Der rettendende Ruf
„Der 5. Sonntag nach Trinitatis befaßt sich wieder mit der Gemeinde, diesmal ihrer Antwort auf Gottes Ruf. Nachfolge scheint so einfach, so schwierig, so abwegig, weil wir nicht so recht wissen, was Nachfolge ist. Die Lesungen dieses Sonntags wollen uns den Weg leiten. Am 5. Sonntag nach Trinitatis denken wir darüber nach, warum wir Jesus nachfolgen, und stellen fest, dass es dafür keine vernünftigen Gründe gibt. Der Glaube ist es, der uns an Jesus hält, auch dann, wenn andere, die Beweise sehen wollen, uns auslachen oder verspotten. Das wollen wir gerne ertragen, denn auch unser Herr wurde ausgelacht und verspottet“ (www.daskirchenjahr.de).
Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 73:
Du bist mir mehr wert als alles andere
Ganz sicher: Gott ist voller Güte gegenüber Israel, gegenüber all denen, deren Herz frei von Schuld ist. Ich aber wäre fast gestrauchelt, nur wenig fehlte noch, und meine Füße wären ausgeglitten. Denn ich beneidete die Überheblichen; es machte mir zu schaffen, als ich sah, wie gut es den Gottlosen geht. Bis zu ihrem Tod leiden sie keine Qualen, und wohlgenährt ist ihr Bauch. Die Mühen des täglichen Lebens kennen sie nicht, und von menschlichen Sorgen werden sie nicht geplagt. Darum tragen sie ihren Stolz zur Schau wie eine Halskette, Gewalt umgibt sie wie ein Gewand. Ihre Augen blicken aus einem fetten und feisten Gesicht, aus ihren Herzen quellen böse Pläne hervor. Sie verhöhnen und unterdrücken andere durch die Bosheit ihrer Worte, von oben herab reden sie stolz daher. Ihr Maul reißen sie weit auf, weder Himmel noch Erde bleiben von ihren Lästereien verschont. Darum laufen ihnen auch so viele Leute nach und nehmen ihre Worte gierig auf wie Wasser. Und dabei sagen sie auch noch: »Wie sollte Gott von unserem Tun etwas wissen? Er, der Höchste, bekommt doch gar nichts mit!« Ja, sie verachten Gott, haben aber keine Sorgen und häufen auch noch Reichtum an! Ach – so habe ich wohl ganz umsonst mein Herz und meine Hände frei von Schuld gehalten! Ich werde ja doch den ganzen Tag vom Unglück geplagt, jeder Morgen ist bereits eine Strafe für mich! Hätte ich jemals gesagt: »Ich will genauso daherreden ´wie jene Gottlosen`!«,dann hätte ich treulos gehandelt gegenüber denen, die zu deinen Kindern gehören. So dachte ich nach, um all dies zu begreifen, doch es war zu schwer für mich - so lange, bis ich endlich in Gottes Heiligtum ging. Dort begriff ich, welches Ende auf jene Menschen wartet: Ganz sicher, du stellst sie auf rutschigen Boden, du lässt sie stürzen und in Trümmern liegen bleiben. Im Nu werden sie vernichtet, ein schreckliches Ende finden sie! Wie man einen Traum gleich nach dem Erwachen vergisst, so lässt du, Herr, ihren Anblick verschwinden, sobald du dich ´zum Gericht` erhebst. Als mein Herz verbittert war und ich mich tief verletzt fühlte, da war ich töricht und ohne Einsicht, verständnislos wie ein Tier stand ich vor dir. Aber nun bleibe ich für immer bei dir, und du hast mich bei meiner rechten Hand gefasst. Du leitest mich nach deinem weisen Plan und nimmst mich am Ende in Ehren auf. Wen habe ich im Himmel außer dir? Und auch auf der Erde habe ich nach nichts Verlangen, wenn ich nur dich bei mir weiß! Wenn auch meine Kräfte schwinden und mein Körper mehr und mehr verfällt, so gibt doch Gott meiner Seele Halt. Er ist alles, was ich brauche – und das für immer! Ganz sicher: Wer sich von dir lossagt, der wird umkommen. Du vernichtest alle, die dir treulos den Rücken kehren. Für mich aber ist Gottes Nähe beglückend! Mein Vertrauen setze ich auf den Herrn, ja, auf den Herrn. Alle deine Taten will ich weitererzählen. (NGÜ)
Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Lk 5, 1-11:
Die ersten Jünger
