Donnerstag, 24. August 2017

13. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 10.09.2017

Morgen sind wir tolerant, tolerant, tolerant
und finden selbst die größten Idioten interessant
wir reichen jedem Arsch die Hand, und was uns stört in diesem Land
das wird ab morgen nicht mehr eine Schweinerei genannt.
Ab morgen sind wir positiv, und nicht mehr so auf dem qui-vive
wir rücken nichts mehr gerade, nein, wir lassen alles schief, na klar!
Fortan glauben wir an Lügen, weil sie in der Zeitung steh'n
greifen nichts mehr mit Kritik an - was geht uns die Politik an?
Haben wir uns nicht schon oft genug die Finger dran verbrannt?
Das wird anders: morgen sind wir tolerant.
(Text von Robert Long)

Der barmherzige Samariter


Wochenspruch: Mt 25, 40
„Und der König [Jesus Christus] wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. “ (LUT)
„Darauf wird der König [Jesus Christus] ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. “ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 112
Preis der Gottesfurcht
Halleluja! Wohl dem, der den HERRN fürchtet, der große Freude hat an seinen Geboten! Sein Geschlecht wird gewaltig sein im Lande; die Kinder der Frommen werden gesegnet sein. Reichtum und Fülle wird in ihrem Hause sein, und ihre Gerechtigkeit bleibt ewiglich. Den Frommen geht das Licht auf in der Finsternis, gnädig, barmherzig und gerecht. Wohl dem, der barmherzig ist und gerne leiht und das Seine tut, wie es recht ist! Denn er wird niemals wanken; der Gerechte wird nimmermehr vergessen. Vor schlimmer Kunde fürchtet er sich nicht; sein Herz hofft unverzagt auf den HERRN. Sein Herz ist getrost und fürchtet sich nicht, bis er auf seine Feinde herabsieht. Er streut aus und gibt den Armen; / seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich. Sein Horn wird erhöht mit Ehren. Der Frevler wird's sehen und es wird ihn verdrießen; / mit den Zähnen wird er knirschen und vergehen. Denn was die Frevler wollen, das wird zunichte. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 10.09.2017 ist aus „Römer 14,19: Darum lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage steht in dieser Wortumgebung (Römer 14-15,13):
Von den Schwachen und Starken im Glauben
Den Schwachen im Glauben nehmt an und streitet nicht über Meinungen. Der eine glaubt, er dürfe alles essen. Der Schwache aber isst kein Fleisch. Wer isst, der verachte den nicht, der nicht isst; und wer nicht isst, der richte den nicht, der isst; denn Gott hat ihn angenommen. Wer bist du, dass du einen fremden Knecht richtest? Er steht oder fällt seinem Herrn. Er wird aber stehen bleiben; denn der Herr kann ihn aufrecht halten. Der eine hält einen Tag für höher als den andern; der andere aber hält alle Tage für gleich. Ein jeder sei seiner Meinung gewiss. Wer auf den Tag achtet, der tut's im Blick auf den Herrn; wer isst, der isst im Blick auf den Herrn, denn er dankt Gott; und wer nicht isst, der isst im Blick auf den Herrn nicht und dankt Gott auch. Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei. Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. Denn es steht geschrieben (Jesaja 45,23): »So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir sollen sich alle Knie beugen, und alle Zungen sollen Gott bekennen.« So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben. Darum lasst uns nicht mehr einer den andern richten; sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite. Ich weiß und bin gewiss in dem Herrn Jesus, dass nichts unrein ist an sich selbst; nur für den, der es für unrein hält, für den ist es unrein. Wenn aber dein Bruder wegen deiner Speise betrübt wird, so handelst du nicht mehr nach der Liebe. Bringe nicht durch deine Speise den ins Verderben, für den Christus gestorben ist. Es soll doch nicht verlästert werden, was ihr Gutes habt. Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist. Wer darin Christus dient, der ist Gott wohlgefällig und bei den Menschen geachtet. Darum lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander. Zerstöre nicht um der Speise willen Gottes Werk. Es ist zwar alles rein; aber es ist nicht gut für den, der es isst mit schlechtem Gewissen. Es ist besser, du isst kein Fleisch und trinkst keinen Wein und tust nichts, woran dein Bruder Anstoß nimmt. Den Glauben, den du hast, habe für dich selbst vor Gott. Selig ist, der sich selbst nicht verurteilen muss in dem, was er gut heißt. Wer aber zweifelt und dennoch isst, der ist schon verurteilt, denn es kommt nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde. Wir aber, die wir stark sind, sollen die Schwächen derer tragen, die nicht stark sind, und nicht Gefallen an uns selber haben. Ein jeder von uns lebe so, dass er seinem Nächsten gefalle zum Guten und zur Erbauung. Denn auch Christus hatte nicht an sich selbst Gefallen, sondern wie geschrieben steht (Psalm 69,10): »Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.« Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben. Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, wie es Christus Jesus entspricht, damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus. Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre. Denn ich sage: Christus ist ein Diener der Beschneidung geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind; die Heiden aber sollen Gott die Ehre geben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht (Psalm 18,50): »Darum will ich dich loben unter den Heiden und deinem Namen singen.« Und wiederum heißt es (5. Mose 32,43): »Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!« Und wiederum (Psalm 117,1): »Lobet den Herrn, alle Heiden, und preisen sollen ihn alle Völker!« Und wiederum spricht Jesaja (Jesaja 11,10): »Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais, und der wird aufstehen, zu herrschen über die Völker; auf den werden die Völker hoffen.« Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes. (LUT)

