Samstag, 3. Juni 2017

Pfingssonntag - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 04.06.2017


Die Kirche des Geistes (Die Kirche in der Kraft des Geistes)


Wochenspruch: Sach 4, 6:
„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth.“ (LUT)
„Nicht durch Macht, nicht durch Kraft, allein durch meinen Geist! - spricht der Herr der Heerscharen.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 118:
Dankbares Bekenntnis zur Hilfe Gottes
Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Es sage nun Israel: Seine Güte währet ewiglich. Es sage nun das Haus Aaron: Seine Güte währet ewiglich. Es sagen nun, die den HERRN fürchten: Seine Güte währet ewiglich. In der Angst rief ich den HERRN an; und der HERR erhörte mich und tröstete mich. Der HERR ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen tun? Der HERR ist mit mir, mir zu helfen; und ich werde herabsehen auf meine Feinde. Es ist gut, auf den HERRN vertrauen und nicht sich verlassen auf Menschen. Es ist gut, auf den HERRN vertrauen und nicht sich verlassen auf Fürsten. Alle Völker umgeben mich; aber im Namen des HERRN will ich sie abwehren. Sie umgeben, ja umringen mich; aber im Namen des HERRN will ich sie abwehren. Sie umgeben mich wie Bienen, / sie entbrennen wie ein Feuer in Dornen; aber im Namen des HERRN will ich sie abwehren. Man stößt mich, dass ich fallen soll; aber der HERR hilft mir. Der HERR ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil. Man singt mit Freuden vom Sieg / in den Hütten der Gerechten: Die Rechte des HERRN behält den Sieg! Die Rechte des HERRN ist erhöht; die Rechte des HERRN behält den Sieg! Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen. Der HERR züchtigt mich schwer; aber er gibt mich dem Tode nicht preis. Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit, dass ich durch sie einziehe und dem HERRN danke. Das ist das Tor des HERRN; die Gerechten werden dort einziehen. Ich danke dir, dass du mich erhört hast und hast mir geholfen. Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Das ist vom HERRN geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen. Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. O HERR, hilf! O HERR, lass wohlgelingen! Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN! Wir segnen euch vom Haus des HERRN. Der HERR ist Gott, der uns erleuchtet. Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars! Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen. Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 04.06.2017 ist aus „Apg 2, 4: Und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage der NAK ist in den folgenden Kontext eingebettet: Apg 2, 1-13:
Das Pfingstwunder
Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, Galiläer? Wie hören wir sie denn ein jeder in seiner Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die da wohnen in Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asia, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Römer, die bei uns wohnen, Juden und Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden. Sie entsetzten sich aber alle und waren ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins. (LUT)

Kommentar:
„Am Pfingstfest feiern wir die "Geburt der Kirche". An diesem 50. Tag nach Ostern hat Gott seinen Geist auf die Gemeinde ausgegossen und seitdem nicht von ihr genommen. So denken wir nach über das, was in der Bibel vom Geist Gottes gesagt wird, und erkennen, wie der Geist Gottes auch heute unter uns wirkt" (www.daskirchenjahr.de).

Die Auswahl der Predigtgrundlage für die Gottesdienste in der NAK wird so begründet: „Der Monat Juni beginnt mit dem Pfingstfest. Dieses Fest erinnert an ein heilsgeschichtliches Ereignis: Der Heilige Geist wurde aus- gegossen und erfüllte die Apostel und die mit ihnen versammelten Gläubigen. Im Gottesdienst zu Pfingsten weist der Stammapostel darauf hin, dass die Ausgießung des Heiligen Geistes auf das Sakrament der Heiligen Versiegelung deutet, bei dem durch das Apostelamt die Gabe des Heiligen Geistes gespendet und damit die Gotteskindschaft begründet wird sowie die Voraussetzungen zur Erstlingsschaft erlangt werden. Die Gabe des Heiligen Geistes in uns hat Auswirkungen und ist erkennbar in unserem Gottvertrauen, dem seelischen Gleichgewicht, in unseren Worten und im Mitgefühl mit dem Nächsten“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 6/17, 3). Die Auswahl des Predigtextes orientiert sich thematisch an der evangelischen Ordnung. Zu dem findet eine Lesung aus Römer 8,9–11;14–17 statt.

Die NAK versucht alljährlich zu Pfingsten über eine sophistische Argumentation die Sonderlehre der Versiegelung zu begründen, den Heiligen Geist zu vereinnahmen und damit die Exklusivität der Kirche zu rechtfertigen: "Es gilt zwischen dem Heiligen Geist als Person göttlicher Dreieinigkeit und der Gabe des Heiligen Geistes zu unterscheiden, die der Gläubige durch Handauflegung und Gebet eines Apostels empfängt. Der Geistesgetaufte empfängt von Gott sowohl die Gotteskindschaft als auch eine geistliche Kraft. Er wird erfüllt von der Liebe Gottes" (Leitgedanken zum Gottesdienst 6/17, 5). Ähnlich im KNK, Kap. 352: "Es gilt, zwischen dem Heiligen Geist als Gabe Gottes und dem Heiligen Geist als Person der Gottheit zu unterscheiden. Die Gabe des Heiligen Geistes wird übermittelt aus Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist."

Es wird also zwischen dem "Heiligen Geist" und der "Gabe des Heiligen Geistes" unterschieden. Dies erscheint mir unzulässig!
  • Apg 2,38: Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes und
  • Apg 10,45: Und die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, entsetzten sich, weil auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde;
  • Hier wird deutlich, dass eine Unterscheidung zwischen dem "Heiligen Geist" und der "Gabe des Heiligen Geistes" nicht vorgenommen wird. 
  • 1. Kor 12, 1-11: "Viele Gaben – ein Geist" unterstreicht diese Sicht nochmals.
  • Gal 5, 16-26 belegt diesen Widerspruch auch.

