Dienstag, 20. Oktober 2015

21. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 25. Oktober 2015


Am 31. Oktober ist Reformationstag - sola fide, sola gratia, sola scriptura, solus Christus

Einleitung: „Die Themenreihe des Monats Oktober stellt die Werke Gottes in den Mittelpunkt. Der vierte Sonntagsgottesdienst dient zur Vorbereitung auf den Gottesdienst für Entschlafene. Gott will allen Menschen Heil zuteilwerden lassen, auch denen im Jenseits. Den Auftrag Jesu, das Evangelium und die Sündenvergebung zu verkündigen sowie die Sakramente in rechter Weise zu spenden, erfüllen die Apostel an Lebenden wie an Toten. Wie Jesus Christus sein Opfer auf Erden brachte, so geschieht auch Heilsvermittlung durch die Apostel auf Erden. Da Sakramente stets eine sichtbare Seite haben, können sie auch nur im Bereich des Sichtbaren vollzogen werden. Die Wirkung der Sakramente als wesentliche Elemente der Heilsvermittlung ist für Lebende und Tote gleich.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Gottes Gnadentaten“

Lesung und gleichzeitig Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „2 Kön 5,14: Da stieg er ab und tauchte unter im Jordan siebenmal, wie der Mann Gottes geboten hatte. Und sein Fleisch wurde wieder heil wie das Fleisch eines jungen Knaben und er wurde rein.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Der Demütige erlebt Gottes Gnadentaten.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Der aramäische Hauptmann Naaman ist aussätzig und findet keine Heilung. Ein israelisches Mädchen sagt, dass ein Prophet in Samaria helfen könne. Naaman reist zu Elisa. Der lässt ihm durch seinen Knecht ausrichten, dass er sich siebenmal im Jordan waschen solle. Zunächst zornig über zu wenig Beachtung, folgt Naaman schließlich dem Rat und wird geheilt. Dieses Ereignis kann als alttestamentlicher Verweis auf die Wassertaufe angesehen werden (KNK 8.1.2.1).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: „Gottes Hilfe ist Gnade und kann weder erkauft noch bezahlt werden.
  • Um Gnade zu erlangen, muss Selbstgefälligkeit der Demut weichen.
  • Gott will allen Menschen seine Gnade zuteil werden lassen, auch denen im Jenseits.
  • Sakramente sind grundlegende Gnadenmitteilungen Gottes zum Heil“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Kommentar: Wie kann man heute von der Schrift sprechen, ohne von Martin Luther zu sprechen? Wie kann man heute vom Glauben reden, ohne von Martin Luther zu reden? Wie kann man heute von der Gnade predigen, ohne von Martin Luther zu predigen? Ich verzichte an dieser Stelle auf einen ausführlichen Kommentar und verweise stattdessen auf die Posts "4. Sonntag nach Trinitatis" und "Invokavit" 2015 in diesem Blog - solus Christus.

