Freitag, 3. Juni 2016

2. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 05. Juni 2016



Die Einladung


„Der 2. Sonntag nach Trinitatis hat "die Einladung" zum Thema. Es leitet sich ab vom Evangelium vom großen Abendmahl - der Einladung, die von den Wohlhabenden abgelehnt wird, woraufhin die Einladung an die Außenseiter und Ausgestoßenen ergeht, die sie freudig annehmen. Es geht an diesem Sonntag wohl mehr darum, darüber nachzudenken, wo Gottes Einladung an uns ergeht und wie wir darauf antworten. Die übrigen Perikopen nehmen das Thema in vielfältiger Weise auf. Am 2. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Einladung zum großen Abendmahl und danken Gott, dass er uns durch Jesus Christus teilhaben läßt an seinem Reich. Die Freude über die Einladung macht uns selbst zu Einladenden“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 36:
Bis an den Himmel reicht deine Gnade
Die Sünde sitzt tief im Herzen des Gottlosen und flüstert ihm zu, was er tun soll. Sich Gott in Ehrfurcht zu unterstellen, käme ihm nie in den Sinn. Er gefällt sich darin, Schuld auf sich zu laden und andere zu hassen. Über seine Lippen kommt nichts als Lug und Trug; es liegt ihm nichts mehr daran, vernünftig zu handeln und Gutes zu tun. Selbst wenn er im Bett liegt, schmiedet er noch unheilvolle Pläne. Er hat den Weg betreten, der alles andere als gut ist. Das Böse verabscheut er nicht. Herr, bis an den Himmel reicht deine Gnade, bis zu den Wolken deine Treue. Deine Gerechtigkeit ist so beständig wie die Berge, die du geschaffen hast, deine Urteile gründen tief wie das Meer. Ja, du, Herr, hilfst Menschen und Tieren. Wie kostbar, o Gott, ist deine Gnade! Menschen suchen Zuflucht im Schatten deiner Flügel. Sie dürfen den Reichtum deines Hauses genießen, und aus einem Strom der Freude gibst du ihnen zu trinken. Bei dir ist die Quelle allen Lebens, in deinem Licht sehen wir das Licht. Lass deine Gnade für immer bei denen bleiben, die dich kennen, und deine Treue bei denen, die von Herzen aufrichtig sind. Bewahre mich vor den Fußtritten hochmütiger Menschen; den Gottlosen soll es nicht gelingen, mich mit ihren Händen wegzustoßen. Der Augenblick wird kommen, an dem diese niederträchtigen Leute zu Boden stürzen; sie werden niedergestoßen und können nicht mehr aufstehen. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Lk 14, 15-24:
Warnung, Gottes Einladung auszuschlagen: Gleichnis vom großen Festmahl
Einer von den Gästen griff dieses Wort auf und sagte zu Jesus: »Ja, freuen dürfen sich alle, die mit zu Tisch sitzen werden in Gottes neuer Welt!« Doch Jesus antwortete ihm mit einem Gleichnis; er sagte: »Ein Mann hatte viele Leute zu einem großen Essen eingeladen. Als die Stunde für das Mahl da war, schickte er seinen Diener, um die Gäste zu bitten: ›Kommt! Alles ist hergerichtet!‹ Aber einer nach dem andern begann, sich zu entschuldigen. Der erste erklärte: ›Ich habe ein Stück Land gekauft, das muss ich mir jetzt unbedingt ansehen; bitte, entschuldige mich.‹ Ein anderer sagte: ›Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und will gerade sehen, ob sie etwas taugen; bitte, entschuldige mich.‹ Ein dritter sagte: ›Ich habe eben erst geheiratet, darum kann ich nicht kommen.‹ Der Diener kam zurück und berichtete alles seinem Herrn. Da wurde der Herr zornig und befahl ihm: ›Lauf schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Gelähmten her!‹ Der Diener kam zurück und meldete: ›Herr, ich habe deinen Befehl ausgeführt, aber es ist immer noch Platz da.‹ Der Herr sagte zu ihm: ›Dann geh auf die Landstraßen und an die Zäune draußen vor der Stadt, wo die Landstreicher sich treffen, und dränge die Leute hereinzukommen, damit mein Haus voll wird!‹« Jesus schloss: »Das sollt ihr wissen: Von den zuerst geladenen Gästen kommt mir niemand an meinen Tisch!« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 2. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Beständigkeit“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Apg 2, 42: Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“ (LUT)

Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „Im Monat Juni widmen sich die Leitgedanken mit mehreren Schwerpunkten der Apostelgeschichte. Im Vormonat gedachten wir des Wirkens des Heiligen Geistes zu Pfingsten. Das Pfingstgeschehen hatte die Apostel ermutigt, ihrem Sendungsauftrag nachzukommen. Die Gottesdienste im Juni zeigen das Handeln der Apostel in verschiedenen Situationen und Gemeinden. In vielen Bibelübersetzungen wird die „Apostelgeschichte“ auch das Buch der „(Apostel-)Taten“ genannt. Es wird deutlich, dass es um Taten geht, die auf Geheiß Jesu Christi zur Umsetzung und Verbreitung des Evangeliums notwendig sind. Jesus hat seiner Kirche die Apostel gegeben, um durch sie das zu lehren und vorzuleben, was Jesus ihnen befohlen hat (Mt 28,20). So verstehen die Apostel ihren Auftrag bis heute und versuchen, ihm gerecht zu werden. Der erste Sonntagsgottesdienst zeigt Grundsätzliches auf, was zum Wachstum und zur Beständigkeit christlicher Gemeinden unerlässlich ist: die Pflege der Gemeinschaft untereinander, die durch die Apostel verkündete Lehre Christi, das Brotbrechen und das gemeinsame Gebet der Gemeinde“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ (BWV 76) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Das Werk wurde zum ersten Mal am 6. Juni 1723 in der Thomaskirche in Leipzig aufgeführt und ist damit die zweite von Bachs Leipziger Kantaten nach seinem Amtsantritt als Thomaskantor.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Kommt her, ihr seid geladen (T: Ernst Moritz Arndt 1819; M: Meiningen 1693).

Kommentar: Ich verweise an dieser Stelle auf meinen Post vom 02.06.2016 „In eigener Sache - Ecclesia semper reformanda“

Louise Schottroff bietet folgende drei Ebenen als Interpretationsfolie für Gleichnisse an: „Sie erzählen eine Geschichte aus dem Leben, sie geben eine Anleitung zum Vergleichen mit dem Reich Gottes und enthalten eine Aufforderung zur Antwort, einen ungeschriebenen dritten Teil, der eine hörende Auslegungsgemeinschaft voraussetzt. Diese sollen mit ihren Gebeten und ihrem Leben antworten. (…) Diese Antwort soll ihre Auslegung der Tora sein, die ihr Leben fortan gestaltet (Louise Schottroff: „Von der Schwierigkeit zu teilen.“ In: Zimmermann, 2007, 593ff vor allem 600f).

Für die o. g. Parabel bietet sie eine rein sozialgeschichtliche Deutung an:
„Ich verstehe die Erzählung als die Geschichte eines beleidigten Gastgebers, der sich Ersatzgäste einlädt, um die Erstgeladenen zu ärgern und öffentlich zu diskriminieren. Er will mit der Einladung der Armen gar kein gutes Werk tun. Diese Parabel soll von den Zuhörenden vielmehr mit der Armenpraxis, wie sie Jesus lehrt (Lk 14, 12-14) verglichen werden. Es kommt bei diesem Vergleich darauf an, den Unterschied zwischen diesem Festmahl und der Einladung Gottes zum messianischen Mahl zu erkennen. Der Gastgeber ist nicht als Abbild Gottes gemeint“ (ebenda).
Demgegenüber deutet Jeremias diese Parabel eher ekklesiologisch (Die Gleichnisse Jesu, 1962/1996) und Drewermann wie auch Grün aus einer (tiefen-) psychologischen Perspektive (Drewermann, Wenn der Himmel die Erde berührt, 1992 und Grün, Jesus als Therapeut, 2013).

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