Trinitatis 6 (Digitalbild von Rudi Witzke)
Der dreieinige Gott
„Das Wort Trinitatis ist zusammengesetzt aus den lateinischen Worten "Tri" und "unitatis", was so viel bedeutet wie "Drei in Einheit". Es wird damit das theologische Dogma der Dreieinigkeit (die Personen von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist in einem Wesen) zum Ausdruck gebracht. Im Deutschen spricht man dann von der Trinität, die oftmals in Form eines Dreiecks, in dem ein Auge abgebildet ist, zur Darstellung kommt.
Das Trinitatisfest gibt es erst seit etwa 1000 Jahren, wobei es noch über eine längere Zeit Differenzen darüber gab, ob es überhaupt gefeiert werden solle.
Für die protestantische Kirche jedenfalls hat das Trinitatisfest eine größere Bedeutung gewonnen als für die römische Kirche. Es ist das Fest des Glaubensbekenntnisses, und so wurde an diesem Tag das Bekenntnis besonders geehrt durch Gesang und die Verlesung der zwei anderen Bekenntnisse, die nur noch in wenigen Gemeinden gesprochen werden, aber auch zu den Bekenntnisschriften der Lutherischen Kirche gehören: das sog. Nicänum und das Athanasianum.
Mit dem Trinitatisfest erreicht das Kirchenjahr gewissermaßen einen ersten Abschluß. Während in der 1. Hälfte des Kirchenjahres über die bestimmten Offenbarungen Gottes in der Geschichte nachgedacht wurde, ist Trinitatis das Fest, an dem es um das Geheimnis der göttlichen Dreieinigkeit selbst geht. In der dem Fest folgenden Zeit denken wir darüber nach, wie die christliche Gemeinde den Glauben an diesen dreieinigen Gott in ihrem Leben umsetzt.
Das Trinitatisfest leitet die unberechtigterweise sogenannte "festlose Zeit" ein. Selbst ist es jedoch ein sehr bedeutendes Fest, geht es bei der Trinität doch um die dogmatische Erklärung zu dem Phänomen der Gottheit Jesu und des Geistes. Während Geister sonst nur Untertanen der Götter sind, wird hier der Geist zur Gottheit erhoben. Viel problematischer für Nicht-Christen ist immer die Behauptung gewesen, dass Jesus Gottes Sohn und damit Gott ist, also keine Sohnschaft im üblichen Sinne. An diesem Sonntag soll diesem Problem nachgegangen werden, wobei freilich grundsätzlich zu sagen ist, dass die Predigt nicht in eine dogmatische Vorlesung verwandelt werden darf. Am Trinitatisfest geht es vielmehr ganz konkret darum, die Vielfältigkeit, in der Gott unter uns Menschen wirkt, zu feiern.
Die Predigttexte gehen alle nicht direkt auf die Dreifaltigkeit ein, da diese erste dogmatisch wesentlich später entwickelt wurde. Nur trinitarische Formeln (wie "Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes") tauchen im Neuen Testament schon auf.
Am Trinitatisfest denken wir darüber nach, wie sich Gott uns in verschiedenen Gestalten, als Schöpfer im Vater, als Versöhner im Sohn und als Mittler im Geist, offenbart. Dieser Dreifaltigkeit des einen Gottes gehen wir auch im Glaubensbekenntnis nach, ohne recht das unergründliche Geheimnis verstehen zu können. Um so mehr danken wir Gott, dass er uns an diesem Offenbarungsgeschehen auf vielfache Weise teilhaben läßt“ (www.daskirchenjahr.de).
Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 145:
Der Herr ist Schöpfer und König
Ich will dich preisen, mein Gott, o König, und deinen Namen immer und ewig rühmen. Tag für Tag will ich dich preisen und deinen Namen loben für alle Zeiten. Groß ist der Herr, ihm gebührt das höchste Lob; seine Erhabenheit ist unergründlich. Eine Generation rühmt bei der nächsten deine Werke, sie ´alle` verkünden deine machtvollen Taten. Von der herrlichen Pracht deiner Majestät will ich sprechen, und über deine Wunder will ich nachsinnen. Alle sollen von deinen gewaltigen, ehrfurchtgebietenden Taten reden, und ich will erzählen, welch großer Gott du bist Mit überschwänglichen Worten erinnern die Menschen an deine große Güte, jubelnd preisen sie deine Treue. Gnädig und barmherzig ist der Herr, er gerät nicht schnell in Zorn, sondern ist reich an Gnade. Der Herr ist gütig zu allen, und sein Erbarmen gilt jedem seiner Geschöpfe. Herr, alles, was du erschaffen hast, lobt dich, und die Menschen, die dir treu sind, preisen dich. Sie verkünden, wie majestätisch deine Königsherrschaft ist, und geben Zeugnis von deiner Macht. Sie wollen den Menschen Gottes gewaltige Taten bekannt machen und auch die Pracht und Herrlichkeit seines Königreiches. Dein Königreich ist ein ewiges Reich, deine Herrschaft besteht jetzt und in allen künftigen Generationen. Der Herr stützt alle, die zu fallen drohen, und alle Gebeugten richtet er wieder auf. Erwartungsvoll blicken die Augen aller Lebewesen auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Du öffnest ´freigebig` deine Hand und sättigst alles, was lebt, mit deinen guten Gaben. Der Herr ist gerecht in all seinem Handeln und gütig in all seinen Taten. Nahe ist der Herr denen, die zu ihm rufen, allen, die ihn aufrichtig anrufen. Er erfüllt das Sehnen und Wünschen derer, die Ehrfurcht vor ihm haben; er hört, wenn sie um Hilfe schreien, und rettet sie. Der Herr behütet alle, die ihn lieben, aber die ihn missachten, vernichtet er. Aus meinem Mund soll das Lob des Herrn erklingen, alle Menschen sollen seinen heiligen Namen immer und ewig preisen. (NGÜ)
Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Joh 3, 1-13:
Jesus und Nikodemus
Einer von den Pharisäern war Nikodemus, ein Mitglied des jüdischen Rates. Eines Nachts kam er zu Jesus und sagte zu ihm: »Rabbi, wir wissen, dass Gott dich gesandt und dich als Lehrer bestätigt hat. Nur mit Gottes Hilfe kann jemand solche Wunder vollbringen, wie du sie tust.« Jesus antwortete: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von oben her geboren wird, kann Gottes neue Welt zu sehen bekommen.« »Wie kann ein Mensch geboren werden, der schon ein Greis ist?«, fragte Nikodemus. »Er kann doch nicht noch einmal in den Mutterschoß zurückkehren und ein zweites Mal auf die Welt kommen!« Jesus sagte: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von Wasser und Geist geboren wird, kann in Gottes neue Welt hineinkommen. Was Menschen zur Welt bringen, ist und bleibt von menschlicher Art. Von geistlicher Art kann nur sein, was vom Geist Gottes geboren wird. Wundere dich also nicht, dass ich zu dir sagte: ›Ihr müsst alle von oben her geboren werden.‹ Der Wind weht, wo es ihm gefällt. Du hörst ihn nur rauschen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So geheimnisvoll ist es auch, wenn ein Mensch vom Geist geboren wird.« »Wie ist so etwas möglich?«, fragte Nikodemus. Jesus antwortete: »Du bist ein anerkannter Lehrer Israels und weißt das nicht? Amen, ich versichere dir: Wir sprechen über Dinge, die wir kennen, und bezeugen das, was wir gesehen haben. Aber keiner von euch ist bereit, auf unsere Aussage zu hören. Wenn ich zu euch über die irdischen Dinge rede und ihr mir nicht glaubt, wie werdet ihr mir dann glauben, wenn ich über die himmlischen Dinge mit euch rede?« (GNB)
Die Leitgedanken der NAK für den Sonntag Trinitatis tragen die Überschrift: „Eins mit Christus und untereinander“
Die Predigtgrundlage findet sich in „Joh 17, 21-22: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind.“ (LUT)
Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „Der Sonntag nach Pfingsten ist der Dreieinigkeit (Trinitatis) gewidmet. Ab Pfingsten ist die Selbstoffenbarung Gottes voll endet, er hat sich als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist kundgetan. Die drei göttlichen Personen sind eins und an dieser Einheit wollen wir uns orientieren“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).
Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „O heiliges Geist- und Wasserbad“ (BWV 165) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er schrieb sie in Weimar für Trinitatis und führte sie am 16. Juni 1715 zum ersten Mal auf.
Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „O lieber Herre Jesu Christ (T: Michael Weisse 1531; M: 13. Jh., Jistebnitz um 1420, Böhmische Brüder 1501/1531).
Kommentar: Nach ELB ist die Mission „das Strukturprinzip der Gemeinde Jesu; die Einheit der Gemeinde hat Vorrang, damit die Welt glauben kann; diese Einheit hat die Gemeinde aber nicht in sich, sondern im dreieinigen Gott; die Einheit von Vater und Sohn ist Urbild, Vorbild und Voraussetzung für die Einheit in der Gemeinde“ (1420).
In unserem Kulturkreis, in dem Christenverfolgung weitgehend bedeutungslos geworden ist, hat diese geforderte Einheit ein Doppelgesicht. Christliche Gemeinden, die sich nicht auf den Dreieinigen Gott beziehen, sind keine christlichen Gemeinden, der Bezug zur Trinität ist die notwendige und hinreichende konstituierende Bedingung für Gemeinden, wobei, wie Kurt Flasch (2015) in seinem Buch "Warum ich kein Christ bin" überzeugend darlegt, dass die Trinitätslehre nicht im NT steht. Sie ist eine "inkongruente Konstruktion" des 4. und 5. Jh (259). Christliche Gemeinden müssen aber auch eine Ausstrahlung haben. Einem Bonmot zur Folge (leider ist mir der Autor entfallen), ist es für Nicht-Christen unmöglich zu Gott zu finden, da sie einer freudlosen Christenheit gegenüber stehen. Einheit und Freude gehört also zusammen. Der zweite Aspekt ist aber auch eine notwendige und zu erfüllende Einheit der Christenheit. Christen werden also nur gemeinsam, in der Ökumene, der geforderten Einheit zwischen Vater und Sohn und Geist gerecht. Nur so ist ein gültiges Abbild erreichbar.
’’Wer glaubt ein Christ zu sein, nur weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.‘‘ Albert Schweitzer
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