Montag, 18. Juli 2016

9. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 24. Juli 2016


Anvertraute Gaben (Begabungen und Verantwortung)


„Der 9. Sonntag nach Trinitatis wird durch das Evangelium von den anvertrauten Zentnern bestimmt. Gott hat uns etwas gegeben, das zu vermehren durch unseren eigenen Einsatz möglich ist. Wir werden daran gemessen werden, wie wir diese "Gaben" fruchtbar einsetzen. Der Sonntag soll uns auch daran erinnern, dass was wir sind und haben, wir unserem himmlischen Vater zu verdanken haben. Am 9. Sonntag nach Trinitatis hören wir das Gleichnis von den anvertrauten Talenten und erfahren, dass Gott selbst uns mit Gaben beschenkt, die wir einsetzen können und sogar sollen. Dabei brauchen wir nicht zu sorgen, etwas zu verlieren, denn Gottes Gaben können nicht verloren gehen“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 119, 25-32:
Das große Loblied auf Gottes Wort
Wie zerschlagen liege ich im Staub, schenk mir neue Lebenskraft durch dein Wort. Ich habe dir erzählt, welchen Weg ich wähle, und du hast mir geantwortet. Nun lehre mich doch, deinen Bestimmungen zu folgen. Lass mich verstehen, welchen Weg deine Ordnungen vorgeben; ich will nachsinnen über alle deine Wunder. Ich bin in Tränen aufgelöst vor Kummer, richte mich auf durch dein Wort. Halte mich fern vom Weg der Lüge, beschenke mich durch die Unterweisung aus deinem Gesetz. Den Weg der Wahrheit habe ich erwählt, deine Rechtsbestimmungen habe ich stets vor Augen. Ich halte fest an dem, was du bezeugst, Herr, lass mich nicht in Schande enden. Ohne zu zögern will ich den Weg gehen, den deine Gebote weisen, denn du machst mein Herz dazu bereit. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Mt 25, 14-30:
Das Gleichnis vom anvertrauten Geld
»Es ist wie bei einem Mann, der verreisen wollte. Er rief vorher seine Diener zusammen und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Zentner Silbergeld, dem anderen zwei Zentner und dem dritten einen, je nach ihren Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Der erste, der die fünf Zentner bekommen hatte, steckte sofort das ganze Geld in Geschäfte und konnte die Summe verdoppeln. Ebenso machte es der zweite: Zu seinen zwei Zentnern gewann er noch zwei hinzu. Der aber, der nur einen Zentner bekommen hatte, vergrub das Geld seines Herrn in der Erde. Nach langer Zeit kam der Herr zurück und wollte mit seinen Dienern abrechnen. Der erste, der die fünf Zentner erhalten hatte, trat vor und sagte: ›Du hast mir fünf Zentner anvertraut, Herr, und ich habe noch weitere fünf dazuverdient; hier sind sie!‹ ›Sehr gut‹, sagte sein Herr, ›du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du hast dich in kleinen Dingen als zuverlässig erwiesen, darum werde ich dir auch Größeres anvertrauen. Komm zum Freudenfest deines Herrn!‹ Dann kam der mit den zwei Zentnern und sagte: ›Du hast mir zwei Zentner gegeben, Herr, und ich habe noch einmal zwei Zentner dazuverdient.‹ ›Sehr gut‹, sagte der Herr, ›du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du hast dich in kleinen Dingen als zuverlässig erwiesen, darum werde ich dir auch Größeres anvertrauen. Komm zum Freudenfest deines Herrn!‹ Zuletzt kam der mit dem einen Zentner und sagte: ›Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist. Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nichts ausgeteilt hast. Deshalb hatte ich Angst und habe dein Geld vergraben. Hier hast du zurück, was dir gehört.‹ Da sagte der Herr zu ihm: ›Du unzuverlässiger und fauler Diener! Du wusstest also, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nichts ausgeteilt habe? Dann hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank bringen sollen, und ich hätte es mit Zinsen zurückbekommen! Nehmt ihm sein Teil weg und gebt es dem, der die zehn Zentner hat! Denn wer viel hat, soll noch mehr bekommen, bis er mehr als genug hat. Wer aber wenig hat, dem wird auch noch das Letzte weggenommen werden. Und diesen Taugenichts werft hinaus in die Dunkelheit draußen! Dort gibt es nur noch Jammern und Zähneknirschen.‹« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 9. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Gottes Wille - unser Maßstab“ 

Die Predigtgrundlage findet sich in „Rö 12, 2: Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.“ (LUT)

Begründet wird diese Auswahl so: Am 9. Sonntag nach Trinitatis „geht es um Konflikte, denen wir im täglichen Leben immer wieder ausgesetzt sind. Wie können wir versuchen, sie zu vermeiden? Welche nutzbringenden Konsequenzen können wir aus überstandenen Konflikten ziehen“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK)?

