Donnerstag, 22. Juni 2017

2. Sonntag nach Trinaitatis - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 25.06.2017

Abgestellter Kühllaster in Österreich, August 2015

Die Einladung (Die Einladung der Völker)


Wochenspruch: Mt 11, 28:
„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (LUT)
„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 36:
Die Quelle des Lebens
Es sinnt der Sünder auf Frevel / im Grund seines Herzens, er kennt kein Erschrecken vor Gott. Er schmeichelt Gott vor dessen Augen und findet doch seine Strafe für seinen Hass. Seine Worte sind falsch und erlogen, verständig und gut handelt er nicht mehr. Er trachtet auf seinem Lager nach Schaden und steht fest auf dem bösen Weg und scheut kein Arges. HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes / und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht. Breite deine Güte über die, die dich kennen, und deine Gerechtigkeit über die Frommen. Lass mich nicht kommen unter den Fuß der Stolzen, und die Hand der Frevler vertreibe mich nicht! Da sind gefallen die Übeltäter, sind gestürzt und können nicht wieder aufstehen. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 25.06.2017 ist aus „Psalm 88,11-12: Wirst du an den Toten Wunder tun, oder werden die Verstorbenen aufstehen und dir danken? Wird man im Grabe erzählen deine Güte und deine Treue bei den Toten?“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage findet sch in dieser Wortumgebung wieder:
Psalm 88: Gebet in Verlassenheit und Todesnähe
HERR, Gott, mein Heiland, ich schreie Tag und Nacht vor dir. Lass mein Gebet vor dich kommen, neige deine Ohren zu meinem Schreien. Denn meine Seele ist übervoll an Leiden, und mein Leben ist nahe dem Totenreich. Ich bin denen gleich geachtet, die in die Grube fahren, ich bin wie ein Mann, der keine Kraft mehr hat. Ich liege unter den Toten verlassen, wie die Erschlagenen, die im Grabe liegen, derer du nicht mehr gedenkst und die von deiner Hand geschieden sind. Du hast mich hinunter in die Grube gelegt, in die Finsternis und in die Tiefe. Dein Grimm drückt mich nieder, du bedrängst mich mit allen deinen Fluten. Meine Freunde hast du mir entfremdet, du hast mich ihnen zum Abscheu gemacht. Ich liege gefangen und kann nicht heraus, mein Auge vergeht vor Elend. HERR, ich rufe zu dir täglich; ich breite meine Hände aus zu dir. Wirst du an den Toten Wunder tun, oder werden die Verstorbenen aufstehen und dir danken? Wird man im Grabe erzählen deine Güte und deine Treue bei den Toten? Werden denn deine Wunder in der Finsternis erkannt oder deine Gerechtigkeit im Lande des Vergessens? Aber ich schreie zu dir, HERR, und mein Gebet kommt frühe vor dich: Warum verstößt du, HERR, meine Seele und verbirgst dein Antlitz vor mir? Ich bin elend und dem Tode nahe von Jugend auf; ich erleide deine Schrecken, dass ich fast verzage. Dein Grimm geht über mich, deine Schrecken vernichten mich. Sie umgeben mich täglich wie Fluten und umringen mich allzumal. Meine Freunde und Nächsten hast du mir entfremdet, und mein Vertrauter ist die Finsternis. (LUT)


Kommentar:
  • „An diesem Sonntag steht die Parabel vom großen Abendmahl (Lk 14, 15-24) im Mittelpunkt der Verkündigung. Siehe dazu die ausführliche Darstellung und Interpretation von Luise Schottroff (2007): Von der Schwierigkeit zu teilen (Das große Abendmahl). In: Zimmermann: Kompendium der Gleichnisse Jesu. 593-603. Hier geht es „um das messianische Mahl als Vision der Gerechtigkeit unter Menschen“ (601). Jede Parabel harrt auf Antwort. Die Frage lautet: „Wie wirst Du fortan Gerechtigkeit in deinem Leben walten lassen?“ Diese Frage ist aktueller denn je! Unsere Antworten sind existentiell!
  • Die Auswahl der Predigtgrundlage wird durch die NAK so begründet: „Der letzte Sonntagsgottesdienst im Juni dient zur Vorbereitung auf den Gottesdienst für Entschlafene. Dabei soll deutlich werden, dass Christus der Herr über Lebende und Tote ist. Dank seines Opfertods dürfen Seelen aus der jenseitigen Welt erkennen, dass auch im Tod noch Wunder der Liebe Gottes erfahrbar sind – nämlich Leben im Geist. Durch Jesus Christus ist die Sakramentsspendung an Lebende und Tote möglich“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 6/17, 3).

Auch hier wird das messianische Mahl beleuchtet und soll im Mittelpunkt der Verkündigung stehen. Allerdings wird es jenseitig auf die bereits Verstorbenen hin interpretiert, um so die Sonderlehre vom sogen. „Entschlafenenwesen“ der NAK zu begründen und zu rechtfertigen (siehe dazu KNK, Kap. 9.6 „Hilfe für Entschlafene“).

Hierzu ist jedoch der ausgewählte Psalm gänzlich ungeeignet. Ps 88 wird von Zenger als „Theodizeeklage“ charakterisiert. Es handelt sich um die persönliche Anklage eines Menschen an Gott. Er macht Gott für die „unbegreifliche chaotische Lebensbedrohung“ verantwortlich. Gleichzeitig hält der Beter in tiefster Not daran fest, „dass Gott dieser Not ein Ende setzen muss und wird.“ Dabei sind die Fragen als rhetorisch zu verstehen und als Appell gemeint. Zenger weist darauf hin, dass dadurch die Widersprüchlichkeit eines Menschen spürbar wird, der eigentlich zutiefst vertrauensvoll seinen Gott loben will (Zenger, 1980, 233f).

Denken wir an die 71 Menschen, die 2015 qualvoll in einem Kühllaster verendet sind. Jeder einzelne ist ein Grund den Menschen und Gott diesen Psalm entgegen zu schreien. Die Schreie der erstickenden Menschen und unsere Anklage gehört heute in den Mittelpunkt der Predigt: „Entfernt hast du mir Geliebte und Gefährten, meine Vertrauten - Finsternis. Warum, Herr, verbirgst du vor mir dein Antlitz? (GSB, Psalm 88, 19 und 15).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen