Montag, 29. Juni 2015

5. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 05. Juli 2015



„Der Christus des heiligen Johannes vom Kreuz“ von Salvador Dali, 1951



Einleitung: „Den ersten Schwerpunkt im Monat Juli setzt der Entschlafenengottesdienst. In ihm beschäftigen wir uns mit ‚wahrem Leben‘, einem für Lebende und Entschlafene gleichermaßen wichtigen Thema. Zugang zum wahren Leben - nämlich zur Gemeinschaft mit Gott - ist nur durch Christus möglich. Gemeinschaft mit Gott kann also niemand von sich aus zustande bringen oder erringen. Der Glaube an und die Hinwendung zu Jesus Christus ist auch für die Entschlafenen notwendig, wenn sie zum Leben gelangen wollen. Hier sind die Sakramente von entscheidender Bedeutung, denn sie sind Gottes Taten des Lebens.

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Kraft zum Vergeben“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Apg 7, 59-60: Und sie steinigten Stephanus; der rief den Herrn an und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Er fiel auf die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Und als er das gesagt hatte, verschied er.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Die Liebe zu Jesus drängt dazu, dem Nächsten zu vergeben.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Nach den Ereignissen um das erste Pfingstfest wählte die Jerusalemer Urgemeinde sieben Männer aus ihrem Kreis zu Diakonen (Apg 6, 1–6). Einer davon war Stephanus. Als er vor dem Hohen Rat eine Rede hielt, in der er die Heilsgeschichte Gottes mit dem Volk Israel darstellte, sah Stephanus den Himmel offen und den Menschensohn Jesus Christus zur Rechten Gottes stehen (Apg 7, 56). Dann wurde er von der aufgebrachten Menge gesteinigt. Nach dem Vorbild Jesu (Lk 23, 34-46) bat er für sich und für seine Mörder. An diesem Tag brach eine schwere Verfolgung über die Christen herein (Apg 8, 1).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: „Stephanus nahm die Kraft, seinen Peinigern zu vergeben, aus dem Aufschauen zu Jesus und dem Schauen der Herrlichkeit Gottes.
Indem wir Vergebung üben, drücken wir unsere Dankbarkeit dem Herrn Jesus gegenüber aus. Unser Antrieb dazu ist die Liebe zu ihm. Wir wollen den Entschlafenen durch Fürbitte unsere Liebe bezeugen, als Gegengewicht zum Hass, dessen Opfer sie vielleicht waren“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: An diesem Sonntag feiern die neuapostolischen Christen einen sogen. Gottesdienst für die Entschlafenen (zur Sonderlehre des sogen. "Entschlafenenwesen" siehe Funkschmidt, 2014, Neuapostolische Forschung zum Entschlafenenwesen und Müller-Bahr, 2014, Sakramentale Handlungen an Toten in der NAK. Beide in: Materialdienst der EZW, 11/2014, 414-416 und 416-427).

Die Erlösung steht im engen Zusammenhang mit dem Kirchen- und damit Selbstverständnis der Neuapostolischen Kirche: Nach ihrer Auffassung tritt Kirche dort am deutlichsten zutage, "wo das Apostelamt, die Spendung der drei Sakramente an Lebende und Tote sowie die rechte Wortverkündigung vorhanden ist. Dort ist das Erlösungswerk des Herrn aufgerichtet" (KNK, 2012, 281).

Die Erlösungslehre (Seteriologie) der NAK ist also stark an das Apostelamt gebunden, wobei der NAK zwischen dem Apostelamt (gemeint sind in der aktuellen Zeit aktive Apostel der NAK), den Aposteln aus den biblischen Erzählungen und dem "apostolischen Prinzip" unterscheidet.

Demgegenüber ist die Seteriologie der Katholischen Kirche klar auf Christus bezogen. Christus wir als "Ort der Seteriologie" (378) bezeichnet. Christologie und Erlösungslehre sind nicht voneinander zu trennen (Schneider (Hg.), Handbuch der Dogmatik, 1, 2006, 241ff).

In der evangelischen Dogmatik wird die Erlösung im Zusammenwirken des Dreieinigen Gottes betrachtet und als "das befreiende Heilswerk in Jesus Christus" bezeichnet. Die Seteriologie wird eng mit dem Gnadenbegriff, dem Gerechtigkeitsbegriff und mit der Rechtfertigungslehre verknüpft. "Gnade ist nach biblischen Verstehen ein Geschehen ohne menschliches Zutun und nicht von Gott trennbar (auch nicht im Sinne treuhänderischer Verfügbarkeit durch Menschen), (...). Gottes Gerechtigkeit ist ein Handeln, das Heil und Errettung schafft (Thiele, Was wir glauben. Leitfaden evangelischer Dogmatik, 1996, 286ff). Siehe dazu auch: Barth, Karl, Dogmatik im Grundriß, 1947/1998 und Küng, Hans, Rechtfertigung, 1986.


