Der dreieinige Gott
Wochenspruch: Jes 6, 3:
„Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll.“ (LUT)
„Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen. / Erfüllt ist die ganze Erde von seiner Herrlichkeit.“ (EU)
„Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll.“ (LUT)
„Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen. / Erfüllt ist die ganze Erde von seiner Herrlichkeit.“ (EU)
Wochenpsalm: Psalm 145, 1-13:
Ein Loblied Davids
Ich will dich erheben, mein Gott, du König, und deinen Namen loben immer und ewiglich. Ich will dich täglich loben und deinen Namen rühmen immer und ewiglich. Der Herr ist groß und sehr zu loben, und seine Größe ist unausforschlich. Kindeskinder werden deine Werke preisen und deine gewaltigen Taten verkündigen. Sie sollen reden, von deiner hohen, herrlichen Pracht; deinen Wundern will ich nachsinnen. Sie sollen reden von deinen mächtigen Taten, und ich will erzählen von deiner Herrlichkeit; sie sollen preisen deine große Güte und deine Gerechtigkeit rühmen. Gnädig und barmherzig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Der Herr ist allen gütig und erbarmt sich aller seiner Werke. Es sollen dir danken alle deine Werke und deine Heiligen dich loben und deine Heiligen dich loben und die Ehre deines Königtums loben und von deiner Macht reden, dass den Menschenkindern deine gewaltigen Taten kundwerden und die herrliche Pracht deines Königtums. Dein Reich ist ein ewiges Reich, und deine Herrschaft währet für und für. Der Herr ist getreu in all seinen Worten und gnädig in all seinen Werken. (LUT)
Die Predigtgrundlage der NAK vom 11.06.2017 ist aus „Lk 3, 21-22: Und es begab sich, als alles Volk sich taufen ließ und Jesus auch getauft worden war und betete, da tat sich der Himmel auf, und der Heilige Geist fuhr hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ (LUT1984)
Die Predigtgrundlage der NAK beschreibt die Taufe Jesu nach dem EvLk. Sie hat Parallelstellen in EvMt 3, 13-17 und EvMk 1, 9-11. Matthäus stellt einen Dialog mit Johannes vorweg, in der dieser sich zunächst weigert, Jesu zu taufen. Markus beginnt sein Evangelium mit der Taufe Jesu. Allen drei Stellen ist gemeinsam, dass Gott der Vater sich dem Sohn zuwendet und sein Wohlwollen („Wohlgefallen“) ihm gegenüber ausdrückt.
Kommentar:
Die Trinitätslehre bewegt sich zwischen diesen Polen: sie wird einerseits als „identitätsstiftende Grundfigur“ und „Rahmentheorie des christlichen Glaubens“ angesehen und andererseits mitunter auch innerchristlich als „überholtes Relikt“ bezeichnet. Aus diesem Grund bedarf es ihr gegenüber immer wieder einer kritischen Bestandsaufnahme und plausiblen Begründung (Hilberath & Nitsche (2005): Trinität, 360. In: Neues HB theologischer Grundbegriffe, Bd IV, 360-375).
- Die Lesetexte für das Fest der Heiligen Dreifaltigkeit / das Trinitatisfest zeigen die Schwierigkeit, das Trinitätsdogma aus biblischen Texten zu begründen. Alttestamentliche Lesungen sind die Gottesbegegnung Mose auf dem Sinai oder die Rede Mose an das Volk. Neutestamentliche Lesungen sind 2 Kor 13, 11-13, der Missionsbefehl oder die Verheißung des Heiligen Geistes durch Jesus.
- In den evangelischen Gottesdiensten liest man Röm 11, 32-36 oder Jesu Gespräch mit Nikodemus.
- In der NAK ist die Taufbegebenheit nach dem Lukasevangelium Predigtgrundlage: „Der Sonntag nach Pfingsten ist der heiligen Dreieinigkeit gewidmet (Trinitatis) gewidmet. Mit der Ausgießung des Heiligen Geistes ist die Selbstoffenbarung Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist abgeschlossen. In diesem Gottesdienst wird aufgezeigt, dass bei der Taufe Jesu Gott sein dreieiniges Wesen offenbart und Gott, der Vater, sein Wohlgefallen an Jesus bekundet hat. Gott hat auch an uns Wohlgefallen, wenn wir an ihn, den Dreieinigen glauben“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 6/17, 3).
Die Heterogenität in der Auswahl der Predigttexte resp. der Lesungen unterstreichen „die Schwierigkeit, das Trinitätsdogma aus biblischen Texten zu begründen“ (Bieritz, 2014, 252. Ausführlich 250-252).
Entscheidendes Merkmal der Singularität Gottes im AT ist die geschichtlich-dynamische Selbsttreue JHWHs, die neutestamentlich als „Urereignis der Liebe und als ihrer Vollendung“ gefasst wird (Hilberath & Nitsche (2005): Trinität, 368. In: Neues HB theologischer Grundbegriffe, Bd IV, 360-375). Die Selbsttreue JHWHs und die Beziehung zu den Menschen lebt in den Spannungen Heiligkeit vs. Berührbarkeit und Weltüberlegenheit vs. Lebensnähe. „Dabei registriert christliche Trinitätstheologie aufmerksam die Tendenz, bestimmte Vermittlungsgestalten göttlicher Präsenz (Wort, Weisheit, Geist) eine gewisse Eigenwirklichkeit verleihen, ohne die Souveränität und Singularität JHWHs anzutasten“ (ebenda, 362).
Die Trinität kann metaphorisch als Aggregatzustände, Aktivitäts- oder Bewußtseinszentren, Instanzen, Personen oder Subjekte des einen Gottes begriffen werden. Trinität benötigt und befördert in der praktischen Konsequenz eine „multipolar-reziproke Dialogizität“ (ebenda, 373), was meines Erachtens nichts anderes bedeutet, als dass Gott wie der Mensch zwischen Individualität und Sozialität, Selbst- und Nächstenliebe oszilliert. Gott kann sozialpsychologisch als Individualsystem mit dem Steuerungsziel der Identitätswahrung begriffen werden (vergl. dazu ausführlich, Witte (1989): Lehrbuch der Sozialpsychologie, 350-352).
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