Sonntag, 15. Mai 2016

Pfingsten; mit einem Kommentar zu den LG der NAK vom 15. Mai 2016

Die Kirche des Geistes (Die Kirche in der Kraft des Geistes)


"Das Pfingstfest hat seinen Ursprung im jüdischen Festkalender, wo es zunächst das Fest der Darbringung der Erstlingsfrüchte (2. Mose 23, 16) war. Es wird später als "Wochenfest" bezeichnet (2. Mose 34, 22) und (wohl erst in nachalttestamentlicher Zeit) 50 Tage (= Pentekoste = Pfingsten) nach dem Passah-Fest angeordnet (Apg 2, 1).
Die Kirche feierte das Fest schon früh als Fest der Ausgießung des Geistes, und bald bekam es eine eigene Vigilfeier, in der nun neben Ostern ein zweiter Ort für Tauffeiern geschaffen war. Zeitweise wurde das Fest auf acht Tage ausgedehnt (Oktav), später dann auf vier bzw. drei Tage verkürzt.
Die protestantische Kirche übernahm dieses Fest, jedoch ohne Vigil. Es ist der Kirche als ein besonderes wichtiges Fest bis heute erhalten geblieben.
An diesem Tag wird zeichenhaft der Wille Gottes zur Versöhnung der Menschen mit ihm dadurch deutlich gemacht, dass die Sprachverwirrung, die in Babel aufgrund des Turmbaus erfolgte, nun durch die eine Sprache des Geistes überwunden ist.
Am Pfingstfest feiern wir die "Geburt der Kirche". An diesem 50. Tag nach Ostern hat Gott seinen Geist auf die Gemeinde ausgegossen und seitdem nicht von ihr genommen. So denken wir nach über das, was in der Bibel vom Geist Gottes gesagt wird, und erkennen, wie der Geist Gottes auch heute unter uns wirkt" (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Epheser 1, 3-14:
Reich gemacht durch Jesus Christus
Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus! Gepriesen sei er für die Fülle des geistlichen Segens, an der wir in der himmlischen Welt durch Christus Anteil bekommen haben. Denn in Christus hat er uns schon vor der Erschaffung der Welt erwählt mit dem Ziel, dass wir ein geheiligtes und untadeliges Leben führen, ein Leben in seiner Gegenwart und erfüllt von seiner Liebe.Von allem Anfang an hat er uns dazu bestimmt, durch Jesus Christus seine Söhne und Töchter zu werden. Das war sein Plan; so hatte er es beschlossen. Und das alles soll zum Ruhm seiner wunderbaren Gnade beitragen, die er uns durch seinen geliebten ´Sohn` erwiesen hat. Durch ihn, der sein Blut für uns vergossen hat, sind wir erlöst; durch ihn sind uns unsere Verfehlungen vergeben. Daran wird sichtbar, wie groß Gottes Gnade ist; er hat sie uns in ihrer ganzen Fülle erfahren lassen. In seiner Gnade hat er uns auch alle ´nötige` Weisheit und Einsicht geschenkt. Er hat uns seinen Plan wissen lassen, der bis dahin ein Geheimnis gewesen war und den er – so hatte er es sich vorgenommen, und so hatte er beschlossen – durch Christus verwirklichen wollte, sobald die Zeit dafür gekommen war: Unter ihm, Christus, dem Oberhaupt des ganzen Universums, soll alles vereint werden – das, was im Himmel, und das, was auf der Erde ist. Außerdem hat Gott uns – seinem Plan entsprechend – durch Christus zu seinen Erben gemacht. Er, der alles nach seinem Willen und in Übereinstimmung mit seinem Plan ausführt, hatte uns von Anfang dazu bestimmt mit dem Ziel, dass wir zum Ruhm seiner ´Macht und` Herrlichkeit beitragen – wir alle, die wir unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben. Auch ihr gehört jetzt zu Christus. Ihr habt die Botschaft der Wahrheit gehört, das Evangelium, das euch Rettung bringt. Und weil ihr diese Botschaft im Glauben angenommen habt, hat Gott euch – wie er es versprochen hat – durch Christus den Heiligen Geist gegeben. Damit hat er euch sein Siegel aufgedrückt, ´die Bestätigung dafür, dass auch ihr jetzt sein Eigentum seid`. Der Heilige Geist ist gewissermaßen eine Anzahlung, die Gott uns macht, der erste Teil unseres himmlischen Erbes; Gott verbürgt sich damit für die vollständige Erlösung derer, die sein Eigentum sind. Und auch das soll zum Ruhm seiner ´Macht und` Herrlichkeit beitragen. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Joh 14, 23-27:
Jesus antwortete ihm: »Wer mich liebt, wird sich nach meinem Wort richten; dann wird ihn mein Vater lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen. Wer mich nicht liebt, richtet sich nicht nach meinen Worten – und dabei kommen doch die Worte, die ihr gehört habt, nicht von mir, sondern von meinem Vater, der mich gesandt hat. Ich habe euch dies gesagt, solange ich noch bei euch bin. Der Vater wird euch in meinem Namen den Helfer senden, der an meine Stelle tritt, den Heiligen Geist. Der wird euch alles Weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich selbst schon gesagt habe. Zum Abschied gebe ich euch den Frieden, meinen Frieden, nicht den Frieden, den die Welt gibt. Erschreckt nicht, habt keine Angst!" (GNB)

