Einleitung: "Die Themenreihe des Monats September 'Das Glaubensleben' zeigt Aspekte auf, die jeder für sich in Betracht ziehen soll, um seine Glaubenshaltung Gott gegenüber zu überprüfen. Für den heutigen Sonntagsgottesdienste gilt der folgende Schwerpunkt:
Gott vertrauen – Das betrifft unser tägliches Leben und zeigt sich im Hinwenden zu Gott. So lernen wir ihn mehr kennen, hören auf seine Stimme, lassen uns von ihm führen und folgen dem Vorbild Christi. (…)
Unser Leben im Glauben zu führen, dient uns selbst, aber auch anderen: „Gott erwählt Menschen zu deren eigenem und zum Heil anderer; sie sind ausersehen, in seinem Heilsplan mitzuwirken. Wenn Gott erwählt, ist damit Aufgabe oder Bestimmung verbunden. So sind diejenigen herausgerufen und zum Christsein erwählt, die getauft sind und sich zu Jesus Christus als Herrn und Heiland bekennen. Sie sollen das Evangelium weitertragen. Solche Christen, die wiedergeboren sind aus Wasser und Geist, haben darüber hinaus die Voraussetzung zur Erstlingsschaft erhalten. Aus dieser Schar wird die Braut Christi bereitet, um im Reich des Friedens die königliche Priesterschaft zu bilden“ (KNK 4.5.3).
Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Merkmale der Herde Christi.“
Predigtgrundlage für den Gottesdienst ist Lk 12, 32: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“
Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wer Gott vertraut, erfährt schon heute seine Nähe und wird sein Reich ererben.“
Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Im Lukasevangelium (Lk 9, 51–19, 28) wird von Unterweisungen der Jünger, Auseinandersetzungen mit dem Volk und von Gleichnissen auf dem Weg Jesu von Galiläa nach Jerusalem berichtet. Jesus mahnte, ähnlich wie in der Bergpredigt (Mt 6, 25–34), seine Jünger vor unnötigem Sorgen. Ihre größte Sorge soll es sein, in das Reich Gottes zu gelangen, das schon jetzt in der Verkündigung Jesu gegenwärtig ist. Das Lukasevangelium warnt vor Reichtum (Vers 33). Der Abschnitt mit unserem Bibelwort mündet in Hinweise zum Bereitsein auf das Kommen des Herrn (Lk 12,35–59).“
Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
Wir vertrauen Gott in unserem täglichen Leben. Zur Herde Christi gehören diejenigen, die
- ihn kennen;
- seine Stimme hören;
- ihm nachfolgen.
Wer Gott vertraut, erfährt schon heute seine Nähe und wird in ewiger Gemeinschaft mit ihm sein“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Kommentar: Die oben zitierte Bibelstelle steht im Lk zwischen zwei Gleichnissen: „Vom reichen Kornbauern“ (Lk 12, 16-21) und „Von den wachenden Knechten“ (Lk 12, 35-38). Dazwischen steht eine Predigt Jesu, die von Lk kunstvoll als Lehrgedicht gestaltet wurde und sich zum einen gegen angstvolles Sorgen wendet und zum anderen einen Lebensstil in Armut und in kompromissloser Zuwendung zu Gott fordert. Hier finden wir einen deutlichen Bezug zum der Bergpredigt (Mt 5-7).
An dieser Stelle möchte ich den Zwischenteil, also Lk 12, 22-34 zitieren. Hier sind die „Merkmale der Herde Christi“ aufgezählt: sie ist mutig, frei, zuversichtlich, arm und gottergeben.
"Von der falschen und der rechten Sorge
Und er sagte zu seinen Jüngern: Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Das Leben ist wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung. Seht auf die Raben: Sie säen nicht und ernten nicht, sie haben keinen Speicher und keine Scheune; denn Gott ernährt sie. Wie viel mehr seid ihr wert als die Vögel! Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Wenn ihr nicht einmal etwas so Geringes könnt, warum macht ihr euch dann Sorgen um all das übrige? Seht euch die Lilien an: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Darum fragt nicht, was ihr essen und was ihr trinken sollt, und ängstigt euch nicht! Denn um all das geht es den Heiden in der Welt. Euer Vater weiß, dass ihr das braucht. Euch jedoch muss es um sein Reich gehen; dann wird euch das andere dazugegeben. Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.
