Samstag, 15. Februar 2014

Sexagesimae - Kommentar zu den LG vom 23.02.2014

Einleitung: Die vier Sonntage setzen sich thematisch damit auseinander, was  zum  „Christ-sein“  gehört  und welche Lebensäußerungen damit verbunden sind: Gottes Heil ist universal, es gilt für Lebende und Tote. Dass das Evangelium den Lebenden und Toten gepredigt wird, ist ein Zeichen der Endzeit. In unseren Fürbittgebeten verkündigen wir das Heil Gottes."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen demzufolge die Überschrift: "Das Evangelium – universal"

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist "Mk 13, 10: Das Evangelium muss zuvor gepredigt werden unter allen Völkern.“

Die Kernbotschaft lautet: "Das Evangelium, die Botschaft vom Heil, ist universal – es betrifft alle, Lebende und Tote."

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Unser Bibelwort ist den Endzeitreden Jesu entnommen. In ihnen wird von den Verhältnissen gesprochen, die der Wiederkunft des Menschensohns vorausgehen. Ausgangspunkt ist die Zerstörung Jerusalems und des Tempels. „Menschensohn“ ist ein himmlisches Wesen (Dan  7,13). Mit ihm meint Jesus Christus sich selbst (Mk 13, 26)."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • "Das Evangelium ist universal:
  • Es gilt allen Völkern – denen auf Erden und denen in der jenseitigen Welt.
  • Ein Zeichen der Endzeit ist die Verkündigung des Evangeliums unter 'allen Völkern.'
  • Wir wollen fürbittend mancher Völker gedenken, so zum Beispiel des Volks der Enttäuschten, der Freudlosen, der lieblos Handelnden und der Verblendeten“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Kommentar: Es erscheint unabdingbar, diese Stelle im Gesamtkontext der ersten Endzeitrede, wie sie im Evangelium nach Markus wiedergegeben ist, zu betrachten. Mk 13, 3-23:
"Und als er auf dem Ölberg saß, dem Tempel gegenüber, fragten ihn Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas, die mit ihm allein waren: Sag uns, wann wird das geschehen, und an welchem Zeichen wird man erkennen, dass das Ende von all dem bevorsteht? Jesus sagte zu ihnen: Gebt Acht, dass euch niemand irreführt! Viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es! Und sie werden viele irreführen. Wenn ihr dann von Kriegen hört und Nachrichten über Kriege euch beunruhigen, lasst euch nicht erschrecken! Das muss geschehen. Es ist aber noch nicht das Ende. Denn ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere. Und an vielen Orten wird es Erdbeben und Hungersnöte geben. Doch das ist erst der Anfang der Wehen. Ihr aber, macht euch darauf gefasst: Man wird euch um meinetwillen vor die Gerichte bringen, in den Synagogen misshandeln und vor Statthalter und Könige stellen, damit ihr vor ihnen Zeugnis ablegt. Vor dem Ende aber muss allen Völkern das Evangelium verkündet werden. Und wenn man euch abführt und vor Gericht stellt, dann macht euch nicht im voraus Sorgen, was ihr sagen sollt; sondern was euch in jener Stunde eingegeben wird, das sagt! Denn nicht ihr werdet dann reden, sondern der Heilige Geist. Brüder werden einander dem Tod ausliefern und Väter ihre Kinder, und die Kinder werden sich gegen ihre Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet. Wenn ihr aber den unheilvollen Gräuel an dem Ort seht, wo er nicht stehen darf - der Leser begreife -, dann sollen die Bewohner von Judäa in die Berge fliehen; wer gerade auf dem Dach ist, soll nicht hinabsteigen und ins Haus gehen, um etwas mitzunehmen; wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren, um seinen Mantel zu holen. Weh aber den Frauen, die in jenen Tagen schwanger sind oder ein Kind stillen. Betet darum, dass dies alles nicht im Winter eintritt. Denn jene Tage werden eine Not bringen, wie es noch nie eine gegeben hat, seit Gott die Welt erschuf, und wie es auch keine mehr geben wird. Und wenn der Herr diese Zeit nicht verkürzen würde, dann würde kein Mensch gerettet; aber um seiner Auserwählten willen hat er diese Zeit verkürzt. Wenn dann jemand zu euch sagt: Seht, hier ist der Messias!, oder: Seht, dort ist er!, so glaubt es nicht! Denn es wird mancher falsche Messias und mancher falsche Prophet auftreten und sie werden Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, die Auserwählten irrezuführen. Ihr aber, seht euch vor! Ich habe euch alles vorausgesagt" (Die Bibel – Einheitsübersetzung, 1980).
Die damalige Begrenzung der Hörerzahl auf Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas gibt der Rede den Rang des Besonderen. Die anwesenden Jünger haben die Beinamen: der Erstberufene (Andreas), der (Glaubens-) Fels (Petrus), der Lieblingsjünger oder der Jünger der Liebe (Johannes) und "der Sohn des Jakobs" [Jakob = Gott beschützt], der die Gerechtigkeit und die Hoffnung symbolisiert (Jakobus). 
Heute dürfen auch wir uns darauf beziehen und uns vertrauensvoll auf Gottes Gerechtigkeit und Liebe verlassen, die uns begründet hoffen lässt, zu Gottes Reich berufen zu sein.