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „Herr, gehe nicht ins Gericht (BWV 105) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte die Kantate im Rahmen seines ersten Kantatenzyklus in Leipzig für den 9. Sonntag nach Trinitatis. Sie wurde am 25. Juli 1723 in einer der beiden städtischen Hauptkirchen Leipzigs uraufgeführt. 
Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Die ganze Welt hast Du uns überlassen“ (T: Christa Weiss, 1965; M: Manfred Schlenker, 1977)

Kommentar:
  • Die Predigtgrundlage für die Gottesdienste in der NAK überträgt die GSB so: "Schwimmt nicht mit dem Strom, sondern macht euch von den Strukturen dieser Zeit frei, indem ihr euer Denken erneuert. Dann wird euch deutlich, was Gott will: das Gute, das was Gott Freude macht, das Vollkommene" (Rö 12, 2).
  • Die BNÜ übersetzt diese Stelle so: "Verändert euch, nicht in dem ihr euch dieser Welt anpasst, sondern in dem ihr in eurem Inneren anders werdet. Lernt zu unterscheiden, was Gott will und was nicht" (Rö 12, 2).
  • Und in der JZF schließlich klingt diese Stelle so: "Hütet euch davor, euch dem anzugleichen, was in der Welt gilt, sondern wandelt euch! Werdet anders! Fangt bei der Erneuerung eurer Gedanken an, so dass ihr beurteilen könnt, was Gott will: nämlich das Gute und Wohlgefällige und das, was eurem Ziel entspricht" (Rö. 12, 2).

Im Kommentar zu dieser Stelle heißt es in der HÜB: "Die Barmherzigkeit Gottes mahnt die Christen nicht zu geistiger Selbstsucht und Selbsterfüllung, sondern zu leibhaftiger Selbsthingabe. Diese geistig-moralische-mystische Gottesverehrung ist der wahre, angemessene Gottesdienst, der nicht nur kritische Diatanz zu diesem Weltalter erfordert, sondern auch eine wiederholte, grundlegende Erneuerung des eigenen Denkens, das den Christen instand setzt, zwischen dem Willen Gottes und jedem anderen Anspruch zu unterscheiden und sich für ersteren zu entscheiden" (HÜB: Kommentar zu Rö 12, 1-2, 1618).
Die Erneuerung, die Unterscheidung und das "Gegen-den-Strom-Schwimmen" erfordert eigenes Denken und mutiges, verantwortungsvolles Handeln. Dies ist das genaue Gegenteil von dem, was im heutigen Evangelium als "Geld vergraben" bezeichnet wird. Was jedoch heute passiert, wenn man dies in Institutionen macht, kann man nachlesen in dem Post: In eigener Sache II. Hier hat eine Institution ihr eigenes Ziel völlig aus den Augen verloren, die das "Gute und Wohlgefällige" (JZF) in ihrem KNK wie folgt beschreibt:

"Die Vision: Eine Kirche, in der sich Menschen wohlfühlen und - vom Heiligen Geist und der Liebe zu Gott erfüllt - ihr Leben nach dem Evangelium Jesu Christi ausrichten und sich so auf sein Wiederkommen und das ewige Leben vorbereiten.

Die Mission: Zu allen Menschen hingehen, um sie das Evangelium Jesu Christi zu lehren und mit Wasser und Heiligem Geist zu taufen Seelsorge leisten und eine herzliche Gemeinschaft pflegen, in der jeder die Liebe Gottes und die Freude erlebt, ihm und anderen zu dienen." (5)

Wie in dem heutigen Evangelium sollten wir mit Gott an unserer Seite die Angst, das Misstrauen und das Sicherheitsbedürfnis aufgeben und das Leben mutig zur Entfaltung bringen. "Offenbar ist Gott eher bereit, einer Kirche ihre Fehler zu vergeben als ihre angstbesetzte Starre und Verfestigung und ängstliche Vergrabenheit. Nach Christus dürfen und müssen wir uns kein solches Bild mehr zurechtmachen, dass dieses Angst berechtigt wäre. Wir haben einen Gott, der sich hier und jetzt mit uns zu Tisch setzt; und ihn wollen wir bitten: Herr vergib uns unsere Angst" (Drewermann, Wenn der Himmel die Erde berührt, 2004, 129).

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