Donnerstag, 3. März 2016

Okuli; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 28. Februar 2016


Nachfolge


Heute ist der 3. Sonntag der Passionszeit - Okuli. Der Name des Sonntags Okuli leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: "Okuli mei semper ad Dominum, quoniam ipse evellet de laqueo pedes meos" („Meine Augen sehen stets auf den Herrn; denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen“; Ps 25, 15).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 141:
Ein Abendgebet in Verfolgungszeit
Herr, ich rufe zu dir, komm mir schnell zu Hilfe! Höre auf meine Stimme, wenn ich zu dir rufe! Nimm mein Gebet an wie den Duft geopferten Weihrauchs; und wenn ich meine Hände zu dir emporhebe, dann sei es für dich wie ein Speiseopfer am Abend. Stelle eine Wache vor meinen Mund, Herr, ja, achte auf die Worte, die über meine Lippen kommen. Lass nicht zu, dass mein Herz sich zum Bösen verleiten lässt – sei es in gottlosen Worten oder Taten, dass ich gemeinsame Sache mache mit Leuten, die Übeltäter sind. Nicht einmal kosten will ich von ihren Leckerbissen! Wer nach Gottes Willen lebt, der mag mich strafen – er tut es aus Liebe! Er mag mich zurechtweisen – es ist wohltuend wie Salböl für mein Haupt, und dagegen werde ich mich gewiss nicht wehren! Noch immer begegne ich der Bosheit meiner Feinde mit Gebet. Wenn die Mächtigen unter ihnen die Felswände hinuntergestoßen werden, dann werden meine Worte ´bei den Leuten` wieder willkommen sein. Wie beim Pflügen das Erdreich aufgerissen und verteilt wird, so liegen unsere Gebeine überall zerstreut an den Pforten des Totenreichs. Doch auf dich, Herr, mein Gott, blicken ständig meine Augen, bei dir suche ich Zuflucht – gib mein Leben nicht preis! Bewahre mich vor der Schlinge, die sie mir gelegt haben, und vor den Fallen der Übeltäter! Mögen die Gottlosen sich in ihrem eigenen Netz verfangen, während ich ´unbeschadet` vorbeigehe! (NGÜ)

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Lk 9, 57-62:
Als sie weitergingen, wurde Jesus von einem Mann angesprochen. »Ich will dir folgen, wohin du auch gehst«, sagte er. Jesus erwiderte: »Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel ihre Nester; aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sich ausruhen kann.« Zu einem anderen sagte Jesus: »Folge mir nach!« Er aber antwortete: »Herr, erlaube mir, zuerst noch ´nach Hause` zu gehen und mich um das Begräbnis meines Vaters zu kümmern.« Jesus erwiderte: »Lass die Toten ihre Toten begraben. Du aber geh und verkünde die Botschaft vom Reich Gottes!« Wieder ein anderer sagte: »Ich will dir nachfolgen, Herr; doch erlaube mir, dass ich zuerst noch von meiner Familie Abschied nehme.« Jesus erwiderte: »Wer die Hand an den Pflug legt und dann zurückschaut, ist nicht brauchbar für das Reich Gottes.« (GNB)

Demgegenüber ist die Lesung und die Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK an diesem Sonntag aus „Psalm 95, 6: Kommt, lasst uns anbeten und knien und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat.“ (LUT)

Der Psalm ist in der NGÜ „Öffnet euer Herz dem Reden Gottes“ und in der EU mit „Aufruf zur Treue gegen Gott“ überschrieben.

Die Leitgedanken tragen die Überschrift: „Anbetung, Demut, Fürbitte.“

Begründung: Am 4. Sonntag im Februar steht „die Vorbereitung auf den Gottesdienst für Entschlafene steht im Mittelpunkt. (…) In ihm werden Bitte und Fürbitte thematisiert. Neben der Fürbitte für unerlöste Seelen sollen unsere Gebete die Anbetung Gottes und unsere Demut ihm gegenüber zum Ausdruck bringen: Er ist die Majestät, er allein schenkt Heil und ewiges Leben“ (zitiert aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Für den Sonntag Okuli ist die Bachkantate „Widerstehet doch der Sünde“ (BWV 54) vorgesehen (Johann Sebastian Bach 1685-1750).

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet:
Mir nach, spricht Christus unser Held (T: Johann Scheffler 1668; M: Bartholomäus Gesius 1605, Johann Hermann Schein 1628)

Kommentar: Zur Sonderlehre des sogen. Entschlafenenwesens in der NAK verweise ich auf die einschlägige Literatur. Zum Problem der Apostolizität und der apostolischen Sukzession und zum Thema Eschatologie siehe Schneider, 2006, HB der Dogmatik, Bd. II „Ekklesiologie“, 47ff, insb. 131-134 und "Eschatologie", 378ff. Eine lesenswerte, wenn auch inzwischen leicht veraltete Gesamtdarstellung über die NAK, ist nach wie vor das Buch von Helmut Obst, 1996, Neuapostolische Kirche - die exklusive Endzeitkirche? Einen aktuellen Stand zum Thema "Entschlafenenwesen in der NAK" und zum Stand der Ökumene findet sich in Funkschmidt, Kai (Hg.), 2013, Bewahrung und Erneuerung. Ökumenische Analysen zum neuen Katechismus der NAK, EZW-Texte 228 und Hempelmann, Reinhard (Hg.), 2011, Die NAK und die Ökumene, EZW-Texte 214. Ein Gesamtüberblick zu diesem Themenfeld findet sich bei Joachim Valentin, 2013, Eschatologie. (Gegenwärtig Glauben Denken - Systematische Theologie). Hierin ist auch ein Abschnitt über die NAK (179ff) enthalten.

Das heutige Evangelium stellt vier radikal ethische Anforderungen an diejenigen, die Jesus nachfolgen wollen, was ja historisch (auf Grund des geographischen Raumes) zunächst einmal "lediglich" ein "Mitwandern" bedeutete:
das Ethos der Heimatlosigkeit - das Ethos der Familienlosigkeit - das Ethos der Besitzlosigkeit - das Ethos der Schutzlosigkeit.
Eine dauerhaft heimatlose, familienlose, besitzlos und schutzlose Existenz kann jedoch aus Stellen wie oben nicht abgeleitet werden, sondern es ist eher von vorübergehenden Lebensabschnitten, im Sinne von Missions- oder Verkündigungsreisen, auszugehen, die unter diesen Anforderungen standen (vergl. Stegemann, 2010, 257ff "Soziologie der Jesubewegung"). Die nachösterliche Entsendungsbotschaft hat hier ihren Ursprung (vergl. Mk 16, 15).
Was kann "Nachfolge" heute bedeuten? Nachfolge bedeutet heute eine aktive Nächstenliebe, ein entschiedenes Einlassen auf eine Beziehung. Es geht dann nicht mehr um die Bewahrung der Traditionen (Beerdigungsriten oder Abschiedstraditionen), sondern um ein selbstbestimmtes Einlassen auf das Gegenüber - und das kann dann die Riten, Gebräuche und Traditionen wieder einschließen (vergl. dazu Buber, 1995).

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