Vom wahren Schatz
Verkauft eure Habe und gebt den Erlös den Armen! Macht euch Geldbeutel, die nicht zerreißen. Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz" (EU).
Am 07.09.2014 feiern wir den 12. Sonntag nach Trinitatis – Die große Verwandlung – und hören die Geschichten von der Heilung des Taubstummen und von der Bekehrung des Paulus. Beides macht uns deutlich, dass mit dem Kommen Jesu eine grundlegenden Verwandlung geschehen ist“ (Senftleben, 1988, 76).
Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist der Ps 147:
"Bekenntnis zu Gott, dem Retter Israels
Halleluja! Gut ist es, unserm Gott zu singen; schön ist es, ihn zu loben. Der Herr baut Jerusalem wieder auf, er sammelt die Versprengten Israels. Er heilt die gebrochenen Herzen und verbindet ihre schmerzenden Wunden. Er bestimmt die Zahl der Sterne und ruft sie alle mit Namen. Groß ist unser Herr und gewaltig an Kraft, unermesslich ist seine Weisheit. Der Herr hilft den Gebeugten auf und erniedrigt die Frevler. Stimmt dem Herrn ein Danklied an, spielt unserm Gott auf der Harfe! Er bedeckt den Himmel mit Wolken, spendet der Erde Regen und lässt Gras auf den Bergen sprießen. Er gibt dem Vieh seine Nahrung, gibt den jungen Raben, wonach sie schreien. Er hat keine Freude an der Kraft des Pferdes, kein Gefallen am schnellen Lauf des Mannes. Gefallen hat der Herr an denen, die ihn fürchten und ehren, die voll Vertrauen warten auf seine Huld.
Dank für Gottes Güte
Jerusalem, preise den Herrn, lobsinge, Zion, deinem Gott! Denn er hat die Riegel deiner Tore fest gemacht, die Kinder in deiner Mitte gesegnet; er verschafft deinen Grenzen Frieden und sättigt dich mit bestem Weizen. Er sendet sein Wort zur Erde, rasch eilt sein Befehl dahin. Er spendet Schnee wie Wolle, streut den Reif aus wie Asche. Eis wirft er herab in Brocken, vor seiner Kälte erstarren die Wasser. Er sendet sein Wort aus und sie schmelzen, er lässt den Wind wehen, dann rieseln die Wasser. Er verkündet Jakob sein Wort, Israel seine Gesetze und Rechte. An keinem andern Volk hat er so gehandelt, keinem sonst seine Rechte verkündet. Halleluja" (EU)!
Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mk 7, 31-37:
"Jesus heilt einen Taubstummen
Jesus verließ wieder das Gebiet von Tyrus und zog über Sidon zum See von Galiläa, mitten ins Gebiet der Zehn Städte. Dort brachten sie einen Taubstummen zu ihm mit der Bitte, ihm die Hände aufzulegen. Jesus führte ihn ein Stück von der Menge fort und legte seine Finger in die Ohren des Kranken; dann berührte er dessen Zunge mit Speichel. Er blickte zum Himmel empor, stöhnte und sagte zu dem Mann: 'Effata!' Das heißt: 'Öffne dich!' Im selben Augenblick konnte der Mann hören; auch seine Zunge löste sich und er konnte richtig sprechen. Jesus verbot den Anwesenden, es irgendjemand weiterzusagen; aber je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt. Die Leute waren ganz außer sich und sagten: 'Wie gut ist alles, was er gemacht hat: Den Gehörlosen gibt er das Gehör und den Stummen die Sprache'"(GNB)!