In diesen Textstellen (zitiert aus LUT) werden die Auswirkungen des Geistes beschrieben. Als wichtigste Auswirkung wird die Erkenntnis genannt, dass der Geist bewirkt, dass wir den Menschen Jesus von Nazareth als den gekommenen Christus und Messias erkenn können. Die Gabe des Geistes ist also eher eine Auswirkung, kein Besitz. Die zweite wichtige Auswirkung ist, dass der Geist bewirkt, dass wir unsere individuellen Stärken erkennen können, diese entfalten und zur Wirkung kommen lassen, vor allem am Nächsten. Der Geist lässt uns den Willen Gottes erkennen und ist somit der theologische Begriff für das Gewissen. Der Geist hält uns in Verbindung mit der Welt über uns (eschatologische Perspektive), mit der Welt um uns (ekklesiologische und diakonische Perspektive sowie Perspektive der Schöpfung) und mit der Welt in uns (psychologische Perspektive). 

Es gibt nur einen Geist, der viele Auswirkungen hat und sich sicher nicht an das menschliches Wollen und Tun ketten lässt. Der Geist ist in der Welt - und das feiern wir heute!

Ein affektiver Zugang zum Pfingstfest gelingt über das sogen. 5. Evangelium, das Kantatenwerk Johann Sebastian Bachs.
Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten! (BWV 172) ist eine geistliche Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte sie 1714 in Weimar für Pfingsten und führte sie dort in der Schlosskapelle am 20. Mai 1714 zum ersten Mal auf.

Bach war in Weimar Hoforganist von Johann Ernst von Sachsen-Weimar und wurde am 2. März 1714 zum Konzertmeister ernannt. Damit ging die Aufgabe einher, monatlich eine geistliche Kantate in der Schlosskirche aufzuführen. Erschallet, ihr Lieder ist die dritte Kantate dieser Reihe, komponiert nach Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen. Die Dichtung wird Salomon Franck zugeschrieben, obwohl das Werk nicht in seinen gedruckten Werken zu finden ist. Doch mehrere Stilmerkmale - das Bibelwort als Rezitativ im zweiten Satz statt als Eingangschor, Arienfolgen ohne verbindendes Rezitativ, Dialoge im Duett - finden sich sämtlich in dieser Kantate. Das Uraufführungsmaterial ist erhalten und belegt, dass die Kantate in Leipzig 1724 wieder aufgeführt wurde. Bach revidierte sie dort ein weiteres Mal 1731. Eine Stimme für obligate Orgel anstelle von Oboe und Cello im fünften Satz existiert für eine noch spätere Aufführung. Alfred Dürr folgert: „Alle diese Änderungen zeigen, wie sehr Bach sich gerade um dieses Werk bemüht hat, das er […] besonders geliebt zu haben scheint.“ (Quelle: Wikipedia. Download vom 3.6.17).

Hier nun der Text der Kantate:

1. Chor
Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten!
O seligste Zeiten!
Gott will sich die Seelen zu Tempeln bereiten.

2. Rezitativ B
Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. (John 14:23)

3. Arie B
Heiligste Dreieinigkeit,
Großer Gott der Ehren,
Komm doch in der Gnadenzeit
Bei uns einzukehren,
Komm doch in die Herzenshütten,
Sind sie gleich gering und klein,
Komm und laß dich doch erbitten,
Komm und kehre / ziehe / bei uns ein!

4. Arie T
O Seelenparadies,
Das Gottes Geist durchwehet,
Der bei der Schöpfung blies,
Der Geist, der nie vergehet;
Auf, auf, bereite dich,
Der Tröster nahet sich.

5. Arie (Duett mit instr. Choral)
S (Seele), A (Heiliger Geist)
Komm, laß mich nicht länger warten,
Komm, du sanfter Himmelswind,
Wehe durch den Herzensgarten!
- Ich erquicke dich, mein Kind. -
Liebste Liebe, die so süße,
Aller Wollust Überfluß,
Ich vergeh, wenn ich dich misse.
- Nimm von mir den Gnadenkuß. -
Sei im Glauben mir willkommen,
Höchste Liebe, komm herein!
Du hast mir das Herz genommen.
- Ich bin dein, und du bist mein! -
(Instrumental Chorale:
Komm, Heiliger Geist, Herre Gott,
Erfüll mit deiner Gnaden Gut
Deiner Gläubigen Herz, Mut und Sinn.
Dein brünstig Lieb entzünd in ihn'n.
O Herr, durch deines Lichtes Glanz
Zu dem Glauben versammlet hast
Das Volk aus aller Welt Zungen;
Das sei dir, Herr, zu Lob gesungen.
Alleluja, alleluja.)
("Komm, Heiliger Geist," verse 1)

6. Choral
Von Gott kömmt mir ein Freudenschein,
Wenn du mit deinen Äugelein,
Mich freundlich tust anblicken.
O Herr Jesu, mein trautes Gut,
Dein Wort, dein Geist, dein Leib und Blut
Mich innerlich erquicken.
Nimm mich
Freundlich
In dein Arme, daß ich warme werd von Gnaden:
Auf dein Wort komm ich geladen.
("Wie schön leuchtet der Morgenstern," verse 4)

7. Chor
Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten!
O seligste Zeiten!
Gott will sich die Seelen zu Tempeln bereiten.


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