Einleitung: „Der zweite Sonntagsgottesdienst hat das Thema „Nachfolge“ als Schwerpunkt. Nachfolge Christi gehört zum Leben des Christen, d. h., er nimmt das Verhalten Jesu Christi, wie es im Neuen Testament bezeugt wird, zum Vorbild. Er bekennt Jesus Christus als seinen Herrn in Wort und Tat. So führt auch Nachfolge Christi in die ewige Gemeinschaft mit Gott.“
Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Der Weg zur Vollkommenheit.“
Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Mt 19, 21: Jesus antwortete ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!“ (LUT)
Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Nachfolge Christi führt zur Vollkommenheit.“
Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „In Mt 19, 16–22 wird die Begegnung Jesu mit dem reichen Jüngling geschildert. Der Jüngling, der das mosaische Gesetz sehr ernst nimmt, fragt Jesus, was er darüber hinaus noch tun müsse. Jesus antwortet in Vers 21: ‚verkaufe, was du hast und gib’s den Armen.‘ Mit dem Ruf Jesu zur Entscheidung zwischen Gott und dem Mammon ist zugleich die Aufforderung zur Nachfolge verbunden.“
Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Vollkommenheit wird nur über die Nachfolge Christi möglich. Nachfolge Christi führt aus der zum ewigen Tod verurteilten ‚alten Kreatur‘ in die ewige Gemeinschaft mit Gott. Dazu bedarf es
- der Lenkung durch den Heiligen Geist;
- der Barmherzigkeit und des Friedenswillens;
- der Ausrichtung nach geistlichen Gütern“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Kommentar: Jörg Zink übersetzt die Mt 19,21 wie folgt: „‚Wenn du deinem Ziel gerecht werden willst‘, antwortete Jesus, ‚dann geh’ nach Hause, verkaufe alle deine Güter und gibt den Erlös an Arme weiter, so wirst du bei Gott reich sein, und dann komm und geh mit mir.‘“ (JZÜ)
„Arm“ hat in dem NT eine vielschichtige Bedeutung. „Arm“ ist ein Kaleidoskop und bezeichnet primär mangelnde Befriedigung von Grundbedürfnissen wie Kleidung, Nahrung, Wohnung, Gesundheit. Im weiteren und übertragenen (metaphorischen) Sinn ist Armut allgemein ein Mangel. Der Inhalt des Begriffes basiert auf subjektiven und zum Teil höchst emotionalen und kulturell geprägten Wertvorstellungen. Armut erfordert immer einen Vergleich und setzt eine Ungleichverteilung voraus. Arme erhielten eine Sonderbehandlung, sie wurden von religiösen Pflichten freigestellt resp. wurden diese an den Wohlstandsgrad angepasst (z. B. Lev 14, 21 oder 27, 8).
So wendet sich Jesus aktiv gegen Benachteiligungen und Ungleichverteilung. Heute müssen dazu vielfältige soziale, ökonomische, ökologische und politische Herausforderungen angenommen und gemeistert werden. Nachfolge bedeutet also heute z. B. auch den Einsatz für Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen oder die Stärkung der demokratischen Mitbestimmung (in Betrieben, Gemeinden, Kirchen etc.) oder der ressourcenschonende Umgang mit Wasser, Energieträgern etc. So verstandene Nachfolge hebt die Notwendigkeit zur religiösen, kultischen, spirituellen Sonderbehandlung auf und wird so zum Abbild des von Gott gemeinten Reichtums.
Wiederkehrend weicht die Kirchenleitung der NAK-Norddeutschland von den Vorgaben durch die LG ab. So auch an dem heutigen Sonntag. In dem Kirchenbezirk Kiel dient als Predigtgrundlage für den heutigen Gottesdienst Joh 14, 14 ("Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun"; LUT). Diese Predigtgrundlage ist der ersten Abschiedsrede aus dem JohEv entnommen und fügt sich thematisch prägnanter in das Thema des heutigen Kirchensonntages ein, als Mt 19, 21.
An diesem Tag, dem 10. Mai 2015, feiern wir den Sonntag Rogate - „Der Herr ist freundlich und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für.“
Wiederkehrend weicht die Kirchenleitung der NAK-Norddeutschland von den Vorgaben durch die LG ab. So auch an dem heutigen Sonntag. In dem Kirchenbezirk Kiel dient als Predigtgrundlage für den heutigen Gottesdienst Joh 14, 14 ("Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun"; LUT). Diese Predigtgrundlage ist der ersten Abschiedsrede aus dem JohEv entnommen und fügt sich thematisch prägnanter in das Thema des heutigen Kirchensonntages ein, als Mt 19, 21.