An diesem Sonntag feiern wir den 21. Sonntag nach Trinitatis - Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe.
„Der 21. Sonntag nach Trinitatis wird von der Epistel her bestimmt. Es ist dort die Rede von der "Waffenrüstung Gottes" - Paulus vergleicht die Instrumente des Krieges mit denen des Glaubens. Dem ist das Evangelium von der Feindesliebe entgegengestellt - es handelt sich bei diesem Text allerdings nur um die Zusammenfassung der längeren Liste aus Epheser 6. Der alttestamentliche Text scheint nicht viel mit "geistlicher Waffenrüstung" zu tun zu haben, es sei denn, man betrachtet den Vers 7 als Hinweis auf die Waffe, mit der das jüdische Volk sich im Exil am Leben erhalten hat. Von einer Waffenrüstung zu reden - gleich ob geistlich oder nicht - trifft heute normalerweise auf Befremden. Diese Bilder gehören in eine extremistische Welt, nicht aber in die friedvolle Welt der Kirche. Dabei übersehen wir oft, dass es auch in der Kirche menschlich zugeht und auch dort Waffen benutzt werden - diese sind dann allerdings oft nicht die, von denen Paulus redet.
Die Rede Jesu von der Feindesliebe zeigt uns am 21. Sonntag nach Trinitatis, welche Waffen wir gegen unsere Feinde einsetzen können und sollen. Die Waffe der Liebe hat die Verheißung, dass Gott durch sie wirkt; darum können wir uns getrost auf sie verlassen, auch dann, wenn uns diese Waffe als wirkungslos erscheint“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Ach Gott, vom Himmel sieh darein (BWV 2)
Aus tiefer Not schrei ich zu dir (BWV 38)
Ein feste Burg ist unser Gott (BVV 80)
Was Gott tut, das ist wohlgetan (BWV 98)
Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem Unglauben (BWV 109)
Ich habe meine Zuversicht (BWV 188)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 22, 1-22:
Von Gott verlassen – und dennoch erhört
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber keine Rettung ist in Sicht, ich rufe, aber jede Hilfe ist weit entfernt! Mein Gott! Ich rufe am Tag, doch du antwortest nicht, ich rufe in der Nacht und komme nicht zur Ruhe. Du bist doch heilig, du wohnst dort, wo ´dein Volk` Israel dir Loblieder singt. Unsere Väter setzten ihr Vertrauen auf dich. Sie vertrauten dir, und du hast sie gerettet. Zu dir schrien sie um Hilfe und wurden befreit, sie vertrauten auf dich und wurden nicht enttäuscht. Ich aber bin kein Mensch mehr, nur noch ein Wurm, zum Spott der Leute bin ich geworden, das ganze Volk verabscheut mich. Alle, die mich sehen, verhöhnen mich, sie verziehen den Mund und schütteln den Kopf. »Übergib deine Sache doch dem Herrn«, rufen sie. »Ja, soll Gott ihn doch retten! Er soll ihm helfen – anscheinend hat er ja Gefallen an ihm!« Doch du, ´Herr`, hast mich aus dem Leib meiner Mutter gezogen. Du ließt mich an ihrer Brust Vertrauen fassen. Seit mein Leben begann, bin ich ganz auf dich angewiesen, von Mutterleib an bist du bereits mein Gott. Bleib mir doch jetzt nicht fern! Die Not ist so bedrohlich nah, und da ist niemand, der mir hilft! Gewalttäter haben mich umringt wie eine Herde Stiere, wie mächtige Büffel aus Baschan haben sie mich umstellt. Sie reißen ihr Maul gegen mich auf wie hungrige und brüllende Löwen. Ich fühle mich, als wäre ich hingeschüttet wie Wasser, alle meine Glieder sind wie ausgerenkt. Mein Herz ist wie flüssiges Wachs, das tief in meinem Innern zerschmilzt. Ich bin ohne Kraft, ausgetrocknet wie eine Tonscherbe. Die Zunge klebt mir am Gaumen. Du hast mich in den Staub gelegt, dahin, wo die Toten liegen. Denn ´Menschen` haben mich eingekreist wie Hunde, eine Horde von Gewalttätern umringt mich. Wie sich ein Löwe in seine Beute verbeißt, so halten sie mich fest und geben meine Hände und Füße nicht mehr frei. Ich könnte meine Knochen einzeln zählen; meine Feinde starren mich nur erbarmungslos an. Sie verteilen meine Kleider unter sich und werfen das Los, wer mein Obergewand bekommen soll. Du aber, Herr, bleib nicht fern von mir! Du bist doch meine Kraft, schnell, komm mir zu Hilfe! Entreiße meine Seele dem tödlichen Schwert, rette mein Leben vor den Krallen dieser Hunde! Befreie mich aus dem Rachen des Löwen, rette mich vor den Hörnern der Büffel! Ja, du hast mich erhört! (NGÜ)

Die Epistel steht in Epheser 6, 10-17.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 5, 38-48:
Den Willen Gottes im Gesetz ganz ernst nehmen …
... beim Gebot, nur maßvoll zu vergelten
»Ihr wisst, dass es heißt: ›Auge um Auge, Zahn um Zahn.‹ Ich aber sage euch: Verzichtet auf Gegenwehr, wenn euch jemand Böses tut! Mehr noch: Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halte auch die linke hin. Wenn jemand mit dir um dein Hemd prozessieren will, dann gib ihm den Mantel dazu. Und wenn jemand dich zwingt, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh mit ihm zwei. Wenn jemand dich um etwas bittet, gib es ihm; wenn jemand etwas von dir borgen möchte, sag nicht nein.«
... beim Gebot, den Mitmenschen zu lieben
»Ihr wisst, dass es heißt: ›Liebe deinen Mitmenschen; hasse deinen Feind.‹ Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für alle, die euch verfolgen. So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne scheinen auf böse Menschen wie auf gute, und er lässt es regnen auf alle, ob sie ihn ehren oder verachten. Wie könnt ihr von Gott eine Belohnung erwarten, wenn ihr nur die liebt, die euch ebenfalls lieben? Das tun auch die Betrüger! Was ist denn schon Besonderes daran, wenn ihr nur zu euresgleichen freundlich seid? Das tun auch die, die Gott nicht kennen! Nein, wie die Liebe eures Vaters im Himmel, so soll auch eure Liebe sein: vollkommen und ungeteilt.« (GNB)

Kommentar: Ein Gebet: "Herr unser Gott, du berufst wen du willst und wozu du willst. Denn du hast etwas vor mit jedem Einzelnen und jeder Einzelnen von uns. Gib mir ein Zeichen, damit ich erkenne, was du willst. Herr, ich vertraue darauf, dass das, was du willst, an der Kraft meiner Liebe erkennbar ist. Denn auch sonst steht ja die Liebe unter allem, was es gibt, dir am nächsten. Lass mich auf der Suche nach dem, was ich am meisten lieben kann, nach meiner Vorliebe, nicht sparsam und geizig sein, also nicht den Weg des geringsten Widerstands suchen. Lass mich vielmehr den Weg finden, der Mut erfordert und Lust erforderlich macht zum Wagnis in der Dunkelheit. Lass mich dann deine Hand ergreifen, wenn ich nicht weiterkomme. Führe uns, Herr, durch Ungewissheit und sei du uns dann reiner Jubel in unseren Herzen. Amen" (Berger, 2007, A, 156f).

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