Die Leitgedanken der NAK tragen die Überschrift: Leben und Wandeln in Geist

Die Predigtgrundlage findet sich in „Gal 5, 25: Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln.“ (LUT)

Heute findet in den Gottesdiensten der NAK auch eine Bibellesung statt. Ist ist aus Apg 2,1–4.12–21:
Das Pfingstwunder
Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an "einem" Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. (...) Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein.
Die Pfingstpredigt des Petrus
Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und lasst meine Worte zu euren Ohren eingehen! Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage; sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1-5): »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe der große Tag der Offenbarung des Herrn kommt. Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.« (LUT)

Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „Das Pfingstfest verweist auf das machtvolle Eingreifen Gottes in die Geschichte. Der Heilige Geist begleitet die Kirche Christi durch die Zeit und stärkt die Glaubenden in ihrem Bemühen, nach dem Wohlgefallen Gottes zu leben und sich auf die Wiederkunft Christi vorzubereiten“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „Erschallet ihr Lieder“ (172) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte sie 1714 in Weimar für Pfingsten und führte sie dort in der Schlosskapelle am 20. Mai 1714 zum ersten Mal auf.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Schmückt das Fest mit Maien" (T: Benjamin Schmolck 1715; M: Christian Friedrich Witt 1715). 

Kommentar: Zum Pfingstgeschehen möchte ich an dieser Stelle ausführlicher aus einem Artikel von Michael Welker mit dem Titel "Heiliger Geist“ zitieren:
„Klare Kriterien für die Unterscheidung der Geister und der Erkenntnis des Geistes Gottes geben die Jesaja-Texte, die vom 'Ruhen des Geistes' auf dem vom Gott Erwählten sprechen und die das NT auf Jesus Christus bezieht (Jes 11; 42; 61; z. B. Mt 12, 15-21). Der von Gott Erwählte, auf der der Geist Gottes ruht, bringt Gerechtigkeit, Erbarmen mit den Armen, Leidenden, Schwachen und Verfolgten und wahre Gotteserkenntnis und -verehrung – und zwar für Israel und für die Völker.
Mit der Verbindung von Gerechtigkeit, Schutz der Schwachen und wahrem Gottesdienst wird auf das Gesetz des AT angespielt. Vom sogen. Bundesbuch an (Ex 20, 22-23, 33) bis hin zum Rückblick auf 'das Wichtigste am Gesetz: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Glaube' (Mt 23, 23) wird durch das Gesetz und die Verbindung mit ihm der Zusammenhang von Recht, Erbarmen und dem Gott gemäßen Kult hervorgehoben. Derjenige, auf dem Gottes Geist ruht, bringt die 'Erfüllung des Gesetzes', und er bringt damit Befreiung und Frieden für Israel und den ganzen Erdkreis.
Eine für die Erkenntnis des Heiligen Geistes und seines Wirkens entscheidende Wende erfolgt in den neutestamentlichen Überlieferungen, die besagen: Jesus Christus, der, auf dem Gottes Geist ruht, ist auch der, der den Heiligen Geist 'ausgießt', der 'mit den Heiligen Geist tauft' (Mt 3, 11). Er gibt damit den Menschen Anteil am Geist und sie werden von ihm überkommen. (…) Auch die Rede von der 'Ausgießung des Geistes' findet sich schon im AT (Joel 3, 1ff). Die Pfingstgeschichte Apg 2, 17ff schließt ausdrücklich an Joel an. (…) Das Wunder der Geistausgießung liegt in einem unwahrscheinlichen gemeinsamen Verstehen inmitten sprachlicher, kultureller und sozialer Verschiedenheit. (…)
Der Geist Gottes wirkt also nicht nur durch ein Volk, nicht nur durch eine Kultur oder nur durch die Männer und Frauen oder nur durch die Alten oder nur durch die Herrschenden oder nur durch die Unterdrückten. Der Geist bricht immer wieder einseitige Herrschaftsverhältnisse auf, er führt zu lebendigen Formen von Gemeinschaft und wirkt Freiheit und Frieden unter den Menschen (Welker, 2007. In: Hübener&Orth, Wörter des Lebens. Stichwort: „Heiliger Geist“, 107ff). Zum Sichtwort „Wunder“ verweise ich auf Jürgen Wehnert, 2007. In: Hübener&Orth, 2007, Wörter des Lebens. Stichwort: „Wunder“, 256ff und auf Zimmermann, 2013.

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