Kommentar: "Mk 7, 31-37, 'Mit allen Sinnen leben! - Die Heilung eines Taubstummen', ist eine klassische Wundererzählung. Sie gehört zu der Gattung der Therapien. Sie thematisiert die Heilung eines Einzelnen, um exemplarisch das heilende Handeln Jesu darzustellen. (...) Das gesamte Markusevangelium verfolgt die Absicht, Jesus als den Sohn Gottes darzustellen. Es versteht sich selbst als Evangelium von Sohn Gottes (Mk 1, 1) und findet seinen Höhepunkt im Bekenntnis des römischen Hauptmanns unter dem Kreuz: 'Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn' (Mk, 15, 39). Die kontextuelle Interpretation verortet die Heilung des Taubstummen im Gesamtaufbau des Evangeliums. (...)
Aus sozialgeschichtlicher Perspektive kann die Lokalisierung der Erzählung im heidnischen Gebiet als Hinweis darauf verstanden werden, dass Gottes Zuwendung in Christus allen Menschen gilt, unabhängig ihrer ethnischen Herkunft und ihrer sozioökonomischen Situation. (...) Die Wundererzählung lädt dazu ein, aus der Begegnung mit Jesus Heil und Heilung zu empfangen und Teil der Gemeinschaft derer zu werden, die auf ihn vertrauen. (...)
Die tiefenpsychologischen Deutung rückt der Taubstumme in den Fokus. Seine Sprachlosigkeit wird vor dem Hintergrund gemachter Erfahrungen wie Ablehnung und Zurechtweisung gedeutet. Der taubstumme Junge wird zum Anwalt all derer, die 'mundtot' gemacht werden, weil sie unbequeme Wahrheiten sagen. Er vertritt jenen Menschen, deren Nöten niemand zuhören will und die als Last empfunden werden. Die Folgen sind Einsamkeit und Isolation, wie es das Schweigen des Taubstummen symbolisiert. Die Wundererzählung zeichnet Jesus als denjenigen, der sich dem Kranken zuwendet" (Ueberschaer, Mit allen Sinnen leben! 328f. In: Zimmermann, 2013, 323-331.
Nach Grün wird der Prozess der Heilung in 5 Schritten beschrieben, weil die Zahl 5 das "Überschreiten ins Göttliche" symbolisiert. So "können wir sagen: Jesus macht den Taubstummen offen für die Begegnung mit anderen Menschen und offen für die Begegnung mit Gott" (Grün, 2013, 121ff, insb. 122).
Aus sozialgeschichtlicher Perspektive kann die Lokalisierung der Erzählung im heidnischen Gebiet als Hinweis darauf verstanden werden, dass Gottes Zuwendung in Christus allen Menschen gilt, unabhängig ihrer ethnischen Herkunft und ihrer sozioökonomischen Situation. (...) Die Wundererzählung lädt dazu ein, aus der Begegnung mit Jesus Heil und Heilung zu empfangen und Teil der Gemeinschaft derer zu werden, die auf ihn vertrauen. (...)
Die tiefenpsychologischen Deutung rückt der Taubstumme in den Fokus. Seine Sprachlosigkeit wird vor dem Hintergrund gemachter Erfahrungen wie Ablehnung und Zurechtweisung gedeutet. Der taubstumme Junge wird zum Anwalt all derer, die 'mundtot' gemacht werden, weil sie unbequeme Wahrheiten sagen. Er vertritt jenen Menschen, deren Nöten niemand zuhören will und die als Last empfunden werden. Die Folgen sind Einsamkeit und Isolation, wie es das Schweigen des Taubstummen symbolisiert. Die Wundererzählung zeichnet Jesus als denjenigen, der sich dem Kranken zuwendet" (Ueberschaer, Mit allen Sinnen leben! 328f. In: Zimmermann, 2013, 323-331.
Nach Grün wird der Prozess der Heilung in 5 Schritten beschrieben, weil die Zahl 5 das "Überschreiten ins Göttliche" symbolisiert. So "können wir sagen: Jesus macht den Taubstummen offen für die Begegnung mit anderen Menschen und offen für die Begegnung mit Gott" (Grün, 2013, 121ff, insb. 122).
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