Eines Tages stand Jesus am Ufer des Sees von Gennesaret. Die Menschen drängten sich um ihn und wollten Gottes Botschaft hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und reinigten ihre Netze. Er stieg in das eine, das Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück vom Ufer abzustoßen. Dann setzte er sich und sprach vom Boot aus zu der Menschenmenge. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: »Fahr hinaus auf den See und wirf mit deinen Leuten die Netze zum Fang aus!« Simon erwiderte: »Herr, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich die Netze noch einmal auswerfen.« Sie taten es und fingen so viele Fische, dass die Netze zu reißen drohten. Sie mussten die Fischer im anderen Boot zur Hilfe herbeiwinken. Schließlich waren beide Boote so überladen, dass sie fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, warf er sich vor Jesus nieder und bat: »Herr, geh fort von mir! Ich bin ein sündiger Mensch!« Denn ihn und alle anderen, die bei ihm im Boot waren, hatte die Furcht gepackt, weil sie einen so gewaltigen Fang gemacht hatten. So ging es auch denen aus dem anderen Boot, Jakobus und Johannes, den Söhnen von Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Jesus aber sagte zu Simon: »Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du Menschen fischen!« Da zogen sie die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten Jesus. (GNB)
Die Leitgedanken der NAK für den 5. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Gemeinschaft der Lebenden und der Toten in Christus“
Die Predigtgrundlage findet sich in „Ps 116, 9: Ich werde wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen.“ (LUT)
Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „Am letzten Sonntag des Monats bereiten wir uns auf den zweiten Entschlafenengottesdienst des Jahres vor. Auch in diesem Gottesdienst wird das Handeln Gottes durch das Apostelamt die Grundlage zur Erlösung vieler Verstorbener sein. Die Apostolizität der Kirche wird auch darin deutlich, dass die Sakramente für Lebende und Tote von Aposteln gespendet werden (KNK 2.4.3; 6.5; 9.6.3 / KNK-FA 402; 408). Zum Empfang der Sakramente sind Erkenntnis und gläubiges Verlangen Voraussetzung. Der Vorbereitungsgottesdienst soll uns darauf aufmerksam machen, dass in jedem Gottesdienst Seelen aus der jenseitigen Welt anwesend sind, mit uns das Evangelium hören, um auf den Empfang der Sakramente vorbereitet zu werden“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).
Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ (BWV 93) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Bach schrieb die Choralkantate in Leipzig für den 5. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 9. Juli 1724 zum ersten Mal auf.
Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Wer nur den lieben Gott lässt walten (T: Georg Neumark (1641) 1657; M: Georg Neumark (1641) 1657).
Kommentar: Hinter der Bezeichnung "Apostel" (apostolos) steckt das griechische Wort apostollo "senden." Jedoch ergibt sich der sprachliche Hintergrund für die frühchristliche Verwendung von "Apostel" eher aus dem aramäischen. In der Bibel, vor allem im NT, wird das der Apostelbegriff unterschiedlich verwendet. "Wesentlich blieb dabei aber zumeist die Rückführung der Beauftragung auf Gott selbst, sei es durch den irdischen Jesus, den Auferstandenen, durch Los, Prophetie oder Geistbegabung." In den Kirchen- und Gemeindeordnungen gab es auf Grund von "falschen Aposteln", die Anweisung zur Prüfung von Aposteln, die von einer Gemeinde zur anderen zogen. "Der Apostel / die Apostelin war von Gott beauftragte Autorität, aber nicht anderen hierarchisch übergeordnet. Er oder sie war gemeindegründend, nicht gemeindeleitend tätig. Dazu gehörten die Reisetätigkeit, die Verkündigung des Evangeliums und alle damit verbundenen Entbehrungen. Ihre Unterstützung konnten Apostel von der Gemeinde erhalten, doch im letzten waren sie Gesandte des Auferstandenen und Erhöhten" (Frank Crüsemann & Markus Öhler: Botenwesen/Apostolat. In: Crüsemann (Hrsg.): Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel, 2009, 63-66). Durch die schriftliche Verbreitung des Evangeliums, der guten Nachricht, ist die Botschaft selbst zum Boten/Apostel geworden. Wie in den ersten Kirchen- und Gemeindeordnungen auch gilt bis heute das Paulus-Wort aus 1. Thess, 21: "Prüft aber alles und das Gute behaltet!"
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