gemalt und fotografiert von Rosemarie Rüttinger, Hettstadt, 2007
Für euch dahingegeben (Das Weizenkorn)
Heute ist der 4. Sonntag der Passionszeit - Lätare. Der Name des Sonntags Lätare leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: "Laetare cum Jerusalem, et exsultate in ea, omnes qui diligitis eam" („Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.“ Jes 66, 10).
Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 132:
Ein Gebet für Gottes Heiligtum und das Königshaus
Ein Wallfahrtslied, gesungen auf dem Weg hinauf nach Jerusalem. Denke an all die Mühe, Herr, die David auf sich genommen hat! Er schwor dem Herrn, legte ein Gelübde ab vor dem starken Gott Jakobs: »So wahr ich lebe: Ich will mein Haus nicht betreten, auf mein Bett will ich mich nicht mehr legen, ich will mir keinen Schlaf mehr gönnen und nicht einmal kurz die Augen schließen, bis ich einen geeigneten Platz gefunden habe für das Haus des Herrn, eine würdige Wohnstätte für den starken Gott Jakobs!« Nie werden wir es vergessen: In Efrata hörten wir von der Bundeslade, und wir fanden sie im Gebiet von Jaar. So lasst uns nun in die Wohnung Gottes gehen und uns zu seinen Füßen anbetend niederwerfen. Mache dich auf, Herr, zu der Stätte, wo du ruhen kannst, du und die Bundeslade, ´das Sinnbild` deiner Majestät! Deine Priester sollen mit Wort und Tat verkünden, was deinem Willen entspricht. Alle, die dir treu sind, sollen in Jubel ausbrechen! David, deinem Diener, zuliebe weise unseren König nicht ab, der von dir gesalbt wurde! Der Herr hat David einen Treueid geschworen, von dem er niemals etwas zurücknehmen wird:»Einen deiner Söhne werde ich ´als deinen Nachfolger` auf den Thron setzen. Wenn deine Söhne sich an meinen Bund halten, an alles, was ich ´in meinem Wort` bezeugt habe und sie lehre, dann sollen auch ihre Nachkommen deine Thronfolger sein, und das für alle Zeiten.« Der Herr hat sich den Berg Zion erwählt, sein Wunsch war es, dass dort seine Wohnstätte sein soll. ´Er hat gesagt`:»Dies ist mein Ruheplatz für alle Zeiten, hier will ich wohnen, denn nach diesem Ort der Ruhe habe ich Verlangen. Die ganze Stadt Zion will ich mit Nahrung reich beschenken, und den Armen dort gebe ich genügend Brot. Zions Priestern schenke ich Rettung, damit sie diese mit Wort und Tat verkünden. Alle, die mir treu sind, sollen in Jubel ausbrechen! Dort will ich die Herrschaft des Königshauses David stärken, für den von mir gesalbten König habe ich hier ein Licht entzündet, das nie verlöschen soll! Seine Feinde stürze ich in Schimpf und Schande, auf seinem Haupt aber soll die Krone erstrahlen.« (NGÜ)
Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Joh 12, 20-26
Vertreter der nichtjüdischen Welt suchen Jesus
Unter denen, die zum Fest nach Jerusalem gekommen waren, um Gott anzubeten, befanden sich auch einige Nichtjuden. Sie gingen zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und sagten zu ihm: »Herr, wir möchten gerne Jesus kennen lernen.« Philippus sagte es Andreas, und die beiden gingen zu Jesus. Er antwortete ihnen: »Die Stunde ist gekommen! Jetzt wird die Herrlichkeit des Menschensohns sichtbar werden. Amen, ich versichere euch: Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Aber wenn es stirbt, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben liebt, wird es verlieren. Wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es für das ewige Leben bewahren. Wer mir dienen will, muss mir auf meinem Weg folgen, und wo ich bin, werden dann auch die sein, die mir gedient haben. Sie alle werden von meinem Vater geehrt werden.« (GNB)
Demgegenüber ist die Lesung und die Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK an diesem Sonntag aus „Rö 5, 10: Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind.“ (LUT)
Rö 5 ist in der LUT überschrieben mit: „Frieden mit Gott“, in ELB mit „Friede mit Gott durch den Glauben an Jesus Christus“, in NGÜ mit „Die Hoffnung derer, die durch Jesus Christus mit Gott versöhnt sind“, in GNB mit „Gottes Liebe als Grund unserer Hoffnung“ und in der EU mit „Die Hoffnung der Glaubenden.“
Die Leitgedanken tragen die Überschrift: „Versöhnt mit Gott“
Begründung: "Das Thema des Gottesdienstes für die Entschlafenen zu Beginn des Monats März weist auf das Heilsangebot hin, das auf das Leiden und Sterben Christi gründet: Sein Opfer ermöglicht dem Menschen mit Gott versöhnt zu werden. Um diese Versöhnung zu erlangen, sind der Glaube an Jesus Christus und die Empfangnahme der Sakramente notwendig" (zitiert aus den o. g. Leitgedanken der NAK).
