Sonntag, 21. Juni 2015

4. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 28. Juni 2015

Einleitung: „Der vierte Sonntagsgottesdienst trägt den Titel ‚Jesus - die Tür‘ und bezieht sich damit ebenfalls auf ein ‚Ich-bin-Wort‘. Die Tür ist Bild des Zugangs zum Heil. Es geht also um die gläubige Annahme der Person Jesu Christi, denn allein in ihr ist Heil zu finden, ist die umfassende Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott möglich. Dies gilt nicht nur für die Lebenden, sondern auch für die Toten. Dieser Gottesdienst dient der Vorbereitung auf den Gottesdienst für Entschlafene. In ihm wird einerseits die Heilsbedürftigkeit der Entschlafenen thematisiert und zum anderen deutlich gemacht, dass sie auch die Heilsgaben Gottes - wie sie etwa in den Sakramenten vorhanden sind - empfangen können. In dem Gottesdienst sollen auch die Gefahren deutlich gemacht werden, die Tote und Lebende am Durchschreiten der Tür hindern können: Unglaube, fehlende Demut und Selbstgerechtigkeit. Wenn der Mensch das Heil nicht erlangt, so liegt es nicht an Gott (Offb 3, 8), sondern am Menschen, der durch seine falsche Einstellung und durch entsprechendes Handeln sich die Teilhabe am Heil verwehrt.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Jesus - die Tür“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Joh 10, 9: Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Die Seelen im Jenseits sollen erkennen, dass sich ihr Los noch zum Besseren ändern kann.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Ähnlich wie das ‚Ich-bin-Wort’ in Joh 14, 6 unterstreicht das Wort in Joh 10, 9 den Anspruch Jesu, alleiniger Heilsbringer zu sein, der mit göttlicher Autorität auftritt. Angesichts dieses absoluten Anspruchs entlarven sich alle anderen vermeintlichen ‚Heilsbringer‘ als Diebe und Räuber.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Jesus schenkt Zugang zum Heil. Der Aufforderung, durch ihn ‚hineinzugehen‘ zur Seligkeit, können Hindernisse entgegenstehen wie
  • Unglaube
  • fehlende Demut
  • Selbstgerechtigkeit
Unsere Fürbitte soll den Seelen im Jenseits helfen, Hindernisse zu überwinden“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Kern aller sogen. „Ich-bin-Aussagen“ stellt eine Verbildlichung eines erfüllten Lebens vor allem im Diesseits da: „Der Sache nach ist damit aufgenommen, was etwa in Kap. 4 unter dem Bild des Wassers und in Kap. 6 unter dem des Brotes verheißen war: erfülltes Leben“ (Wengst, 2004, 392).
Es handelt sich bei den „Ich-bin-Worten“ nicht um Selbstaussagen von Jesus, sondern um Zuschreibungen eines gläubigen Menschen. Johannes spricht also die Worte aus, die wir noch heute als Bekenntnis sprechen können. Welch ein Credo!

Ich glaube an Jesus, der für mich das Brot des Lebens ist.
Ich glaube an Jesus, der für mich die Tür ist.
Ich glaube an Jesus, der für mich das Licht der Welt ist.
Ich glaube an Jesus, der für mich der gute Hirte ist.
Ich glaube an Jesus, der für mich die Auferstehung und das Leben ist.
Ich glaube an Jesus, der für mich der Weg und die Wahrheit und das Leben ist.
Ich glaube an Jesus, der für mich der wahre Weinstock ist.
Ich glaube an Jesus, der für mich der Christus, der gekommene Messias ist.


An diesem Sonntag feiern wir den 4. Sonntag nach Trinitatis - „Sie wurden froh, dass es still geworden war.“

