Dienstag, 29. März 2016

Quasimodogeniti; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 03. April 2016

Michelangelo Merisi da Caravaggio. Der ungläubige Thomas (1602)

Die neue Geburt (Der Osterzweifel)


„Der Name des Sonntags Quasimodogeniti leitet sich vom Beginn der früheren lateinischen Antiphon ab: Quasi modo geniti infantes, Halleluja, rationabile, sine dolo lac concupiscite. (Wie die neugeborenen Kindlein seid begierig nach der vernünftigen, lauteren Milch; 1. Petr 2, 2). Der Sonntag Quasimodogeniti erinnert uns an die neue Geburt, die wir "durch Wasser und Geist" erfahren, d. h. den Anfang eines neuen Lebens in Christus, nach unserer physischen Geburt. Die Evangelien erzählen weiter von dem Geschehen nach Ostern“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Psalm 122:
Wünscht Jerusalem Frieden und Glück!
Wie sehr habe ich mich gefreut, als andere zu mir sagten:»Lasst uns zum Haus des Herrn pilgern!« Und dann standen wir in deinen Toren, Jerusalem. Jerusalem, wie beeindruckend bist du erbaut – eine Stadt, in der Haus an Haus fest errichtet steht! Dort hinauf zogen schon immer die Stämme ´Israels`,die Stämme des Herrn. Es ist eine feste Ordnung für Israel, dort den Namen des Herrn zu preisen. Denn dort ist auch der Sitz des obersten Gerichts, der Thron des Königshauses Davids Wünscht Jerusalem Frieden! Friede und Glück komme über alle, die dich, Jerusalem, lieben! Ja, Friede herrsche innerhalb deiner Stadtmauern, Ruhe und Glück in deinen Palastanlagen. Wegen meiner Brüder und Freunde ´dort`will ich dir Frieden zusprechen. Weil in dir das Haus des Herrn, unseres Gottes, steht, will ich nur das Beste für dich suchen! (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Joh 20, 19-29:
Jesus zeigt sich seinen Jüngern
Es war Abend geworden an jenem Sonntag. Die Jünger waren beisammen und hatten aus Angst vor den führenden Juden die Türen abgeschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: »Frieden sei mit euch!« Dann zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Als die Jünger den Herrn sahen, kam große Freude über sie. Noch einmal sagte Jesus zu ihnen: »Frieden sei mit euch! Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich nun euch.« Dann hauchte er sie an und sagte: »Empfangt den Heiligen Geist! Wenn ihr jemand die Vergebung seiner Schuld zusprecht, ist die Schuld auch von Gott vergeben. Wenn ihr die Vergebung verweigert, bleibt die Schuld bestehen.«
Jesus zeigt sich Thomas
Als Jesus kam, war Thomas, genannt der Zwilling, einer aus dem Kreis der Zwölf, nicht dabei gewesen. Die anderen Jünger erzählten ihm: »Wir haben den Herrn gesehen!« Thomas sagte zu ihnen: »Niemals werde ich das glauben! Da müsste ich erst die Spuren von den Nägeln an seinen Händen sehen und sie mit meinem Finger fühlen und meine Hand in seine Seitenwunde legen - sonst nicht!« Eine Woche später waren die Jünger wieder im Haus versammelt und Thomas war bei ihnen. Die Türen waren abgeschlossen. Jesus kam, trat in ihre Mitte und sagte: »Frieden sei mit euch!« Dann wandte er sich an Thomas und sagte: »Leg deinen Finger hierher und sieh dir meine Hände an! Streck deine Hand aus und lege sie in meine Seitenwunde! Hör auf zu zweifeln und glaube!« Da antwortete Thomas: »Mein Herr und mein Gott!« Jesus sagte zu ihm: »Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Freuen dürfen sich alle, die mich nicht sehen und trotzdem glauben!« (GNB)

Die Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK an diesem Sonntag ist aus Matthäus 6, 9-10: Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme.“ (LUT)

Die Leitgedanken tragen die Überschrift: „Dein Reich komme“

Begründung: In den Sonntagsgottesdiensten, die im April stattfinden, steht das Vaterunser im Mittelpunkt. An jedem Sonntag in diesem Monat wird eine wesentliche Aussage des Gebets, das uns Jesus Christus gelehrt hat, zum Gegenstand der Predigt. Wir sprechen zwar in jedem Gottesdienst dieses Gebet, doch ist uns sein inhaltlicher Reichtum wohl meist wenig bewusst. Insofern soll dieser Reichtum des „Unser Vater“-Gebets der Gemeinde deutlich und verständlich gemacht werden. In der Predigt am ersten Sonntag im April steht der Beginn des Gebets im Mittelpunkt: Es wird von der Bedeutung des „Reiches Gottes“ gesprochen. Reich Gottes hat eine gegenwärtige und zukünftige Dimension: Es ist in Jesus Christus und seiner Kirche gegenwärtig, zugleich aber ist es zukünftig und erfährt seine Vollendung erst in der neuen Schöpfung“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate „Am Abend aber desselbigen Sabbats“ (BWV 42) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er führte sie erstmals in Leipzig am 8. April 1725 auf. 

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: Frühmorgens, da die Sonn aufgeht (T: Johann Herrmann, 1630; M: Nikolaus Herrmann, 1560)

Kommentar: In der GSB wird das Vater Unser wie folgt übersetz:
"Du, Gott, bist uns Vater und Mutter im Himmel,
dein Name werde geheiligt.
Deine gerechte Welt komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf der Erde.
Das Brot, das wir brauchen,
gib uns heute.
Erlass uns unsere Schulden, wie auch wir denen vergeben,
die uns etwas schuldig sind.
Führe uns nicht zum Verrat an dir,
sondern löse uns aus dem Bösen."

"Deine gerechte Welt komme" steht in einem (scheinbar) scharfen Gegensatz zu Lk 17, 21: "Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch!" Wie in den LG beschrieben, gilt beides. In der Kirche ist das Reich Gottes unter uns, wenn die Gemeinschaft der Heiligen im Doppelgebot der Liebe leben. "Alle, Laien und Kleriker, sind gemäß ihrer je eigenen Stellung in der Kirche zur Ausübung der Sendung berufen. (...) Dein Reich komme und dein Reich ist schon da kann nur verwirklicht werden, wenn sich Kirchen von dem Hierarchiemodell mit einem Papst oder Stammapostel als absoluten Bezugspunkt für die kirchliche Gemeinschaft lösen und konsequent ein Communiomodell verwirklichen, in dem dann die Amtsträger und die (übrigen) Gläubigen in einer lebendigen und wechselseitigen Beziehung zu- und miteinander stehen" (Demel, 2009, 25f).

Ein Gedicht von Erich Fried (Quelle: Erich Fried (1995/2002): Gedichte. München: dtv 12256.

Angst und Zweifel
Zweifle nicht
an dem
der dir sagt
er hat Angst
aber hab Angst
vor dem
der dir sagt
er kennt keinen Zweifel


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