Die wartende Gemeinde
Wochenspruch: Joh 12, 32:
„Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ (LUT)
„Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.“ (EU)
Wochenpsalm: Psalm 27:
Gemeinschaft mit Gott
Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? Wenn die Übeltäter an mich wollen, mich zu verschlingen, meine Widersacher und Feinde, müssen sie selber straucheln und fallen. Wenn sich auch ein Heer wider mich lagert, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht; wenn sich Krieg wider mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn. Eines bitte ich vom HERRN, das hätte ich gerne: dass ich im Hause des HERRN bleiben könne mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des HERRN und seinen Tempel zu betrachten. Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, / er birgt mich im Schutz seines Zeltes und erhöht mich auf einen Felsen. Und nun erhebt sich mein Haupt über meine Feinde, die um mich sind; so will ich opfern in seinem Zelt mit Jubel, ich will singen und Lob sagen dem HERRN. HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und antworte mir! Mein Herz hält dir vor dein Wort: / »Ihr sollt mein Antlitz suchen.« Darum suche ich auch, HERR, dein Antlitz. Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße nicht im Zorn deinen Knecht! Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht und tu die Hand nicht von mir ab, du Gott meines Heils! Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der HERR nimmt mich auf. HERR, weise mir deinen Weg und leite mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen. Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde! Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf und tun mir Unrecht. Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen. Harre des HERRN! Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN! (LUT)
Die Predigtgrundlage der NAK vom 21.05.2017 ist aus „Johannes 16,7: Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.“ (LUT1984)
Die Predigtgrundlage der NAK ist in den folgenden Kontext eingebettet: Joh 16, 5-15:
Das Werk des Heiligen Geistes
Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin? Doch weil ich dies zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; über die Sünde: dass sie nicht an mich glauben; über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht; über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in aller Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er nimmt es von dem Meinen und wird es euch verkündigen. (LUT)
Kommentar:
„Der siebte Sonntag der Osterzeit ist nach der evangelischen Ordnung der Sonntag Exaudi. Der Name dieses Sonntags leitet sich ab von dem Beginn der lateinischen Antiphon: Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te; miserere mei, et exaudi me (HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und antworte mir!)! Er steht im Zeichen des Abschieds Jesu und der Verheißung des Geistes. Evangelium ist Joh 15,26-16,4.
In den katholischen Gottesdiensten liest man Abschnitte aus dem Hohenpriesterlichen Gebet.
Die Auswahl der Predigtgrundlage für die Gottesdienste in der NAK wird so begründet: „Der letzte Sonntagsgottesdienst im Mai leitet bereits in die Pfingstzeit hinein und thematisiert die Erwartung des verheißenen Heiligen Geistes. Wie die Jünger auf die Ausgießung des Heiligen Geistes, warten wir heute hoffnungsfroh auf das verheißene Wiederkommen des Herrn“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 5/17, 3). Die Auswahl des Predigtextes orientiert sich thematisch an der evangelischen Ordnung. Die Textauswahl der NAK schließt unmittelbar an die Evangeliumslesung nach evangelischer Ordnung an.
Warten aus nihilistischer Perspektive:
Totschlagen von Erich Fried (1921-1988)
Erst die Zeit
dann eine Fliege
vielleicht eine Maus
dann möglichst viele Menschen
dann wieder die Zeit
Warten aus der Perspektive des Dudens:
dem Eintreffen einer Person, einer Sache, eines Ereignisses entgegensehen, wobei einem oft die Zeit besonders langsam zu vergehen scheint
sich, auf jemanden, etwas wartend, an einem Ort aufhalten und diesen nicht verlassen
etwas hinausschieben, zunächst noch nicht tun
(veraltend) sich um jemanden, etwas kümmern, für jemanden, etwas sorgen; pflegen, betreuen
(Technik) (an etwas) Arbeiten ausführen, die zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit von Zeit zu Zeit notwendig sind
(selten) (eine Maschine, eine technische Anlage) bedienen
"Durch Jesu Weggang gibt es etwas, das stärker ins Gewicht fällt. Es wird 'der Beistand' genannt, für dessen Kommen das Weggehen Jesu notwenige Voraussetzung ist (V7). Wenn der Weggang Jesu für seine Schülerschaft von Nutzen ist, weil an diesem Weggang die Gabe des Beistandes gebunden ist, dann ist dieser Beistand nicht nur Ersatz für Jesus, sondern dann muss mit ihm ein Mehr geboten sein, das über sie Gegenwart des irdischen Jesus hinausgeht. Er bringt das Werk Jesu, das sich in seinem Tod vollendet, zur Wirkung" (Wengst, 2001, 156f).
Dieses Mehr ist die Gemeinschaft der Gläubigen, die sich vor Ort in der Gemeinde institutionalisiert. Die Gabe des "Beistandes" ist die Metapher für einen emanzipatorischer Akt. Eine Glaubensanleitung ist dadurch nicht mehr erforderlich. Alles notwendige Tun ergibt sich aus dem bisher [durch Jesus] Gesagtem. Die Gemeinde wird durch den Geist "erwachsen" und soll die Lehre Jesu bewahren. Dies ist der Sendungsauftrag an die Gemeinde und an das Individuum. Dies mündet in Luthers „sola scriptura.“ Die Heilige(n) Schrift(en) legen sich durch sich richtig selber aus: die Bibel ist „durch sich selbst glaubwürdig, deutlich und ihr eigener Ausleger“ („per se certissima, apertissima, sui ipsius interpres“). Das Fundament bleibt der Glaube an den Gott Israels und Abrahams. Der Geist ermöglicht das Erkennen der Sünde und das Einhalten der Gebote. Die Sünde liegt in der Abwendung vom Gott der Väter oder gar seiner Leugnung. Dies ist die gemeinte "Sünde wider den Heiligen Geist" (Mt 12, 31). Das Warten auf das Kommen des Geistes oder die Parusie kann also nur ein "kümmerndes, sorgendes und pflegendes" Warten sein, jedoch kein untätiges. Dies ist Aufgabe der "wartenden Gemeinde", nicht (allein) der Apostel ("Von ihm [dem Geist] inspiriert bereiten die Apostel das Wiederkommen des Herrn vor"; Leitgedanken zum Gottesdienst 5/17, 19).
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