Am 23.02.2014 feiern wir den Sonntag "Sexagesimae - Der vierfache Acker.
Wir hören das Gleichnis vom vierfachen Acker. Oft meinen wir, dass das Wort, das wir weitersagen, nicht auf fruchtbaren Boden fällt, nur selten, ja eigentlich nie, sehen wir die Frucht des Wortes. Wir haben aber die Verheißung, dass Gottes Wort nicht leer zurückkommt, und so werden wir nicht aufhören, von ihm zu erzählen in dem Vertrauen, dass Gott selbst das Gedeihen gibt" (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 38).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 99 (orientiert am Neukirchener Kalender 2014):
"Rühmt den heiligen Gott!
Der Herr ist König – die Völker zittern ´vor ihm`. Er thront über den Kerub-Engeln – und die Erde bebt. Mächtig ist der Herr in der Stadt Zion, er herrscht über alle Völker. Sie werden deinen Namen preisen, der groß und ehrfurchtgebietend ist. Heilig ist er, ´der Herr`. Du bist ein mächtiger König, der das Recht liebt, du hast für uns die Ordnungen festgelegt, ja, in ganz Israel hast du für Recht und Gerechtigkeit gesorgt. Rühmt den Herrn, unseren Gott, und werft euch anbetend nieder vor seinem Thron. Heilig ist er, ´der Herr`. Mose und Aaron gehörten zu seinen Priestern, und auch Samuel war unter denen, die ihn ´um Hilfe` anriefen – sie beteten zum Herrn, und er erhörte sie. Aus der Wolkensäule sprach er zu ihnen, und sie bewahrten seine Weisungen und die Ordnungen, die er ihnen gegeben hatte. Herr, unser Gott, du hast ihnen geantwortet! Du warst für sie ein Gott, der ihnen ihre Schuld vergibt, trotzdem ließt du sie für ihre Vergehen die Strafe tragen. Rühmt den Herrn, unseren Gott, und werft euch anbetend nieder vor seinem heiligen Berg! Denn heilig ist der Herr, unser Gott" (Neue Genfer Übersetzung: Neues Testament mit Psalmen, 2011).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 8, 4-8:
"Das Gleichnis von der Saat, die auf viererlei Boden fällt
Die Menschen scharten sich in großer Zahl um Jesus, und von Ort zu Ort wurden es mehr, die mit ihm gingen. Da erzählte er ihnen folgendes Gleichnis: 'Ein Bauer ging auf's Feld, um zu säen. Beim Ausstreuen der Saat fiel einiges auf den Weg, wo es zertreten und von den Vögeln aufgepickt wurde. Einiges fiel auf felsigen Boden. Die Saat ging zwar auf, verdorrte aber bald, weil die nötige Feuchtigkeit fehlte. Einiges fiel mitten ins Dornengestrüpp. Die Dornbüsche wuchsen mit der Saat in die Höhe und erstickten sie. Und einiges fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfache Frucht.' Jesus schloss mit dem Ausruf: 'Wer Ohren hat und hören kann, der höre'" (Neue Genfer Übersetzung: Neues Testament mit Psalmen, 2011)!