An diesem Sonntag feiern wir den 5. Sonntag nach Trinitatis - „Vor dem Herrn erbebe, du Erde, der den Felsen wandelte in einen See und die Steine in Wasserquellen.“

„Der 5. Sonntag nach Trinitatis befasst sich wieder mit der Gemeinde, diesmal ihrer Antwort auf Gottes Ruf. Nachfolge scheint so einfach, so schwierig, so abwegig, weil wir nicht so recht wissen, was Nachfolge ist. Die Lesungen dieses Sonntags wollen uns den Weg leiten.
Am 5. Sonntag nach Trinitatis denken wir darüber nach, warum wir Jesus nachfolgen, und stellen fest, dass es dafür keine vernünftigen Gründe gibt. Der Glaube ist es, der uns an Jesus hält, auch dann, wenn andere, die Beweise sehen wollen, uns auslachen oder verspotten. Das wollen wir gerne ertragen, denn auch unser Herr wurde ausgelacht und verspottet“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Siehe, ich will viel Fischer aussenden (BWV 88)
Wer nur den lieben Gott läßt walten (BWV 93)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 114:
Gottes Macht beim Auszug seines Volkes aus Ägypten
Als Israel auswanderte aus Ägypten, als die Nachkommen Jakobs wegzogen von einem Volk mit fremder Sprache, da wurde Juda zu Gottes Heiligtum, Israel zu seinem Herrschaftsbereich. Das Meer sah es und floh, der Jordan wich zurück. Die Berge erbebten und sprangen wie Widder, die Hügel hüpften wie die Lämmer. Was ist mit dir, Meer, dass du die Flucht ergreifst? Und mit dir, Jordan, dass du zurückweichst? Warum springt ihr Berge wie Widder und ihr Hügel wie Lämmer?Erde, erbebe vor dem Herrn, vor dem Gott Jakobs – vor ihm, der den Fels in einen Wasserteich verwandelt, das Kieselgestein in eine sprudelnde Quelle! (NGÜ)

Die Epistel steht in 1 Kor 1, 18-25.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Lk 5, 1-11:
Die ersten Jünger
Eines Tages stand Jesus am Ufer des Sees von Gennesaret. Die Menschen drängten sich um ihn und wollten Gottes Botschaft hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und reinigten ihre Netze. Er stieg in das eine, das Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück vom Ufer abzustoßen. Dann setzte er sich und sprach vom Boot aus zu der Menschenmenge. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: »Fahr hinaus auf den See und wirf mit deinen Leuten die Netze zum Fang aus!« Simon erwiderte: »Herr, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich die Netze noch einmal auswerfen.« Sie taten es und fingen so viele Fische, dass die Netze zu reißen drohten. Sie mussten die Fischer im anderen Boot zur Hilfe herbeiwinken. Schließlich waren beide Boote so überladen, dass sie fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, warf er sich vor Jesus nieder und bat: »Herr, geh fort von mir! Ich bin ein sündiger Mensch!« Denn ihn und alle anderen, die bei ihm im Boot waren, hatte die Furcht gepackt, weil sie einen so gewaltigen Fang gemacht hatten. So ging es auch denen aus dem anderen Boot, Jakobus und Johannes, den Söhnen von Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Jesus aber sagte zu Simon: »Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du Menschen fischen!« Da zogen sie die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten Jesus. (GNB)

Kommentar: Bei dieser Wundererzählung, die als "erzählte Worttheologie" bezeichnet werden kann (Georg Gäbel: Einmal Fischer, immer Fischer? (Der wunderbare Fischfang), 555. In: Zimmermann, 2013, 543-558), denke ich immer unmittelbar an folgendes Gedicht von Martin Gotthard Schneider, 1963:

Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit. 
Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit.
Das Schiff, es fährt vom Sturm bedroht durch Angst, Not und Gefahr, 
Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg, so fährt es Jahr um Jahr. 
Und immer wieder fragt man sich: Wird denn das Schiff bestehn? 
Erreicht es wohl das große Ziel? Wird es nicht untergehn? 
Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns, Herr, denn sonst sind wir
allein auf der Fahrt durch das Meer. O bleibe bei uns, Herr!

Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, muss eine Mannschaft sein, 
sonst ist man auf der weiten Fahrt verloren und allein. 

Ein jeder stehe, wo er steht, und tue seine Pflicht; 
wenn er sein Teil nicht treu erfüllt, gelingt das Ganze nicht. 
Und was die Mannschaft auf dem Schiff ganz fest zusammen schweißt
in Glaube, Hoffnung, Zuversicht, ist Gottes guter Geist.
Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns, Herr, denn sonst sind wir
allein auf der Fahrt durch das Meer. O bleibe bei uns, Herr!

Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit. 
Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit. 
Und wenn uns Einsamkeit bedroht, wenn Angst uns überfällt: 
Viel Freunde sind mit unterwegs auf gleichen Kurs gestellt. 
Das gibt uns wieder neuen Mut, wir sind nicht mehr allein.
So läuft das Schiff nach langer Fahrt in Gottes Hafen ein.
Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns, Herr, denn sonst sind wir
allein auf der Fahrt durch das Meer. O bleibe bei uns, Herr!

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