Montag, 14. November 2016

Letzter Sonntag im Kirchenjahr - Ewigkeitssonntag; mit einem Kommentar über die Leitgedanken der NAK zum 20. November 2016


Die ewige Stadt


„Der Letzte Sonntag im Kirchenjahr kann in zweifacher Weise begangen werden: als Ewigkeitssonntag oder als Gedenktag der Entschlafenen (Totensonntag). Eine Kombination beider ist nicht abwegig. Hier wird noch getrennt, weil dies auch vom neuen Evangelischen Gottesdienstbuch so vorgesehen wird.

Als Ewigkeitssonntag schauen die Perikopen dieses Tages in die Zukunft, die jenseits unserer Vorstellungen liegt. Dabei ist wichtig, diese wunderbare Zukunft nicht als rein geistige Realität zu erfahren und zu vermitteln. Denn durch Jesus Christus ist Ewigkeit in unser Leben hineingedrungen und kann so auch in unserer Realität schon greifbar werden.
Am letzten Sonntag des Kirchenjahres hören wir vom himmlischen Jerusalem, der ewigen Stadt, die uns als Wohnstatt verheißen ist. Das Warten scheint uns lang zu werden, aber vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag, und um seiner Schöpfung willen schenkt er Raum zur Buße. So freuen wir uns auf die verheißene Stadt und warten geduldig in dem Wissen, dass der Tag des Herrn unvermittelt anbrechen wird“ (www.daskirchenjahr.de).


Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Jesaja 26, 7-19:
Warten auf Gottes Gerechtigkeit
Des Gerechten Weg ist eben, den Steig des Gerechten machst du gerade. Wir warten auf dich, Herr, auch auf dem Weg deiner Gerichte; des Herzens Begehren steht nach deinem Namen und deinem Lobpreis. Von Herzen verlangt mich nach dir des Nachts, ja, mit meinem Geist suche ich dich am Morgen. Denn wenn deine Gerichte über die Erde gehen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit. Aber wenn dem Gottlosen Gnade widerfährt, so lernt er doch nicht Gerechtigkeit, sondern tut nur übel im Lande, wo das Recht gilt, und sieht des Herrn Herrlichkeit nicht. Herr, deine Hand ist erhoben, doch sie sehen es nicht. Aber sie sollen sehen den Eifer um dein Volk und zuschanden werden. Mit dem Feuer, mit dem du deine Feinde verzehrst, wirst du sie verzehren. Aber uns, Herr, wirst du Frieden schaffen; denn auch alles, was wir ausrichten, das hast du für uns getan. Herr, unser Gott, es herrschen wohl andere Herren über uns als du, aber wir gedenken doch allein deiner und deines Namens. Tote werden nicht lebendig, Schatten stehen nicht auf; denn du hast sie heimgesucht und vertilgt und jedes Gedenken an sie zunichtegemacht. Du hast vermehrt das Volk, Herr, vermehrt das Volk, hast deine Herrlichkeit bewiesen und weit gemacht alle Grenzen des Landes. Herr, in der Trübsal suchten sie dich; als du sie gezüchtigt hast, waren sie in Angst und Bedrängnis. Gleich wie eine Schwangere, wenn sie bald gebären soll, sich windet und schreit in ihren Schmerzen, so geht's uns auch, Herr, vor deinem Angesicht. Wir sind auch schwanger und winden uns, und wenn wir gebären, so ist's Wind. Wir können dem Lande nicht helfen, und Bewohner des Erdkreises können nicht geboren werden. Aber deine Toten werden leben, deine Leichname werden auferstehen. Wachet auf und rühmet, die ihr liegt unter der Erde! Denn ein Tau der Lichter ist dein Tau, und die Erde wird die Schatten herausgeben. (LUT 2017)

Als Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag kann auch Offb 21, 1-8 verwendet werden: 
Der neue Himmel und die neue Erde
Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der erste Himmel und die erste Erde waren verschwunden und das Meer war nicht mehr da. Ich sah, wie die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkam. Sie war festlich geschmückt wie eine Braut für ihren Bräutigam. Und vom Thron her hörte ich eine starke Stimme rufen: »Dies ist die Wohnstätte Gottes bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein. Gott selbst wird als ihr Gott bei ihnen sein. Er wird alle ihre Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben und keine Traurigkeit, keine Klage und keine Quälerei mehr. Was einmal war, ist für immer vorbei.« Dann sagte der, der auf dem Thron saß: »Gebt Acht, jetzt mache ich alles neu!« Zu mir sagte er: »Schreib dieses Wort auf, denn es ist wahr und zuverlässig.« Und er fuhr fort: »Es ist bereits in Erfüllung gegangen! Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, dem gebe ich umsonst zu trinken. Ich gebe ihm Wasser aus der Quelle des Lebens. Alle, die durchhalten und den Sieg erringen, werden dies als Anteil von mir erhalten: Ich werde ihr Gott sein und sie werden meine Söhne und Töchter sein. Aber die Feiglinge und Treulosen, die Abgefallenen, Mörder und Ehebrecher, die Zauberer, die Götzenanbeter und alle, die sich nicht an die Wahrheit hielten, finden ihren Platz in dem See von brennendem Schwefel. Das ist der zweite, der endgültige Tod.« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den letzten Sonntag im Kirchenjahr tragen die Überschrift „Gerechtfertigt aus dem Glauben“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Maleachi 3,18: Ihr werdet am Ende doch sehen, was für ein Unterschied ist zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient.“ (LUT 1984)

