Die Kirche in der Welt
„Die Frage, ob man dem Staat Steuern zahlen solle oder nicht, steht am 23. Sonntag nach Trinitatis im Vordergrund. Die Kirche weiß, dass sie in dieser Welt nur Gast ist und daher auch Freiheit ihr gegenüber hat. Zugleich aber, da wir in dieser Welt leben, haben wir eine Verantwortung für sie wahrzunehmen, indem wir mit unserem Gebet für sie eintreten. Ein Staat aber, der den Menschen nicht achtet und ihm seine Würde nimmt, handelt entgegen dem Evangelium und wird daher auch von der Gemeinde Jesu zur Änderung seines Tuns aufgerufen werden“ (www.daskirchenjahr.de).
Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 125:
Deine behütende Nähe - Die auf den Herrn hoffen
Wer sein ganzes Vertrauen auf Gott setzt, wird seinen Lebensweg nicht verlieren, sondern in deiner Hand bleiben, lieber Gott, wie alles bleibt, was du als dein Hoheitsgebiet erklärt hast. Wie wir umgeben sind von schützenden Mauern, so sind wir umwoben von deinen liebenden Kräften jetzt und alle Zeit. Dagegen kommen die Selbstsüchtigen nicht an. Lieber Gott, die Gewissheit, von dir mit so viel Kraft beschenkt zu werden, tut unendlich gut. Wer deinen Weg verlässt, hat sich die Folgen selbst zuzuschreiben. Der Frieden aber, deine behütende Nähe und unsere Hoffnung auf Leben, wachsen in der Gemeinde (Peter Spangenberg (2013): Höre meine Stimme. Die Psalmen)
Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Mt 22, 15-22:
Die Frage nach der Steuer für den Kaiser
Daraufhin beschlossen die Pharisäer, Jesus mit einer verfänglichen Frage in die Falle zu locken. Sie schickten ihre Jünger zu Jesus und auch einige Parteigänger von Herodes; die sagten zu ihm: »Lehrer, wir wissen, dass es dir nur um die Wahrheit geht. Du lehrst klar und deutlich, wie wir nach Gottes Willen leben sollen. Denn du lässt dich nicht von Menschen beeinflussen, auch wenn sie noch so mächtig sind. Nun sag uns deine Meinung: Ist es nach dem Gesetz Gottes erlaubt, dem römischen Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?« Jesus erkannte ihre böse Absicht und sagte: »Ihr Scheinheiligen, ihr wollt mir doch nur eine Falle stellen! Zeigt mir eins von den Geldstücken, mit denen ihr die Steuer bezahlt.« Sie gaben ihm eine Silbermünze, und er fragte: »Wessen Bild und wessen Name sind denn hier aufgeprägt?« »Das Bild und der Name des Kaisers«, antworteten sie. Da sagte Jesus: »Dann gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, - aber gebt Gott, was Gott gehört!« Solch eine Antwort hatten sie nicht erwartet. Sie ließen Jesus in Ruhe und gingen weg. (GNB)
Die Leitgedanken der NAK für den 23. Sonntag noch Trinitatis tragen die Überschrift „Unser Dienst für Lebende und Tote“
Die Predigtgrundlage findet sich in „Kol 3, 12: So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld.“ (LUT)
Begründet wird die Auswahl so: „Zur Vorbereitung für den Entschlafenengottesdienst am letzten Sonntag im Oktober ist es hilfreich, die Sonderausgabe Nr. 2 der Leitgedanken zum Gottesdienst zu lesen. Durch unsere Gebete können wir die Entschlafenen nicht erlösen, wir können ihnen aber unsere Liebe bezeugen. Die im Leben eingenommene Stellung zu Gott kann immer noch positiv durch Hinwendung zu ihm verändert werden. Dazu wollen wir Lebenden und Toten im Vorbild und in der Fürbitte dienen. (…)
Ausführungen: Durch die Taufe sind wir in den Leib Christi eingefügt worden, wir sind mit Christus begraben worden und mit ihm auferstanden (Röm 6,4). Wir haben die Gabe des Heiligen Geistes empfangen und bereiten uns auf die Wiederkunft Christi vor. Im Kolosserbrief wird deutlich gemacht, dass aus diesem Geschehen eine Aufgabe entspringt: „Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes“ (Kol 3,1). An dem, der sucht, was „droben ist“, zeigen sich die Eigenschaften, die im Bibelwort erwähnt werden: „herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld.“ Jede dieser Eigenschaften steht in Beziehung zum Nächsten, dem man in dieser Weise begegnen und dienen soll. Derjenige, der es ernst meint mit seinem Glauben, wendet sich auch seinem Nächsten zu. Im Bibelwort sind zunächst einmal die Lebenden gemeint, doch wissen wir, dass auch Entschlafene unserer Zuwendung bedürfen“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).
Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate: „Wohl dem, der sich auf seinen Gott“ (BWV 139) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte die Choralkantate 1724 in Leipzig für den 23. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 12. November 1724 erstmals auf. Sie basiert auf dem Kirchenlied von Johann Christoph Rube (1692).
Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“ (T: Johann Jakob Schütz 1675; Johann Crüger 1653).
Kommentar: Mit der Überschrift "Steuern zahlen ist gut, Gottes Gebote halten ist besser" führt Berger (2012) aus: "(...). Ertrag: Jesus verkündet die Herrschaft Gottes. Sie ist jetzt verborgen und wird demnächst offenbar. Ihr Kommen vollzieht sich unter diesen beiden Erscheinungsformen. Die Herrschaft Gottes relativiert zwar jede irdische Herrschaft. Aber da sie eine Herrschaft der Gerechtigkeit ist, bejaht Jesus die allgemeinen sozialen Pflichten. Weil man diesen Satz: 'Gebt jedem, was ihr ihm schuldig seid und was ihm gebührt (Röm 13, 7) als ein Stück Gottesherrschaft auch ein Respektieren der bürgerlichen Pflichten. Sie hebt diese Pflichten nicht auf, sondern fordert sie geradezu, wenn sie denn Ausdruck vor Gerechtigkeit im Sinne des Erhalts des Sozialwesens sind. Weil also die Herrschaft Gottes, von der Jesus spricht, diesen wichtigen und wesentlichen moralischen Aspekt besitzt, deshalb ist Steuerzahlen geboten. Wo es aber nicht um die moralische Regelung des Miteinanders geht, sondern um Religion, da muss der Ansatz Jesu jeden religiösen Anspruch der Staatsgewalt auf Anbetung oder auch nur Verehrung ablehnen. Die Herrschaft Gottes umschließt und begrenzt daher menschliche Ordnung" (Berger, 2012, A, 253f).
Zur Sonderlehre des Entschlafenenwesens der NAK habe ich in diesem Blog bereits verschiedene Ausführungen gemacht. Derzeit fordert die Kirchenleitung der NAK offenbar recht offensiv, neben dem Bekenntnis zum Apostolischen Glaubensbekenntnis, das Bekenntnis zu ihren Sonderlehren (Propria) ein. Auf kritische Anmerkungen zu den Sonderlehren begegnet die Kirchenleitung zunehmend ungeduldig und z. T. sogar unbarmherzig. Es entsteht nach innen der Eindruck, als würden diese derzeit geschärft wieder in den Vordergrund gerückt und so der Annäherungsprozess an die großen deutschen christlichen Kirchen zumindest verlangsamt, wenn nicht gar unterbunden werden soll. Siehe dazu die Posts in diesem Blog "In eigener Sache I und II."
Neu ist, dass in der oben angesprochenen "Sondernummer 2" Literaturangaben zu diesem Thema gemacht werden. Im einzelnen sind dies:
Merklein, Helmut; Gielen, Marlis: Der erste Brief an die Korinther. Kapitel 11, 2–6, 24. Gütersloh 2005, S. 332. Marlis Gielen, geb. 1959 ist Professorin für Neutestamentliche Bibelwissenschaft an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Salzburg.
Art. „Tod“. In: Handbuch theologischer Grundbegriffe. Bd. 4. München 1970, S. 243. Hierbei scheint es sich um ein erstmals 1962 erschienenes Werk herausgegeben von Heinrich Fries zu handeln.
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