Am Sonntag „Lätare“ findet in der NAK ein Gottesdienst zum Gedächtnis der Entschlafenen statt. Zur Sonderlehre des sogen. Entschlafenenwesens in der NAK verweise ich auf die einschlägige Literatur. Zum Problem der Apostolizität und der apostolischen Sukzession und zum Thema Eschatologie siehe Schneider, 2006, HB der Dogmatik, Bd. II „Ekklesiologie“, 47ff, insb. 131-134 und "Eschatologie", 378ff. Eine lesenswerte, wenn auch inzwischen leicht veraltete Gesamtdarstellung über die NAK, ist nach wie vor das Buch von Helmut Obst, 1996, Neuapostolische Kirche - die exklusive Endzeitkirche? Einen aktuellen Stand zum Thema "Entschlafenenwesen in der NAK" und zum Stand der Ökumene findet sich in Funkschmidt, Kai (Hg.), 2013, Bewahrung und Erneuerung. Ökumenische Analysen zum neuen Katechismus der NAK, EZW-Texte 228 und Hempelmann, Reinhard (Hg.), 2011, Die NAK und die Ökumene, EZW-Texte 214. Ein Gesamtüberblick zu diesem Themenfeld findet sich bei Joachim Valentin, 2013, Eschatologie. (Gegenwärtig Glauben Denken - Systematische Theologie). Hierin ist auch ein Abschnitt über die NAK (179ff) enthalten.
Für den Sonntag Lätare ist keine Bachkantate vorgesehen. Meine Bachkantate für den heutigen Sonntag soll "Ein feste Burg ist unser Gott" sein (BWV 80; Johann Sebastian Bach 1685-1750).
Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet:
Jesu, meine Freude (T: Johann Franck, 1653; M: Johann Crüger, 1653)
Kommentar: Die zentrale Thematik des Römerbriefes findet sich in Rö 1, 16-17 ("Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht: Es ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt, zuerst den Juden, aber ebenso den Griechen. Denn im Evangelium wird die Gerechtigkeit Gottes offenbart aus Glauben zum Glauben, wie es in der Schrift heißt: Der aus Glauben Gerechte wird leben (Hab 2, 4); EU), wobei Wischmeyer darauf hinweist, "dass der Römerbrief nicht einem ergebnisoffenen Thema gewidmet ist, sondern eine These (...) streng durchführt" (Oda Wischmeyer, 2006, Römerbrief, 248. In: Dies. (Hg.): Paulus. Leben-Umwelt-Werk-Briefe. 241ff).
Der Begriff des (eschatologischen) Rechtsfriedens ist für Paulus ein zentraler. Dadurch, dass Christus die Hölle überwunden hat, hat er auch den Ankläger überwunden und die Versöhnung zwischen Gott und dem Menschen erstritten. Damit ist der Kampf "Gut gegen Böse" entschieden.
Die Parabel vom sterbenden Weizenkorn lässt sich aus unterschiedlichen Perspektiven deuten.
