass sich das Handeln von seinem Willen leiten lässt. Indem Mt "zu erlangen, suchen, streben nach" schreibt, drückt er den Prozess dieses Strebens und gleichzeitig seine Unvollkommenheit aus. Aufgerufen wird zur Haltung einer letzten Geborgenheit in Gott, dem auch die alltäglichen Sorgen anzuvertrauen sind. Die verantwortungsvolle Sorge um das tägliche Leben wird aber nicht abgewiesen. Wenn man den Zusatz "für morgen" berücksichtigt, dann beginnt für Mt erst im Hinblick auf den Folgetag die Gefahr, sich in das Sorgen hineinzusteigern, sich in Lebensangst zu verlieren und die Ausrichtung auf Gott und seinen Willen zu vernachlässigen. Denn es wäre auch eine Verhöhnung der Armen, wenn Ihnen Gottvertrauen empfohlen würde, ohne ihnen beizustehen (vergl. ausführlich Peter Fiedler (2006): Das Matthäusevangelium, 178-183).

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