Einleitung: "Das Bibelwort für den Gottesdienst am Karfreitag beschreibt den Opfertod des Herrn in seiner ganzen Dramatik. Im Aufschrei Jesu kommen das Leid der gesamten Menschheit sowie auch der Wille Gottes zu ihrer Erlösung zum Ausdruck. Die begleitenden Zeichen: Zerreißen des Vorhangs im Tempel, Beben der Erde, Zerbersten der Felsen und Auftun der Gräber unterstreichen die einzigartige heilsgeschichtliche Bedeutung des Opfertodes Jesu – Jesus hat den Sieg über Hölle und Tod errungen! Das Zerreißen des Vorhangs im Tempel verweist auch auf den Übergang vom Alten zum Neuen Bund: Nun hat jeder Mensch Zugang zum Heil durch das einmal für alle Mal gebrachte Opfer (Hebr 9, 12.16; 10, 10).
An diesem Sonntag findet zudem eine Lesung aus dem Evangelium statt: "Bibellesung: Joh 19, 16−30."
Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Für dich gestorben!"
Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Mt 27, 50−52: "Jesus schrie abermals laut und verschied. Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebte und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf."
Die Kernbotschaft lautet: „Mit seinem Opfertod hat Jesus der Menschheit ewiges Heil gebracht."
Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Mt 27 berichtet vom Leiden. Das Bibelwort beginnt mit dem Hinweis darauf, dass Jesus schrie und dann starb. Das vertrauensvolle Gebet in Mt 26, 39 macht deutlich, wie Jesus zu seinem Vater stand. Der Tod Jesu hat dramatische, heilsgeschichtliche Auswirkungen. Das Zerreißen des Vorhangs erscheint wie eine Vorwegnahme der Zerstörung des Tempels, die dann später auch geschah."
Zusammenfassung der LG:
- "Jesus Christus ist der Heilsbringer der Menschheit.
- Der laute Schrei vor dem Tod Jesu ist ein Aufschrei zu Gott, und bringt das Leid der Menschen zum Ausdruck.
- Der Opfertod hat eine herausragende und alles verändernde Bedeutung.
- Kreuzigung und Tod sind als Sieg Gottes zu sehen“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Kommentar: "Die Phänomene im Zusammenhang des Todes Jesu tragen alle endzeitlichen und heilsgeschichtlichen Charakter. Der zerrissene Vorhang zwischen Heiligem und Allerheiligstem im Tempel signalisiert den durch Jesu Sühnetod nun freien, nicht an andere Mittler gebundenen Zugang zu Gott. Die bebende Erde erinnert an Gottes Erscheinen, insb. beim Bundesschluss am Sinai" (ELB).
Am 18.04.2014 feiern wir den "Karfreitag. An diesem Tag hören wir, wie der Sohn Gottes gekreuzigt und zu Tode gebracht wurde. Die christliche Gemeinde verstummt, lässt nur das Wort Gottes reden. Die liturgische Farbe des Karfreitags ist schwarz, mit einer vollkommenen Schmucklosigkeit des Altars. Schwarz ist die Farbe des Todes, der Finsternis, der Verneinung allen Lebens" (Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 51).
Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 22. Ich zitiere an dieser Stelle lediglich Ps 22, 2 in der Übersetzung von Martin Buber und Franz Rosenzweig: "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen? Fern bleiben meiner Befreiung die Worte meines Notschreis. 'Meine Gottheit!' rufe ich tags und du antwortest nicht, nachts, und nicht wird mir Stillung."
Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 19, 16-30:
"Jesus am Kreuz
Da lieferte Pilatus ihnen Jesus aus und gab ihn frei zur Kreuzigung. Die Soldaten übernahmen Jesus. Er trug selber sein Kreuz aus der Stadt hinaus, bis zum so genannten Schädelplatz – auf Hebräisch heißt er Golgota. Dort nagelten sie Jesus ans Kreuz und mit ihm noch zwei andere, den einen links, den anderen rechts und Jesus in der Mitte. Pilatus ließ ein Schild am Kreuz anbringen; darauf stand: 'Jesus von Nazaret, der König der Juden'. Der Ort, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nicht weit von der Stadt entfernt, deshalb lasen viele Juden diese Aufschrift. Sie war in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache abgefasst. Die führenden Priester sagten zu Pilatus: 'Schreib nicht: ›Der König der Juden‹, sondern dass dieser Mann behauptet hat: ›Ich bin der König der Juden.‹' Pilatus sagte: 'Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.' Nachdem die Soldaten Jesus ans Kreuz genagelt hatten, nahmen sie seine Kleider und teilten sie in vier Teile. Jeder erhielt einen Teil. Das Untergewand aber war in einem Stück gewebt und hatte keine Naht. Die Soldaten sagten zueinander: 'Wir wollen es nicht zerreißen; das Los soll entscheiden, wer es bekommt.' So traf ein, was in den Heiligen Schriften vorausgesagt war: 'Sie haben meine Kleider unter sich verteilt. Mein Gewand haben sie verlost.' Genau das taten die Soldaten. Nahe bei dem Kreuz, an dem Jesus hing, standen seine Mutter und deren Schwester sowie Maria, die Frau von Klopas, und Maria aus Magdala. Jesus sah seine Mutter dort stehen und neben ihr den Jünger, den er besonders lieb hatte. Da sagte er zu seiner Mutter: 'Frau, er ist jetzt dein Sohn!' Und zu dem Jünger sagte er: 'Sie ist jetzt deine Mutter!' Von da an nahm der Jünger sie bei sich auf.
Jesus stirbt
Jesus wusste, dass nun alles zu Ende gebracht war. Aber damit die Voraussagen der Heiligen Schriften vollends ganz in Erfüllung gingen, sagte er: 'Ich habe Durst!' In der Nähe stand ein Gefäß mit Essig. Die Soldaten tauchten einen Schwamm hinein, steckten ihn auf einen Ysopstängel und hielten ihn Jesus an die Lippen. Jesus nahm davon und sagte: 'Jetzt ist alles vollendet.' Dann ließ er den Kopf sinken und gab sein Leben in die Hände des Vaters zurück" (GNB).
Kommentar: "Schlimm war aber vor allem, wie man zu den Verhören gebracht wurde. Man bekam Beinfesseln und Handfesseln angelegt, und man wurde vorüber gebeugt abgeführt, die Hände auf dem Rücken, und wenn man stolperte, konnte man nicht wieder aufstehen, sondern wurde einfach weitergeschleift" (113).
"Ja, sie haben mich gequält. Sie haben mich gezwungen, mit gefesselten Händen auf den Knien zu hocken. Manchmal habe ich auf einem Bein stehen müssen, manchmal haben sie mich mit den Händen an die Eisentür gebunden. Manchmal bin ich 24 Stunden lang mit gefesselten Händen und Beinen in einem Raum gesperrt worden. Wir durften Nachts nur 2 Stunden schlafen, und wenn einer sitzend einschlief, wurde er geweckt und gezwungen, aufzustehen. Wenn sich jemand wegen der Müdigkeit an die Gitter lehnen wollte, befahlen sie ihm, Abstand von den Gittern zu halten" (80).
"Beispielesweise hat man im ganzen Block das Wasser abgestellt, wegen irgendwelcher Verstöße. Oder man wurde in den Isolierraum, den Karzer, gesteckt. Dort wurde einem alles fortgenommen, und man musste auf dem nackten Eisen schlafen. Einmal habe ich 15 Tage so verbracht."
"Das war mein Platz. Die ganze Zeit über war ich im Käfig. Am Anfang durfte ich nur einmal wöchentlich für 15 Minuten den Käfig verlassen. Nach zwei bis drei Monaten wurden es zweimal wöchentlich dreißig Minuten" (216).
"Ich wäre glücklich gewesen und hätte es begrüßt, wenn sie mich hingerichtet hätten. Die Hinrichtung wäre für mich die größte Freude gewesen" (215).
Alle Zitate sind entnommen aus: Hier spricht Guantanamo. Roger Willemsen interviewt Ex-Häftlinge. Frankfurt: Verlag Zweitausendeins, 2006.
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