Montag, 28. November 2016

2. Sonntag im Advent - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 04.12.2016



Der kommende Erlöser - Gericht und Erlösung


Wochenspruch: Lk 21, 28:
„Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (LUT)

„Wenn (all) das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 80:
Gebet für Israel, den Weinstock Gottes
Du Hirte Israels, höre, / der du Josef hütest wie Schafe! Erscheine, der du thronst über den Cherubim, vor Ephraim, Benjamin und Manasse! Erwecke deine Kraft und komm uns zu Hilfe! Gott, tröste uns wieder und lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen. Herr, Gott Zebaoth, wie lange willst du zürnen beim Gebet deines Volkes? Du speisest sie mit Tränenbrot und tränkest sie mit einem großen Krug voll Tränen. Du lässest unsre Nachbarn sich um uns streiten, und unsre Feinde verspotten uns. Gott Zebaoth, tröste uns wieder und lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen. Du hast einen Weinstock aus Ägypten geholt, hast vertrieben die Völker und ihn eingepflanzt. Du hast vor ihm Raum gemacht / und hast ihn lassen einwurzeln, dass er das Land erfüllt hat. Berge sind mit seinem Schatten bedeckt und mit seinen Reben die Zedern Gottes. Du hast seine Ranken ausgebreitet bis an das Meer und seine Zweige bis an den Strom. Warum hast du denn seine Mauern zerbrochen, dass jeder seine Früchte abreißt, der vorübergeht? Es haben ihn zerwühlt die wilden Säue, und die Tiere des Feldes haben ihn abgeweidet. Gott Zebaoth, wende dich doch! / Schau vom Himmel und sieh, nimm dich dieses Weinstocks an! Schütze doch, was deine Rechte gepflanzt hat, den Sohn, den du dir großgezogen hast! Sie haben ihn mit Feuer verbrannt wie Kehricht; vor dem Drohen deines Angesichts sollen sie umkommen. Deine Hand schütze den Mann deiner Rechten, den Sohn, den du dir großgezogen hast. So wollen wir nicht von dir weichen. Lass uns leben, so wollen wir deinen Namen anrufen. Herr, Gott Zebaoth, tröste uns wieder; lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAKI vom 04.12.2016 ist aus Dtn 18, 15 und lautet: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern; dem sollt ihr gehorchen.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage ist in die folgende Wortumgebung eingebettet (Dtn 18, 9-22):
Das Prophetengesetz
Wenn du in das Land kommst, das dir der Herr, dein Gott, geben wird, so sollst du nicht lernen, die Gräuel dieser Völker zu tun, dass nicht jemand unter dir gefunden werde, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt oder Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt oder Bannungen oder Geisterbeschwörungen oder Zeichendeuterei vornimmt oder die Toten befragt. Denn wer das tut, der ist dem Herrn ein Gräuel, und um solcher Gräuel willen vertreibt der Herr, dein Gott, die Völker vor dir. Du aber sollst untadelig sein vor dem Herrn, deinem Gott. Denn diese Völker, deren Land du einnehmen wirst, hören auf Zeichendeuter und Wahrsager; dir aber hat der Herr, dein Gott, so etwas verwehrt. Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern; dem sollt ihr gehorchen. Ganz so wie du es von dem Herrn, deinem Gott, erbeten hast am Horeb am Tage der Versammlung und sprachst: Ich will hinfort nicht mehr hören die Stimme des Herrn, meines Gottes, und dies große Feuer nicht mehr sehen, damit ich nicht sterbe. Und der Herr sprach zu mir: Sie haben recht geredet. Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben; der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde. Doch wer meine Worte nicht hören wird, die er in meinem Namen redet, von dem will ich's fordern. Doch wenn ein Prophet so vermessen ist, dass er redet in meinem Namen, was ich ihm nicht geboten habe, und wenn einer redet in dem Namen anderer Götter, dieser Prophet soll sterben. Wenn du aber in deinem Herzen sagen würdest: Wie kann ich merken, welches Wort der Herr nicht geredet hat? – wenn der Prophet redet in dem Namen des Herrn und es wird nichts daraus und es tritt nicht ein, dann ist das ein Wort, das der Herr nicht geredet hat. Der Prophet hat's aus Vermessenheit geredet; darum scheue dich nicht vor ihm. (LUT)

