Mittwoch, 20. Mai 2015

Pfingsten - Kommentar zu den LG vom 24. Mai 2015




Einleitung: „Das Pfingstfest wird zum Gedächtnis der Ausgießung des Heiligen Geistes begangen; man spricht von Pfingsten als dem ‚Tag der Offenbarung des Heiligen Geistes‘ und auch als dem ‚Geburtstag der Kirche Christi.’ Das Pfingstfest ist ein Fest der Freude darüber, dass der Heilige Geist in der Kirche gegenwärtig ist und wirkt. Der Heilige Geist lädt uns ein, uns Gott zu nahen. Wer diese Einladung des Heiligen Geistes annimmt und sich durch die Apostel auf die Wiederkunft Christi vorbereiten lässt, sehnt sich nach der Gemeinschaft mit Christus und teilt diese Freude auch dem Nächsten mit.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Pfingsten 2015“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Apk 22, 17a: Und der Geist und die Braut sprechen: Komm!“ (LUT)

Es findet eine Bibellesung statt, die aus Joel 3, 1-2 und Eph 3, 14–21 entnommen ist.

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir erwidern den Aufruf des Heiligen Geistes und tragen ihn weiter.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Durch die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Jerusalem wird die Kirche für die Menschen erfahrbar und die Apostel können in der Kraft ihres Amtes wirken. Insbesondere können sie die Gabe des Heiligen Geistes spenden, die die Gläubigen in die Gemeinschaft mit Gott führt.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Wir feiern die Gegenwart des Heiligen Geistes in der Kirche.
  • Der Heilige Geist lädt uns ein, uns Gott zu nahen, und schenkt uns zugleich die
  • Möglichkeit, dies zu tun.
  • Wir sehnen uns nach der Gemeinschaft mit Christus und wünschen, dass auch unser Nächster sie erlangt“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar:
„Der Gottesdienst an Pfingsten ist für neuapostolische Christen in mehrfacher Hinsicht besonders, finden doch seit Jahren schon regelmäßig Satellitenübertragungen vom Gottesdienst mit dem Kirchenoberhaupt statt. Zum diesjährigen Pfingstfest wird Stammapostel Jean-Luc Schneider in Sambia/Afrika erwartet. Auch dazu werden wieder Tausende von Gemeinden in aller Welt per Videosignal angeschlossen sein“ (www.naki.org; Download vom 17.05.2015). Der Tradition folgend wird das Kirchenoberhaupt dann ein anderes Bibelwort als Predigtgrundlage haben, welches mir nicht bekannt ist. Aus diesem Grund werde ich die heutigen Leitgedanken nicht weiter kommentieren.


An diesem Wochenende feiern wir das Pfingst-Fest - „Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen tun?“

„Das Pfingstfest hat seinen Ursprung im jüdischen Festkalender, wo es zunächst das Fest der Darbringung der Erstlingsfrüchte (2. Mose 23, 16) war. Es wird später als "Wochenfest" bezeichnet (2. Mose 34, 22) und (wohl erst in nachalttestamentlicher Zeit) 50 Tage (= Pentekoste = Pfingsten) nach dem Passah-Fest angeordnet (Apg 2, 1).
Die Kirche feierte das Fest schon früh als Fest der Ausgießung des Geistes, und bald bekam es eine eigene Vigilfeier, in der nun neben Ostern ein zweiter Ort für Tauffeiern geschaffen war. Zeitweise wurde das Fest auf acht Tage ausgedehnt (Oktav), später dann auf vier bzw. drei Tage verkürzt.
Die protestantische Kirche übernahm dieses Fest, jedoch ohne Vigil. Es ist der Kirche als ein besonderes wichtiges Fest bis heute erhalten geblieben.
An diesem Tag wird zeichenhaft der Wille Gottes zur Versöhnung der Menschen mit ihm dadurch deutlich gemacht, dass die Sprachverwirrung, die in Babel aufgrund des Turmbaus erfolgte, nun durch die eine Sprache des Geistes überwunden ist.
Die liturgische Farbe des Pfingstfestes ist Rot, die Farbe des Feuers des Heiligen Geistes. Am Pfingstfest feiern wir die "Geburt der Kirche." An diesem 50. Tag nach Ostern hat Gott seinen Geist auf die Gemeinde ausgegossen und seitdem nicht von ihr genommen. So denken wir nach über das, was in der Bibel vom Geist Gottes gesagt wird, und erkennen, wie der Geist Gottes auch heute unter uns wirkt“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
  • O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe (BWV 34)
  • Wer mich liebet, der wird mein Wort halten (BWV 59)
  • Wer mich liebet, der wird mein Wort halten (BWV 74)
  • Es ist euch gut, dass ich hingehe (BWV 108)
  • Wo gehest du hin (BWV 166/1)
  • Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten (BWV 172)
  • Rühre, höchster, unsern Geist (BWV 173/6)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 118, 1-14:
Dankfest der Gemeinde Israels
Halleluja! Dankt dem Herrn, denn er ist gütig, und seine Gnade bleibt für alle Zeiten bestehen Israel soll sagen: Seine Gnade bleibt für alle Zeiten bestehen. Die Nachkommen Aarons sollen sagen: Seine Gnade bleibt für alle Zeiten bestehen. Alle, die Ehrfurcht vor dem Herrn haben, sollen sagen: Seine Gnade bleibt für alle Zeiten bestehen. In großer Not rief ich zum Herrn, und er antwortete mir, ja, der Herr verschaffte mir weiten Raum. Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben? Der Herr steht zu mir, er ist es, der mir hilft - ich werde noch ´als Sieger` herabsehen auf alle, die mich hassen. Besser ist es, beim Herrn Zuflucht zu suchen, als sich auf Menschen zu verlassen. Besser ist es, beim Herrn Zuflucht zu suchen, als sich auf Mächtige zu verlassen. Viele fremde Völker hatten mich umringt - im Namen des Herrn habe ich sie in die Flucht geschlagen! Von allen Seiten hatten sie mich umstellt und mich eingeschlossen – im Namen des Herrn habe ich sie in die Flucht geschlagen! Wie ein Bienenschwarm hatten sie mich umringt, doch sie sind erloschen wie brennendes Dornengebüsch - im Namen des Herrn habe ich sie in die Flucht geschlagen! Man hat mich so gestoßen, dass ich fallen sollte. Aber der Herr hat mir geholfen! Meine Stärke ist der Herr, ihm singe ich mein Lied; er wurde mir zum Helfer!“ (NGÜ)