Kommentar:
Im Mittelpunkt der Verkündigung am 13. Sonntags nach Trinitatis steht die Parabel vom barmherzigen Samariter.
Die Parabel hat eine "immense Wirkungsgeschichte." Der Text bietet in seiner Prägnanz und Apellstruktur Auslegungspotenziale in ganz unterschiedliche Richtungen (christologisch-theologisch, anthropologisch-psychologisch, ethisch, ethnologisch-anthropologisch, diakonisch (siehe dazu ausführlich Zimmermann (2007), "Berührende Liebe (Der barmherzige Samariter). In: Zimmermann, 2007, 538-555).

Aus mindestens zwei unterschiedlichen Perspektiven lässt sich die Frage, wer denn nun mein nächster ist, beantworten:
  • aus Sicht des Samariters ist derjenige, der "unter die Räuber" gefallen ist, der Nächste - der Gestrandete, der Verletzte, der Gekränkte. Aus christologisch-theologischer Perspektive wird aus dem Samariter "Christus" als derjenige, der der einzige Helfer ist;
  • aus Sicht des Opfers, ist der Helfer der Nächste. Aus christologisch-theologischer Perspektive wird dann Christus resp. Gott zum Nächsten für den Menschen.
Auf diese Weise fällt das Doppelgebot der Liebe dann ineinander.

Die Auswahl des Predigttextes in den Gottesdiensten der NAK für den heutigen Sonntag wird so begründet: „Die ersten drei Gottesdienste im Monat September folgen der Themenreihe ‚Friede durch Christus.‘ Am zweiten Sonntag werden wir eingeladen, an der Erbauung der Gemeinde mitzuwirken. Dazu gilt es zunächst, Frieden mit Gott und dem Nächsten zu bewahren. Nutzen wir die gottesdienstliche Gemeinschaft, um einander zu begegnen und uns zu vergeben. Ehrsucht, Machthunger und egoistische Haltungen können so überwunden werden und erbauender Friede in der Gemeinde entsteht“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 9/17, 3).

In der Interpretation setzt die NAK den Schwerpunkt auf den Frieden in der „gottesdienstlichen Gemeinschaft.“ Frieden wird nicht in universeller Hinsicht interpretiert und ausgebreitet, sondern auf der lokalen Ebene der Gemeinde entfaltet. Die Lokalgemeinde wird als „Leib Christi“ (fehl-) interpretiert.
Die Predigtgrundlage ist den sogen. „allgemeinen Mahnungen“ des Rö entnommen. Aufgefordert wird zur Toleranz und zum friedfertigen Miteinander. Ein Bezug zum Evangelium des heutigen Sonntags wird nicht hergestellt.
Toleranz versteht Lohmann als „Anerkennung der anderen als gleichberechtigte Person; Respekt vor ihren Auffassungen, sofern nicht die Grenzen des Tolerierbaren überschritten sind“ (z. B. sexistische oder rassistische Anschauungen und Äußerungen). (…) Toleranz beinhaltet resp. setzt eine gewisse „Selbstrelativierung“ voraus. „Die Religion fördert im Prinzip eine solche Selbstrelativierung, da sie den Menschen zu einer transzendenten Realität und gleichberechtigten Mitgeschöpfen in Beziehung setzen“ (Lohmann (2007), 231. In: Hübener & Orth (Hg.): Wörter des Lebens. Stichwort: Toleranz, 230f).
Diese Selbstrelativierung ist nicht lediglich von den Gemeindemitgliedern zu fordern, sondern auch von der Amtskirche. Sie wächst von oben nach unten und wird in der NAK schmerzlich vermisst.

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