Kommentar:
  • „Die Thematik von Wiederkunft Christi und Gericht bestimmt den 2. Sonntag im Advent nach evangelischer Ordnung. Die Evangeliumslesung findet sich in Lk 21, 25-33.
  • Die katholische Ordnung stellt an diesem Tage die Bußpredigt des Johannes nach den Berichten der ersten Evangelien in den Mittelpunkt (Mt 3, 1-12; Mk 1, 1-8; Lk 3, 1-6; Bieritz, 2014, 126).
  • Die NAKI beschäftigt sich an diesem Sonntag mit dem Prophetengesetz aus Dtn. „Das 5. Buch Mose, auf hebräisch דְּבָרִים (debārīm) Debarim oder auch Devarim („Worte“), auf griechisch Δευτερονόμιον (Deuteronómion) Deuteronomion, latinisiert Deuteronomium („zweites Gesetz“) genannt, ist das fünfte Buch des jüdischen Tanach wie auch des christlichen Alten Testaments und damit das fünfte Buch der verschiedenen Bibelkanons. In der rabbinischen Literatur wird das Buch auch מִשְׁנֵה תוֹרָה Mischne Tora („Wiederholung der Weisung“) genannt“ (Wikipedia; Download vom 28.11.16).

„Dtn schildert die Ereignisse des Tages, bevor Israel in das Land einzieht, das Adonaj den Vorfahren Israels versprochen hat. Es ist zugleich der letzte Lebenstag des Propheten. Mose erinnert die neue Generation an die bisherigen Geschichten Gottes mit seinem Volk und an seine Gebote. So ermöglicht er es denen, die die großen Taten Gottes nicht mit eigenen Augen gesehen haben, sich mit den Erfahrungen der Vorfahren in Beziehung zu setzen und auf ihnen aufzubauen. In all den Bestimmungen und Rechtssatzungen, die Mose an diesem Tag verkündet, geht es darum, die Freiheit, in die Gott sein Volk geführt hat, auch im Land zu bewahren. (…) Dtn umschreibt Israel als eine Generationen übergreifende Lerngemeinschaft“ GSB, Einleitung zu Deuteronomium von Johannes Taschner, 307). Diese „Lerngemeinschaft“ kann heute mit „ecclesia semper reformanda“ „übersetzt“ werden.

Propheten / Prophetinnen sind Mittler zwischen Gotteswelt und Menschenwelt. Somit ist Prophetie nur dann wahre Prophetie, wenn in ihr der Eine Gott zur Sprache kommt.
Sie sind aber auch als Gegenpol zu konservativen und amtlichen Strukturen zu verstehen, die, Kraft ihres Willens zur Opposition (theologisch gewendet: Kraft des Auftrages Gottes) in der Lage sind, versteinerte traditionelle Sozialstrukturen und Glaubensvorstellungen zu verändern.
Propheten leben oft im Verborgenen aber Wirken im öffentlichen Raum. Öffentlich ausgeübt und von institutioneller Verankerung frei, ist prophetischer Dienst wie in biblischer Zeit prinzipiell jedem Menschen zugänglich. Dazu bedarf es keiner besonderen theologischen Ausbildung und amtlicher Beauftragung oder Aufforderung (vergl. im Gegensatz dazu die Leitgedanken der NAKI vom heutigen Sonntag, in denen die Gläubigen von der Amtskirche dazu aufgefordert werden, "prophetisch zu reden." Es sei eine Pflicht, die sich aus der Nachfolge ergäbe: "Zur Nachfolge Jesu gehört, dass auch wir prophetisch reden und davon sprechen, dass er [Jesus] der einzige Weg zum Heil ist, dass wir auf Gottes Gnade angewiesen sind und die Wiederkunft Christi erwarten."). (…) Prophetisches Engagement bedarf heute keiner besonderen religiösen Legitimation. Der heutige Prophet wirkt und redet nicht mehr als religiös legitimierter und inspirierter, sondern als sachlich arbeitender, inspirierender Intellektueller“ (vergl. Bernhard Lang: Prophetie. In: Neues HB theologischer Grundbegriffe, Bd. 3, 2005).

Propheten / Prophetinnen dienen immer der Freiheit!

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