Die Epistel steht in Apg 2, 1-18.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 14, 23-27:
„Jesus verspricht den heiligen Geist
Jesus antwortete ihm: »Wer mich liebt, wird sich nach meinem Wort richten; dann wird ihn mein Vater lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen. Wer mich nicht liebt, richtet sich nicht nach meinen Worten - und dabei kommen doch die Worte, die ihr gehört habt, nicht von mir, sondern von meinem Vater, der mich gesandt hat. Ich habe euch dies gesagt, solange ich noch bei euch bin. Der Vater wird euch in meinem Namen den Helfer senden, der an meine Stelle tritt, den Heiligen Geist. Der wird euch alles Weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich selbst schon gesagt habe. Zum Abschied gebe ich euch den Frieden, meinen Frieden, nicht den Frieden, den die Welt gibt. Erschreckt nicht, habt keine Angst!“ (GNB)

Kommentar:
Wie lässt sich nun Pfingsten und das Pfingstgeschehen für den modernen Menschen ergreifen? Mit der historisch kritischen Methode lässt lässt sich dieses Ereignis nicht erfassen. Der naturwissenschaftlich aufgeklärte, moderne Mensch des 21. Jahrhunderts steht bestenfalls staunend und etwas kopfschüttelnd vor diesem Ereignis. Für ihn gilt heute stärker denn je: „Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein“ (Apg 2, 12-13; LUT).
Die biblische Beschreibung als Bericht im neuzeitlichen Sinne zu begreifen, erscheint mir unmöglich und auch unpassend und ist als naiv-schwärmerisch abzulehnen.
Als Ausweg bietet sich mir „die Welt der Bach-Kantaten“ an (Wolff/Koopman, 2006) an. Diese Idee habe ich bei Sigrid Glockzin-Bever u.a., Bach-Kantaten predigen, 2007 gefunden.

DIE Pfingst-Kantate ist wohl: Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten (BWV 172), die (vermutlich) zum Pfingstsonntag 1714 in Weimar uraufgeführt wurde.
"Die Kantate hat folgenden Aufbau: Instrumentale Einleitung - Chor: Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten - Rezitativ Bass: Joh 14, 23 - Arie Bass: Heiligste Dreifaltigkeit - Arie Tenor: O Seelenparadies - Duett Sopran und Alt: Komm, lass mich nicht länger warten - Choral: Von Gott kömmt mir ein Freudenschein - Chor: Wiederholung Satz 1 (Erschallet ihr Lieder).
Nach einer instrumentalen Einleitung folgt ein großangelegter Chorsatz, der über die theologische Metapher 'Wohnung des Geistes' meditiert und und durch die Stimme des erhöhten Christus im Rezitativ Bestätigung erfährt. Die sich anschließenden Arien entfalten in jeweils einem Dreischritt das zum Thema des Sonntagsevangeliums gehörige theologisch-dogmatische und ethische Panorama: Einwohnung des dreieinigen Gottes in den Herzen der Gläubigen - der Schöpfergeist ist der Tröster - responsorische Liebe. Die Kantate schließt mit einem Choral, die den Hörer zum Nachdenken anregen und identitätsstiftend sein soll (hier mit der Melodie: "Wie schön leuchtet der Morgenstern")." Zitiert aus: Martin Petzoldt: Liturgische und theologische Aspekte zu den Texten der frühesten Kantaten: In: Wolff/Koopman, 2006, I, 129f.

"Deutlich wird, dass die Kantatenlibretti eng am Schriftwort entlang gedichtet sind: je bibelfester der Rezipient ist, desto mehr klare Bezüge zu unterschiedlichsten Bibelstellen des AT und NT entdeckt er in den Arien und Rezitativen" (Wersin, 2011, 91)
Bachs feste Glaubensüberzeugung war, in Anknüpfung an das heutige Evangelium, die Anwesenheit Gottes im Individuum (Einwohnung oder Gnaden-Gegenwart). Diese Gnaden-Gegenwart war Quelle und Ziel seiner Musik. Seine Musik belegt "die wesenhafte Präsenz Gottes im lobpreisenden Individuum" (ebd., 83). Darum: Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten.


Johann Sebastian Bach (1685-1750): Cantata BWV 172: Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten!
Ausführende: EBS, Monteverdi Choir Leitung Sir J.E. Gardiner vom 11.6.2000
Hochgeladen am 10.06.2011

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