An diesem Tag, dem 10. Mai 2015, feiern wir den Sonntag Rogate - „Der Herr ist freundlich und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für.“
„Der Name dieses Sonntags rührt von den Bittumgängen her, die in vergangener Zeit (und manchenorts noch heute) auf den Feldern für eine gute Ernte vollzogen wurden. Diese Bittumgänge begannen am Sonntag Rogate (= Betet!) und wurden in der damit beginnenden Woche fortgeführt. Der Sonntag Rogate wird in der evangelischen Kirche als Missionssonntag begangen. Mit ihm beginnt die „Missionsopferwoche". Der Sonntag Rogate ist der Betsonntag. Dieses Thema wird in den Perikopen vielfach beleuchtet. Auch dieses Thema ist eine Antwort auf das Ostergeschehen: Die Gemeinde ist nun frei durch Jesus Christus, Gott direkt zu bitten, ohne jeglichen Mittler, wie es zuvor notwendig gewesen war. Die Perikopen beleuchten das Thema Gebet nur von dem Aspekt des "Bittens" her, was wohl angemessen ist. Wir sollten aber nicht vergessen, dass zum Gebet auch Dank gehört (www.daskirchenjahr.de)!
Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch“ (BWV 86)
„Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen“ (BWV 87)
Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 100:
Lobt unseren Gott!
Ein Psalm, der beim Dankopfer vorgetragen wird. Jubelt dem Herrn zu, alle Länder der Erde!Dient dem Herrn mit Freude, kommt vor ihn mit Jubel! Erkennt, dass der Herr allein Gott ist! Er hat uns geschaffen, ihm gehören wir. Wir sind sein Volk, seine Herde, und er ist unser Hirte, der uns auf seine Weide führt! Kommt in die Tore seiner Stadt mit Dank, in die Vorhöfe seines Heiligtums mit Lobgesang! Dankt ihm und preist seinen Namen! Denn reich an Güte ist der Herr, ewig währt seine Gnade, und seine Treue gilt auch allen künftigen Generationen. (NGÜ)
Die Epistel steht im 1 Tim 2, 1-6a.
Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 16, 23b-33:
Amen, ich versichere euch: Der Vater wird euch dann alles geben, worum ihr ihn bittet, weil ihr es in meinem Namen tut und euch auf mich beruft. Bisher habt ihr nichts in meinem Namen erbeten. Bittet, und ihr werdet es bekommen, damit eure Freude vollkommen und ungetrübt ist.«
Der Sieg über die Welt
»Ich habe euch dies alles in Andeutungen gesagt, die euch rätselhaft erscheinen müssen. Die Stunde kommt, dass ich nicht mehr in Rätseln zu euch rede, sondern offen und unverhüllt zu euch über den Vater spreche. Dann werdet ihr ihn unter Berufung auf mich bitten. Ich sage aber nicht, dass ich dann den Vater für euch bitten werde; denn der Vater liebt euch. Er liebt euch, weil ihr mich liebt und nicht daran zweifelt, dass ich von Gott gekommen bin. Ich bin vom Vater in die Welt gekommen. Jetzt verlasse ich die Welt wieder und gehe zum Vater.« Da sagten seine Jünger zu ihm: »Nun sprichst du offen zu uns, nicht mehr in Rätseln. Jetzt haben wir verstanden, dass du alles weißt. Du weißt schon vorher, was man dich fragen möchte. Darum glauben wir, dass du von Gott gekommen bist.« Jesus erwiderte: »Ihr meint, ihr glaubt? Jetzt schon? Die Stunde kommt, ja, sie ist schon da, dass man euch auseinander treiben wird. Jeder wird nur noch an sich denken, und mich werdet ihr allein lassen. Trotzdem bin ich nicht allein, weil mein Vater bei mir ist. Dies alles habe ich euch gesagt, damit ihr in meinem Frieden geborgen seid. In der Welt wird man euch hart zusetzen, aber verliert nicht den Mut: Ich habe die Welt besiegt!« (GNB)
Kommentar: Die Evangeliumslesung ist der 2. Abschiedsrede aus dem JohEv entnommen. „Ihr meint, ihr glaubt?“ fragt uns Jesus am heutigen Sonntag und diese rhetorische Frage bleibt nicht unbeantwortet. Glauben meint, nicht nur an sich zu denken; Glauben meint Jesus nicht allein zu lassen. Paulus spricht von der Kraft des Wortes vom Kreuz (1 Kor 1,18: "Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft; LUT); Glauben meint, die Welt zu überwinden. Letztlich meint Glaube im Doppelgebot der Liebe zu leben:
Jesus antwortete: »›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand!‹ Dies ist das größte und wichtigste Gebot. Ein zweites ist ebenso wichtig: ›Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!‹ Mit diesen beiden Geboten ist alles gesagt, was das Gesetz und die Propheten fordern.« (NGÜ)
Den Glaubenden finden wir also nicht fromm betend auf der Kirchenbank sitzend oder vor ihr kniend. Den Glaubenden finden wir auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho (Lk 10, 25-37). Dies ist der Weg zur Vollkommenheit.
Tipps zum Weiterlesen:
Fulbert Steffensky (2012): Gewagter Glaube. Stuttgart: Radius.
Peter L. Berger (2006): Erlösender Glaube? Fragen an das Christentum. Berlin: de Gruyter.
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