Christologisch-soteriologische Deutung: "Wie das Weizenkorn stirbt, um letztlich neue Frucht zu bringen, so ist auch der Kreuzestod Jesu nicht Selbstzweck, sondern dienst einer höheren Zielrichtung. (...) Der Tod selbst birgt das neue Leben, ist also Voraussetzung und bereits Anfang des Lebens, ist 'Leben aus dem Tod'" (Ruben Zimmermann, Das Leben aus dem Tod (Vom sterbenden Weizenkorn), 811. In: Zimmermann (2007), 804-816).
Der Tod kann in Hinblick auf das benutzte Wort "allein" unter ekklesiologisch-missionarischer Perspektive gedeutet werden. In der Zusammenschau mit der Weinstock-Rede (Joh 15, 1-8) ergibt sich wieder, dass der Tod Jesu einem höheren Zweck dient. In V8 wird die (zukünftige) Verherrlichung des Vaters als Zweck genannt. Mit dem Natur-Bild der Fruchtmetaphorik wird die Nachfolge Jesu als eine Art Generationenfolge (Fruchtfolge) definiert. Wer Früchte in Verbindung mit "dem Weinstock 'Jesus'" bringt, der darf sich JüngerIn Jesu nennen: "Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger" (LUT, Joh 15, 8).
Individualistisch gewendet lässt sich die Parabel auch unter einer asketisch-märtyriologischen Perspektive betrachten, denn "die Vorstellung von der Lebenshingabe für andere oder für eine Sache ist nicht auf das Christusereignis begrenzt. (...) Hier ist an das stoische Konzept des 'guten Todes' oder spezifisch an das Motiv des 'Sterbens für die Freunde' zu denken" (ebenda, 813). "So fremd uns diese Deutungsvariante auf den ersten Blick auch erscheinen mag, führen gerade neue Formen von Sexual-, Nahrungs- oder Arbeitsaskese ihren bleibenden Wahrheitsgehalt vor Augen. Nicht immer das 'Mehr' und die 'Fülle', sondern gerade das 'Weniger' und die 'Halbheiten' können zu Lebensgewinn führen (ebenda, 814).
Die Parabel vom sterbenden Weizenkorn lässt sich aus unterschiedlichen Perspektiven deuten.
Christologisch-soteriologische Deutung: "Wie das Weizenkorn stirbt, um letztlich neue Frucht zu bringen, so ist auch der Kreuzestod Jesu nicht Selbstzweck, sondern dienst einer höheren Zielrichtung. (...) Der Tod selbst birgt das neue Leben, ist also Voraussetzung und bereits Anfang des Lebens, ist 'Leben aus dem Tod'" (Ruben Zimmermann, Das Leben aus dem Tod (Vom sterbenden Weizenkorn), 811. In: Zimmermann (2007), 804-816).
Der Tod kann in Hinblick auf das benutzte Wort "allein" unter ekklesiologisch-missionarischer Perspektive gedeutet werden. In der Zusammenschau mit der Weinstock-Rede (Joh 15, 1-8) ergibt sich wieder, dass der Tod Jesu einem höheren Zweck dient. In V8 wird die (zukünftige) Verherrlichung des Vaters als Zweck genannt. Mit dem Natur-Bild der Fruchtmetaphorik wird die Nachfolge Jesu als eine Art Generationenfolge (Fruchtfolge) definiert. Wer Früchte in Verbindung mit "dem Weinstock 'Jesus'" bringt, der darf sich JüngerIn Jesu nennen: "Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger" (LUT, Joh 15, 8).
Individualistisch gewendet lässt sich die Parabel auch unter einer asketisch-märtyriologischen Perspektive betrachten, denn "die Vorstellung von der Lebenshingabe für andere oder für eine Sache ist nicht auf das Christusereignis begrenzt. (...) Hier ist an das stoische Konzept des 'guten Todes' oder spezifisch an das Motiv des 'Sterbens für die Freunde' zu denken" (ebenda, 813). "So fremd uns diese Deutungsvariante auf den ersten Blick auch erscheinen mag, führen gerade neue Formen von Sexual-, Nahrungs- oder Arbeitsaskese ihren bleibenden Wahrheitsgehalt vor Augen. Nicht immer das 'Mehr' und die 'Fülle', sondern gerade das 'Weniger' und die 'Halbheiten' können zu Lebensgewinn führen (ebenda, 814).
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