Sonntag, 19. Januar 2014

Kommentar zu den LG vom 26.01.2014

Die Leitgedanken für die Predigt haben die Überschrift:Jesus Christus, unser Fürsprecher.“
Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist 1. Joh 2, 1: „Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.“
Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir brauchen Jesus Christus als Fürsprecher beim Vater.“
Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Der erste Johannesbrief wendet sich gegen eine damals herrschende Auffassung in der Gemeinde, dass die Gemeinschaft mit Christus automatisch Sündlosigkeit beinhalten würde. Der Brief weist den Menschen darauf hin, dass er sündig ist und der Fürsprache Jesu Christi bedarf. In manchen Bibelübersetzungen werden die Worte ‚Fürsprecher‘, ‚Tröster‘, ‚Helfer‘ und ‚Mittler‘ synonym benutzt. Das griechische Wort ‚Paraklet‘ kann auch mit ‚Beistand‘ übersetzt werden.“
Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • "Abram spricht vor Gott für die Gerechten in Sodom.
  • Unser Fürsprecher ist Jesus Christus, der uns aus Liebe vor Gott vertritt.
  • Seine Fürsprache ist uns deshalb Ansporn, die Sünde mehr und mehr zu meiden. Dies zeigt sich in Einsicht, Reue und der Bereitschaft, Gott wohlgefällig zu handeln“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Die LG zitieren 1 Joh 2, 1 nicht vollständig. Er lautet in der in den LG üblicherweise benutzten Luther-Übersetzung: Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.“ So wird dann auch in den Ausführungen der LG der Bezug zu Joh 1, 1 hergestellt. Hier wird die Auffassung problematisiert, dass der Glaube an Christus zur Sündlosigkeit führe, diese sozusagen beinhalte. Dies nennt der Verfasser des Johannes Briefes eine Irrlehre. Die Wahrheit des christlichen Glaubens zeige sich für den einzelnen gerade darin, „dass ein Christ weiß: Er ist und bleibt als Mensch Sünder, der darauf angewiesen ist, dass Christi Blut in reinigt“ (aus: Elberfelder Bibel mit Erklärungen, 2010, 1634). Wenn der Verfasser auf Jesus als Parakleten hinweist, dann meint er die Rolle des Erhöhten, die genau das bewirkt (siehe im Gegensatz dazu: Kroeger, Matthias, Im religiösen Umbruch der Welt: Der fällige Ruck in den Köpfen der Kirche, 2005, 125ff).
Die theologische Gesamtschau des 1 Joh betont allerdings eher den engen Zusammenhang zwischen Bekenntnis und Liebe (vergl. Das Neue Testament und frühchristliche Schriften. Übersetzt und kommentiert von Klaus Berger & Christiane Nord, 2001). „Wer glaubt, in Jesus Christus bleibt und Anteil an diesem Gott hat, der Licht, Liebe und Wahrheit ist, der wird selbstverständlich selbst im Licht wandeln, die Wahrheit tun und den Bruder lieben“ (aus: Elberfelder Bibel mit Erklärungen, 2010, 1633).

Am 26.01.2014 feiern wir den 3. Sonntag nach Epiphanias -Der Heiden Heiland- und hören die Geschichte vom Hauptmann zu Kapernaum. Gott tut auch unter den Heiden wunderbare Dinge. „Wir erkennen, dass wir selbst nicht zum jüdischen Volk gehören, und danken Gott, dass er uns durch Jesus zu Miterben seines Volkes berufen hat (Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 33). Dieser Sonntag wird auch als „Bibelsonntag“ bezeichnet und gefeiert.

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist der Ps 41

„Gebet eines Kranken:

Ein Lied Davids. Wie glücklich sind alle, die für die Hilflosen sorgen! Wenn sie in Not geraten, holt der Herr sie heraus und erhält sie am Leben; alle im Land werden sie glücklich preisen. Der Herr überlässt sie nicht der Willkür ihrer Feinde. Wenn Krankheit sie niederwirft, steht der Herr ihnen bei und hilft ihnen wieder auf. Weil ich das weiß, sage ich: Herr, hab Erbarmen mit mir und mach mich wieder gesund! Denn gegen dich habe ich mich vergangen! Meine Feinde sind grausam, sie fragen: ‚Wann ist er endlich tot, damit man ihn schnellstens vergisst?‘ Wenn mich überhaupt noch einer von ihnen besucht, dann tut er es in böser Absicht: Er sucht nach Beweisen für meine Schuld; kaum ist er wieder draußen, verleumdet er mich. Alle, die mich hassen, stecken ihre Köpfe zusammen; einmütig ziehen sie über mich her und reden schon von meinem Ende: ‚Den lässt die Hölle nicht mehr los, sein Bett verlässt er nur noch als Toter!‘ Sogar mein Freund, dem ich Vertrauen schenkte, der bei mir von meinem Brot gegessen hat – auch er hat sich nun gegen mich gewandt! Du aber hab Erbarmen mit mir, Herr, richte mich doch wieder auf, damit ich sie zur Rechenschaft ziehe! Wenn das Siegesgeschrei meiner Feinde verstummt, dann weiß ich, dass du es gut mit mir meinst. Weil ich schuldlos bin, hältst du zu mir und lässt mich für immer in deiner Nähe leben. Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, vom Anfang der Zeiten bis in alle Zukunft! Amen, so soll es sein“ (zitiert aus: Die Gute Nachricht. Die Bibel in heutigem Deutsch, 1982).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mt 8, 5-13

"Der Hauptmann von Kafarnaum

Als Jesus nach Kafarnaum kam, trat der Hauptmann ´einer dort stationierten Einheit` an ihn heran und bat ihn um Hilfe. ‚Herr‘, sagte er, ‚mein Diener [hier kann auch „Sohn“ gemeint sein!] liegt gelähmt und mit furchtbaren Schmerzen bei mir zu Hause.‘ Jesus erwiderte: ‚Ich will kommen und ihn heilen.‘ [Genauer wäre: „Soll ich (etwa) kommen, um ihn zu heilen?!“ wie es auch die Gute Nachricht Bibel und die Bibel in gerechter Sprache übersetzen, da diese Übersetzungen die Verwunderung über die Frage passender wiedergeben.] ‚Herr‘, sagte daraufhin der Hauptmann, ‚ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst; doch sprich nur ein Wort, und mein Diener wird gesund. Ich unterstehe ja selbst dem Befehl eines anderen und habe meinerseits Soldaten unter mir. Wenn ich zu einem von ihnen sage: ›Geh!‹, dann geht er, und wenn ich zu einem sage: ›Komm!‹, dann kommt er; und wenn ich zu meinem Diener sage: ›Tu das und das!‹, dann tut er es.‘ Diese Antwort erstaunte Jesus, und er sagte zu denen, die ihm folgten: ‚Ich versichere euch: In ganz Israel habe ich bei keinem solch einen Glauben gefunden. Ja, ich sage euch: Viele werden von Osten und Westen kommen und sich mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch setzen. Aber die Bürger des Reiches werden in die Finsternis hinausgeworfen, dorthin, wo es nichts gibt als lautes Jammern und angstvolles Zittern und Beben.‘ Hierauf wandte sich Jesus zu dem Hauptmann und sagte: ‚Du kannst nach Hause gehen. Was du geglaubt hast, soll geschehen.‘ Und zur gleichen Zeit wurde der Diener gesund“ (Neue Genfer Übersetzung: Neues Testament mit Psalmen, 2011).

In der Auslegungstradition wird darauf hingewiesen, dass es sich bei der oben zitierten Heilungsgeschichte nicht um eine Wundererzählung im engeren Sinne handeln würde, sondern eher um eine Ansammlung treffend formulierte Aussprüche oder Denksprüche (Apophthegmata).
Aus kerygmatischer Perspektive wird die Betonung auf den Glauben des Hauptmannes gelegt und hervorgehoben, wie durch das unbegrenzte Vertrauen zu dem Wort Jesu die wahre Gotteskindschaft zustande kommt. Die Erfüllung der Bitte gibt uns heute Mut für die eigenen Bitten und zum eigenen Glauben.

Neben dem Glauben kommt es aber auch auf das tatsächliche Handeln an: „Der bittende Hauptmann hat sich Jesus unterstellt und sich für einen Geliebten erniedrigt und es ist dieses Vorgehen, das Jesus anerkennt“ (Zimmermann, Ruben (Hg), Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen. Bd I: Die Wunder Jesu, 2013, 393-401).


Johann Sebastian Bach (1685-1750): "Was mein Gott will, das g'scheh allzeit." Eingangschor der Kantate am 3. Sonntag nach Epiphanias (BWV 111).

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