Einleitung: "Die vier Sonntage im Februar setzen sich thematisch damit auseinander, was zum
‚Christ-sein‘ gehört und welche Lebensäußerungen damit verbunden sind.“
Zu diesem Sonntag heißt es: „Für die Erwählung und die Nachfolge Christi
müssen wir Altes aus Liebe zum Herrn zurücklassen: Vorwürfe, Rechthaberei,
Vorteilssuche. Dies gehört zur Ausrichtung auf die Wiederkunft Jesu Christi und
das ewige Leben.“
Die Leitgedanken für die Predigt tragen demzufolge die Überschrift:
„Altes loslassen!“
Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Mk 1, 16−18:
„Als er aber am Galiläischen Meer entlangging, sah er Simon und Andreas, Simons
Bruder, wie sie ihre Netze ins Meer warfen; denn sie waren Fischer. Und Jesus sprach
zu ihnen: Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen! Sogleich
verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.“
Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wer Jesus nachfolgt ist
immer bereit, Altes loszulassen.“
Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Am Anfang
des Markusevangeliums wird zunächst das Wirken Johannes des Täufers beschrieben.
Daran schließt sich der Bericht von Jesu Taufe und des Beginns seiner Verkündigung
in Galiläa an. Mk 1, 16ff. erzählt von der Berufung der ersten Jünger durch
Jesus. Jesus wirbt nicht um Jünger, sondern er findet sie und ruft sie mit
unbedingter Autorität in die Nachfolge. Aus den Fischern sollen
„Menschenfischer“, nämlich Verkündiger des göttlichen Worts werden.“
Schließlich werden die LG so zusammengefasst: "Wir sind in die
Nachfolge zum Herrn gerufen. Aus Liebe zum Herrn sollen wir Altes verlassen:
- rücksichtslose Vorteilssuche,
- Rechthaberei,
- Vorwürfe und Anklagen,
- Spott.
Wir richten unseren Blick nach vorn auf die Wiederkunft Jesu Christi, das ewige
Leben und die Gemeinschaft mit dem Herrn“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Dazu möchte ich ein längere Passage aus dem Buch „Nachfolge“ von Dietrich
Bonhoeffer (1937/2002) zitieren: „Der Ruf in die Nachfolge ist also Bindung an
die Person Jesu Christi allein, Durchbrechung aller Gesetzlichkeiten durch die
Gnade dessen, der ruft. Er ist gnädiger Ruf, gnädiges Gebot. Er ist jenseits
der Feindschaft von Gesetz und Evangelium. Christus ruft, der Jünger folgt. Das
ist Gnade und Gebot in einem. Nachfolge ist Bindung an Christus; weil Christus ist,
darum muss Nachfolge sein. Eine Idee von Christus, ein Lehrsystem, eine
allgemeine religiöse Erkenntnis von der Gnade oder Sündenvergebung macht
Nachfolge nicht notwendig, ja schleißt sie in Wahrheit aus, ist der Nachfolge feindlich.
Zu einer Idee tritt man in ein Verhältnis der Erkenntnis, der Begeisterung, vielleicht
auch der Verwirklichung, aber niemals der persönlichen, gehorsamen Nachfolge. Ein
Christentum ohne den lebendigen Jesus Christus bleibt notwendig ein
Christentum ohne Nachfolge, und ein Christentum ohne Nachfolge ist immer ein
Christentum ohne Jesus Christus; es ist Idee, Mythos (siehe dazu: Kurt Hübner,
Die Wahrheit des Mythos, 1985; M. S.). Ein Christentum, in dem es nur den
Vatergott, aber nicht Christus als lebendigen Sohn gibt, gibt die Nachfolge
geradezu auf. Hier gibt es Gottvertrauen, aber nicht Nachfolge. Allein weil der
Sohn Gottes Mensch wurde, weil er Mittler
ist, ist Nachfolge das rechte Verhältnis zu ihm. Nachfolge ist gebunden an den
Mittler, und wo von Nachfolge recht gesprochen wird, dort wird von dem Mittler
Jesus Christus, dem Sohn Gottes gesprochen. Nur der Mittler, der Gottmensch
kann in die Nachfolge rufen. Nachfolge ohne Jesus Christus ist Eigenwahl eines
vielleicht idealen Weges, vielleicht ein Märtyrerweg, aber sie ist ohne
Verheißung. Jesus muss sie verwerfen“ (47f).
Am 09.02.2014 feiern wir
den letzten Sonntag nach Epiphanias mit dem Untertitel „Die Verklärung“ und hören
dazu aus dem Evangelium von der Verklärung Jesu (vergl. Senftleben, Mit dem
Kirchenjahr leben, 1988, 35).
Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist der Ps 54: „Hilferuf eines Bedrängten
(…) Hilf mir, Gott, durch deinen Namen, verschaff mir Recht mit deiner Kraft! Gott, höre mein Flehen, vernimm die Worte meines Mundes! Denn es erheben sich gegen mich stolze Menschen, freche Leute trachten mir nach dem Leben; sie haben Gott nicht vor Augen. Doch Gott ist mein Helfer, der Herr beschützt mein Leben. Auf meine Gegner falle das Unheil zurück. Weil du treu bist, vernichte sie! Freudig bringe ich dir dann mein Opfer dar und lobe deinen Namen, Herr; denn du bist gütig. Der Herr hat mich herausgerissen aus all meiner Not und mein Auge kann auf meine Feinde herabsehn“ (Die Bibel – Einheitsübersetzung, 1980).
Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mt 17, 1-9: "Drei Jünger werden
Zeugen der Herrlichkeit Jesu
Sechs
Tage später nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes mit sich und
stieg mit ihnen auf einen hohen Berg, wo sie allein waren. Dort veränderte sich
vor ihren Augen sein Aussehen. Sein Gesicht begann zu leuchten wie die Sonne,
und seine Kleider wurden strahlend weiß wie das Licht. Auf einmal erschienen
Mose und Elia; die Jünger sahen, wie die beiden mit Jesus redeten. Da ergriff Petrus das Wort.
‚Herr‘, sagte er zu Jesus, ‚wie gut ist es, dass wir hier sind! Wenn du willst,
werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für
Mose und eine für Elia.‘ Während er noch redete, kam plötzlich eine leuchtend
helle Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke sprach
eine Stimme: ‚Dies ist mein geliebter Sohn. An ihm habe ich Freude, und auf ihn
sollt ihr hören!‘ Die Stimme versetzte die Jünger so sehr in Schrecken, dass
sie sich zu Boden warfen, mit dem Gesicht zur Erde. Jesus aber trat zu ihnen,
berührte sie und sagte: ‚Steht auf! Ihr braucht euch nicht zu fürchten.‘ Und
als sie aufblickten, sahen sie niemand mehr außer Jesus. Während sie den Berg
hinabstiegen, sagte Jesus zu den drei Jüngern: ‚Sprecht mit niemand über das,
was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist‘“ (Neue Genfer
Übersetzung: Neues Testament mit Psalmen, 2011)!
Was passiert auf dem Berg? Auf einer
symbolisch verstandenen Ebene wird folgendes verdeutlicht:
C. G. Jung berichtet von einer
Begegnung auf einem seiner Reisen mit einem Pueblo Indianer: „Glaubst Du nicht,
das alles Leben vom Berge kommt?“
Auch steht der Berg für Erhabenheit.
Petrus steht symbolisch für den
Glauben, Jakobus für die Gerechtigkeit und Johannes für die Liebe.
Mose steht für das Gesetz und Elia
symbolisiert die Propheten und die Himmelfahrt.
Sie alle bezeugen die Göttlichkeit
des Jesus von Nazareth, der von Gott selbst zum Christus und Messias erklärt
wird.
- In der Göttlichkeit des Jesus Christus findet die Himmelfahrt ihr Ziel und die Prophetien ihre Erfüllung.
- In der Göttlichkeit des Jesus Christus findet das Gesetz seine Erfüllung.
- Die Göttlichkeit des Jesus Christus macht gerecht und ist nur durch den Glauben zu begreifen und zu erlangen.
- Die Göttlichkeit des Jesus Christus ist Ziel und Erfüllung der Liebe, die größer ist als alle Gaben.
"Wenn ich in Sprachen
rede, die von Gott eingegeben sind – in irdischen Sprachen und sogar in der Sprache
der Engel–, aber keine Liebe habe, bin
ich nichts weiter als ein dröhnender Gong oder eine lärmende Pauke. Wenn ich prophetische
Eingebungen habe, wenn mir alle Geheimnisse enthüllt sind und ich alle
Erkenntnis besitze, wenn mir der Glaube im höchsten nur denkbaren Maß gegeben
ist, sodass ich Berge versetzen kann – ´wenn ich alle
diese Gaben besitze,` aber keine Liebe habe, bin ich nichts. Wenn ich meinen
ganzen Besitz an die Armen verteile, wenn ich sogar bereit bin,
mein Leben zu opfern und mich bei lebendigem Leib verbrennen zu lassen, aber keine Liebe habe,
nützt es mir nichts. Liebe ist geduldig, Liebe ist freundlich. Sie kennt keinen Neid, sie spielt sich nicht auf, sie ist nicht
eingebildet. Sie verhält sich nicht taktlos, sie sucht nicht den eigenen Vorteil,
sie verliert nicht die Beherrschung, sie trägt keinem etwas nach. Sie freut sich nicht, wenn
Unrecht geschieht, aber wo die Wahrheit siegt, freut sie sich mit. Alles erträgt sie, in jeder Lage glaubt sie,
immer hofft sie, allem hält sie stand. Die Liebe vergeht niemals. Prophetische
Eingebungen werden aufhören; das Reden in Sprachen,
´die von Gott eingegeben sind,` wird verstummen; die ´Gabe der` Erkenntnis wird
es einmal nicht mehr geben. Denn was wir erkennen, ist
immer nur ein Teil des Ganzen, und die prophetischen Eingebungen, die wir
haben, enthüllen ebenfalls nur einen Teil des Ganzen. Eines Tages aber wird das
sichtbar werden, was vollkommen ist. Dann wird alles Unvollkommene ein Ende
haben. (…) Was für immer bleibt, sind Glaube, Hoffnung und
Liebe, diese drei. Aber am größten von ihnen ist die Liebe" 1. Kor 13 aus: Neue
Genfer Übersetzung: Neues Testament mit Psalmen, 2011).
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