Begründet wird die Auswahl so: „Am zweiten und dritten Sonntag im November wird eine kurze Themenreihe zu den „letzten Dingen“ ausgeführt. Hierzu gehören „Zukunftshoffnung“ und das „Gericht“. (…) Auch fürchtet er sich nicht vor dem Tag des Herrn, dem Tag des Gerichts, von dem das Bibelwort des letzten Sonntags im Kirchenjahr spricht. Durch den Glauben gerechtfertigt, dient der Glaubende in Liebe und Gottesfurcht dem Herrn. In dieser tätigen Liebe ist keine Furcht (1 Joh 4, 18). Damit steht er im Gegensatz zu den Gottlosen (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).


Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate: „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (BWV 140) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Das Werk basiert auf dem bekannten gleichnamigen Choral von Philipp Nicolai aus dem Jahre 1599. Diese Choralkantate wurde für den im Kirchenjahr nur selten vorkommenden 27. Sonntag nach Trinitatis komponiert. Sie ist die Vertonung der Parabel „Kluge Mädchen kommen überall hin… (Von den zehn Jungfrauen).“ Die Uraufführung war am 25. November 1731.
"Im Rahmen einer sequentiellen Lektüre des Mt liegt es nahe, die Parabel von den Mädchen als eine Warnung für die Gemeinde angesichts der endgültigen Scheidung im Gericht zu lesen. Klug, wachsam und vorbereitet sind jene, die den 'Willen des Vaters' tun (Mt 7, 21) bzw. die Worte der Bergpredigt hören und tun (Mt 7, 24). (...) Fackeln mit Öl stehen für das Hören und Tun der Worte Jesu, wohingegen Fackeln ohne Öl das Hören ohne Tun veranschaulichen. (...) Die Haltung der Bereitschaft erhält ihren ganz besonderen Fokus darin, dass das Leben als zielgerichtet gedacht wird - sei es auf die Parusie oder den persönlichen Tod hin. Dieses Ziel trägt in der Parabel wie in der christlichen Eschatologie ganz allgemein stets die Gesichtszüge des gekreuzigten und auferstandenen Christus" (Moisés Mayordomo: Kluge Mädchen kommen überall hin (Von den zehn Jungfrauen). In: Zimmermann (Hg.), Kompendium der Gleichnisse Jesu, 2007, 488-503).


Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Jerusalem, du hochgebaute Stadt“ (T Johann Matthäus Meyfart 1629; M: Melcheor Franck 1663, Darmstadt 1698).

Kommentar: Was für eine Utopie, was für eine Aussicht, was für eine Zusage. Der ausgewählte Abschnitt aus der Apokalypse ist eine Zusammenfassung des gesamten Evangeliums: "Siehe, ich mache alles neu!" Meine Antwort auf diese Zusage stellt der Psalm 46 dar ("Chor, einen Vers bitte!" 😉)
Zu jeder Tages- und Nachtzeit (Gott ist unsere Zuversicht und Stärke)
Gott ist unsere Hoffnung und unser Rückhalt, er hilft uns in Unglück und Verzweiflung. Deshalb fühlen wir uns behütet, selbst wenn die ganze Welt ins Wanken geriete und die Gebirge ins Wasser fielen, oder wenn eine Jahrhundertflut käme und die Berge zum Einsturz brächten. Da, wo Gott wohnt und willkommen ist, bleibt auch die Fröhlichkeit wie eine sprudelnde Quelle. Gott ist ja da, mit ihm bleibt das Leben bestehen. Zu jeder Tages- und Nachtzeit sind wir bei ihm geborgen. Die von Gott nichts halten, wissen auch hiervon nichts. Ihr Leben zerbricht an der Verzweiflung. Seht genau hin, wie Gott vergehen lässt, was ohne ihn sein will. Gott siegt mit seinem Frieden, vor dem alle Waffen zerbrechen und aller Hass schmilzt. Gott sagt: Ich bin der Herr über Leben und Tod (Ps 46 in der Fassung von Peter Spangenberg. Aus: Höre meine Stimme, 2013). 

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