Die betende Kirche
„Der Name dieses 5. Sonntags nach Ostern rührt von den Bittumgängen her, die in vergangener Zeit (und manchenorts noch heute) auf den Feldern für eine gute Ernte vollzogen wurden. Diese Bittumgänge begannen am Sonntag Rogate (= Betet!) und wurden in der damit beginnenden Woche fortgeführt.
Der Sonntag Rogate wird in der evangelischen Kirche als Missionssonntag begangen. Mit ihm beginnt die "Missionsopferwoche".
Der Sonntag Rogate ist der Betsonntag. Dieses Thema wird in den Perikopen vielfach beleuchtet. Auch dieses Thema ist eine Antwort auf das Ostergeschehen: Die Gemeinde ist nun frei durch Jesus Christus, Gott direkt zu bitten, ohne jeglichen Mittler, wie es zuvor notwendig gewesen war. Die Perikopen beleuchten das Thema Gebet nur von dem Aspekt des "Bittens" her, was wohl angemessen ist. Wir sollten aber nicht vergessen, dass zum Gebet auch Dank gehört“ (www.daskirchenjahr.de)!
Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Psalm 93:
Der Herr ist König!
Der Herr ist König, mit Majestät hat er sich bekleidet. Ja, ´festlich` bekleidet hat sich der Herr, mit Stärke hat er sich umgeben wie mit einem Gürtel. Fest gegründet ist die Erde, sie wird nicht wanken. Fest steht auch dein Thron, ´Herr`, von Anfang an. Du bist von Ewigkeit her. Fluten erhoben, Herr, Fluten erhoben ihr donnerndes Tosen, Fluten erhoben ihr mächtiges Brausen. Mächtiger jedoch als das Tosen gewaltiger Wassermassen, majestätischer als die Brandung des Meeres ist der Herr in der Höhe. Was du in deinem Wort bezeugst, darauf kann man sich stets verlassen. Deinem Haus gebührt Heiligkeit, Herr, für alle Zeiten. (NGÜ)
Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Joh 16, 23b-28:
Amen, ich versichere euch: Der Vater wird euch dann alles geben, worum ihr ihn bittet, weil ihr es in meinem Namen tut und euch auf mich beruft. Bisher habt ihr nichts in meinem Namen erbeten. Bittet, und ihr werdet es bekommen, damit eure Freude vollkommen und ungetrübt ist.«
Der Sieg über die Welt
»Ich habe euch dies alles in Andeutungen gesagt, die euch rätselhaft erscheinen müssen. Die Stunde kommt, dass ich nicht mehr in Rätseln zu euch rede, sondern offen und unverhüllt zu euch über den Vater spreche. Dann werdet ihr ihn unter Berufung auf mich bitten. Ich sage aber nicht, dass ich dann den Vater für euch bitten werde; denn der Vater liebt euch. Er liebt euch, weil ihr mich liebt und nicht daran zweifelt, dass ich von Gott gekommen bin. Ich bin vom Vater in die Welt gekommen. Jetzt verlasse ich die Welt wieder und gehe zum Vater.« (GNB)
Die Leitgedanken der NAK tragen die Überschrift: „Hoffnung auf Heil, weil Gott uns liebt“
Die Predigtgrundlage findet sich in „Rö 5, 5: Hoffnung aber lässt nicht zu schanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (LUT)
Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „In der Zeit vor Pfingsten steht die Erwartung des Heiligen Geistes im Mittelpunkt. Deshalb wird im ersten Sonntag im Mai darauf hingewiesen, dass durch die Gabe des Heiligen Geistes, die wir durch die Versiegelung empfangen haben, auch die Liebe Gottes in uns ausgegossen ist. Das heißt, wir haben die Liebe Gottes durch den Empfang des Sakraments in besonderer Weise erfahren dürfen. Doch ist sie nicht unser Besitz, an dem wir eigensüchtig festhalten, sondern ein Geschenk. Dieses wollen wir weitergeben und von ihm sprechen“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).
Auch die NAK nimmt auf das Thema „Mission“ des heutigen Sonntags Bezug.
Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen (BWV 87) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Die Uraufführung war am 6. Mai 1725.
Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: Dir, dir o Höchster, will ich singen (T: Bartholomäus Crasselius 1695; M: Hamburg 1690, Halle 1704).
Kommentar: "Eine exakte Entsprechung für den im 16. Jh. von Jesuiten eingeführten Begriff der 'Mission' findet sich weder im AT noch im NT. Reinbold beschränkt den Missionsbegriff konsequent auf die gezielte, planvoll organisierte Ausbreitung einer Religion unter Menschen, die dieser nicht angehören und unterscheidet davon die so genannte Propaganda, worunter er jene sich auf der Ebene der Mikrokommunikation vollziehende Verbreitung religiöser Überzeugungen im persönlichen oder halboffenen Raum versteht, durch die absichtsvoll oder auch unabsichtlich AnhägerInnen gewonnen werden." Stecker weist weiter darauf hin, dass sich der Christusglaube im NT "maßgeblich über die alltägliche Kommunikation und das lebenspraktische Zeugnis der Gläubigen ausbreitete" (Christian Stecker: Mission. In: Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel, 2009, 389-392).
Aufgabe (Mission) von Kirche ist es, die christliche Botschaft zu bewahren, zu vermitteln, zu deuten und zu festigen und zu vertiefen. Aufgrund von schwindenden Mitgliederzahlen und innerer Verbundenheit mit der Kirche "nimmt die Bedeutung der Kirche als Bewahrerin und Vermittlerin der christlichen Religion gegenwärtig zu. (...) Es würde jedoch dem Charakter des Christentums und seiner Inhalte nicht entsprechen, die christliche Botschaft nur zu konservieren und unverändert weiterzugeben", denn die Heilsbotschaft zielt darauf, dass sie als bedeutungsvoll für das Leben der Menschen erfahren wird. Das wird sie nur, wenn sie sich immer wieder neu und aktuell auf die Lebenssituation der Menschen, an die sie sich richtet, bezieht. "Daher ist eine Deutungsleistung der christlichen Religion gefordert, ohne die sich die christliche Botschaft von der Lebenswelt von Menschen entfernen und musealen Charakter gewinnen würde. (...) Die Kirche muss dafür sorgen, "dass das Evangelium immer wieder auf die jeweilige Situation hin, in der es relevant werden soll, ausgelegt und gedeutet wird, damit der Mensch das Leben potentiell besser verstehen kann" (Hauschildt & Pohl-Patalong (2013): Kirche, 421f.). Für die NAK gilt, dass "Parusie" und "Apostelamt" als Deutungsleistung im obigen Sinne nicht ausreichend sind.
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