"Die Parabel und ihre (nachfolgende) Deutung sind eng aufeinander bezogen, so dass davon auszugehen ist, dass die Sämannparabel genauso gemeint war, wie sie im folgenden gedeutet wurde. Es handelt sich in seiner vorliegenden Textgestalt nicht um ein Reichs-Gottes-Gleichnis, sondern veranschaulicht vielmehr die gute Ordnung der Schöpfung. (...) Die Verlässlichkeit des Schöpfers zeigt sich darin, dass es genug Saat gibt, die aufgeht und Frucht bringt."
In der lukanischen Version wird der Same explizit mit dem Wort Gottes gleichgesetzt. Somit zeigt sich nun also die Verlässlichkeit des Schöpfers darin, dass der lebensermöglichende Grund (sein Wort) vorhanden ist. Es gibt also immer schon etwas zu hören, Gott lässt von Beginn an von sich hören: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort" (Joh 1, 1 aus der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers, 1985; vergleiche zum zuvor gesagten: Zimmermann, Ruben (Hg), Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen. Bd I: Die Wunder Jesu, 2013, 297ff). 
Durch den Schluss, "Wer Ohren hat, der höre" verweist Jesus m. E. ausdrücklich auf das "Sch'ma Jisrael" und stellt sich als der gekommene Messias vor.

Das "Höre, Israel!" (Schma Jisrael; hebräisch שְׁמַע יִשְׂרָאֵל Sch'ma Jisrael, Schᵉma Jisrael oder kurz Sch'ma) und die folgenden Toraverse sind zentrale Bestandteile des täglichen Gebets im Judentum. Der Sch'ma-Ausdruck umfasst die monotheistische Essenz des Judentums und den Zentralkontext der Tora, in welchen die Kernbotschaft der Nächstenliebe gebettet ist: „Höre Jisrael! Adonaj ist für uns Gott, einzig und allein Adonaj ist Gott“ (Dtn 6, 4).

Aufforderung zur Verehrung des einen Gottes (Dtn 6, 1-10)
Und dies ist das Gebot, die Ordnungen und die Rechtsbestimmungen, die der HERR, euer Gott, geboten hat, euch zu lehren, damit ihr sie tut in dem Land, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen, damit du den HERRN, deinen Gott, fürchtest alle Tage deines Lebens, um alle seine Ordnungen und seine Gebote zu bewahren, die ich dir gebiete - du und dein Sohn und deines Sohnes Sohn -, und damit deine Tage lange währen. Höre nun, Israel, und achte darauf, sie zu tun, damit es dir gut geht und ihr sehr zahlreich werdet - wie der HERR, der Gott deiner Väter, zu dir geredet hat - in einem Land, das von Milch und Honig überfließt! Höre, Israel: Der HERR ist unser Gott, der HERR allein! Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen, und du sollst davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt und wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich hinlegst und wenn du aufstehst. Und du sollst sie als Zeichen auf deine Hand binden, und sie sollen als Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, und du sollst sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben (Elberfelder Bibel mit Erklärungen, 3. Aufl., 2010).



Felix Bartholdy Mendelssohn (1809-1847): Elias; 23. Aria soprano: "Höre, Israel, höre des Herrn Stimme." Christine Schäfer, soprano. Gesamtleitung: Helmuth Rilling. Veröffentlicht am 03.03.2012

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