Einleitung: „Der 4. Sonntag nach Trinitatis wendet sich der Gemeinde zu. Sie wird als Gemeinde der Sünder gesehen, die der Gnade Gottes bedarf. Ohne die Erkenntnis der eigenen Sünde ist es unmöglich, die Gnade Gottes anzunehmen, weil man sie nicht für nötig hält. Selbstgerechtigkeit entsteht, die dann in Überheblichkeit und Menschenverachtung mündet. Wichtig ist der Aspekt der Gemeinschaft; wir sind Sünder eben nicht (nur) als Individuen, sondern als Gemeinschaft, indem wir z.B. durch Schweigen teilhaben an dem Unrecht, das an anderen durch Menschen unserer Gemeinschaft geschieht.
Am 4. Sonntag nach Trinitatis werden wir daran erinnert, dass wir eine Gemeinde von Sündern sind, die der Vergebung bedarf. So haben wir auch nicht das Recht, unseren Nächsten zu richten. Wir wissen aber um die große Gnade, dass Gott gerade denen nachgeht, die in Schuld gefangen sind“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
  • Ein ungefärbt Gemüte (BWV 24)
  • Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ (BWV 177)
  • Barmherziges Herze der ewigen Liebe (BWV 185)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 107, 23-43:
Ein Loblied für Gott, den Retter
Wieder andere befuhren mit Schiffen das Meer und trieben Handel auf weiter See. Sie sahen die machtvollen Taten des Herrn und seine Wunder mitten im Tosen des Wassers. Er sprach ´nur ein Wort` und ließ einen mächtigen Sturm aufkommen, der die Wogen des Meeres hoch auftürmte. Ihr Schiff wurde gen Himmel geschleudert, dann hinuntergestürzt in die Wellentäler, und sie verloren allen Mut. Sie taumelten und wankten wie Betrunkene, mit all ihrer Weisheit war es vorbei. Da schrien sie zum Herrn in ihrer Not, und er holte sie aus all ihren Ängsten heraus. Er verwandelte den Sturm in Windstille, die Wellen des Meeres beruhigten sich. Wie froh war man ´auf dem Schiff`, dass sich die Wogen legten und Gott sie den ersehnten Hafen erreichen ließ! Nun sollen sie dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er für die Menschen vollbringt. Rühmen sollen sie ihn in der Volksversammlung und im Ältestenrat ihn loben. Er verwandelte Flusslandschaften in trockene Wüsten, Quellgebiete in dürre Steppen. Fruchtbares Land machte er zur Salzwüste wegen der Bosheit derer, die dort wohnten. Dann wieder ließ er in der Wüste Wasserteiche entstehen, in vertrockneten Gegenden sprudelnde Quellen. Dort ließ er Menschen sesshaft werden, die zuvor Hunger gelitten hatten; nun konnten sie dort Städte gründen. Sie besäten Felder, legten Weinberge an und brachten eine reiche Ernte ein. Er segnete sie, und sie wurden sehr zahlreich; auch ließ er ihre Herden immer größer werden. Doch dann verringerte sich die Zahl der Bewohner wieder, Unglück drückte sie nieder, Kummer und Sorge zehrten sie aus. Gott goss seine Verachtung über die einflussreichen Männer und ließ sie umherirren auf öden Wegen ohne Ziel. Die Armen aber entriss er ihrem Elend, ihre Sippen ließ er so zahlreich werden wie Herden auf der Weide. Aufrichtige Menschen sehen dies und freuen sich, alle Bosheit jedoch muss verstummen. Wer weise ist, der achte mit Sorgfalt darauf und lerne zu verstehen, wie vielfältig der Herr seine Gnade erweist! (NGÜ)

Die Epistel steht in Röm 14, 10-13.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Lk 6, 36-42:
Niemand verurteilen
»Werdet barmherzig, so wie euer Vater barmherzig ist! Verurteilt nicht andere, dann wird Gott auch euch nicht verurteilen. Sitzt über niemand zu Gericht, dann wird Gott auch über euch nicht zu Gericht sitzen. Verzeiht, dann wird Gott euch verzeihen. Schenkt, dann wird Gott euch schenken; ja, er wird euch so überreich beschenken, dass ihr gar nicht alles fassen könnt. Darum gebraucht anderen gegenüber ein reichliches Maß; denn Gott wird bei euch dasselbe Maß verwenden.«
Gegen blinde und überhebliche Besserwisserei
Jesus machte ihnen auch in Bildern deutlich, wovor sie sich hüten sollen; er sagte: »Kein Blinder kann einen Blinden führen, sonst fallen beide in die Grube. Kein Schüler steht über seinem Lehrer. Und wenn er ausgelernt hat, soll er wie sein Lehrer sein. Warum kümmerst du dich um den Splitter im Auge deines Bruders oder deiner Schwester und bemerkst nicht den Balken in deinem eigenen? Wie kannst du zu deinem Bruder oder deiner Schwester sagen: ›Komm her, Bruder; komm her, Schwester; ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen‹, und merkst gar nicht, dass du selbst einen ganzen Balken im Auge hast? Scheinheilig bist du! Zieh doch erst den Balken aus deinem eigenen Auge, dann kannst du dich um den Splitter in einem anderen Auge kümmern!« (GNB)

Kommentar: Mit dem Evangelium werden wir aufgefordert nicht (vorschnell) zu richten. Oft sind Sachverhalte und Umstände nicht ausreichend umfänglich bekannt, um ein Urteil abgeben zu können. Gerade im Kontext der Gemeinde, unter Brüdern und Schwestern, gilt es immer wieder sich zu fragen, wie wohl die Welt mit den Augen des Bruder, der Schwester aussieht. In der Psychologie wird diese Blickrichtung, der ja einen Perspektivwechsel bedeutet, auch als Empathie, Einfühlungsvermögen, bezeichnet. Da der Kontext sich mit den führenden Gemeindemitgliedern und ihrem Verhalten beschäftigt, bedeutet das für die Deutung der Parabel, dass die in ihr angemahnte Selbstkritik besonders der Gemeindeleitung nahe gelegt wird.

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